Im November 2022 stieg KTM bei MV Agusta ein, seit März 2024 ist KTM Mehrheitseigner – und stellt den neuen MV-Chef.
"MV Agusta und Pierer Mobility haben sich auf eine strategische Zusammenarbeit geeinigt", gab MV Agusta in einer Pressemitteilung am 3. November 2022 bekannt. "Im Rahmen dieser strategischen Partnerschaft wird die KTM AG, ein Unternehmen von Pierer Mobility, MV Agusta in der Lieferkette unterstützen und den Einkauf übernehmen." Des Weiteren soll die Produktpalette von MV Agusta teilweise über das weltweite Vertriebsnetz von Pierer Mobility vertrieben werden.
KTM übernimmt MV Agusta
Im Mai 2023 folgte, was viele erwartet hatten: KTM sprach offen von der Übernahme. Und im Oktober 2023 wurde unmissverständlich kommuniziert: "Die der KTM AG auf Basis des Jahresabschlusses zum 31. Dezember 2025 gewährte Call-Option zum Erwerb der Mehrheit an der MV Agusta wird im Frühjahr 2026 ausgeübt." Damit war klar, dass MV Agusta künftig mehrheitlich zur KTM AG gehören wird. Wie groß der Anteil genau sein soll, war zunächst unklar. Doch dann ging es Schlag auf Schlag.
Mehrheitsbeteiligung bereits 2024 erlangt
Deutlich früher als erwartet und angekündigt gaben die Pierer Mobility als Holding der KTM AG und die MV Agusta S.p.A. am 15. März 2024 das Ziehen der Erwerbsoption durch die KTM AG bekannt. Damit übernimmt KTM gut 2 Jahre früher als zunächst kommuniziert die Mehrheit von 50,1 Prozent an MV Agusta. Entsprechend verbleiben 49,9 Prozent in Händen des bisherigen Eigners Timur Sardarov, der dem Unternehmen als "Stellvertreter des Vorsitzenden, Markenbotschafter und Berater" zur Verfügung stehen soll.
Neuer MV-Chef Trunkenpolz kommt von KTM
Mit dem Übernehmen weiterer 25 Prozent Anteile an der MV Agusta S.p.A. und dem Erlangen der Mehrheit der Anteile, stellt die KTM AG den CEO von MV Agusta. Und da im Vorfeld immer wieder von einem der Vorstände der Pierer Mobility, von Hubert Trunkenpolz im Falle der Übernahme die Rede gewesen war, ist es schlüssig, dass er nun zum neuen CEO und Vorsitzenden des Verwaltungsrates ernannt wurde.
"MV Agusta ist ein Juwel"
Über MV selbst sagte Hubert Trunkenpolz bereits 2023: "MV Agusta ist ein Juwel, es verdient mehr Sichtbarkeit, und wir werden das in angemessener Zeit in die Hand nehmen." Allerdings muss das Juwel ordentlich geschliffen werden, denn von den möglichen 12.000 Motorrädern pro Jahr, die im Stammwerk Varese produziert werden könnten, wurden im Jahr 2022 laut Trunkenpolz gerade einmal 1.000 insgesamt hergestellt. "(…)Wir wollen sie so schnell wie möglich auf die volle Kapazität bringen. Dafür sind Investitionen und Menschen nötig, keine Entlassungen", unterstrich Trunkenpolz die Verpflichtung der Pierer Mobility zur Historie in Varese.
MV bleibt in Italien
Den Ängsten und Gerüchten, KTM würde sich MV Agusta räumlich einverleiben, also die Produktion nach Mattighofen holen, erteilte Hubert Trunkenpolz eine Absage: "Das wird nicht passieren. MV Agusta, außerhalb Italiens und weit entfernt von der historischen Fabrik in Varese, ist zum Sterben verurteilt."
30 Millionen Euro für 25,1 Prozent
"Im November 2022 wird sich die KTM AG im Rahmen einer Kapitalerhöhung mit 25,1 Prozent an der MV Agusta Motor S.p.A. mit Sitz in Varese (Italien) beteiligen.", hieß es in der Mitteilung vom 3. November 2022. Mit diesem Anteil hielt die KTM AG eine Sperrminorität an MV Agusta. Am 15. November 2022 fand in Varese eine außerordentliche Versammlung der Eigentümer und Aktionäre statt. Dabei wurde die KTM AG als neuer Anteilseigner offiziell vorgestellt. Anschließend, am 16. November 2022, verkündete MV Agusta, dass die Kapitalerhöhung durch die KTM AG 30 Millionen Euro betrage. In den Vorstand bei MV Agusta wurden zwei nicht namentlich genannte hochrangige KTM-Manager berufen.
Im Februar 2021 hieß es noch, MV stehe nicht zum Verkauf. Wir berichteten.
Mehr "Straße" und mehr "Premium"
Während die Vorteile für MV Agusta offensichtlich sind, sind die Motive seitens KTM eher indirekter Art: Mit dem Sortiment von MV Agusta inklusive daran hängendem Kundenservice wird das Angebot bei den Händlern in den Bereichen "Straße" und "Premium" verstärkt. Wobei in den USA sogenannte Multi-Brand-Stores, also Mehrmarken-Händler, ohnehin üblich sind. Mit den eigenen Ableger-Marken Husqvarna und GasGas ist KTM auch in dieser Hinsicht breit aufgestellt. 2024 kommt dort also noch MV Agusta hinzu.
Fazit
Motorräder von MV Agusta in den Showrooms der KTM-Händler – eine überraschende neue Konstellation, die bald Realität wird. Im Mai 2023 bestätigte Pierer-Vorstand Hubert Trunkenpolz gegenüber MOTORRAD in einem Interview, dass eine Mehrheitsbeteiligung an MV Agusta das Ziel sei. Im Oktober 2023 gab das Unternehmen bekannt, die "zum 31. Dezember 2025 gewährte Call-Option zum Erwerb der Mehrheit an der MV Agusta wird im Frühjahr 2026 ausgeübt." Doch dann ging es viel schneller: Bereits im März 2024 übernahm KTM die Mehrheit an MV Agusta (50,1 Prozent) und stellt mit Hubert Trunkenpolz den neuen CEO.
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