Suzuki Burgman 650 verkleidet als BMW R 100 RS
Weltweit einzigartig ist dieser Umbau eines Suzuki Burgman 650: Der schwäbische Tüftler Thomas Janotta hat ihn als BMW R 100 RS verkleidet. Warum? Weil er’s kann.
Dass sein "R 65 Burgman RS" polarisiert, das ist Thomas Janotta bewusst. Der Optiker, Uhrmacher, Goldschmied und Tüftler aus dem schwäbischen Beilstein hat schon einige kuriose Spezialitäten aus seiner Schraubergarage hervorgebracht. Erste Publikumsreaktionen auf den "Burgman RS" fasst er schmunzelnd so zusammen: "Jeder steht erstmal rätselnd davor. Dann finden die einen es geil, und die anderen fragen fassungslos: Warum?"
Thomas Janotta mit seinem Unikat namens "R 65 Burgman RS".
Basis Suzuki AN 650 Burgman
Am leistungsstarken Suzuki-Roller AN 650 Burgman war Thomas Janotta schon länger interessiert. Zunächst hatte er allerdings ganz andere Pläne: Ein rennsportliches Kneeler-Gespann mit dem Burgman als Zugmaschine wollte er aufbauen. Doch diverse, vor allem praktische Gründe brachten ihn von diesem Vorhaben ab. Einen gebrauchten 650er-Burgman hatte er allerdings schon gekauft. Sehr preisgünstig für nur 600 Euro, denn der Vorbesitzer war bei langsamer Fahrt damit gestürzt. Beschädigt war hauptsächlich die Verkleidung.
Die Basis: Suzuki AN 650 Burgman, Jahrgang 2002.
Verkleidung von der BMW R 100 RS
Und da Thomas Janotta BMW-Fan ist, kam er auf eine ziemlich abwegig erscheinende Idee: Dem Burgman 650 die Verkleidung der BMW R 100 RS zu verpassen. Jene RS, die in den 1970er-Jahren von Designer Hans A. Muth und vom BMW-Windkanal geformt wurde, als es noch keine vollverkleideten Motorräder ab Werk gab. So eine RS-Verkleidung, Jahrgang 1981, lag eh noch in Janottas Schraubergarage. Dazu fand Thomas den passenden Benzintank sowie Seitendeckel und Sitzbank. Eben jene Teile der oberen Motorradhälfte, die das gesamte Erscheinungsbild bestimmen.
Das Vorbild: BMW R 100 RS aus den 1970er- und 1980er-Jahren. Hier original in Goldmetallic.
Zusammengebaut, was nicht zusammengehört
Erwartungsgemäß war die Kombination aus modernem Roller und klassischem Motorrad alles andere als "plug & play". Von vorn bis hinten mussten Einzelteile angepasst und modifiziert werden. Angefangen bei der Frontverkleidung, die oben gekürzt und unten verlängert wurde. Da beim Burgman 650 keine luftgekühlten Boxer-Zylinder seitlich herausragen und der wassergekühlte Reihenzweizylinder-Motor eher unansehnlich ist. Um das zu kaschieren, setzte Thomas Janotta seitlich Blechverkleidungen an, ausgeschnitten aus der Trennwand eines VW-Transporters. Und das kurze Schutzblech am 15-Zoll-Vorderrad stammt von einem Simson-Moped.
Schlankeres Heck mit integriertem Benzintank
Das breite Rahmenheck des Burgman wurde mitsamt dem darin integrierten 15-Liter-Benzintank aus Kunststoff entfernt. Eigens angefertigt wurde ein schmaleres Rahmenheck aus Stahlrohren sowie ein passender Benzintank aus Stahlblech, der sogar 18 Liter aufnimmt – und die Benzinpumpe des Burgman. Ebenfalls gekürzt und im Gegenzug etwas verbreitert wurde die RS-Sitzbank. In den vorderen BMW-Tank wird kein Sprit mehr gefüllt, er ist hier nur noch Karosserieteil zur Zierde, allenfalls noch Abdeckung für den Suzuki-Luftfilter. An der Oberseite des RS-Tanks befindet sich nun eine Konsole für Zünd- und Lenkschloss. Und der breite Lenker stammt von einer BMW R 100 GS.
TÜV für den "R 65 Burgman RS" von Janotta
Mit Scheinwerfer, Rücklicht und Blinkern von BMW, allesamt voll funktionstaugliche Originalteile aus den 1970er- und 1980er-Jahren, war Janottas "R 65 Burgman RS" ordentlich gerüstet für die Abnahme beim TÜV. Antrieb und Fahrwerk samt Bremsen wurden ohnehin nicht verändert, sind also original Suzuki Burgman AN 650, Jahrgang 2002. Lediglich beim Schalldämpfer handelt es sich um ein Zubehörteil, allerdings um ein legales mit e-Prüfzeichen. Also wurde die amtliche Plakette anstandslos zugeteilt. Mit einer kleinen Einschränkung: Das gekürzte Heck hat keine Zwei-Personen-Zulassung mehr. Dafür ist an der linken Seite Platz für einen originalen BMW-Koffer.
Gesamtkosten nur 2.200 Euro
Seine Umbau-Projekte geht Thomas Janotta traditionell sportlich an. Insofern, dass er jeweils ein minimales Budget anpeilt und das meist konsequent durchzieht. So handelt es sich beim Gold-Metallic-Lack zwar um eine originale BMW-Farbe – aber von ruhiger Hand aus der Sprühdose aufgetragen. Und von den 600 Euro für den Burgman holte Thomas mit dem Verkauf nicht mehr benötigter Teile die Hälfte wieder rein. Unterm Strich kostete sein "R 65 Burgman RS" nur 2.200 Euro.
Einzigartiges Vergnügen
Damit hat er nicht nur ein besonderes, sogar ein weltweit einzigartiges Fahrzeug – sondern obendrein Fahrspaß. Dass der 650er-Burgman mit 56 PS, rund 160 km/h Höchstgeschwindigkeit und für Roller-Verhältnisse relativ großen Rädern mitsamt zwei Scheibenbremsen vorn sowie einer Scheibenbremse hinten annähernd wie ein Motorrad fährt und bremst, das hat sich längst herumgesprochen. Hinzu kommt das optionale Schalten des eigentlich automatischen Getriebes mit Knöpfen am Lenker, hier in 5 Stufen. So beschleunigt der starke Roller, der nach dem Umbau "nur noch" um 250 Kilogramm wiegt, ganz schön flott.
Motorradähnlich sitzen und fahren
Geradeaus und in weitläufigen Kurven mit gepflegtem Fahrbahnbelag fühle sich das durchaus nach Motorrad an, berichtet Thomas Janotta. Wobei sein "Burgman RS" auf holprigen Straßen unruhig werde und in engen Radien zugegebenermaßen kein Handling-Wunder sei. Mit der Motorrad-Sitzposition und dem breiten GS-Lenker lasse sich das jedoch gut beherrschen. An zwei Stellen will er indes noch nachbessern: bei der Sitzbank und bei der Tankanzeige, die in Verbindung mit dem neuen Tank Genauigkeit vermissen lässt.
Fazit
Was auf den ersten Blick aussieht wie eine klassische BMW aus den 1970er- oder 1980er-Jahren, ist eigentlich ein relativ moderner und leistungsstarker Roller von Suzuki. Den Burgman 650, Jahrgang 2002, hat der schwäbische Tüftler Thomas Janotta als R 100 RS verkleidet. Dieser Umbau war sehr aufwändig, doch dafür hat Janotta nun ein ganz besonderes, weltweit einzigartiges "Motorrad" namens "R 65 Burgman RS".
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