Mit hochrotem Kopf: "Es hakt, es klemmt, Mistdinger, die!" - Das Anziehen von Stiefeln kann zur echten Geduldsprobe werden. Da können unter Umständen sogar recht ausgeglichene Menschen aus der Haut fahren. Reiter wissen ein Lied davon zu singen, und manche Reiter eines Motorrads ebenso. Zumindest, wenn sie knackig eng sitzende, voll auf Sicherheit getrimmte Stiefel bevorzugen. Der obige missgelaunte Ausruf entfuhr jedoch einem der MOTORRAD-Tester bei der Anprobe eines jener Kurzstiefel, die eigentlich vollen Komfort bieten sollen.
Eigentlich, denn im Fall des zumindest äußerlich recht legeren Polo PT-P Lacer wollte sich der Stiefel erst nach minuten-langem Gezerre und Fummeln dem Fuß des Testers anpassen. Aber auch die Modelle von Streetfighter und Icon, die modisch vom klassischen Motorradstiefel ganz bewusst abweichen, sorgten auf der Straße, beziehungsweise in der Fußgängerzone, für Frust. So wenig Gehkomfort bieten eigentlich nur Skistiefel, da werden lange Stadtrundgänge zur Folter.
Derartige Ausfälle beim Komfort gab es nur wenige, die Mehrzahl der getesteten Modelle empfohlen sich als sehr bequem. Und das ist gut, denn wer mit dem Motorrad unterwegs ist, möchte vielleicht auch mal längere Wege zu Fuß zurücklegen, etwa, um dringende Einkäufe zu erledigen. Oder fürs Pendeln ins Büro einen komfortablen Schuh am Fuß haben, der sich locker den ganzen Tag tragen lässt, aber gleichzeitig ausreichend Sicherheit für den Heimweg bietet. Und auf längeren Touren stehen ebenfalls manchmal längere Märsche vom Wanderparkplatz zum Aussichtspunkt et cetera an da wäre es doch prima, wenn der Schuh zumindest kleinere Geländeexkursionen erlaubt, ohne gleich Blasen an den Füßen zu verursachen. Gesucht wird also der Top-Allrounder, der alles kann: Stadt, Land, Motorrad. Und auch etwas Fluss, besser gesagt, er soll auch Nässe nicht scheuen.
Die Anbieter haben sich auf diese Bedürfnisse eingeschossen und bieten mittlerweile ein gutes Repertoire an wasserdichten Kurzstiefeln an. Vom gerade über den Knöchel reichenden, turnschuhhaften "Bikerboot" mit Schaltverstärkung und Protektoren bis hin zum mehr oder weniger "abgeschnittenen" klassischen Tourenstiefel. Preislich liegen diese Modelle zwischen 100 und knapp unter 200 Euro. Geld, das schmerzt, wenn der frisch erworbene Schuh drückt oder nicht dicht hält. Eine ausführliche Anprobe sei deshalb auch bei den augenscheinlich sehr bequemen kurzen Stiefeln unbedingt angeraten. Falls möglich, auch eine Probefahrt, denn gerade stärker auf Freizeit getrimmte Modelle mit dickerer Sohle sind auf der Raste und beim Bremsen und Schalten zunächst sehr gewöhnungsbedürftig.

So richtig daneben lag in dieser für Motorradfahrer wichtigsten Disziplin glücklicherweise keiner der getesteten Stiefel. Beim Nässetest hingegen gab es Ausreißer. Es ist nicht leicht, einen wasserdichten Stiefel zu schustern, aber bei Schnürstiefeln gibt es diesbezüglich offenbar mehr Probleme als bei den eher klassisch geschnittenen Kurzstiefeln. Die Klassiker bieten auch mehr Sicherheit, schützen durch einen insgesamt steiferen Aufbau und mit vorwiegend Leder als Außenmaterial besser die Haut, Knochen und Gelenke. Die weniger abriebfesten Textil-Varianten sorgen im Gegenzug tendenziell für ein besseres Klima im Schuh - und modisch liegen sie ohnehin deutlich vorn.
Den perfekten Allrounder gibt es aber wohl nicht. Jedenfalls nicht in diesem Test. Daytona gewinnt, weil er der beste Motorradstiefel ist, Difi folgt mit einem ähnlichen Ansatz, beide Modelle empfehlen sich jedoch nicht unbedingt als Freizeit-Allrounder. Hersteller Kochmann mit seinem Redbike ist da näher dran, und der Hein Gericke hätte ohne die kleineren Patzer im Test das Zeug zum Super-Allrounder. Bleibt unterm Strich festzuhalten, dass es eine gut gemeinte Idee ist, einen Stiefel für alles zu bauen. Meist bleibt es aber bei einem Kompromiss.
So testet MOTORRAD

