MOTORRAD hat aktuelles, teilweise brandneues Zubehör sowie Bekleidung und Ausstattung für Tourenfahrer in der Praxis getestet und bewertet.
MOTORRAD hat aktuelles, teilweise brandneues Zubehör sowie Bekleidung und Ausstattung für Tourenfahrer in der Praxis getestet und bewertet.
Sie sind die Kilometerfresser unserer Spezies. Von Kopf bis Fuß mit pra-
xisgerechter Fahrerausstattung versehen, können den echten Tourenfahrer weder Regen noch Kälte schrecken. Außerdem verpassen sie ihren Motorrädern praktisches Zubehör, um deren Alltagstauglichkeit zu steigern. MOTORRAD hat sich aus vielen Bereichen sinnvoll erscheinende Produkte herausgepickt und im täglichen Einsatz oder auf Testfahrten intensiv auf Herz und Nieren geprüft. Als Fahrzeuge dienten verschiedene Motorräder aus dem Dauertestfuhrpark der Redaktion. Die folgenden Seiten spiegeln die von MOTORRAD-Mitarbeitern und
-Redakteuren auf vielen tausend Kilometern gesammelten Erfahrungen wider.
Der neueste Anzug von Rukka, Telefon 040/5511055, nennt sich ProTech. Die Jacke kostet 549 Euro, die Hose 399 Euro, beide mit Gore-Tex-Membran. Im gut einwöchigen Praxistest über hunderte von Kilometern auf verschiedenen Motorrädern erwies sich
der Anzug als absolut wasserdicht und selbst bei hohen Geschwindigkeiten als völlig flatterfrei. Dafür sorgen Weitenverstellungen an Ober- und Unterarmen. Das Trageverhalten des hervorragend verarbeiteten, robusten ProTech ist sehr angenehm. Leichte Kritik gibts lediglich für die Beinabschlüsse, die sich nicht weit genug öffnen lassen
und somit nur mit Mühe über dicke Stiefel passen. Darüber hinaus zog eine der als
wasserdicht angepriesenen Jacken-Außentaschen bei einer Regenfahrt etwas Feuchtigkeit. Die Innentaschen blieben staubtrocken. Dank Thermofutter (bei Bedarf herausnehmbar) und hoch schließendem, angenehm weichem Kragen mit Neoprenabschluss eignet sich der Anzug auch für kühle Außentemperaturen. Die Verbindung zwischen
Jacke und Hose ist ausreichend lang und verhindert dadurch unangenehme Zugluft
sowie das Hochrutschen der Jacke beim Fahren.
SW-Motech, Telefon 06425/820280, hat für die Kawasaki Z 1000 einen Hauptständer
entwickelt. MOTORRAD besorgte sich das 139 Euro teure Teil und montierte es an die
Dauertest-Kawasaki. Der Anbau ist nichts für Gelegenheits-Schrauber, was nicht nur an
der äußerst dürftigen und unvollständigen Anleitung liegt, sondern auch am komplizierten
Aufbau und den beengten Verhältnissen. Hut ab, dass es SW-Motech überhaupt gelang, hier Halterungen und Ständer unterzubringen. Bedauerlicherweise gestaltet sich das Aufbocken in mehrerlei Hinsicht unbefriedigend. Zunächst ist der sehr kurze Ständer-Ausleger nur mit ausgeklügelter Fußakrobatik und nicht ohne
Kettenfett-Spuren am Schienbein zu erreichen. Das Aufbocken selbst erfordert trotz des mitgelieferten Haltegriffs für die Soziusraste sehr viel Kraft. Die Schräglagenfreiheit
im Fahrbetrieb reicht für den Hausgebrauch allemal aus, da der Ständer sehr schmal baut. Die Bodenfreiheit hingegen schrumpft um zirka drei Zentimeter.
Bislang nur übers Internet zu beziehen ist das Headset Bikeman Neckmike für 144 Euro eines schwedischen Herstellers. Die Adresse: www.bikeman.se. Für alle, die auf dem Motorrad telefonieren wollen, eignet sich das aus Kehlkopfmikrofon und Kopfhörern bestehende Set bestens. Adapter zum Anschluss an die verschiedenen Handy-Modelle kosten 14 Euro extra.
In der Praxis funktionierte die Verständigung problemlos bis über 180 km/h. Erst ab etwa 140 km/h bemerkt der Gesprächspartner anhand geringer Störgeräusche, dass vom Motorrad aus telefoniert wird. Dabei muss der Biker keineswegs brüllen, um verstanden zu werden. Im Gegenteil: Das Kehlkopfmikrofon quittiert lautes Sprechen oder gar Rufen mit undeutlicherer Übertragung. Ganz wichtig, um den Gesprächspartner am anderen Ende zu verstehen, ist der richtige Sitz der Kopfhörer. Die Lautsprecher sind in Ohrstöpsel integriert. Sitzen die nicht ganz exakt im Gehörgang, vermindert sich die Lautstärke extrem. Deshalb am besten nach dem Aufsetzen des Helms einen kurzen Testanruf tätigen. Sind Mikro und Hörer richtig platziert, brilliert das Neckmike mit toller Tonqualität. Kleiner Wermutstropfen: An- und Ausziehen des Helms kann aufgrund der kantigen Hörer recht schmerzhaft werden.
