Produkttest: Motorradjeans
Motorradjeans im Vergleichs- und Sturztest

Jeans auf dem Motorrad - das ist lässig, das ist locker. Was passiert aber bei einem unfreiwilligen Asphaltkontakt? Kommt man dann mit ein paar blauen Flecken davon? 13 Hosen und fünf Jacken machten für MOTORRAD einen Abflug.

Motorradjeans im Vergleichs- und Sturztest
Foto: Lohse

Armer Svenni. Bei Tempo 80 haut es ihn vom Motorrad, die Knie schlagen hart auf, rumms, er versucht sich vergeblich abzustützen, knallt dann mit dem Helmvisier auf den Asphalt, schleift auf dem Bauch ein paar Meter, wird auf die Seite geworfen, Fetzen fliegen, und erst nach einer Rutschpartie von mehr als 25 Metern bleibt er in einer Wolke aus Flusen und Staub regungslos liegen. Die Helfer kommen herbeigelaufen und drehen den Verunfallten auf den Rücken. Svenni hat einen knallharten Job, den sonst keiner machen will. Er ist unbestimmten Alters, zirka 1,75 Meter groß, 90 Kilogramm schwer, eher ein schweigsamer Typ. Svenni ist Crashtest-Dummy. Eine Leihgabe der Dekra und sehr wertvoll für den großen MOTORRAD-Jeanstest, weil Svenni stürzen kann bis zum Abwinken. Normale, lebendige Testfahrer versuchen dies natürlich zu vermeiden. Und Fahrten unter südfranzösischer Sonne, um Passform und Tragekomfort zu überprüfen, sind im Vergleich zu Svennis Einsatz ein Zuckerschlecken. Genau wie die Alltagswertung der Textilien.

Kompletten Artikel kaufen
Produkttest: Motorrad-Jeansjacken
Spezielle Motorrad-Jeansjacken im Vergleich
Sie erhalten den kompletten Artikel (10 Seiten) als PDF
2,00 € | Jetzt kaufen

Im Endeffekt interessiert aber in erster Linie dies: Wie viel Sicherheit bietet die Klamotte beim Sturz? Und ohne Crashtest-Svenni, der von einer vom ADAC entwickelten Motorrad-Abwurfeinrichtung (siehe Foto-Show) in Richtung Asphalt katapultiert wurde, wäre diese Frage kaum zu beantworten. Doch zurück zum Anfang. Warum dieser Test? Nicht nur innerhalb der Redaktion ist das Thema "Jeans auf dem Motorrad" umstritten. Nur zu gerne lässt man mal seine komplette Ausrüstung links liegen und schlüpft mal eben in "my old jeans", um in die City oder zum Baggersee zu cruisen. Stichwort Cruiser: Bestimmte Typen lehnen technische Motorradbekleidung grundsätzlich als unmodisch ab und machen deshalb blau in Sachen Sicherheitsausrüstung. Die Ausstatter bieten mittlerweile jedoch eine Vielzahl an speziellen Motorradjeans mit Protektoren (beziehungsweise Nachrüstmöglichkeiten) und Verstärkungen durch Kevlar (Aramid) als bessere Wahl zur herkömmlichen Modejeans an. Die teuerste Hose im Test, Esquad Strong, kostet inklusive Protektoren beinahe 400 Euro.

Lohse
Der Hänger mit Klappmechanismus ist eine Spezialkonstruktion des ADAC. Bei 80 km/h wurde der Dummy abgeschmissen.

Eine stolze Summe, zumal die günstigste, Icon Victory, nur einen Bruchteil dieses Preises teuer, ebenfalls in der Liga der Motorradbekleidung mitspielen möchte, auch wenn sie auf den ersten Blick kaum von einer normalen Jeans zu unterscheiden ist. Und auch bei den vorgestellten Jacken wurden große Unterschiede deutlich - nicht nur beim Preis. Der Käufer hat also zu unterscheiden und zu entscheiden. Deshalb dieser Test, der neben dem Sicherheitsaspekt aber auch andere Fragen klären soll: Wie lässt es sich mit dem blauen Stoff auf Tour gehen, wie einfach sind die Kleidungsstücke in der Handhabung? Stören beim Einkaufen oder dem Altstadtbummel die Protektoren, oder kommt man aufgrund von Materialdoppelungen im Sommer gar ins Schwitzen? Der Coolness-Faktor wurde übrigens ganz bewusst aus der Bewertung ausgeblendet, denn ob ein Schnitt als "baggy" oder "slim-fit", die Waschung als "vintage" oder "raw" gefällt, sollte Geschmackssache bleiben.

Die Verarbeitung wiederum gilt als hartes Testkriterium und beeinflusst die Gesamtnote. Noch mal zum Abwurftest (siehe einzelne Ergebnisse bei den Produkten): Er lieferte wichtige Hinweise auf den Schutz beim Sturz, kann jedoch keine schlussendliche Wahrheit liefern. Die Abwürfe erfolgten zwar immer aus 80 km/h an gleicher Stelle, der Dummy fiel und rutschte aber jedes Mal etwas unterschiedlich. Bei der Bewertung vom Abriebmuster und dem Grad der Zerstörung wurde dies dementsprechend berücksichtigt. Genau wie der Sitz der Protektoren, der schon zuvor bei den Fahrtests auf den Prüfstein gestellt wurde. Florian Schueler, Unfallanalytiker von der Universität Heidelberg, unterstreicht gerade diesen Aspekt: "Sind Protektoren vorhanden und bleiben sie beim Sturz auch an der Stelle, wo sie hingehören? Ist das nicht der Fall, fehlt die wichtigste Schutzfunktion."