Testareal Fußgängerzone? Genau, denn Kurzstiefel sollen sich auch auf diesem Parkett keine Fehltritte leisten. Bei Temperaturen zwischen 18 und 20 Grad Celsius absolvierten alle Stiefelmodelle je eine Testrunde (ca. 1500 Meter) durch die Stuttgarter Innenstadt, um etwaige Druck- und Scheuerstellen zu ermitteln und das Schuh-Innenklima zu prüfen. In Südfrankreich zeigte sich schon zuvor bei etwas kühlerem, aber sonnigem Wetter auf einem extrem kurvigen Pass bei Hunderten von Schalt- und Bremsvorgängen, ob die teils wanderschuhähnlichen Stiefel einem den Spaß auf dem Motorrad vermiesen. In den Fahrpausen protokollierten die Tester Praktisches und Unsinniges bei der Handhabung und überprüften alle Exemplare genau auf Qualitätsmängel. Schließlich der Nässetest: Dazu sollte pro Modell je ein mit Wasser befülltes Paar drei Stunden lang dicht halten, ein weiteres Paar musste sich zehn Minuten lang im Tauchbad bewähren.

"Mehr frei sein."
Mit dicken Motorradbotten zum Einkaufen oder ins Kino stiefeln? Nein danke, denn es geht mir wirklich auf den Senkel, sofort als Biker geoutet zu werden. Daher bin ich für Kurzstrecken ein absoluter Fan von eher freizeitorientierten Stiefeln, die auch modisch etwas hermachen. Motorradfahren ist gefährlich, Motorradfahren ist aber auch spontan und - so naiv das klingt - eine Form von Freisein. Wenn ich jedesmal beim Umdrehen des Zündschlüssels an alle Unwägbarkeiten denke, lasse ich die Maschine lieber gleich stehen. Ich bin so frei, das unbestritten größere Verletzungsrisiko durch turnschuhhafte Stiefel wohlwissend in Kauf zu nehmen.

"Nur die Länge zählt."
Haben Sie schon einmal Heidi Klum in Birkenstocks über den Catwalk schluffen sehen? Oder Schweinsteiger in Adiletten beim Torschuss? Eben. Für mich gibt es beim Motorradfahren ebenfalls keine Alternative - ein vollwertiger, hoher Stiefel gehört zur Grundausstattung einfach dazu. Auch auf Kurzstrecken, da will ich beim Ampelstopp sicher stehen. Und bei den "Langen" gibt es nun wirklich genügend Modelle, die echte Wanderstiefel-Qualitäten besitzen. Die zudem auch bei Schlechtwetter nicht absaufen und einen prima Komfort bieten. Wenn ich mich mit hohen Stiefeln auf dem Boulevard als Biker oute, ist das kein Problem.
Alpinestars Afrika XCR

