Die können jetzt fast alles: Yamaha Tracer 7 und Tracer 7 GT im ersten Test

So fährt die neue Yamaha Tracer 7
:
Spürbar besser und schwerer geworden

© Yamaha Europe 11 Bilder

Feinschliff mit Wirkung. Yamaha frischt die beiden Tracer 7 Modelle auf. Neues Fahrwerk, neue Ergonomie und neue Ausstattung.

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Matrix-Licht, automatisiertes Getriebe, E-Fahrwerk: Nein, die großen Technik-Innovationen bleiben der neuen Yamaha Tracer 7 vorent- und der 9er-Tracer-Familie vorbehalten. Verzeihlich, denn hier "unten" drückt man in Sachen Features gerne mal das ein oder andere Auge zu, um in Sachen Preis-Leistung aber umso genauer hinzuschauen.

Im Grunde kaum Neues

Sehr genau hat Japan ganz sicher auch auf die Verkaufszahlen der Yamaha Tracer 7 geschaut, und da war die Performance hierzulande zuletzt nicht allzu berauschend.

Kurze Standortbestimmung für die neue Tracer 7: Das Fahrdynamik-Erbe der zugrundeliegenden MT-07 ist seit jeher über alle Zweifel erhaben. Also wurde der 689-er Twin einmal auf Euro 5+ gebürstet, der Antriebsstrang ein wenig geglättet und fertig. Anders sieht es im Hinblick auf Tourentauglichkeit und Souveränität aus. Hier gab es bei der fast schon über quirligen Tracer noch Luft nach oben.

Neue Touring-Qualitäten für die kleine Tracer

Vermutlich unzählige Meetings und Prototypen später sehen wir von den vielen Updates an der neuen Yamaha Tracer 7 zunächst wenig. Abseits der neuen 41-Millimeter-Upside down-Gabel und der radial- statt axial verschraubten Bremssättel sticht hauptsächlich an der Basis-Tracer wenig ins Auge.

Anders beim Aufsitzen. Der Lenker ist erneut gewachsen (50 Millimeter breiter, 30 Millimeter höher), der neu geformte Tank ebenso (jetzt 18 Liter) und die neue zweigeteilte Sitzbank bietet mehr Grip für den Fahrer und deutlich mehr Platz für die Begleitung der Wahl.

Wer ganz genau hinsieht, erspäht noch die schrittweise über die MT- und Tracer-Plattform ausgerollten, deutlich intuitiveren Schalterarmaturen samt serienmäßigem Tempomat. Auch recht unauffällig zeigen sich optisch die 40 Millimeter mehr Schwingenlänge, welche den Radstand gegenüber der zugrundeliegenden MT-07 übrigens um satte 100 Millimeter verlängert. Im Hinblick auf Elektronik gibt es tatsächlich ein kleines, aber echtes Technik-Novum: Im schon bekannten 5-Zoll-TFT versteckt sich jetzt auch die Verwaltung von drei Fahrmodi und der Traktionskontrolle sowie die Option, sich per angebundener App navigieren zu lassen.

Im Video: Yamaha Tracer 7 & Tracer 7 GT (2025) 1:27 Min.

Top-Version deutlich aufgefrischt

Etwas leichter wird die Suche nach Neuerungen bei der Luxusvariante Yamaha Tracer 7 GT. Der stattlich angewachsene Windschild (60 Millimeter höher) und die deutlich voluminöseren, von der 9er-GT übernommenen Koffer (je 30 Liter Volumen) fallen sofort ins Auge. Auch das Handrad zur komfortablen Verstellung der Vorspannung am Federbein und der serienmäßig verbaute Hauptständer registrieren Tourenfreunde schnell und voller Freude. Kommt eher hintenrum, aber ebenfalls richtig gut: Heizgriffe, die auf Wunsch yamaha-typisch 10-fach justierbar sind.

So fährt die neue Tracer 7

So viel zur Theorie, wie sieht aber die Praxis aus? Überwiegend sehr erfreulich, so viel sei schon verraten. Die feinjustierte Ergonomie der neuen Yamaha Tracer 7 gefällt bei 1,80 Meter und nicht allzu spezieller Dimensionierung der üblichen Extremitäten auf Anhieb, insbesondere der breite Lenker erweist sich (mal wieder) als Garant für ein erwachsenes und souveränes Gefühl im Sattel.

Dank der neuen Armaturen mit Steuerkreuz lassen sich Bordelektronik und Telematik intuitiv bedienen, zumal es bei der Tracer 7 deutlich weniger zu verwalten gibt als bei der großen Tracer. Drei Motormappings (PWR 1 bis 3) und drei Reaktionsschwellen für die Traktionskontrolle (TCS 1,2 und aus) lassen sich entweder über zwei fixe (Street, Sport) oder einen Custom-Fahrmodus in allen Varianten kombinieren. Dank des dediziertem Buttons problemlos während der Fahrt.

Ein Extralob verdient die kostenlose Navigation per App: Funktionierte im Test reaktionsschnell, treffsicher sowie ohne Aussetzer und fügte sich per Karten- oder Pfeildarstellung immer gut ins TFT-Cockpit ein.

Fahrbericht: Yamaha Tracer 9 GT+ 26:51 Min.