Lohse
Nur die Lederhose zeigte sich vom Sturz relativ unbeeindruckt: Leichte Abriebspuren und eine angerissene Naht.

Der Forscher erklärt, warum. So genannte Abrasions-Verletzungen, auf Deutsch: Abschürfungen, seien zwar sehr unangenehm, aber selten lebensgefährlich wie die vielen Verletzungen, die durch Anprallen an Kanten, Pfosten oder Felsen entstünden. Und eben nur geprüfte Protektoren - wohlgemerkt: gut sitzende - böten bei diesem Horrorszenario den besten Schutz. So ganz ohne sind Abschürfungen dennoch nicht. Je nach Beschaffenheit des Asphalts (rau, glatt, Rollsplit usw.) und betroffenen Körperstellen können bei einer Rutschpartie von mehreren Metern zunächst die Haut, dann Muskeln und Gewebe und sogar Arterien und Venen im Mitleidenschaft gezogen werden.

Im Extremfall droht ein starker Blutverlust, und es können sogar Knochen abschleifen. Nicht gerade lecker. Und in der Folge des Unfalls sind, zwar eher selten, Komplikationen bei der Heilung möglich.So etwa beim Gasbrand, einer schweren Wundinfektion. Bestimmte Bakterien der Gattung Clostridium bilden Gifte (Toxine), die das Absterben von Gewebe verbunden mit einer Gasbildung bewirken. Die Toxine schwemmen mit dem Blutstrom aus - innerhalb weniger Stunden kann daraus eine lebensbedrohliche Situation erwachsen. Unfallforscher Schueler warnt deshalb: "Mit normaler Jeans zu fahren, ist wie nackt sein. Der Stoff ist doch sofort durch." Die nach dem MOTORRAD-Abwurftest übel zerfetzte Modejeans für 19,90 Euro gibt Schueler Recht.

Daraus allerdings den Schluss zu ziehen, Jeans seien grundsätzlich schlecht, und normale Motorradbekleidung schütze einen vor einer im wahrsten Sinne bösen Abreibung, wäre falsch. Im Test zeigte sich nämlich, dass eine einlagige Motorrad-Textilhose aus eigentlich abriebfestem Cordura (Polyamid) ein katastrophales Ergebnis einfuhr, und auch eine etwas ergraute Lederkombi sah nach dem Abwurf nicht unbedingt besser aus als die meisten getesteten Jeansjacken und -hosen. Einige der Jeans machten nach dem Crashtest hingegen einen munteren Eindruck und gingen noch als trendige Buxe mit dezentem Loch-Design durch.

Lohse
Beim Test mit der Billig-Modejeans für 19,90 Euro sollte man besser keinen Sturzschutz erwarten.

Hans-Peter Fleischmann von den Hohenstein Instituten in Bönnigheim (Textil-Forschungseinrichtung) wundert das kaum: "Jeans wurden ursprünglich als Arbeitsbekleidung getragen, müssen also von Haus aus viel wegstecken können." Jeans, genauer gesagt: Denimstoffe (von "Serge de Nîmes", Gewebe aus der französischen Stadt Nîmes) bestehen aus einem so genannten Köpergewebe, das besonders fest ist. Ihre gute Strapazierfähigkeit erhalten sie durch die Verwendung schwerer Garne. "Das ist richtig viel Material", erklärt der Bekleidungsexperte, weist jedoch darauf hin, dass die Qualität nicht nur von der Schwere des Gewebes (in Unzen gemessen) abhängt, sondern maßgeblich von der Güte der Baumwolle. Fleischmann: "Je länger die Fasern, desto bessere Garne lassen sich herstellen. Das Problem: Mit bloßem Auge kann man das kaum erkennen."

Der Test zeigte außerdem, dass Materialdoppelungen beim Abrieb eine entscheidende Rolle spielen. Resümee: Feste, dicke Denim-Stoffe, überstehen bei guter Verarbeitung selbst derbe Stürze vergleichsweise gut. Während einer Rutschphase aus rund 100 km/h kann an der Kleidung durch Reibhitze punktuell eine Temperatur von über 200 Grad Celsius entstehen, bei der Kunstfasern aus Polyamid und Polyester zu sich in die Haut brennenden Rückständen verschmelzen. Baumwollfasern hingegen verflocken dabei wie abfackelndes Papier - lösen sich gleichsam in Luft auf -, und die im Idealfall unterlegten Gewebe aus Aramidfasern verkohlen erst ab rund 400 Grad.

Im Ernstfall würden die Verletzungen dann wohl geringer ausfallen als bei vielen preislich vergleichbaren Motorrad-Textilanzügen ohne zusätzlichen Kevlarschutz. Motorrad-Jeansbekleidung kann jedoch nicht eine eng sitzende, hochwertige Lederkombi ersetzen. Und auch körpernah geschnittene Highend-Textilkombis mit vielen Einstellmöglichkeiten, Materialdoppelungen und an Sturzzonen sehr abriebfesten Geweben wie Cordura 1000 oder Schoeller dynatec beziehungsweise Lederbesatz werden von den "Blaumännern" wohl ebenfalls nicht übertrumpft. Motorrad-Jeanshosen und -jacken sind und bleiben ein Kompromiss. Gerade im Sommer jedoch ein ziemlich guter, weil man nicht verschwitzt und überhitzt unterwegs ist - der aktiven Sicherheit des Fahrers tut das sicherlich gut. Svenni wurde trotz vollen Körpereinsatzes für seine Verhältnisse übrigens gesund und munter wieder in die Kiste gepackt. Nach mehr als 20 Bodenkontakten auf hartem Flugfeld-Asphalt blieben nur ein paar Kratzer zurück. Wohl überflüssig zu erwähnen, dass man, selbst mit besten Motorradjeans bekleidet, derartige Schlitterpartien besser Profis mit ersetzbarer Gummihaut überlassen sollte.

