Wer nicht nur im Sommer bei schönem Wetter unterwegs ist, benötigt eine allwettertaugliche Motorrad-Kombi. 8 dieser Universal-Textilanzüge von 400 bis 1.600 € testete MOTORRAD.
Wer nicht nur im Sommer bei schönem Wetter unterwegs ist, benötigt eine allwettertaugliche Motorrad-Kombi. 8 dieser Universal-Textilanzüge von 400 bis 1.600 € testete MOTORRAD.
"Allwettertauglich" definierten wir ganz grob als geeignet für warme wie auch niedrige Temperaturen, für Nässe und für Sonnenschein. Für Schutz sorgt dabei in der Regel eine abriebfeste Außenschicht, für Wärme ein herausnehmbares Thermofutter, für Nässeschutz eine entnehmbare oder ins Außenmaterial integrierte Membran und für kühlende Frischluft großflächige Belüftungsöffnungen.
Im Testfeld gab es insbesondere bei den letzten beiden Aspekten große Unterschiede, Gemeinsamkeiten zeigten sich derweil beim Mut zu helleren Farben und in der Tendenz, die herausnehmbaren Thermofutter so zu gestalten, dass sie auch separat als Alltags- oder zumindest Notfalljacke getragen werden können.
Aussehen zieht an, Tragekomfort bleibt dran. Will sagen: Eine Kombi kann noch so hübsch sein, bei Schutzkleidung zählen letztlich andere Kriterien – allen voran Komfort und Schutz. Ziehen Sie Ihre Wunschkombi deshalb unbedingt an und sitzen Sie Probe. Testen Sie, ob Reißverschlüsse, Druckknöpfe und Taschen auch mit Handschuhen bedienbar sind und sicher schließen. Darüber hinaus sollten Sie auf die folgenden Punkte besonders achten:
Klar, die Allwetterkombi soll wasserdicht sein. Das kriegen auch Regenjacke und Gummistiefel hin. Doch im Gegensatz zu diesen soll die Textilkombi bei hohen Temperaturen auch kühlende Frischluft herein- und vom Körper angeschwitzte Heißluft hinauslassen. Das ist der Job der Membran.
Die Klimamembran – bekanntester Vertreter dürfte wohl Gore-Tex sein – ist eine hauchdünne Schicht, die auf mechanischem oder physikalisch-chemischem Wege Flüssigkeiten abhält, Gase wie Luft und Dampf wie frischen Schweiß aber passieren lässt. Dadurch ist sie sowohl wasserdicht als auch atmungsaktiv. Bei Motorradbekleidung ist die Membran entweder als eigenständige „Jacke“ ausgeführt und somit entnehmbar oder aber mit dem Außenmaterial verbunden – dies entweder eingehängt als Z-Liner oder fest verbunden als Laminat. Vorteil dieser Lösung: Die Membran ist geschützt und immer dabei. Bei heißen Temperaturen kann es allerdings angenehmer sein, die Membran komplett entnehmen zu können.
Im Test um allwettertaugliche Motorrad-Textilkombis waren 8 Anzüge. Sie begleiteten uns während der gut 1.000 Kilometer langen Dauertest-Ausfahrt, wo die zwei Damen- und sechs Herrenmodelle quer durch Süddeutschland, die Schweiz und Italien beinahe alle Jahreszeiten miterlebten und sich bei Regen, Schnee, Dunkelheit und (dankenswerterweise) auch strahlendem Sonnenschein und gut 20 Grad bewähren mussten.
Wo Bewertungen aufgrund von Unterschieden im Körperbau oder Fahrstil noch zu subjektiv erschienen, widmeten sich die Tester und Testerinnen zurück in Stuttgart einer ausgiebigen und vergleichbaren Trockenbewertung der Allwetterkombis, deren Ergebnisse in standardisierten Protokollen vermerkt wurden. Die zusammengenommenen Bewertungen lassen sich für jeden der Testteilnehmer in Punkte übersetzen, die sich auf die vier Kategorien Passform und Tragekomfort, Wetterschutz, Sicherheit sowie Ausstattung und Verarbeitung verteilen. Mit jeweils 30 Punkten waren Wetterschutz und Sicherheit für die getesteten Allwetterkombis die gewichtigsten Kriterien, hier ging es einerseits um Nässeschutz und Belüftung, andererseits um Verstärkungen und Protektorenausstattung. Mit bis zu 25 Punkten wurden Schnitt und Komfort bewertet, wozu auch Bewegungsfreiheit und das Angebot an Größen gehört. Für Ausstattung, beispielsweise viele Taschen, und Verarbeitungsqualität gab es final bis zu 15 Punkte.