Neue Kupplung, alter Charme

Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass sich der famose CP2-Antrieb vom anfänglichen Raubautz am Gas spätestens jetzt zum vollendeten Schmusekater entwickelt hat. In allen drei Mappings der neuen Yamaha Tracer 7 lässt er sich weich und ruckfrei an die Leine nehmen, die linear steigenden Vibrationen ab 6.000 Touren kann man ob der frühen Drehmomentfülle oft umgehen.

Überhaupt: Hohe Laufkultur, satter Druck von oben bis unten und ein nahezu komplett nutzbares Drehzahlband: Diese knapp 75 PS holen nach wie vor alles raus, was geht. Und die Peripherie ist immer noch ihr willfähriger Erfüllungsgehilfe. Die neue Slipper-Kupplung lässt sich nun wirklich butterweich betätigen und unterbindet jedes mögliche Hinterradstempeln beim Herunterschalten, zu dem der saftige Motor schon immer fähig war.

Dazu passt auch das abermals überarbeitete, zwar nicht knackig-kurze, aber sehr leichtgängige und präzise Getriebe. So easy ließ sich das Powerpaket der kleinen Tracer noch nie anzapfen.

Neu im Mittelgewicht angekommen

Und auch nicht so geschmeidig auf die Straße massieren. Die 200 Kilo sind zwar mittlerweile gerissen (203 Kilogramm fahrfertig), aber unter mangelnder Beweglichkeit leidet die Tracer 7 bisher nicht.

Die Befriedungsmaßnahmen im Chassis zeigen zwar spürbar ihre Wirkung, das Einlenken ist nicht mehr ganz so telepathisch wie bislang, aber dafür fehlt ihr jetzt jeder Anflug von Nervosität. Sie liegt satt im Radius, die Pneus (Michelin Pilot Road 6 GT) grippen schnell und stark und auch heftig ambitioniertes Umlegen in schneller Abfolge bringt das Gesamtsystem nicht aus dem Konzept.

Selbst die Federelemente knicken nicht ein, obwohl sie insgesamt eher komfortabel abgestimmt sind. Lediglich funkt das Federbein kurze Schläge zwar transparent aber noch nicht störend Richtung Rückenkette.

Im Video: Yamaha Tracer 9, GT und GT+ (2025) 1:35 Min.

Lohnt der Aufpreis für die GT?

Was sollte man da noch mehr wollen? Wer sich diese Frage tatsächlich stellt, wird wohl schnell bei der Yamaha Tracer 7 GT landen. Für 1.500 Euro Aufgeld gibt es mehr Komfort, mehr Praktikabilität und mehr Reisetauglichkeit. Und auch mehr Motorrad. Deutlich mehr Motorrad.

Die großen Koffer (je 30 Liter Volumen, ein Helm in Größe L passte im Test problemlos hinein), der riesige Windschild und die sichtbar aufgepolsterte Sofalandschaft strahlen eine gewisse Mächtigkeit aus. Auch auf der Waage: 212 Kilogramm und mit den Koffern wohl noch einige mehr stehen auf dem Menü.

Im Genrevergleich ist das immer noch recht luftig, aber genug, um kleine Erlebnisunterschiede bei gleichem Grundcharakter festzustellen. Die GT benötigt etwas mehr Kraft im Kurvengewusel und dem Motor merkt man an, dass er hier etwas mehr Masse bewegen muss. Zudem geht durch die hecklastigere Gewichtsverteilung an der Front ein wenig Präzision beim Einstechen verloren.

Nuancen, aber im direkten Vergleich spürbar. Dafür lassen die exakt 1,5 cm (Sitzhöhe Tracer 7: 830 bis 850 Millimeter, Tracer 7 GT: 845 bis 865 Millimeter) mehr Sitzplüsch gefühlt tatsächlich etwas weniger der Straßenunbill ans Derrière reichen. Und es gibt um Größenordnungen mehr Windschutz.

Zeit zu meckern

Gar nichts zu meckern? Doch, doch. Der Verstellmechanismus für die beiden Windschilder ist nicht allzu leichtgängig und macht die Justage während der Fahrt nicht unmöglich, aber zur Konzentrationssache. Zudem verursachten beide Pendants in höchster Stellung unangenehm laute Verwirbelungen am normhohen Testfahrer-Haupt. Und allzu schwer sollten Gepäck und/oder Reisegruppe nicht sein, denn 178 Kilogramm Zuladung (Tracer 7 GT) können für ein ausgewiesenes Reisemotorrad doch recht schnell eng werden. Ein Schicksal, das von den kaum weniger knapp bemessenen Werten der 9er-GT-Modelle leider bekannt ist.

Fazit

Analog zur erst kürzlich aufgefrischten Tracer 9-Familie hat Yamaha die kleinen Crossovers in Richtung Souveränität und Tourentauglichkeit justiert, ohne ihre einmalige Beweglichkeit stark zu beschneiden. Sowohl Basis- als auch GT-Variante kommen deutlich erwachsener und besser ausgestattet daher, mit Preisen von 10.424 und 11.924 Euro (inklusive Nebenkosten, ab Juli im Handel) sind die Zeiten vierstelliger Kurse nun aber auch am untersten Ende der Modellfamilie vorbei.

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