Zum Test der Jeansjacken geht's hier lang:

Archiv
Gerd Mayer, 35, Grafiker und rollernder Innenstadt-Pilot: "Motorradkleidung nervt in der Stadt"

Jeans und Motor-Zweirad? Ich sage: na logisch! Natürlich müssen Helm und gute Motorradhandschuhe sein. Ansonsten trage ich normale, feste Schuhe, eine wetterfeste Jacke und ohne Bedenken auch Jeans, am liebsten ohne störende Protektoren. Damit und mit der Regenkombi im Helmfach, fühle ich mich für alle Anforderungen meines persönlichen Zweirad-Alltags ausreichend gerüstet. Ich kann dazu stehen, weil ich ausschließlich mit niedrigen Geschwindigkeiten in der Stadt unterwegs bin. Eine komplette Motorradausrüstung sehe ich dafür als absolut überdimensioniert an.

Archiv
Markus Biebricher, 47, Reiseredakteur und Tropenfan: "Für Spezialeinsätze okay"

Auf Reisen nutze ich normalerweise Textilkombis mit Membran, seltener auch mal eine Tourenhaut aus Leder. Es gibt aber Touren, bei denen eine Hose für alles reichen soll, weil man mit extrem wenig Gepäck reisen muss. So war ich kürzlich in Vietnam mit einem Leihmotorrad unterwegs: fast 100 Prozent Luftfeuchtigkeit, brennende Sonne, staubige Schotterstraßen. Meine Protektoren-Jeans funktionierte dort einwandfrei und gab zusätzlich abends im Restaurant eine gute Figur ab. Ich finde, spezielle Motorradjeans sind eine wirklich gute Alternative.

Archiv
Gert Thöle, 54, Testchef und Teilzeit-Flachland-Cruiser: "Stürzen besser unterlassen"

Ich gestehe: Ich fahre gern und häufig mit Jeans auf dem Motorrad. Das ist praktisch, bequem und cool. Zum Beispiel, wenn ich im Sommer den nicht allzu langen Weg zur Arbeit fahre. Oder wenn ich am Sonntagmorgen gemütlich mit dem Cruiser übers platte Land spazieren fahre. Aber ich muss auch zugeben: Ich würde ungern mit Jeans stürzen. Deshalb ziehe ich lieber eine komplette Kombi an, wenn ich mit sportlicheren Maschinen oder zum Testen unterwegs bin, weil dabei ein erhöhtes Sturzrisiko besteht. Bis jetzt hat diese Trennung funktioniert - meistens.

Archiv
Sigi Scherm, 51, Fahrtrainer und Hobby-Eishockeyspieler: "Für jede Sportart das richtige Equipment"

Fürs Hockeyspielen wähle ich Vollmontur mit Protektoren und Helm, genauso will ich auf dem Motorrad auch nur die beste Schutzkleidung tragen. Da gehören Jeans sicherlich nicht dazu, Protektoren und Kevlarverstärkungen hin oder her. Meistens kann man solche Hosen und Jacken ja nicht mal koppeln - das finde ich ein Unding! Bei unseren Trainings stellen wir höchste Sicherheitsanforderungen an die Kleidung, und selbst bei Stürzen aus niedrigen Geschwindigkeiten hat sich gezeigt, dass dies auch notwendig ist, um Verletzungen möglichst zu vermeiden.

So testet MOTORRAD (Video)

Lohse
Traumstrecken an der Côte d'Azur, ideales Terrain für den Praxistest der Jeans.

Auf einen Cappuccino ins Straßencafé schlurfen, Schaufensterbummeln in der City. So kann ein netter Tag im Leben eines Produkttesters aussehen - sofern er alle Dinge im Motorrad-Jeansdress erledigt und seine Eindrücke (zu Hautklima, Zugänglichkeit und Größe von Taschen etc.) akribisch für den Bewertungsbereich "Praxis: Gehen" protokolliert. Für den Bereich "Praxis: Fahren" ging es schon vor Frühlingsanfang an die Côte d'Azur. Dort wurden neben Passform und Tragekomfort auch der Sitz der Protektoren sowie die Tourentauglichkeit bei flottem Landstraßentempo auf den Prüfstein gestellt - zwar bei reichlich Sonne, aber maximal 18 Grad Celsius. Etwas verfroren beurteilten die Tester anschließend die Qualität und Verarbeitung von Stoffen und Nähten. Richtig ans Eingemachte ging es beim Crashtest auf dem Flugfeld in Neuhausen ob Eck, einem abgesperrten Testgelände, um den Hosen und Jacken in Sachen Sicherheit auf den Zahn zu fühlen. Ruprecht Müller, Ingenieur am ADAC-Technikzentrum in Landsberg am Lech, hat für solche Zwecke eigens einen Anhänger mit Abwurfmechanismus entwickelt. Ein fest installiertes Schrottmotorrad kann per Seilzug so gekippt werden, dass am definierten Abwurfpunkt ein Sturz simuliert wird. Ein vom Dekra Crashtest Center in Neumünster zur Verfügung gestellter Hybrid-3-Dummy, pro Durchlauf jeweils bekleidet mit einem der Testmuster in passender Konfektionsgröße, saß auf dem Motorrad und wurde aus 80 km/h auf den Asphalt des Flugfeldes geschleudert.