Anbieter: Alpinestars, Telefon 0039/04235286, www.alpinestars.com
Preis: 149,95 Euro
Farben: Schwarz, Grau
Größen: 38 bis 47
Praxis:
In der Fußgängerzone macht der Afrika XCR eine super Figur. Selbst an warmen Tagen kommen Komfort und Klima an den Füßen nicht zu kurz. Ob sich der leichte, turnschuhhafte Stiefel allerdings auch als redlicher Wanderstiefel eignet, ist eher unwahrscheinlich. Motorradfahrten macht der recht kurze Schuh aber gut mit und erfreut insbesondere im Alltagsgebrauch durch einen sehr leichten Einstieg und eine stressfreie Handhabung.
Sicherheit:
Hier schwächelt der zwar bequeme, aber nicht gerade fest sitzende Alpinestars. Der Schaft reicht kaum über die Knöchel und stützt die Außenbänder im Sturzfall nur mäßig. Die Protektoren schützen ebenfalls unzureichend.
Qualität:
Auf dem Niveau herkömmlicher Alltagsstiefel. Das billige Rauleder kann nur wenig überzeugen.
Nässetest:
Trotz hochwertiger XCR-Membran von Qualitätsgarant Gore (die allerdings nur bis zur Köchelmitte reicht) drang beim Tauchtest schon nach wenigen Sekunden Wasser ein, beim Befüllen sprudelte es aus den Belüftungslöchern wie aus einer Quelle. Schwache Leistung.
Fazit:
Der superbequeme und luftige Stiefel gibt sich trotz guter Membran wegen eines Konstruktionsfehlers wasserscheu. Außerdem Schwächen bei der Sicherheit und Verarbeitung, und ein Sonderangebot ist er auch nicht.
MOTORRAD-Urteil: Befriedigend
Daytona Journey XCR

Anbieter: Frey Daytona, Telefon 08321/66460, www.daytona.de
Preis: 174,95 Euro
Farben: Schwarz
Größen: 38 bis 49
Praxis:
Selbst sehr sportliches Motorradfahren geht mit dem Journey XCR locker vom Fuß. Steigt man von der Maschine ab, um einen Bummel zu unternehmen, funktioniert das auch einigermaßen gut. Die dünne Sohle ist jedoch nicht für längere Exkursionen zu Fuß geeignet, außerdem scheuert es an der Ferse etwas, was jedoch erst auf Dauer spürbar wird und dann stört. Einen Freizeitschuh kann der Stiefel jedenfalls nicht ersetzen. Bei der Handhabung und beim Innenklima spielt der luftige (perforiertes Leder) Stiefel in der ersten Liga.
Sicherheit:
Der Abstreifschutz geht für einen Kurzstiefel voll in Ordnung, auch wenn der Journey mit seiner auf Komfort ausgerichteten Passform nicht knackefest sitzt. Bewährte Protektoren an beiden Fußgelenkseiten und ein hoher Anteil vergleichsweise dicken Leders bringen viele Pluspunkte.
Qualität:
Gore-Tex-Membran, geschmeidiges, hochwertiges Rindleder, feinste Verarbeitung - in Sachen Qualität setzt sich der teure Daytona deutlich von den Mitbewerbern im Test ab.
Nässetest:
Keine Schwächen, absolut wasserdicht.
Fazit:
Sommerlicher Top-Komfort-Tourenstiefel mit eingeschränkten Alltagsqualitäten, der beste Verarbeitung und gute Sicherheit bietet und deshalb den Testsieg einfährt. Kostet viel, bietet aber auch viel.
MOTORRAD-Urteil: Sehr gut
MOTORRAD-Testsieger
Difi Freedom AX