Mit einem schleichenden Plattfuß oder
einem plötzlichen Druckverlust im Reifen ist nicht zu spaßen. Allerdings wird das Problem oft viel zu spät erkannt. Mit dem ausschließlich für Schlauchlosreifen geeigneten Reifenluftdruck-Überwachungssystem SmarTire für 229 Euro von Seehase, Telefon 02161/492880, wird der Fahrer über eine Displayanzeige rechtzeitig gewarnt. MOTORRAD stattete eine Ducati 999 mit den benötigten Sensoren (siehe Foto) sowie dem im Cockpit montierten, steichholzschachtelgroßen Anzeige-Instrument aus und legte über 2000 Kilometer damit zurück. Am schwierigsten sind Montage und Demontage der Reifen, da die Sensoren relativ voluminös ausfallen und ihre Halterungen bei unvorsichtigem Einbau brechen können. Positiv: die ausführ-
liche Bedienungsanleitung sowie die klare Anzeige des Displays, das an die Zündung angeschlossen wird. Während des Praxistests funktionierten Übertragung und Anzeige der Druckverhältnisse in Vorder- und Hinterreifen jederzeit zuverlässig.
Laser Cat nennt sich das Messinstrument von Profi Products, Telefon 06307/4031, für 64,90 Euro, mit dem die exakte Kettenflucht überprüft werden kann. MOTORRAD hatte den kleinen Helfer mehrere Monate in der redaktionseigenen Werkstatt im Einsatz. Per Schiebeschalter wird der Punktlaser aktiviert, anschließend das Laser Cat auf dem Kettenrad angelegt und leicht verdreht, um den Verlauf des Lichtpunkts – der sehr deutlich zu sehen ist – auf der Kette zu verfolgen. Voraussetzung für den Gebrauch sind flache Kettenblätter zum Ansetzen des Messgeräts.
Helmhersteller Nolan, Telefon 07159/93160, bietet ab sofort für die Modelle N 42, N 83 und N 101 (Foto) sowie für den X-lite X-1002 einen nachrüstbaren Sonnenschutz für 29,90 Euro. Das so genannte VPS-System wird einfach auf das Serienvisier aufgesteckt und lässt sich bei Nichtgebrauch separat hochklappen.
Das Teil ist in weniger als einer Minute montiert. Im Rahmen der Fahrversuche erwies es sich bis über 200 km/h als absolut stabil – sowohl in hoch- als auch in heruntergeklapptem Zustand. Selbst Kopfdrehen bei hohen Geschwindigkeiten konnte dem VPS-Zusatzvisier nichts anhaben – es verblieb in der eingestellten Position. Die Tönung und damit der Blendschutz der vorbildlich
verarbeiteten Zusatzscheibe ist bei Gegenlicht oder tief stehender Sonne sehr angenehm. Wenn sich bei Regenfahrten Schmutz zwischen Original- und Zusatzvisier gesammelt hat, sollte die Blende zur Reinigung abgenommen werden.
Mit 199,95 Euro für die Jacke und 149,95 Euro für die Hose zählt der Touring-
Extreme von Polo, Telefon 0211/9796699, zum mittleren Preissegment bei Fahranzügen. Die Hose ist in den Größen M bis XXL lieferbar, die Jacke sogar bis
XXXL. Während des mehrwöchigen Praxistests überzeugte der zweiteilige Anzug durch seine absolute Wasserdichtigkeit bei Regenfahrten, die gute Verarbeitung
und seine ordentliche Passform. Außerdem hält der Touring-Extreme dank (heraus-
nehmbarem) Thermofutter bis etwa fünf Grad Celsius noch angenehm warm.
Sehr praktisch sind die vielen Taschen. Die Brusttaschen trotzen sogar heftigem
Regen, die unteren Außentaschen hingegen nicht empfindliche Sachen wie
Handy und Geldbörse sollten darin besser nicht verstaut werden. Trotz zahlreicher Belüftungsreißverschlüsse im Arm-, Brust- und Oberschenkelbereich war deren Kühleffekt für die Tester kaum spürbar. Nicht überzeugen kann außerdem der
zu kurz ausfallende Verbindungsreißverschluss zwischen Jacke und Hose. Das
ermöglicht nicht nur Fahrtwind beziehungsweise Zugluft, unter die Jacke zu
kriechen, sondern ist auch ein Sicherheitsmanko beim Sturz.
Viele Besitzer von unverkleideten Motorrädern klagen im Nachhinein über mangelnden Windschutz, so auch Fahrer der Kawasaki Z 1000. Glücklicherweise bieten einige Zubehör-Nachrüster höhere Windschilder mit ABE an, wie beispielsweise Givi, Telefon 0911/955100. Das Modell D 401S ist rund 15 Zentimeter höher als die Originalscheibe und kostet 70,60 Euro. In kaum zwei Minuten ist der Umbau erledigt. Dank des guten Windschutzes der komplette Oberkörper des Fahrers wird entlastet sind Dauer-Reisegeschwindigkeiten jenseits von 150 km/h kein Problem mehr. Die Verwirbelungen im Kopfbereich halten sich zumindest
für Personen ab 1,80 Meter Körpergröße in
erträglichen Grenzen.