Alpinestars Axiom Denim

mps-Fotostudio
Alpinestars Axiom Denim

Alpinestars Axiom Denim
Anbieter
: Alpinestars, Telefon 0039-0423-5286, www.alpinestars.com
Preis: 169,90 Euro*
Farben: Blau, Schwarz
Größen: 28 bis 38

Praxis Fahren:
Der Schnitt fällt einigermaßen eng aus, aber keinesfalls zu eng beim Fahren, so dass es kneifen oder drücken würde. Selbst klobige Motorradstiefel lassen sich wegen des Reißverschlusses am Beinabschluss gut unterbringen. Allerdings flattert der leichte Schlag ab 80 km/h im Fahrtwind.

Praxis Gehen:
Am Bund fällt die Hose etwas eng aus und ist auf Dauer etwas unbequem, ansonsten ist der Tragekomfort hervorragend und auch bei Temperaturen über 20 Grad macht es Spaß, mit der Axiom Denim in der Stadt unterwegs zu sein. Mitgedacht: Der Zündschlüssel lässt sich sicher in einer kleinen Reißverschlusstasche verstauen.

Sicherheit:
Auf der linken Seite nach einigen Metern Rutschphase minimal aufgerissen, kleinere Löcher im Denimstoff. Im Gesäßbereich größerer Keil eingerissen, die darunter liegende Kevlarschicht blieb unbeschädigt. CE-Knieprotektoren in gut zugänglichen Fächern, allerdings keine Nachrüstmöglichkeit für Hüftprotektoren.

Verarbeitung/Ausstattung:
Schönes, festes und schweres Denimgewebe, die zusätzliche Schutzschicht aus Aramidgewebe fällt jedoch sehr dünn aus.

Fazit:
Die Axiom Denim schrappt wegen eines kleinen Sicherheitsdefizits (fehlende Fächer für Hüftprotektoren) knapp an einer sehr guten Bewertung vorbei. Ihre Stärken offenbart die Italienerin im Alltagsgebrauch.

MOTORRAD-Urteil: Gut

* inklusive CE-Protektoren wie beim Testmuster

BMW City 2

mps-Fotostudio
BMW City 2

BMW City 2
Anbieter
: BMW Motorrad, Telefon 01805/001972, www.bmw-motorrad.de
Preis: 190,00 Euro*
Farben: Blau, Grau
Größen: XS bis 3XL

Praxis Fahren:

Sie sitzt satt, sie sitzt gut. Wie eine richtige Motorradhose halt, aber so schwer fühlt sich die City 2 auch an. Und die riesigen Knieprotektoren müssen erst auf Temperatur kommen, um sich gut anzuschmiegen. Bei unter 15 Grad sind sie sperrig und stören beim flotten Kurvenwedeln.

Praxis Gehen:
Mit fast zwei Kilogramm die schwerste Hose im Test. Beim Fahren wurden die wenig bequemen Knieprotektoren schon kritisiert, beim Bummeln durch die Stadt wird der mangelnde Komfort zum handfesten Beschwerdepunkt. Außerdem entsteht bei sommerlichen Temperaturen über 20 Grad ein schwitziges Klima am Bein.

Sicherheit:
Die sehr guten CE-Knie- und Hüftprotektoren können richtig punkten, zumal insbesondere der komplett umschließende Sitz an den Knien eine Referenz setzt. Dass bei den Materialdoppelungen an Sturzstellen Cordura statt hitzebeständiges Kevlar verwendet wurde, enttäuscht etwas.

Verarbeitung/Ausstattung:
Hier gibt es nichts zu kritteln. Die BMW-Bekleidungstechniker haben ganze Arbeit geleistet und eine qualitativ äußerst hochwertige Hose mit 1a-Nähten und sinnvollen Ausstattungsdetails wie verschließbaren Außentaschen auf die Beine gestellt.

Fazit:
Klasse verarbeitete Hose auf hohem Sicherheitsniveau, der jedoch der Spagat zwischen Motorradfahren und Alltagsgebrauch eher schwerfällt. Die Bezeichnung "City" passt nicht wirklich, "Sommer-Touring" wäre zutreffender.

MOTORRAD-Urteil: Gut

* inklusive CE-Protektoren wie beim Testmuster

Draggin Silverback

mps-Fotostudio
Draggin Silverback

Draggin Silverback
Anbieter
: Draggin Jeans, Telefon 05432/803808, www.dragginjeans.de
Preis: 227,40 Euro*
Farben: Schwarz
Größen: 28 bis 44

Praxis Fahren:
Die vergleichsweise weit geschnitte Hose flattert bei Landstraßentempo im unteren Beinbereich, und im etwas zu kurz geschnittenen Steißbereich erhält Zugluft Einlass. Ansonsten ist die Draggin eine sehr bequeme Hose, die enorm viel Bewegungsfreiheit bietet.

Praxis Gehen:
Die unterlegten dicken und großflächigen Verstärkungen aus Aramidgewebe sind kaum zu spüren, zumal die Silverback inklusive CE-Protektoren gerade mal knapp über ein Kilo wiegt. Diese Hose funktioniert als Begleiter für Tag und Nacht.

Sicherheit:
Überzeugendes Abrieb-Ergebnis nach einem heftigen Sturz beim Crashtest. Die Aramidschicht blieb als Hautschutz voll erhalten, nur das Denim riss und rieb zu größeren Löchern auf. Leider lassen sich keine Hüftprotektoren nachrüsten, und die zumindest gut umschließenden CE-Knieprotektoren können leicht verrutschen.