Anbieter: Motoport, Telefon 04451/915200, www.motoport.de
Preis: 129,95 Euro
Farben: Schwarz
Größen: 37 bis 47
Praxis:
Beim Anziehen stören hakige Reißverschlüsse und die fummelige Lasche bei den Klettverschlüssen. Auf dem Motorrad bietet der Freedom AX jedoch tollen Komfort, und bis auf den nur mittelmäßigen Rastenhalt bei Nässe ist der Stiefel selbst für flottes Passsurfen ein guter Begleiter. Beim Gehtest fiel das mäßige Innenklima negativ auf, am übrigen Gehkomfort gibt es hingegen nichts zu kritteln. Flauschiges Futter und eine zwar dünne und harte, jedoch gut abrollende Sohle ermöglichen lange Stadtexkursionen.
Sicherheit:
Sehr guter, abstreifsicherer Sitz, Reflektoren sowie die Knöchel gut umschließende Schäfte und beidseitiger Knöchelschutz lassen den Difi bei diesem Kriterium gut aussehen.
Qualität:
No-Name-Klimamembran, dünnes Leder, zugekleistert mit dicker Schutzschicht, und unter dem Begriff "Anti-Scratch-Leder" verbirgt sich reines Kunststoffmaterial am Schaltschutz. Der Spar-Mix bei der Ausstattung ist jedoch sehr anständig verarbeitet.
Nässetest:
Keine Beanstandungen, alle Teststiefel hielten im harten Nässetest dicht.
Fazit:
Der Difi ist nicht besonders hochwertig ausgestattet, aber auf jeden Fall seinen Preis wert. Unauffällig punktet er sich ins Spitzenfeld. Ein rundum komfortabler Motorradstiefel, der einen bei Nässe nicht im Regen stehen lässt.
MOTORRAD-Urteil: Sehr gut
MOTORRAD-Kauftipp
Hein Gericke Forano GTX

Anbieter: Hein Gericke, Telefon 0211/98989, www.hein-gericke.de
Preis: 129,95 Euro
Farben: Schwarz mit Rot
Größen: 38 bis 47
Praxis:
Als reiner Schnürstiefel kommt der Forano äußerlich als lockerer Freizeitschuh rüber. Komfort und Innenklima sind gut, allerdings drückt der Knöchelschutz auf Dauer etwas unangenehm. Der schmal geschnittene Schuh vermittelt beim Gehen ein etwas knochiges, stelziges Abrollgefühl, das aber längeren Wegen keinen Riegel vorschiebt. Außerdem erlaubt der Stiefel alle zum Motorradfahren nötigen Bewegungen und begeistert dabei mit einwandfreiem Rastenhalt.
Sicherheit:
Mittels der Schnürsenkel lässt sich der Schuh fest am Fuß fixieren, die Senkel selbst sind jedoch nicht gesichert. An Sturzstellen ist das textile Obermaterial durch Leder verstärkt. Knöchelschutz nur einseitig.
Qualität:
Gelungener, ordentlich verarbeiteter Textil/Leder-Mix mit Gore-Tex-Membran ohne besondere Auffälligkeiten.
Nässetest:
Bei einem der Testexemplare trat beim Tauchbad schon nach wenigen Sekunden deutlich spürbar Wasser ein. Logisch, dass bei einem heftigen Regenguss auf dem Motorrad dann wohl schnell Schluss mit lustig wäre.
Fazit:
Ein ausgewogener Allrounder mit guter Ausstattung, aber kleineren Schwächen (Wasserdichtigkeit, Fahrkomfort, Schnürsenkelsicherung). Macht einen schmalen Fuß und stellt sich auch beim Preis nicht breit auf.
MOTORRAD-Urteil: Gut
Held Paddock

Anbieter: Held, Telefon 08321/66460, www.held.de
Preis: 109,95 Euro
Farben: Schwarz
Größen: 37 bis 47
Praxis:
Bei normalem Landstraßentempo auf dem Motorrad ist das Fußklima luftig-angenehm, beinahe sogar schon zu kühl. Bei Fußmärschen hingegen entsteht im Schuh schon nach kürzester Zeit ein schwitziges Klima. Die Passform ist nur mäßig und am linken und rechten Fuß unterschiedlich. Für längere Spaziergänge eignet sich dieses Modell nicht. Die Schnürsenkel lösten sich trotz einer Klettsicherung schon nach kurzer Zeit.
Sicherheit:
Der Sitz ist insgesamt etwas locker und nicht besonders abstreifsicher, und auch die Lederqualität flößt wenig Vertrauen ein.
Qualität:
Nähte und Klebstellen sind okay, eine öl- und kraftstofffeste Sohle sowie großflächige Schalthebelverstärkungen aus Gummi erfüllen die Erwartungen an einen Motorradstiefel, aber alles kommt wenig lustvoll daher.
Nässetest:
Im Wasserbad musste der Held ein paar Federn lassen. Geringe Undichtigkeiten traten bei zwei Testexemplaren auf, die aber wohl nur bei langen Regenfahrten (über eine Stunde) zum Problem werden könnten. Die anderen Teststiefel hielten dicht.
Fazit:
Äußerlich auf Freizeit und Alltag getrimmt, in der Praxis jedoch wenig überzeugend. Als Motorradstiefel immerhin befriedigend. Der Preis spricht für ihn, unterm Strich ist der billig gemachte Paddock aber wenig attraktiv.
MOTORRAD-Urteil: Befriedigend
Icon Accelerant