Die Textilkombis fragten wir bei ausgewählten Herstellern an, wobei wir versuchten, einen möglichst vielseitigen Mix von Modellen zusammenzustellen – sie alle sollten aber natürlich der Eigenschaft "allwettertauglich" entsprechen. Und sowohl die Scott Dualraid Dryo als auch die FLM Touren Textiljacke und -hose 3.0 sind auch als Herrenmodelle erhältlich, wobei umgekehrt auch die Alpinestars unter dem Namen Stella Ketchum als Damenversion zu haben ist, ebenso die Kombination aus Carese und Torno Evo bei Held. Bei Bogotto, iXS, Modeka und Rukka müssen sich Motorradfahrerinnen derweil andere Modelle suchen.
Wer nicht nur im Sommer bei schönem Wetter unterwegs ist, braucht eine allwettertaugliche Motorrad-Kombi. 8 dieser Universal-Textilanzüge von 400 bis 1.600 Euro testete MOTORRAD.
herausnehmbare dreilagige Gore-Tex-Jacke bzw. -Hose lässt sich auch über dem Anzug tragen, integrierte Kapuze, großflächige Belüftungsöffnungen an Brust, Armen, Rücken, Ober- und Unterschenkeln, Frontreißverschluss dient als Belüftung, großflächige Stretcheinsätze, große Taschen, Verstärkungen an sturzgefährdeten Stellen, Anti-Rutsch-Besatz am Gesäß, Brust- und Steißbeinprotektor nachrüstbar
kein Thermofutter, Klett am Kragen recht kurz, Ärmel etwas weit, Protektoren nur Level 1
sehr gute Passform, hohe Beweglichkeit, saubere Verarbeitung, sehr komfortabel, geringes Gewicht, Kevlar-Verstärkungen an den Sturzstellen, komplette Ausstattung mit Level-2-Gelenkprotektoren inklusive Hüfte, Rückenprotektor Level 1, Belüftungsöffnungen seitlich, am Rücken und an den Oberschenkeln, Schrittgurt an Jacke, langer Verbindungsreißverschluss, angenehmer Armabschluss, integrierter Sturmkragen
vergleichsweise wenige Taschen, keine Belüftung an Front und Armen, Klimatisierung insgesamt etwas eingeschränkt, Rückenprotektor relativ kurz für die Jackengröße
gute Passform, herausnehmbare Thermojacke auch einzeln tragbar, umfassende Protektorenausstattung, größtenteils Level 2, Brustprotektor nachrüstbar, Stretcheinsätze an Arm, Rücken, Oberkörper, Oberschenkel und Bund, zahlreiche Taschen, viele Weitenversteller, langer plus kurzer Verbindungsreißverschluss, Hosenträger, Kragen weitenverstellbar, Kragen und Ärmelabschluss aus komfortablem Neopren
keine Belüftungsöffnungen, Klima daher nur durch Wahl der Innenjacken regelbar, mit Membran und Thermojacke etwas eng, insbesondere an den Unterarmen
sehr gute Passform, angenehmer Kragen, herausnehmbare Thermojacke mit Taschen, Belüftungsöffnungen an Brust, Rücken, Ärmeln und Oberschenkeln, Frontreißverschluss mit Magnet, alle Zipper auch mit Handschuhen gut greifbar, An- und Ausziehen komfortabel, Protektoren sitzen angenehm, weiter Beinabschluss, sehr hohe Beweglichkeit auf dem Motorrad und zu Fuß, saubere Verarbeitung, niedriges Gewicht, kompatibel mit Tech-Air-5-Airbagweste
kein Rückenprotektor, Gelenkprotektoren nur Level 1 und verhältnismäßig klein, Futter ohne Reißverschluss, Hosenknopf schwer zu bedienen
herausnehmbares Futter auch als eigenständige Jacke tragbar, Level-2-Gelenkprotektoren, Rindslederbesatz an sturzgefährdeten Stellen, seitliche Dehnfalte mit doppelläufigem Reißverschluss, mehrere Weitenversteller, abnehmbarer Sturmkragen, mehrlagiger Labyrinth-Frontreißverschluss, Verbindungsreißverschluss, Anti-Rutsch-Besatz am Gesäß, guter Stretchanteil
unterschiedliche Angaben zu Material und Schutzlevel auf Homepage und Etikett, Schaumstoff-Platzhalter statt Rückenprotektor, wenig Belüftung, Verbindungsreißverschluss passt nicht ideal bei unterschiedlichen Größen von Jacke und Hose, eingeschränkte Beweglichkeit
Thermojacke und Thermohose entnehmbar, integrierte Sturmhaube, zahlreiche Weitenverstellungen an Jacke und Hose, Anti-Rutsch-Besatz am Gesäß, Protektoren verstellbar, Stretch an der Taille, gute Verarbeitung, zahlreiche Taschen, verstellbare Level-2-Protektoren, Hüftprotektor nachrüstbar