Verarbeitung/Ausstattung:
Sauber verarbeitete Nähte, Denimstoff in ordentlicher Qualität, und auch bei den Materialdoppelungen aus Aramid wurde nicht gespart. Die etwas improvisierte Nachrüstmöglichkeit der Knieprotektoren (Klettstreifen zum Einkleben) sowie die CE-Protektoren selber wirken angesichts des hohen Preises für die Hose unpassend billig.

Fazit:
Perfekt wäre die Silverback mit besseren Schützern und ausgeklügelteren Fächern für CE-Protektoren. Aber auch so ist sie eine tolle, wenn auch etwas teure Motorradjeans, in die man sich ab dem ersten Tragen gleich verliebt.

MOTORRAD-Urteil: Sehr gut

* inklusive CE-Protektoren wie beim Testmuster

Esquad Strong

mps-Fotostudio
Esquad Strong

Esquad Strong
Anbieter
: Shark Helme, Telefon 04108/458000, www.esquad.fr
Preis: 390,00 Euro*
Farben: Blau, Schwarz
Größen: 30 bis 44

Praxis Fahren:
Obwohl am Steiß vorbildlich hoch aufgeschlossen, strömt Zugluft durch den an dieser Stelle zu weiten Schnitt. Insgesamt sitzt die Hose aber körpernah und flattert nicht. Allerdings kneift es - insbesondere bei Fahrten mit Sportmaschinen - in den Kniekehlen.

Praxis Gehen:
Selbst mit installierten Hüft- und Knieprotektoren lässt es sich lässig durch die City bummeln. Allerdings fühlt sich der Stoff auf der Haut etwas synthetisch und sperrig an, und auch die Klimatisierung könnte an warmen Tagen besser sein. Ausreichend große und gut angeordnete Taschen erhöhen den Praxiswert.

Sicherheit:
Ein spezielles Mischgewebe namens Armalith (Aramid- und Baumwollfasern werden zusammen verwoben) soll laut Hersteller besonders abrieb- und reißfest sein. Beim Crashtest allerdings riss die Hose großflächig ein und rieb auf. Ohne Materialdoppelungen war an diesen Stellen der Hautschutz dahin. Gute CE-Protektoren wiederum sorgen für Sicherheit. Die Knieprotektoren sind jedoch etwas zu hoch angebracht.

Verarbeitung/Ausstattung:
Der hohe Preis ergibt sich maßgeblich durch das Spezialmaterial. Insgesamt ist die Esquad eine sehr passabel verarbeitete und ausgestattete Motorradjeans.

Fazit:
Ihrem eigenen Anspruch, eine herausragend sichere Motorradjeans zu sein, wird die schmerzhaft teure Jeans aus Frankreich nicht gerecht. Eine gute und hochwertige Hose für Bike und Boulevard ist sie dennoch.

MOTORRAD-Urteil: Gut

* inklusive CE-Protektoren wie beim Testmuster

Kauftipp: Held Ractor

mps-Fotostudio
Held Ractor

Held Ractor
Anbieter
: Held, Telefon 08321/66460, www.held.de
Preis: 110,90 Euro *
Farben: Blau, Schwarz
Größen: 28 bis 38

Praxis Fahren:

Ab 100 km/h wird die Ractor mit ihrem legeren Schnitt etwas flatterig, aber kaum störend. Im Steißbereich zieht es bei dieser Geschwindigkeit spürbar herein. Die Bewegungsfreiheit ist indes ausgezeichnet.

Praxis Gehen:
Die Held-Jeans verleidet dem Träger keine noch so lange Exkursion abseits des Motorrads. Die geschäumten, Knieprotektoren sind dabei kaum spürbar. Positiv fällt auch die große, per Reißverschluss verschließbare Tasche auf, die bei T-Shirt-Wetter sicheren Stauraum für Schlüsselbund, Handy oder Geldbörse bietet. Im gesamten Handling sehr unkompliziert.

Sicherheit:
Das vergleichsweise dünne Denim-Obermaterial hat beim Sturz schnell die Grätsche gemacht und ist stark eingerissen. Auch die Kevlarschicht darunter wurde am Knie aufgerieben. Erst die Protektoren, die allerdings die Knie nicht komplett umschließen, schützten (Gummi-)Haut und (Metall)-Knochen des Dummys. Gut: Fächer für CE-Hüftprotektoren.

Verarbeitung/Ausstattung:
Keine kostspieligen Feinkost-Zutaten, sondern eher solide Hausmannkost. Die Verarbeitung geht in Ordnung.

Fazit:
Modische und gleichzeitig ordentlich gemachte Motorradjeans, die einen tollen Tragekomfort bietet. Und das alles zu einem sehr fairen Preis. Da bleibt noch Geld übrig für noch mehr Sicherheit schaffende Hüftprotektoren.

MOTORRAD-Urteil: Gut

MOTORRAD-Kauftipp

* inklusive CE-Protektoren wie beim Testmuster

Icon Victory

mps-Fotostudio
Icon Victory

Icon Victory
Anbieter
: Parts Europe, Telefon 06501/96950, www.partseurope.eu
Preis: 69,71 Euro*
Farben: Blau
Größen: 28 bis 44

Praxis Fahren:
Beim City-Cruisen fällt es weniger auf, aber auf der Landstraße flattert die weit geschnittene Hose deutlich spürbar. Wer es luftig mag, prima, aber für längere Touren vielleicht nicht die beste Wahl. Die übrige Passform ist gut, vor allem sind die Beine lang genug, um nicht an Stiefeln hochzurutschen.

Praxis Gehen:
Sitzt so bequem wie eine Turnhose. Tragekomfort und Klima an der Haut sind voll auf Sommer programmiert. Da Protektoren fehlen, ist der Unterschied zu einer herkömmlichen Five-Pocket-Modejeans kaum spürbar.

