Lederkombi oder Textilanzug mit Funktionsmembran? Diese Frage beantworten immer mehr Motoradfahrer mit »Textil«. Die Vorteile liegen auf der Hand: wesentlich bequemer, wasserdicht, atmungsaktiv, praktischer (viele Taschen) und meist mit herausnehmbaren Thermo-Innenfutter ausgestattet, folglich für große Temperaturbereiche tauglich. Und was den Unfallschutz anbelangt, sorgen neue Verarbeitungstechniken und immer abrieb- und reißfestere Materialien sowie geprüfte Protektoren an sturzgefährdeten Stellen für Sicherheit.
Einziger Wermutstropfen: Hochwertige Stoffe und Schutzmaßnamen haben ihren Preis. Noch vor zehn Jahren gab es kaum Anzüge über 500 Euro. Mittlerweile sind nach oben fast keine Grenzen gesetzt. Dennoch verzeichnet das obere Marktsegment hohe Zuwachsraten. Heutige Motorradfahrer sind im besten Alter und haben vielfach ausreichend Geld für ihr Hobby auf der Seite. Wenn dann eine Anschaffung ins Haus steht, darfs gern etwas mehr kosten Hauptsache, die Qualität stimmt.
Ob Textilanzüge der Preisklasse 1000 bis 1250 Euro tatsächlich ihr Geld wert sind, testete MOTORRAD bis auf eine Ausnahme an allen Anbietern, die dieses Segment bedienen: BMW, Dainese, Kushitani, Rukka und Stadler. Ein weiterer möglicher Kandidat, Yoko, sagte seine Teilnahme ab.
Bei den fünf übrigen Testteilnehmern stellten die Importeure beziehungsweise Hersteller entsprechende Kombinationen aus Jacke und Hose zusammen, um in der Summe auf den vorgegebenen Betrag zu kommen. Übrigens finden sich in dieser Preisklasse nur Anzüge mit Gore-Tex-Membran.
Da der Käufer von solch teurer Bekleidung etwas mehr erwartet, unterzog MOTORRAD die Funktionsanzüge einem ganz besonderen Härtetest. Außer einem aufwendigen Nässetest (siehe Kasten auf Seite 158), der in Zusammenarbeit mit der Firma Gore durchgeführt wurde, mussten sämtliche Protektoren im Schlagdämpfungstest bei der Firma Viscotec ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen (siehe Seite 160). Doch damit nicht genug. Auf einer einwöchigen Testfahrt ermittelten fünf MOTORRAD-Mitarbeiter die Praxistauglichkeit der Textilanzüge. Während der knapp 5000 Kilometer langen Tour nach Italien und zurück herrschten die unterschiedlichsten Klimabedingungen. Fast 1000 Kilometer Regenfahrt gehörten ebenso dazu wie Fahrten bei Sonnenschein und 25 Grad Celsius oder zwei Alpenüberquerungen bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt.
Beginnen wir mit dem unangenehmen Teil: Nässe. Die Hosen von BMW und Dainese hielten auf der Testfahrt leider nicht dicht. Ärgerlich für die Träger, die die Regenetappen in einer Pfütze sitzend überstehen mussten. Wer eine solche Undichtigkeit feststellt, sollte sich schleunigst an seinen Händler wenden und auf seine Garantie bestehen. Die durchweg eingesetzten hochwertigen Gore-Membrane lassen nämlich bestimmt kein Wasser durch (außer nach einer mechanischen Beschädigung). Wenn überhaupt, findet das Wasser an unsauberen Nahtstellen oder Tapes einen Weg nach Innen, und dann sind Verarbeitungsfehler der Grund. Somit ist der Hersteller zur Reparatur verpflichtet oder muss für gleichwertigen Ersatz sorgen. Deshalb immer den Kaufbeleg aufheben.
