Mit der BMW R 12 stößt BMW erneut in die Cruiser-Abteilung vor. Die Eckdaten: luft-ölgekühlter Boxer-Motor mit 1.170 Kubik und 95 PS für nur 227 Kilo sowie 75 Zentimeter Sitzhöhe. Ebenfalls relativ niedrig fällt der Preis der neuen BMW R 12 aus.
Bereits seit Dezember 2021 steht die Modellbezeichnung R 12 als geschützte Marke bei BMW im deutschen Melderegister. Seit April 2022 ist "BMW R 12" auch in anderen europäischen Ländern, in Asien und Übersee geschützt. Und am 23. November 2023 präsentierte BMW den neuen Boxer-Cruiser R 12 endlich offiziell.
BMW R 12 neu ab 2024
Im Frühjahr 2024 soll die neue BMW R 12 in den Handel kommen. BMW positioniert sie in der hauseigenen "Heritage"-Abteilung unterhalb des Big-Boxer-Cruisers R 18 und neben dem ebenfalls für 2024 neuen Boxer-Roadster R 12 nineT. Rückblickend betrachtet ist die R 12 eine flott arrangierte Neuauflage der R 1200 C-Modelle, die es ab Ende der 1990er-Jahre gab.
Luft-ölgekühlter 1200er-Boxer mit 95 PS und A2-Option
Während der luft-ölgekühlte 1200er-Boxer-Motor mit seinen echten 1.170 Kubik, doppelten obenliegenden Nockenwellen (dohc), 4 Ventilen pro Zylinder und Euro-5+-konformer Abstimmung für den neuen Boxer-Roadster BMW R 12 nineT seine Spitzenleistung bei 109 PS und sein maximales Drehmoment bei 115 Nm hält, nennt BMW für den neuen Boxer-Cruiser R 12 reduzierte Performance-Daten bei etwas niedrigeren Drehzahlen: 95 PS (70 kW) bei 6.500/min sowie 110 Nm bei 6.000/min.
Mechanische Unterschiede gibt es nicht, die elektronische Motorsteuerung dreht quasi bei 6.000/min den Benzinhahn halb zu. Für über 200 km/h reichen die 95 PS laut BMW trotzdem, und als Nebeneffekt ergibt sich die Option, die R 12 für den europäischen Stufenführerschein A2 auf 48 PS (35 kW) zu drosseln.
Rock & Roll mit der BMW R 12
Wie bei der BMW R 18 stehen bei der BMW R 12 die Modi "Rock" und "Roll" zur Auswahl. Im "Rock"-Modus reagiert der Boxer-Motor direkter auf das Drehen am Gasgriff. Und im Leerlauf schüttelt er sich mit einem einprogrammierten unrunden Lauf – eigentlich paradox beim Zweizylinder-Boxer mit gleichmäßigen Zündabständen. Das ist wohl eher als augenzwinkernde Anspielung auf die V-Twins der Konkurrenz zu verstehen.
Der mildere "Roll"-Modus mimt den Standard-Modus. Zudem wirken die beiden Modi auf die schräglagenoptimierte Schlupfregelung DTC sowie auf die Motor-Schleppmomentregelung MSR. Nahezu gleich wie bei der R 12 nineT ist die Abgasanlage mit großem Vorschalldämpfer, Doppelrohr-Auspuff – und ohne Klappensteuerung.
19-Zoll-Vorderrad, 16-Zoll-Hinterrad
Optional bei der BMW R 12 ist der Schaltassistent Pro für das 6-Gang-Getriebe, zum Hoch- und Herunterschalten ohne Ziehen des Kupplungshebels. Seit über 100 Jahren BMW-Standard ist der Hinterradantrieb per Kardan. Cruiser-typisch fallen die Rad-Formate der R 12 aus, vorn bereift mit 100/90-19, hinten mit 150/80-16. Optionale Alternative zu den Aluminium-Gussrädern sind die neuartigen, ebenfalls schlauchlosen Drahtspeichenräder namens "Option 719 Rad Classic".