Sicherheit:
Keine Möglichkeiten, CE-Protektoren anzubringen - schlecht! Und auch die sehr spärlich eingesetzten Verstärkungen aus Kevlar sind unzureichend. Bleibt zu erwähnen, dass das feste Denimgewebe den Sturz einigermaßen wacker überstand und nur zwei handtellergroße Löcher als Verluste zu verzeichnen waren. Besonders sicher ist diese Motorradjeans jedoch nicht.

Verarbeitung/Ausstattung:
Cooler Ami-Style, made in China. Als Modejeans würde die Icon in der oberen Liga mitspielen, als Motorradjeans ist sie aber einfach zu billig und wenig ausgestattet. Vor allem, dass sogar an Fächern für Protektoren gespart wurde, ist armselig.

Fazit:
Technisch gesehen besser als eine Jeans aus der Modeboutique. Gut aussehend und unglaublich günstig. Für den reinen Stadteinsatz noch einigermaßen okay, aber bitte nicht als vollwertige Motorradhose ansehen!

MOTORRAD-Urteil: Befriedigend

* inklusive CE-Protektoren wie beim Testmuster

Ixon Evil

mps-Fotostudio
Ixon Evil

Ixon Evil
Anbieter:
Shark Helme, Telefon 04108/458000, www.esquad.fr
Preis: 166,50 Euro*
Farben: Blau, Schwarz
Größen: XS bis 4XL

Praxis Fahren:
Die Knieprotektoren rutschen in Fahrhaltung fast zu den Oberschenkeln hoch, weil die Fächer unpassend angebracht sind. Abgesehen davon bietet die Hose durch ihren vergleichsweise elastischen Denimstoff einen klasse Komfort und gute Bewegungsfreiheit.

Praxis Gehen:
Auch bei dieser Disziplin stören die Protektoren, weil sie etwas sperrig und hart an den Knien sitzen. Ohne Schützer trägt sich die Französin wie eine normale Jeans, wiegt dann sogar unter einem Kilogramm. Mit Leichtigkeit kann man in den großen Haupttaschen alle möglichen Utensilien für den Stadtrundgang verstauen. Am Bund fällt die Hose zwar vergleichsweise weit aus, wegen Klett-Verstellmöglichkeiten kann der Gürtel aber zu Hause bleiben.

Sicherheit:
An beiden Knien waren nach dem Sturz Denimstoff und die dünne, darunter liegende Polyamid-Kevlarschicht aufgearbeitet - durch mehrere mittelgroße Löcher schimmerten die Knieprotektoren als letzte Schutzbastion hindurch. Immerhin.

Verarbeitung/Ausstattung:

Der Kevlaranteil in der Materialdoppelung beträgt gerade einmal 5,7 Prozent, und auch die Protektoren sind eher eine Sparversion.

Fazit:
Schön gewesen wären angenehmer und besser sitzende Knieprotektoren sowie Nachrüstfächer an der Hüfte. Ansonsten eine durchaus gute Jeans mit Stärken im Alltagsgebrauch. Nicht nur preislich liegt die Ixon im Mittelfeld.

MOTORRAD-Urteil: Gut

* inklusive CE-Protektoren wie beim Testmuster

IXS Dillon

mps-Fotostudio
IXS Dillon

IXS Dillon
Anbieter
: IXS, Telefon 07631/18040, www.ixs.de
Preis: 189,90 Euro*
Farben: Blau
Größen: 30 bis 40 (Damen: 25 bis 35)

Praxis Fahren:
Schlackse dürften mit der sehr eng geschnittenen Dillon gut zurechtkommen, bei Fahrern mit etwas muskulöseren Beinen kneift es hingegen unangenehm in den Kniekehlen, und die Hose bietet nur geringen Tragekomfort.

Praxis Gehen:
Der enge Sitz ist bei sommerlichen Temperaturen eher von Nachteil, es entsteht schneller ein schwitziges Klima an der Haut als bei lässiger geschnittenen Kandidaten. Die fünf Taschen fallen klein aus und bieten nur wenig Stauraum. Unterm Strich macht die Dillon aber auch auf Touren abseits vom Motorrad Freude.

Sicherheit:
Eine stattliche Rutschpartie von rund 20 Metern hat die IXS recht gut überstanden. Der dünne, aber feste Denimstoff musste an den Knien zwar ordentlich Federn lassen, aber die solide Aramidschicht darunter hielt der heftigen Abreibung weitgehend stand - nur kleinere Löcher entstanden. Außerdem gut: CE-Hüftprotektoren lassen sich nachrüsten, und durch den körpernahen Schnitt verrutschen die Protektoren kaum.

Verarbeitung/Ausstattung:
Sehr ordentlich und auf hohem Niveau.

Fazit:
Körpernaher Schnitt, gute CE-Knieprotektoren und Nachrüstmöglichkeiten, großflächiger Aramideinsatz - prima für die Sicherheit. Beim Tragekomfort schwächelt die Motorradjeans aus der Schweiz jedoch.

MOTORRAD-Urteil: Gut

* inklusive CE-Protektoren wie beim Testmuster

Kushitani Zylon

mps-Fotostudio
Kushitani Zylon

Kushitani Zylon
Anbieter
: Motoport, Telefon 04451/915210, www.motoport.de
Preis: 149,00 Euro*
Farben: Blau
Größen: 28 bis 38 (Damen: 28 bis 31)

Praxis Fahren:

Sehr bequem, sehr luftig. Unter 15 Grad könnte das zum Problem werden, im Hochsommer zur Freude. Egal, wie man rumturnt auf dem Motorrad, diese Hose ist mit ihren nur 900 Gramm Gewicht (leichteste Hose im Test) kaum zu spüren. Guter Abschluss mit den Stiefeln.