Als sehr vorteilhaft erwiesen sich die herausnehmbaren Thermo-Innenfutter, die im warmen Italien tagsüber im Hotelzimmer zurückblieben. Als einziges Kleidungsstück im ganzen Testfeld verzichtet die BMW-Streetguard-Hose auf ein solches Futter ungewöhnlich in diesem Preissegment. Wer häufig bei niedrigen Temperaturen Motorrad fährt, sollte deshalb bereits beim Kauf zur Kontrolle der Passform wärmende Unterkleidung mitnehmen.
Freilich ist auch bei allen anderen Textilanzügen die Passform entscheidend. So sollten Käufer den Anzug ihrer Wahl genau unter die Lupe nehmen und bei einer ausgiebigen Anprobe prüfen, ob er in Sitzhaltung auf dem Motorrad an Armen und Beinen ausreichend lang ist, die Handschuhe unter die Armbündchen passen und die Hosenbeine über die Stiefel, und dass es nirgends zwickt. Zu weit darf er jedoch auch nicht sein, da sonst die Gefahr besteht, dass die Protektoren bei einem Sturz verrutschen. Aufgrund der vielen zur Wahl stehenden Größen bei BMW und Stadler lassen sich deren Kombinationen optimal an Käufer anpassen, die besonders schlank oder besonders kräftig sind.
Obwohl bei praktisch jedem Testteilnehmer noch das eine oder andere Detail verbessert werden könnte Thermofutter bei der BMW-Hose, Verbindungsreißverschluss bei der Dainese-Jacke, Weitenverstellung an den Armbündchen bei Kushitani, größere Außentaschen bei Rukka, Gewicht bei Stadler , hinterließen alle Textilkombinationen einen dem Preis entsprechend edlen Eindruck.
Richtig erschreckend waren einzig die Ergebnisse der Schlagdämpfungsprüfung der Rukka-Protektoren. Um dieses Problem sollten sich die Finnen dringend kümmern. Alternativ einen hochwertigeren Protektorensatz anbieten auch wenn der unbestritten sehr hohe Tragekomfort ein wenig darunter leiden könnte wäre zumindest ein Anfang und ohne großen Aufwand möglich.
Da Protektoren- und Nässetest nur je zu einem Viertel in die Gesamtbewertung mit einfließen, die Funktion und Alltagstauglichkeit jedoch 50 Prozent dazu beitragen, schafft Rukka dank guter Praxistauglichkeit gerade noch das Urteil »gut bis befriedigend«. Am besten schneidet Kushitani in diesem Vergleich ab. Die sehr guten Ergebnisse im Nässe- und Protektorentest sowie die sehr hohe Praxistauglichkeit bringen den Japanern den Sieg vor Stadler, BMW und Dainese, die ebenfalls ihr Geld wert sind.
BMW Jacke Tourguard
Jacke Tourguard
Größen: D 36 bis 46, 72 bis 88, 18 bis 22; H 46 bis 66, 98 bis 118, 25 bis 32
Farben: Blau, Schwarz
Obermaterial: Cordura mit Gore-Tex-Armacor-Verstärkungen
Funktionsmembran: Gore-Tex-Laminat
Ausstattung: CE-Protektoren an Schultern, Ellbogen und im Rücken; zwei wasserdichte Außentaschen, eine Innentasche; herausnehmbares Thermo-Innenfutter; Schrittgurt; Reflexmaterial; Verbindungsreißverschluss; Taillengurt; Kordelzug im Saum; Belüftungsöffnungen; Armbündchen mit Lederborte, Reißverschluss und Klettriegel; spezielle Labyrinth-Ärmelkonstruktion (so genanntes Storm-Cuff mit elastischem Bündchen); Lederborte am Kragen; zwei Jahre Garantie
Hose Streetguard
Größen: D 36 bis 46, 72 bis 88, 18 bis 22; H 46 bis 66, 98 bis 118, 25 bis 32