Anbieter: Parts Europe, Telefon 06501/96950, www.ixs.de
Preis: 100,80 Euro
Farben: Schwarz mit Rot
Größen: 38 bis 48,5
Praxis:
Kurze Fahrten auf dem Motorrad sind problemlos zu bewältigen, doch bei richtigen Touren vermittelt der voluminöse Stiefel kein gutes Gefühl bei häufigem Schalten und Bremsen. Berühren bei extremen Schräglagen die breiten und dicken Sohlen gar zur vorsichtigen Tuchfühlung den Asphalt, wirken sie stoppend wie Bremsgummis. Auf Dauer entstehen außerdem schmerzende Druckstellen an den Fußgelenken. Als geradezu unerträglich entpuppen sich diese abseits der Maschine. Längere Wege als von der Zapfsäule zur Kasse sollte man meiden.
Sicherheit:
Wegen einer Schnürsenkel-Ratschen-Kombination lässt sich der Stiefel bombenfest am Fuß fixieren, und der sehr steife Schaft (inklusive Protektoren) umschließt sicher die Knöchel. Gebongt.
Qualität:
Das leichteste Paar im Test (1320 Gramm) mit großem Textilanteil ist für den vergleichsweise günstigen Preis sehr ordentlich und solide verarbeitet.
Nässetest:
Im Vergleich mit den anderen Schnür-Konkurrenten passierte der Accelerant den harten Nässetest anstandslos. Geht doch, bravo!
Fazit:
Dafür, dass der Icon rein äußerlich auf lässiger Freizeitschuh macht, enttäuscht er in Sachen Komfort sehr. Auf dem und abseits vom Motorrad möchte man diesen immerhin wasserdichten Stiefel schnell wieder vom Fuß haben.
MOTORRAD-Urteil: Befriedigend
IXS Fury II

Anbieter: Hostettler, Telefon 07631/18040, www.ixs.de
Preis: 99,95 Euro
Farben: Schwarz
Größen: 35 bis 48
Praxis:
Gute Balance aus Freizeit- und Motorradstiefel. Sehr bequem am Fuß, beim Fahren fällt nichts Negatives, beim City-Rundgang beinahe nur Positives auf - Turnschuh-Gefühl. Nur die sehr dünne Sohle, die beim Schalten und Bremsen von Vorteil ist, irritiert etwas auf den ersten Gehmetern, bis man sich daran gewöhnt hat. Außerdem gut: prima Klima am Fuß auch bei längeren Märschen.
Sicherheit:
Im Vergleich ist der Schaft sehr kurz gehalten, die Fußgelenke sind gerade noch ausreichend geschützt. Die Protektoren fallen dünn und weich aus. Das dünne Rauleder hinterlässt ein mulmiges Gefühl beim Gedanken an einen Sturz.
Qualität:
No-Name-Klimamembran und ein Billig-Materialmix aus Leder, Gummi und Textil, das Ganze mäßig verarbeitet. Wenig überzeugend.
Nässetest:
Nach dem Befüllen tropfte es nach wenigen Minuten aus den Nähten und an der Verklebung von Sohle und Leder. Und auch beim Tauchbad drang nach kurzer Zeit bei einem Exemplar Wasser ein. Ernüchterndes Testergebnis, denn in der Fahrpraxis dürfte der Fury II schon bei kleineren Regengüssen in die Knie gehen.
Fazit:
Der günstige, allerdings auch billig gemachte Fury II sammelte auf dem Motorrad und in der Fußgängerzone viele Sympathiepunkte, schwächelte dann allerdings deutlich beim Nässetest. Schade, gutes Ergebnis verspielt.
MOTORRAD-Urteil: Befriedigend
Polo PT-P Lacer