Hochmoderne Koffer an klassischen Motorrädern oder Youngtimern für die schwäbische Firma
Siebenrock, Telefon 07024/46880, undenkbar. Deshalb lassen sie die legendären Krauser-Koffer mit Aluminiumrahmen wieder aufleben. Die schwarzen Gepäckstücke (Paarpreis 319 Euro) passen an alle Kofferträger mit original BMW-Rahmen und nehmen dank etwas größerer Bautiefe im Vergleich zum Vorbild sogar einen Integralhelm auf. Davon konnte sich MOTORRAD im Rahmen des Tests überzeugen. Das Gepäcksystem baut sehr schmal und beeinflusste das Fahrverhalten des Testmotorrads nicht im geringsten. Die Handhabung mit zwei Schlössern und einer Halterung je Koffer kann zwar nicht mit modernen Systemen konkurrieren, auch ist der Koffer konstruktionsbedingt »nur« spritzwassergeschützt
und nicht 100 Prozent wasserdicht, dennoch gefielen die sauber verarbeiteten Teile.
Ganz neu im Sortiment der Firma Held, Telefon 08321/66460, sind die 79,95 Euro teuren Winterhandschuhe Ice Breaker aus einem Cordura-Rindleder-Mix. Auf vielen hundert Kilometern, teilweise bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schneefall, überzeugten die Fingerlinge auf der ganzen Linie. Sie sind
kuschelig warm, sitzen dank Handgelenksriegel und Klettverschluss an der Stulpe
sicher und fest und sind absolut wasserdicht. Bei Regenschauern blieben die
Fahrerhände trocken, und auch den zehnminütigen Tauchtest im Wassereimer überstanden die Handschuhe dank Gore-Tex-Membran völlig unbeeindruckt. Zudem glänzen die Ice Breaker mit guter Passform, tadelloser Verarbeitung und einem praktischen Visierwischer am linken Zeigefinger.
Einer der größten Anbieter von Tankpads ist hs motorradteile, Telefon 0621/105200, in Mannheim. Für den ständig wechselnden Dauertestfuhrpark hat sich MOTORRAD einige der flexiblen Pads in Kar-bonlook besorgt und ausprobiert. Das abgebildete Modell »Spinne« für 15,30 Euro beispielsweise passt sich hervorragend auch an schwierige Tankformen wie die der Kawasaki Z 1000 an und besticht durch seine hohe Haftkraft. Dabei lässt sich das Pad bei Bedarf praktisch ohne Kleberückstände wieder entfernen und auf einem anderen Tank weiterverwenden. Perfekt auch der Schutzfaktor: Unschöne, von Reißverschlüssen oder harten Knöpfen verursachte Kratzer im Tank gehören der Vergangenheit an. Die Oberfläche des Pads erwies sich als äußerst widerstandsfähig gegenüber mechanischen Beschädigungen.
Importeur der in Portugal hergestellten Nexx-Helme ist die Firma Motorradwelt, Telefon 02871/2397730. Zur breiten Modellpalette zählt der 189,90 Euro teure Integralhelm X10 Café Racer mit Karbon/Kevlar/Fiberglas-Außenschale. Seine Pluspunkte im Praxistest: die gute, druckstellenfreie Passform (der Helm liegt rundum gleichmäßig am Kopf an), die stramme Führung im Wangenbereich, die auch bei hohen Geschwindigkeiten für festen Halt sorgt, sowie die untadelige Aerodynamik. Der Café Racer liegt sehr gut im Wind, selbst beim Kopfdrehen sind die Nackenkräfte gering. Außerdem ist der Helm durch seinen sauberen unteren Abschluss und den Windabweiser am Kinn relativ leise. Negativ aufgefallen sind sein nicht beschlagfreies Visier und die hakigen Schalter für die ohnehin kaum spürbare Belüftung sowie das leicht eingeschränkte Sichtfeld durch die hoch liegenden Wangenpolster.
Wasserdichte Motorrad-Stiefel gehören mit zur wichtigsten Ausstattung von Tourenfahrern. Louis, Telefon 040/73419360, hat unter anderem das Modell Probiker Cruiser mit Sympatex-Membran für 99,95 Euro im Programm. Gleich mehrere MOTORRAD-Tester waren mit den Rauleder-Stiefeln unterwegs. Das Trageverhalten ist sehr angenehm, da die Cruiser sehr weich und auch bei niedrigen Temperaturen angenehm warm sind.
Die flexible Gummisohle eignet sich gut zum Gehen und bietet ausreichend Grip auf den Fußrasten. Sehr positiv schnitten die Stiefel zudem im Kriterium Wasserdichtigkeit ab: Sowohl bei Regenfahrten als auch beim obligatorischen Nässetest in der Badewanne hielten sie absolut dicht.
Abzüge gibt’s für die nur befriedigende Passform, die schmutzanfällige Rauleder-Oberfläche und den nur mäßigen Knöchelschutz.