Farben: Schwarz
Obermaterial: Cordura mit Gore-Tex-Armacor-Verstärkungen
Funktionsmembran: Gore-Tex-Laminat
Ausstattung: CE-Knieprotektoren; eine Außentasche; ComforTemp-Futter im Sitzbereich; Verbindungsreißverschluss; Hüftgurt; Reiß- und Klettverschlüsse zur Weitenanpassung an den Hosenbeinen; Reflexmaterial; zwei Jahre Garantie
PraxiswertungNässetestIm Labortest Hose absolut dicht, dafür leichter Wassereinbruch an beiden Ärmeln trotz aufwendiger Labyrinth-Konstruktion mit elastischen Gore-Bündchen; im Praxistest Jacke völlig dicht, bei der Hose Wassereinbruch im Schrittbereich; beide Jacken-Fronttaschen dicht ProtektorentestAlle sechs Protektoren an Ellbogen, Schultern und Knien sowie der Rückenprotektor entsprechen den Anforderungen der aktuellen CE-Normen Plushochwertige Verarbeitung; Sitz und Tragekomfort sehr gut; leichtgängige Reißverschlüsse; geringes Gesamtgewicht; wasserdichte Außentaschen; funktionelle Belüftung; auch am Jacken-Innenfutter Zweiwege-Frontreißverschluss; weicher KragenMinusHose ohne Thermo-Innenfutter; zu kleiner Kragen-Klettverschluss; Wulstbildung am ArmbündchenFazitSehr gut verarbeitete, hochwertige Kombination, leider ohne Thermofutter in der Hose; in vielen Größen erhältlich, dadurch hohe Passgenauigkeit garantiert MOTORRAD-Urteilsehr gut bis gut
Dainese Jacke Madison
Jacke Madison
Größen: 44 bis 60
Farben: Schwarz/Blau, Schwarz/Rot, Schwarz
Obermaterial: NSP (Dainese-eigenes, hochabrieb- und reißfestes Textilmaterial)
Funktionsmembran: Gore-Tex-Liner, herausnehmbar
Ausstattung: CE-Protektoren an Schultern und Ellbogen; herausnehmbarer, auch separat tragbarer CE-Rückenprotektor; zwei wasserdichte Außentaschen, eine Brusttasche; eine Innentasche; herausnehmbares Thermo-Innenfutter; Reflexmaterial; Schrittgurt; Weitenverstellung am Oberarm; Taillengurt; Kordelzug im Saum; Armbündchen mit Reißverschluss und Druckknöpfen zur Weitenverstellung; zwei Jahre Garantie
Hose Rex
Größen: 44 bis 60
Farben: Schwarz
Obermaterial: Cordura
Funktionsmembran: Gore-Tex-Liner
Ausstattung: CE-Knieprotektoren, Weichschaum an der Hüfte; zwei Außentaschen; herausnehmbares Thermo-Innenfutter; Verbindungsreißverschluss; Reißverschlüsse und elastische Bündchen an den Hosenbeinen; hoher Schnitt; elastische Träger; zwei Jahre Garantie
PraxiswertungNässetestim Labortest Hose absolut dicht, dafür leichter Wassereinbruch an beiden Ärmeln (keine Labyrinth-Konstruktion); im Praxistest Jacke völlig dicht, bei Hose Wassereinbruch im Schrittbereich; zwei Jacken-Fronttaschen dicht ProtektorentestDrei von sechs Gelenkprotektoren entsprechen den Anforderungen der aktuellen CE-Norm, die anderen drei liegen ganz knapp darüber auch der Rückenprotektor. Die Weichschaum-Hüftprotektoren entsprechen nicht der NormPlusgeringe Flatterneigung; großer Temperaturbereich; hochwertige Verarbeitung; hoher Tragekomfort; Rückenschutz auch separat tragbar; sehr hoch geschnittene (Latz-)HoseMinusrelativ schwer; fummeliges An- und Ausziehen der Jacke durch separates Gore-Tex- und Thermo-Insert; kein Verbindungsreißverschluss an der Jacke; Ärmel etwas zu kurzFazitEdle Textilkombination mit mehrschichtiger Jackenkonstruktion für einen großen Temperaturbereich, dadurch aber auch aufwendiges AnziehprocedereMOTORRAD-Urteilgut