BMW R 12 mit nur 754 mm Sitzhöhe
Ebenfalls Cruiser-typisch sind die kurzen Federwege der BMW R 12 mit jeweils nur 90 Millimeter vorn wie hinten. Hartes Durchschlagen am tiefen Heck soll ein hydraulischer Endanschlag am Federbein verhindern. Zudem sind Vorspannung – per Drehknauf – und Zugstufendämpfung hinten einstellbar. Die Lowrider-Sitzhöhe: 754 Millimeter.
Upside-down-Telegabel und Vierkolben-Bremszangen
Fast schon sportlich sieht die 45er-Upside-down-Telegabel an der BMW R 12 aus, mitsamt 310er-Doppelscheibenbremse und radial angeschraubten Monoblock-Vierkolbenzangen von Brembo. Hinten genügt locker eine 265er-Scheibe mit Zweikolbenzange. Beim ABS handelt es sich um ein schräglagensensibles und teilintegrales System, bei dem der Handbremshebel auf beide Räder wirkt.
Weitere Eckdaten zum vergleichsweise agil angelegten Cruiser-Chassis der BMW R 12: Radstand 1.520 Millimeter, Lenkkopfwinkel 60,7 Grad, Nachlauf 132,5 Millimeter. Wie oft die Fußrasten in Schräglage am Asphalt aufsetzen, wird sich beim ersten Test zeigen.
BMW R 12 wiegt nur 227 Kilo
Aus Aluminium fertigt BMW die Paralever-Einarmschwinge für die R 12, aus Stahlrohren den Rahmen mit angeschraubtem Heck und aus Stahlblech den 14-Liter-Benzintank. Zu 90 Prozent betankt und mit Grundausstattung wiegt die R 12 nach Werksangaben 227 Kilogramm – damit ist sie relativ leicht, zumal für Cruiser-Verhältnisse.
Grundausstattung und Sonderausstattung BMW R 12
Allerdings ist die Grundausstattung der BMW R 12 nicht besonders umfangreich. Im Cockpit hat sie nur einen kleinen Zeiger-Tacho mit integrierten Digital-Anzeigen. Einen entsprechenden Drehzahlmesser gibt's als Original-Zubehör zum Nachrüsten, alternativ ein kleines Digital-Display mit 3,5 Zoll Diagonale sowie "Connected Ride Control" mit Bluetooth-Verbindung. Eher klassische Sonderausstattung sind heizbare Griffe, Komfort-Sitzbank und Windschild sowie Soft-Taschen. Seitenkoffer sind für die BMW R 12 bisher nicht vorgesehen. Und ein Sozius-Paket muss bei Bedarf extra bestellt werden.
Diverse Upgrades für die Elektronik
Als Upgrades für die Elektronik stehen zur Auswahl: adaptives Kurvenlicht, die Reifenluftdruck-Anzeige RDC, die Berganfahrhilfe HSC und der Tempomat. Standard sind hingegen 2 seitliche Steckdosen für 12 Volt und USB-C. Außerdem ein Funkschlüssel-System ("Keyless Ride"), hier jedoch nur für die Zündung, nicht für den Tankdeckel und das Lenkschloss – ein fragwürdiger "Fortschritt".
Wie viel kostet die BMW R 12 (2024)?
Zusätzlich bietet BMW einiges an Custombike-Parts ab Werk, beispielsweise gefräste Aluminium-Teile oder den Kennzeichenhalter zur Befestigung unten an der Schwinge. Mit all dem lässt die BMW R 12 sich richtig teuer aufrüsten, doch ihr Grundpreis erscheint relativ günstig – abermals für Cruiser-Verhältnisse: ab 14.460 Euro. Als Modellvariante folgen könnte mittelfristig die R 12 S, denn diese Modellbezeichnung hat BMW sich ebenfalls schützen lassen. "S" würde normalerweise für eine sportlich angehauchte Modellvariante sprechen, was jedoch im Fall eines Cruisers nicht gerade naheliegend erscheint. Wir lassen uns überraschen.