Thermofutter durch viele Knöpfe etwas umständlich einzubauen, Belüftungsöffnungen mit Handschuhen schwer zu bedienen, viel Material an Armbeuge, eingeschränkter Komfort und nur mittelmäßige Beweglichkeit, viele Taschen nicht verschließbar, kein Rückenprotektor
umfassende Protektorenausstattung, größtenteils Level 2, teils höhenverstellbar, abnehmbarer Thermo-Sturmkragen, großflächige Belüftungen an Brust und Rücken, weitere Belüftung an Ärmeln und Oberschenkeln, bei heißen Temperaturen sind Membranjacke und Thermofutter herausnehmbar, zahlreiche Taschen, mehrere Weitenversteller, Stretcheinsätze am Ärmel, Knien und im Schrittbereich, Sturzstellen verstärkt, Anti-Rutsch-Besatz am Gesäß
am Knie etwas zu eng, führt bei kalten Protektoren zu Scheuerstellen, Beweglichkeit mit Membranjacke und Thermofutter eingeschränkt
gute Passform, ordentlicher Wetterschutz, Level-2-Protektoren an den Gelenken, Vorbereitung für Brustprotektor, angenehmer und durchdachter Kragen, Belüftung an Brust, Rücken, Arm, Oberschenkel und Wade gut spürbar, Belüftungsöffnungen teils mit Magnet, Vorbereitung für Trinkbeutel, Anti-Rutsch-Besatz am Gesäß
kein Rückenprotektor inklusive, Thermofutter fest mit Membran verbunden und nicht sonderlich warm, kein Stretch am Hosenbund
Mit Preisen von 400 bis 1.600 € liegen die getesteten Kombis sehr weit auseinander. Ziel des Tests ist deshalb auch weniger der knallharte Vergleich der Testteilnehmer als vielmehr ein Eindruck, was welcher Anzug bietet und wie viel man dafür zu zahlen bereit sein muss.
Dass eine günstige Kombi an der einen oder anderen Stelle sparen muss, dürfte klar sein. Die interessantere Frage ist jedoch, ob sie angesichts des niedrigen Preises dennoch die an sie gestellten Erwartungen erfüllen kann. Wie die Endwertung zeigt, schaffen das tatsächlich alle Kombis, selbst die mit Abstand günstigste von FLM: 229,99 € für die Jacke und 179,99 € für die Hose – damit erhalten Motorradreisende bei Polo eine voll ausgestattete Tourenkombi für zusammen gerade einmal 410 €. Trotz Einbußen bei Komfort, Belüftung und Bedienung macht sie auf kleineren Touren allemal einen guten Eindruck.
Im Bereich von 600 bis 700 € findet sich zunächst die Bogotto-Kombi, die bei kühleren Temperaturen schön warm hält, bei Kombination der Schichten aber die Bewegung einschränkt. Preislich knapp darüber steht die Kombi von iXS, die wesentlich mehr Belüftung bietet und nur knapp die Bewertung "sehr gut" verfehlt. Und schließlich findet sich hier noch die Lösung von Modeka, die zugunsten von Meshgewebe auf herkömmliche Belüftungsöffnungen verzichtet, insgesamt trotz des niedrigen Preises aber sehr gut ist und damit zum Kauftipp gekürt wird.
Alpinestars und Scott liegen um die 1.000 €, Erstere lässt aufgrund der kleinen Level-1-Protektoren Punkte liegen, der Scott bleibt derweil nur deshalb die Note "sehr gut" verwehrt, weil sie mehr Adventure- als Tourenkombi ist und dadurch sehr robust ausfällt. Weitere 400 bis 600 Euro darüber kommen wir zu den Testsiegern: Held und Rukka teilen sich punktgleich den ersten Platz, wobei sie die Punkte unterschiedlich sammeln. Für einen nicht gerade günstigen Preis erhält man in beiden Fällen eine rundum gelungene, allwettertaugliche Kombi für Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
Ein Feld voller Gewinner! Zwei davon teilen sich den Testsieg. Den Weg dahin gehen sie allerdings gänzlich unterschiedlich: Während die Kombi von Held mit großflächiger Belüftung eher für wärmere Temperaturen taugt, bietet Rukka eine herausragende Sicherheitsausstattung. Nur unwesentlich schlechter, aber wesentlich günstiger, empfiehlt sich die Modeka AFT Air mit solider Protektorenausstattung sowie Meshgewebe für eine gute Durchlüftung an warmen Tagen als unser Kauftipp. Die Scott-Kombi zielt eher auf Adventure-Fahrer, Bogotto und FLM landen zwar weiter hinten, sind aber definitiv gut und damit günstige Alternativen für Preisfüchse.