Kushitani Jacke Hayaku GTX Armacor
Jacke Hayaku GTX Armacor
Größen: 50 bis 60
Farbe: Schwarz
Obermaterial: Gore-Tex-Armacor
Funktionsmembran: Gore-Tex-Laminat
Ausstattung: CE-Protektoren an Schultern, Ellbogen und im Rücken; fünf Außentaschen, drei Innentaschen; herausnehmbares Thermo-Innenfutter; Schrittgurt; Reflexstreifen; Verbindungsreißverschluss; Weitenverstellungen an Ober- und Unterarm; Taillengurt; Klettriegel im Saum und an den Armbündchen; spezielle Labyrinth-Ärmelkonstruktion (so genannte Storm-Cuff-Konstruktion); Lederborte am Kragen
Hose Hasaki GTX
Größen: 50 bis 60
Farben: Schwarz
Obermaterial: Cordura
Funktionsmembran: Gore-Tex-Liner
Ausstattung: CE-Knieprotektoren; zwei Außentaschen; herausnehmbares Thermo-Innenfutter; Verbindungsreißverschluss; Verstärkungen aus Cordura 1000 an Hüfte und Knien, Materialdopplung aus Leder am Gesäß; elastischer Bund und Gurt am Hosenbund; Reiß- und Klettverschluss zur Weitenanpassung an den Hosenbeinen; Stretcheinsätze im Knie und Wadenbereich; vier stabile Ösen für Hosenträger
PraxiswertungNässetest:im Labor- und Praxistest Jacke und Hose absolut dicht; Brusttaschen nicht wasserdicht, zwei Jacken-Fronttaschen dicht Protektorentest:Alle sechs Gelenkprotektoren (Ellbogen, Schulter, Knie) und der Rückenprotektor entsprechen den Anforderungen der aktuellen CE-Norm und erreichen die niedrigsten und somit besten Restkraftwerte im Vergleich Plusgeringe Flatterneigung; hochwertige Verarbeitung; viele praktische Taschen; gute Passform; hervorragendes Tragegefühl; Jacke mit nur einem Frontreißverschluss schnell geschlossen/geöffnetMinuszu geringe Weitenverstellung an den Armbündchen; Frontreißverschluss verhakt sich an Lederleiste im Brustbreich; Hosenbeine zu kurz geratenFazitSehr gut verarbeitete, absolut wasserdichte Kombination, die sich aufgrund der weichen Protektoren sehr angenehm tragen lässt MOTORRAD-Urteilsehr gut
Rukka Jacke A-Tech
Jacke A-Tech
Größen: D 34 bis 46, H 46 bis 66
Farben: Schwarz/Blau, Schwarz/Rot, Schwarz/Titan, Schwarz
Obermaterial: Gore-Tex-Armacor und Cordura 500
Funktionsmembran: Gore-Tex-Laminat
Ausstattung: CE-Protektoren an Schultern, Ellbogen und im Rücken; je zwei wasserdichte Außen- und Innentaschen; herausnehmbares Thermo-Innenfutter; Schrittgurt; Reflexstreifen; Verbindungsreißverschluss; Weitenverstellungen an Ober- und Unterarm; Taillengurt; Klettriegel im Saum; zwei Belüftungsöffnungen im Brustbereich; Armbündchen mit Reißverschluss und Klettriegel; Neoprenkragen; fünf Jahre Garantie
Hose RVP Pro
Größen: D 38 bis 46 (kurz), 34 bis 46, 36 bis 42 (lang); H 48 bis 66 (kurz), 46 bis 62, 48 bis 58 (lang)
Farben: Schwarz
Obermaterial: Cordura
Funktionsmembran: Gore-Tex-Liner
Ausstattung: CE-Protektoren an Knien und Hüfte; zwei Außentaschen; herausnehmbares Thermo-Innenfutter; Verbindungsreißverschluss; Verschlussriegel; Reiß- und Klettverschlüsse zur Weitenanpassung an den Hosenbeinen; Reflexmaterial; Stretcheinsätze; abnehmbare, elastische Träger; fünf Jahre Garantie