Praxis Gehen:
Bis auf die nicht verschließbaren, nicht allzu groß geratenen Taschen gibt sich die Nippon-Jeans im Fußgängerbetrieb keine Blöße. Komfortabel.

Sicherheit:
Spätestens jetzt fragt man sich, was diese Hose von einer Modejeans unterscheidet. Keine Protektoren, keine Nachrüstmöglichkeit, keine Materialdoppelungen. Angeblich soll das mit drei Prozent Kunstfaseranteil verstärkte Denim-Gewebe gegenüber gewöhnlichen Jeans doppelt so reißfest sein. Eine im Vergleich nur kurze Rutschphase beim Crashtest ließ die Hose jedoch alt aussehen. An den Knien entstanden beidseitig unter großer Flusenbildung handtellergroße Löcher, an den zusätzlich abgeklebten Knien des Dummys waren deutliche Schleifspuren sichtbar.

Verarbeitung/Ausstattung:
Die die Ausstattung unterscheidet sich bis auf die nicht näher beschriebenen, eingewobenen Zylon-Kunstfasern kaum von einer herkömmlichen Modejeans.

Fazit:
Ob der Preis gerechtfertigt ist, darüber könnte man streiten. Ist aber müßig, denn normale Markenjeans sind oft genauso teuer. Als Motorradjeans bleibt die wenig Sicherheit bietende Kushitani aber hinter den Erwartungen zurück.

MOTORRAD-Urteil: Befriedigend

* inklusive CE-Protektoren wie beim Testmuster

Testsieger: Lindstrands Curtis

mps-Fotostudio
Lindstrands Curtis

Lindstrands Curtis
Anbieter
: Jofama, Telefon 0561/470835, www.jofama.se
Preis: 198,95 Euro*
Farben: Blau, Braun
Größen: S bis XXL

Praxis Fahren:
Auf Anhieb fühlt man sich in der Hose gut aufgehoben. Nichts drückt, nichts zwickt oder kneift, die Protektoren sitzen satt am richtigen Platz und stören nicht beim dynamischen Landstraßen-Wirbeln mit vielen Wechselkurven. Klasse!

Praxis Gehen:
Geht es nun weiter gen Restaurant, Café oder Supermarkt, freut sich der zum Spaziergänger mutierte Motorradfahrer über sechs praktische Taschen plus ein Handyfach. Und über den passablen Tragekomfort, obwohl die Schwedin inklusive Protektoren rund eindreiviertel Kilogramm auf die Waage bringt. Die Atmungsaktivität könnte ebenfalls besser sein.

Sicherheit:
Ein sehr gutes Crashtest-Ergebnis. Das Denimgewebe sowie das so genannte Hi-Art-Material (teppichartiger Polyamid-Stoff mit Schlingenstruktur) hielten der langen Rutschpartie recht gut stand. An beiden Knien entstanden jedoch kleinere Löcher. Die Protektoren an Knien und Hüfte boten den notwendigen Zusatzschutz.

Verarbeitung/Ausstattung:
Gut verarbeitet und komplett ausgestattet mit Protektoren sowie am Bund ein umlaufender Reißverschluss zum Koppeln. Top.

Fazit:
Die Schweden als tapfere Schneiderlein haben zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Curtis ist eine klasse Motorradhose und bequeme Jeans zugleich. Ihr Allroundtalent bringt ihr den knappen Testsieg.

MOTORRAD-Urteil: Sehr gut

MOTORRAD-Testsieger

* inklusive CE-Protektoren wie beim Testmuster

Mottowear Esparda

mps-Fotostudio
Mottowear Esparda

Mottowear Esparda
Anbieter
: Core Industries, Telefon 0234/79621381, www.coreindustries.de
Preis: 163,90 Euro*
Farben: Blau
Größen: XS bis XL

Praxis Fahren:
Selbst bei Fahrern mit Radlerbeinen sitzt die Esparda recht locker an den Haxen und beginnt bei rund 80 km/h zu flattern. Die in ihrer Position verstellbaren Protektoren können aufgrund des weiten Schnittes verrutschen, umschließen aber trotzdem gut die Knie. Angenehm luftige Jeans und prima für sommerliche Spritztouren.

Praxis Gehen:
Knie- und Hüftprotektoren lassen sich per Klettverschluss einfach und schnell entfernen, und könnten im Topcase oder einem Rucksack untergebracht werden. Das empfiehlt sich auch für längere City-Bummel, denn die klobigen Dinger nerven beim Laufen. Ohne Schützer gibt sich die Jeans aus Polen betont lässig und macht modisch auf dem Boulevard etwas her.

Sicherheit:
Ein paar Minilöcher und ein kinderhandgroßes Loch am rechten Knie, unter dem die dünne Aramidschicht allerdings ebenfalls auf rund zehn Zentimetern eingerissen ist. Der große Protektor hat letztlich die Haut darunter gerettet. Gute Bilanz.

Verarbeitung/Ausstattung:
In den Sturzzonen kommt großzügig reines Aramidgewebe zum Einsatz, das Denim ist dünn, aber fest. Durchschnittlich verarbeitet.

Fazit:
Trotz des weiten Schnitts bietet die Mottowear einen vergleichsweise guten Schutz beim Sturz, man sollte sie jedoch immer mit Protektoren tragen. Und abseits vom Motorrad ist sie voll ausgehtauglich. Echt gut.