Anbieter: Polo, Telefon 0211/9796600, www.polo-motorrad.de
Preis: 129,95 Euro
Farben: Schwarz mit Rot
Größen: 36 bis 48
Praxis:
Der Einstieg ist jedesmal ein Krampf, und per pedes unterwegs kommt mit dem hoch aufgeschlossenen PT-P Lacer auch keine Freude auf, weil er drückt, scheuert und innen schnell ein schwitziges Klima entsteht. Auf dem Motorrad benimmt er sich etwas besser, von Glanznoten ist er jedoch weit entfernt.
Sicherheit:
Für einen Kurzstiefel ein vergleichsweise hoher Schaft, die Schnürsenkel durch zwei Klettleisten abgedeckt, die Knöchel vorbildlich geschützt – die Sicherheit kommt bei diesem Stiefel auf keinen Fall zu kurz.
Qualität:
Das im Vergleich dicke Leder besitzt eine akzeptable Güte, wurde jedoch nach fernöstlichem Standard mit kleineren Macken und Nachlässigkeiten weiterverarbeitet. Die feste Sohle macht einen guten Eindruck.
Nässetest:
Während der Polo-Stiefel das Tauchbad ohne Beanstandungen überstand, zeigten sich beim Befüllen Schwächen. An einer Naht (Übergang von Textil zu Leder) presste das Wasser nach einiger Zeit tröpfchenweise heraus. Kleiner, wenig ins Gewicht fallender Punktabzug.
Fazit:
Die sicheren, aber etwas klumpigen Schnürstiefel sind im Handling kompliziert und sorgen für lahme Beine in der Fußgängerzone. Das widerstrebt der eigentlichen Idee, Freizeit- und Motorradstiefel in einem zu sein.
MOTORRAD-Urteil: Befriedigend
Redbike Trophy

Anbieter: Kochmann, Telefon 02241/39420, www.kochmann.de
Preis: 139,95 Euro
Farben: Schwarz mit Rot
Größen: 37 bis 47
Praxis:
Durch die vergleichsweise dicke Sohle ist der Kontakt zu Brems- und Schalthebeln etwas indirekt, und schon bei kurzzeitigem Schleifen auf dem Asphalt (zum Beispiel in sehr engen Serpentinen), reibt das weiche Gummi enorm schnell ab. Dennoch geht der sehr bequeme Trophy als Vollwert-Motorradstiefel durch, der zu Fuß erst recht zum Liebling wird: gutes Abrollen, null Druckstellen, einfachste Handhabung. Und die Sympatex-Membran sorgt für ein gutes Klima im vergleichsweise dicken und warmen Schuh, der allerdings auch der schwerste Kandidat ist (Paar: 1720 Gramm).
Sicherheit:
Der Sitz könnte etwas enger ausfallen, auf der Habenseite stehen aber der hoch den Knöchel umschließende Schaft plus Protektoren und gut sichtbare Reflektoren. Insgesamt gute Sicherheit.
Qualität:
Der Mix aus Nubuk-Leder und abriebfestem Textil ist solide und sauber verarbeitet. Nässetest: Am aufgenähten Schaltschutz rann bei einem Teststiefel das ein-gefüllte Wasser in geringer Menge nach zirka einer Stunde heraus, ansonsten hielt alles dicht.
Fazit:
Ein sehr alltagstauglicher Motorradstiefel, der durch tollen Gehkomfort und eine sehr einfache Handhabung gleichzeitig auch als Freizeit- und Winterboot Freude bereitet. Der Preis ist absolut fair.
MOTORRAD-Urteil: Sehr gut
MOTORRAD-Kauftipp
Streetfighter Attack II