Was sind die Unterschiede zwischen BMW R 12 und BMW R 12 nineT?
BMW R 12 und BMW R 12 nineT sind verschiedener, als es ihre eng verwandten Modellbezeichnungen vermuten lassen. Wesentliche Unterschiede betreffen die Fahrwerke, angefangen bei den Formaten der Räder und Reifen: Die R 12 nineT rollt auf den Standardgrößen 120/70-17 vorn und 180/55-17 hinten, die R 12 auf Cruiser-Reifen in 100/90-19 vorn und 150/80-16 hinten.
Weitere wesentliche Differenzen betreffen die Federwege: Jeweils 120 Millimeter vorn und hinten sind es bei der R 12 nineT, 3 Zentimeter weniger, also jeweils 90 Millimeter vorn und hinten sind es bei der R 12. Dementsprechend unterschiedlich fällt die Sitzhöhe aus: 795 Millimeter bei der R 12 nineT und nur 754 Millimeter bei der R 12. Außerdem ist die Upside-down-Telegabel der R 12 nineT voll einstellbar, die der R 12 gar nicht. Die Federbeine sind jeweils in der Vorspannung – per Drehknauf – sowie in der Zugstufendämpfung einstellbar.
Vergleichsweise geringfügig sind die Abweichungen beim Radstand (R 12 nineT: 1.511 mm, R 12: 1.520 mm), deutlicher beim Lenkkopfwinkel (R 12 nineT: 62,3 Grad, R 12: 60,7 Grad) sowie beim Nachlauf (R 12 nineT: 110,7 mm, R 12: 132,5 mm). Bei beiden R 12-Modellen gleich ist die Bremsanlage.
Mit 16-Liter-Tank aus Aluminium und 2-Personen-Sitzbank (Grundausstattung) wiegt die R 12 nineT laut BMW 220 Kilogramm, die R 12 mit 14-Liter-Tank aus Stahl und Einzelsitz (Grundausstattung) 227 Kilogramm. Übereinstimmend ist das zulässige Gesamtgewicht: 430 Kilogramm.
Obwohl beide vom gleichen Boxer-Motor angetrieben werden, haben sie nicht die gleiche Spitzenleistung: "offene" 109 PS sind es für die R 12 nineT, elektronisch gedrosselte 95 PS für die R 12.
Und dann gibt es da noch, last but not least, eine sehr große Preisdifferenz: Der Boxer-Cruiser R 12 ist fast 3.000 Euro günstiger als der Boxer-Roadster R 12 nineT (Grundpreis 14.460 Euro zu Grundpreis 17.410 Euro).
User-Umfrage
Fazit
Am 23. November 2023 präsentierte BMW den neuen Boxer-Cruiser R 12. Im Frühjahr 2024 soll die neue BMW R 12 in den Handel kommen, zum Preis ab 14.460 Euro. Angetrieben wird sie vom lange bekannten, luft-ölgekühlten 1200er-Boxer-Motor, hier mit maximal 95 PS und A2-Drossel-Option (48 PS). Kurze Federwege und niedrige Sitzhöhe (754 mm) der BMW R 12 sind Cruiser-typisch, ebenso die Formate der Räder. Für Cruiser-Verhältnisse gering fällt das Gewicht aus: 227 Kilo. Vergleichsweise sportlich ist zudem die Upside-down-Telegabel mitsamt Doppelscheibenbremse. Derart flott angerichtet könnte die neue BMW R 12 sich in der Cruiser-Abteilung besser durchsetzen als einst die BMW R 1200 C-Modelle ab Ende der 1990er-Jahre.
Dieser Artikel kann Links zu Anbietern enthalten, von denen MOTORRAD eine Provision erhalten kann (sog. „Affiliate-Links“). Weiterführende Informationen hier.