MOTORRAD-Urteil: Gut

* inklusive CE-Protektoren wie beim Testmuster

Polo Drive Nevada

mps-Fotostudio
Polo Drive Nevada

Polo Drive Nevada
Anbieter
: Polo, Telefon 02165/8440200, www.polo-motorrad.de
Preis: 99,95 Euro*
Farben: Schwarz
Größen: 48 bis 58** (Damen: 36 bis 42)

Praxis Fahren:
Der insgesamt sehr körpernahe Schnitt (eigentlich gut) geht stark zu Lasten des Komforts. In den Kniekehlen kneift es, und die Knieprotektoren drücken. Bei eher schlacksigen Menschen mag das anders sein, etwas massigere Fahrer stören sich hingegen an der für Jeans-Verhältnisse eher mäßigen Bewegungsfreiheit.

Praxis Gehen:
Der Oberstoff ist ein Synthetikgewebe in Denim-Look. Darunter liegt eine Klimamembran, die atmungsaktiv sein soll. Die Idee, eine wasserdichte "Jeans" zu bauen, ist ehrenwert, verfehlt aber das Ziel. Bei mehr als 20 Grad Außentemperatur wird der Einkaufsbummel oder Stadtrundgang zur unangenehmen Schwitzkur.

Sicherheit:
Beim Crashtest schmolzen die Kunstfasern des Obermaterials trotz einer vergleichsweise kurzen Rutschphase an beiden Knien zu sehr großen Löchern. Reibhitze und Abrieb machten auch der Membran darunter den Garaus. Nur gut, dass die CE-Protektoren an ihrem Platz blieben und Schlimmeres verhinderten.

Verarbeitung/Ausstattung:
Klimamembran, Protektorenausstattung, ordentliche Verarbeitung. Für den Preis gut.

Fazit:
Der Preis ist heiß, aber die Pseudo-Denimhose von Polo wird es beim Sturz leider auch. Und dann sind Kunstfasern gegenüber Baumwolle im Nachteil. Wasserdichtigkeit ist auf dem Motorrad top, abseits davon eher ein Flop.

MOTORRAD-Urteil: Befriedigend

* inklusive CE-Protektoren wie beim Testmuster
** Auch Kurzgrößen erhältlich

Kauftipp: Vanucci Estivo

mps-Fotostudio
Vanucci Estivo

Vanucci Estivo
Anbieter
: Louis, Telefon 040/73419360, www.louis.de
Preis: 109,95 Euro*
Farben: Blau
Größen: 46 bis 62 (Damen: 34 bis 46)

Praxis Fahren:
Nicht zu eng und nicht zu weit - der Schnitt ist sehr ausgewogen und bietet tollen Tragekomfort. Das dürfte vielen Fahrern entgegenkommen, sensible Naturen unter ihnen könnten sich aber an etwas Zugluft im Steißbereich und eine leichte Flatterneigung am Beinabschluss echauffieren. Die Knieprotektoren sitzen in Fahrhaltung ausgezeichnet und sind kaum spürbar.

Praxis Gehen:
Der vergleichsweise dünne Denimstoff und die großflächigen Verstärkungen aus einem Aramid-Polyestergewebe tragen nicht allzu dick auf. Der auch beim Gehen einwandfreie Protektorensitz bringt zusätzliche Bonuspunkte bei der Komfortwertung. Gute Atmungsaktivität auch an sehr warmen Tagen. Tipptop.

Sicherheit:
Hüftprotektoren lassen sich nachrüsten, und die CE-Knieprotektoren (im Lieferumfang) umschließen vorbildlich die Gelenke. Nach dem Crash mit eher kurzem Asphaltschleifen riss allerdings eine Seitennaht auf sieben Zentimetern auf, und die Aramidschicht wurde entankert.

Verarbeitung/Ausstattung:
Keine Topqualität bei den Stoffen, und auch bei der Verarbeitung ist noch einige Luft nach oben. Mittelmaß.

Fazit:
Funktioniert prima beim Fahren, beim Gehen und wegen guter Protektoren und Materialdoppellungen sogar beim Stürzen. Diese Motorradjeans ist ein sympathischer Allrounder zum äußerst fairen Preis, deshalb: Kauftipp!

MOTORRAD-Urteil: Sehr gut

MOTORRAD-Kauftipp

* inklusive CE-Protektoren wie beim Testmuster

FAZIT

Lohse
Zum Schluss darf sich der Dummy neben den MOTORRAD-Redakteuren ausruhen.

FAZIT
Insgesamt haben die Motorradjeans einen erstaunlich guten Auftritt aufs Asphalt-Parkett gelegt. Lediglich die Icon und Kushitani, die keine Fächer zum Nachrüsten von CE-Protektoren vorweisen können, schwächeln deutlich bei der Sicherheit und empfehlen sich deshalb nur bedingt. Bei warmen Temperaturen bieten trotz der Vielfalt bei den Schnitten (Esquad und IXS im Vergleich eher schmal, Mottowear und Ixon auffällig locker-luftig) einen prima Komfort. So spielen fast alle Jeans, bis auf Polo und BMW, ihre Trümpfe gegenüber Synthetik-Motorradtextilien aus. Sie begeistern als lässige Sommer-Allrounder, die auf und abseits des Mopeds richtig Spaß machen. Lindstrands, Draggin und Vanucci gelingt dabei der beste Kompromiss aus vergleichsweise sicherer Fahrerausstattung und alltagstauglicher Kleidung. Bei den Jacken ergattert die vielseitige, extrem luftige Lindstrands die Krone - absolut hochsommertauglich! Die Vanucci punktet durch eine sehr nachahmenswert gute Preis-Leistung.

Zum Test der Jeansjacken geht's hier lang:

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023