Anbieter: Louis, Telefon 040/73419360, www.louis.de
Preis: 99,95 Euro
Farben: Schwarz
Größen: 41 bis 47
Praxis:
Straßenkrampf mit dem Streetfighter - die verstellbaren Plastikschnallen nerven schon beim Anziehen, drücken beim Gehen wie Fußfesseln. Die Füße rollen holzig ab, und außerdem entsteht im extrem geschlossenen, klumpigen Stiefel bei warmer Witterung schon nach wenigen Metern ein Schwitzklima wie in der Sauna. Der mangelhafte Gehkomfort relativiert sich etwas, wenn es motorisiert weitergeht. Dann benimmt sich der Attack II wie ein normaler Motorradstiefel mit griffiger (aber etwas weicher) Sohle und ordentlicher Passform.
Sicherheit:
Straffer Sitz, guter, beidseitiger Knöchelschutz und eine akzeptable Lederqualität an Sturzstellen ergeben einen sicheren Schuh.
Qualität:
Die Verschlüsse wirken sehr billig, das Synthetik-Futter ist wenig hautfreundlich. Ansonsten guter Durchschnitt.
Nässetest:
So wenig Körperfeuchtigkeit nach außen dringt (siehe Kritik am Innenklima oben), so wenig kann auf der anderen Seite auch Regenwasser durch die Klimamembran nach innen dringen. Nässetest also mit Bravour bestanden.
Fazit:
Gehkomfort wie Skistiefel, nur ganz harte Jungs stehen darauf. Die auf dem Motorrad gut funktionierenden Stiefel sind immerhin absolut wasserdicht, von der beworbenen Atmungsaktivität ist indes wenig zu spüren.
MOTORRAD-Urteil: Befriedigend
Vanucci VTB 4

Anbieter: Louis, Telefon 040/73419360, www.louis.de
Preis: 149,95 Euro
Farben: Schwarz mit Rot
Größen: 37 bis 47
Praxis:
Der Schaft fällt etwas zu weit aus, bei der Fahrprobe steht die Sohle aber griffig auf der Raste, und Schalt- und Bremsvorgänge gehen bei sportlicher Gangart durch enge Kurven locker vom Fuß. Bei der Gehprobe kann der VTB 4 zwar nicht den Komfort eines Freizeitschuhs bieten, insbesondere Treppensteigen ist nicht seine Disziplin. Er schlägt sich jedoch wacker, zumal trotz Membran das Klima auch bei längeren Strecken angenehm bleibt.
Sicherheit:
Dick gepolsterter Schienbeinschutz, vorbildlicher Knöchelschutz und ein insgesamt abstreifsicherer Sitz. Der Volllederstiefel lässt bei der Sicherheit kaum Wünsche offen.
Qualität:
Hochwertiges Rindleder, Sympatex-Membran, Karboneinsätze, Reflektoren - gute Ausstattung, und auch die Verarbeitung geht bis auf kleine Patzer (siehe nächster Punkt) in Ordnung.
Nässetest:
Auf beiden Seiten drückte das eingefüllte Wasser nach etwa einer Stunde bei zwei Testexemplaren an der Naht heraus. Offensichtlich hat der Schuster (bzw. wohl eher die Maschine) hier mit der Nadel die Membran beschädigt.
Fazit:
Schon äußerlich macht der Vanucci klar, dass sein Revier eher auf der Fußraste denn auf dem Bürgersteig liegt. Ein komfortabler und - abgesehen von den Patzern beim Nässetest - prima Motorrad-Tourenstiefel.
MOTORRAD-Urteil: Gut
Fazit
Die Podestplätze gehen an Kurzstiefel, die eher klassischen Motorradstiefeln ähnlich sind (Daytona, Redbike, Difi). Stärker freizeitorientierte Testkandidaten mit großem Allround-Potenzial verspielen indes ihre Chance und enttäuschen durch miesen Nässeschutz (die Schnürstiefel von Alpinestars und IXS patzen hier peinlich). Oder sie bieten nur sehr mäßigen Gehkomfort (Held, Icon, Streefighter). Was allerdings sehr verwundert, denn gerade deswegen will man doch diese Gattung von Motorradstiefeln kaufen.