Im Sommer, wenn Lederkombi oder Touren-Textilanzug zwar zuverlässigen Schutz, doch nur wenig Belüftung bieten, greifen allzu viele Motorradfahrer zu T-Shirt, Sneakern und kurzer Hose. Bitte tun Sie das nicht! Denn Baumwolle löst sich bei Asphaltkontakt schnurstracks in Missfallen auf – verdreckte und schlecht heilende Schürfwunden sind die Folge. Die wesentlich bessere Alternative sind Meshjacken, die großflächig auf ein Netzgewebe aus Polyester oder Polyamid setzen. Diese versprechen beste Belüftung und dennoch ausreichend Schutz. Doch wie viel Sicherheit darf man, in ein solches Netz gepackt, tatsächlich erwarten? Diese Frage mussten 9 Meshjacken, deren Aufbau teils recht unterschiedlich ist, in unserem Test beantworten.
- Testsieger: Büse LivornoEine super-leichte Jacke ist die Livorno zwar nicht, eine super Jacke aber schon. Sie ist eine vollwertige, dennoch luftige Motorradjacke mit guter Verarbeitung und zuverlässigem Schutz.
Büse Livorno im Partnershop kaufen - Testsieger: Modeka Khao AirDie Modeka Khao Air ist zwar etwas schwerer, bietet dafür eine hervorragende Mischung aus Schutz und Luftigkeit. Passform und Komfort gefallen, beim spontanen Sommerregen ist die Membranjacke praktisch.
Modeka Khao Air im Partnershop kaufen - Kauftipp: FLM Ram AirDas Verhältnis von Preis zu Leistung stimmt bei der Ram Air, selbst mit optionalem Rückenprotektor kostet die Jacke von FLM unter 200 Euro. Sie bietet hervorragende Schlagdämpfung, unkomfortabel sind die engen Ärmelenden.
FLM Ram Air im Partnershop kaufen
Ein durchweg gutes Testfeld? Beinahe. Nur die billigste Jacke (Course Vento Mesh) im Test verfehlt die Bewertung "Gut", dazu lässt sie in allen Kategorien zu viele Punkte liegen. Ein "sehr gut" erreicht keine der Jacken, dafür müssen beim Kompromiss zwischen Schutz und Luftigkeit doch zu viele Abstriche gemacht werden. Am besten schaffen diesen Spagat die beiden Erstplatzierten: Büse und Modeka. Die Livorno von Büse gefällt als vollwertige, sichere und dennoch luftige Jacke, die Khao Air von Modeka sammelt dank der entnehmbaren Membranjacke Bonuspunkte – Gleiches gilt für die LS2 Riva, die dadurch auf Platz drei landet, knapp vor der top-ausgestatteten FLM, unserem Kauftipp.
Büse Livorno

Modeka Khao Air

FLM Ram Air

Alpinestars T SP X Superair

Berik Imola Air

Held Sonic II

LS2 Riva

Spidi Tek Net

Course Vento Mesh

Können Löcher sicher sein?
Die mittlerweile für Motorradbekleidung gültige Norm EN 17092 soll es leichter machen, die zu erwartenden Schutzeigenschaften einer Jacke zu erkennen. Dazu findet sich auf dem Etikett einer von drei Buchstaben, nämlich C (Aufprallschutz), B (Abriebschutz) oder A (Aufprall- und Abriebschutz). Je nachdem, wie gut bzw. lange die Schutzkleidung bei einem (simulierten) Sturz hält, kann sie auch mit AA oder AAA ausgezeichnet sein. Letzteres erreichen robuste Textil- und Lederkombis sowie manche Jeans. Meshjacken hingegen sind in der Regel "nur" mit einem A zertifiziert.

Solche Bekleidung soll laut Norm auf möglichst geringe Ergonomie- und Gewichtsbelastungen ausgerichtet sein und darf sich dafür auf ein Mindestmaß an notwendigem Schutz konzentrieren. Konkret sieht dieses Mindestmaß so aus, dass Zone 3 (siehe Grafik, hellblau) gar nicht auf Abriebfestigkeit geprüft wird – also all jene Bereiche, die bei einer Meshjacke typischerweise aus Netzgewebe bestehen. Von daher sollten Käufer auf vertrauenswürdige Materialien achten, zum Beispiel Polyamid oder robusteres Polyester (z. B. 600D). Oder gleich zu einer Jacke entsprechend der Schutzklasse AA greifen.
Fazit
Wir fassen also zusammen: Sicherheit und Schutz ist auch mit Netz machbar, diese Meshjacken machen es möglich. Da wären zum einen die super-leichten Netzjacken von Course, LS2 und Spidi, die selbst bei hochsommerlichen Temperaturen noch für viel Frischluft sorgen wollen. Jedoch mit ihrer lommeligen Passform auch zu viel Spiel an den Gelenkprotektoren zulassen. Am anderen Ende des Spektrums sortieren sich die Jacken von Büse, Held und Modeka ein, die etwas schwerer, aber auch wesentlich tourenorientierter daherkommen. Alpinestars und Berik verfolgen eine sportliche Herangehensweise, während FLM auf eine hochwertige Protektorenausstattung sowie das auffälligste Erscheinungsbild setzt.
Netz ist also nicht gleich Netz, und Schutz ist nicht gleich Schutz. Denn wo die einen auf passive Sicherheit ausgerichtet sind und möglichst guten Aufprall- und Abriebschutz bieten möchten, setzen andere auf aktive Sicherheit: Sie wollen dabei helfen, den Fahrer dank gut belüftetem Oberkörper konzentriert zu halten. Sodass er in kritischen Situationen schnell und angemessen reagieren und einen Sturz von vornherein vermeiden kann.
Und dann wäre da auch noch der Schutz vor Nässe und Kälte. Sicherlich nicht das, was man in erster Linie von einer luftigen Sommerjacke erwarten würde. Aber eigentlich ganz praktisch. Möglich machen es die Verwendung von wasserabweisenden oder isolierenden Materialien wie beispielsweise bei Held oder entnehmbare Thermo- oder Membranjacken wie bei Berik, LS2 und Modeka.
Jeder sollte für sich selbst die Frage klären, welche der Testkandidaten für den persönlichen Einsatzzweck am besten passt. Unsere Bewertungen der einzelnen Jacken bezüglich Materialwahl, Verarbeitung, Passform, Sicherheit und Wetterschutz geben dazu wichtige Hinweise – vor allem, weil die als hilfreiche Auskunft gedachte Zertifizierung bei Motorradbekleidung der Klasse A teilweise gar nicht viel aussagt.