PraxiswertungNässetestim Labortest Hose absolut dicht, dafür Wassereinbruch an beiden Ärmeln (keine Labyrinth-Konstruktion); im Praxistest Jacke und Hose völlig dicht; zwei Jacken-Fronttaschen dicht ProtektorentestAlle acht Gelenkprotektoren (Ellbogen, Schultern, Hüfte und Knie) sowie der Rückenprotektor entsprechen nicht den Anforderungen der aktuellen CE-Norm sie verfehlen die zulässigen Grenzwerte deutlich Plusgeringe Flatterneigung; großer Temperaturbereich; hochwertige Verarbeitung; gute Passform und sehr hoher Tragekomfort; relativ leicht; Hosenbeine schön langMinusviel zu kleine Jacken-Außentaschen; Hosenlatzverschluss mit fummeligem Doppel-D-Verschluss; zu kleiner Kragen-Klettverschluss; trotz Verstellmöglichkeit zu weite Ärmel Protektoren können verrutschenFazitSehr gut verarbeiteter, angenehm zu tragender Anzug mit guter Passform aber trotz Prüfzeichen nicht CE-gerechter Protektoren MOTORRAD-Urteilgut bis befriedigend **die schlechten Ergebnisse beim Protektorentest führen zur Abwertung
Stadler Jacke Transair GTX
Jacke Transair GTX
Größen: D 36 bis 46, 80 bis 92, 20 bis 23; H 48 bis 62, 102 bis 118, 25 bis 31
Farben: Schwarz/Graumetallic, Schwarz/Silber
Obermaterial: Cordura
Funktionsmembran: Gore-Tex-Liner als separate Regenjacke herausnehmbar
Ausstattung: CE-Protektoren an Schultern, Ellbogen und Rücken; vier abnehmbare, wasserdichte Außentaschen, eine davon mit integrierter Handytasche, drei weitere Außentaschen, eine Rückentasche, zwei Innentaschen, zwei weitere, wasserdichte Innentaschen in Membranjacke; herausnehmbares Thermo-Innenfutter; Reflexmaterial; Verbindungsreißverschluss; Weitenverstellungen an Ober- und Unterarmen; Taillengurt; Kordelzug im Saum; Belüftungsöffnungen; Armbündchen mit Reißverschluss und Klettriegel; zehn Jahre Garantie
Hose Airway GTX
Größen: D 38 bis 44, 72 bis 92, 19 bis 24; H 48 bis 62, 98 bis 118, 24 bis 31
Farben: Schwarz/Silber
Obermaterial: Cordura 500; Verstärkungen aus Cordura 2000 an Hüfte, Oberschenkeln und Knien; Nubuk-Lederdopplung am Gesäß
Funktionsmembran: Gore-Tex-Liner, als separate Regenhose tragbar
Ausstattung: CE-Protektoren an den Knien, Suprotec-Schaum-Protektoren an der Hüfte; drei Außentaschen; herausnehmbares Thermo-Innenfutter; Verbindungsreißverschluss; Hüftgurt; Reißverschluss und Kordelzug an den Beinabschlüssen; Reflexmaterial; Cordura-Stretcheinsatz in den Kniekehlen; zehn Jahre Garantie
PraxiswertungNässetestin Labor- und Praxistest Jacke (obwohl ohne »echte« Labyrinth-Konstruktion an den Ärmeln) und Hose absolut dicht, auch sämtliche Jacken-Fronttaschen dicht ProtektorentestFünf von sechs Gelenkprotektoren entsprechen den Anforderungen der aktuellen CE-Norm, ein Knieprotektor liegt ganz knapp über dem zulässigen Grenzwert; Hüftprotektoren und Rückenprotektor verfehlen die zulässigen Grenzwerte deutlichPlusgeringe Flatterneigung; großer Temperaturbereich; hochwertige Verarbeitung; praktische Detaillösungen; weicher, eng schließbarer, hoher KragenMinusrelativ schwer; fummeliges und aufwendiges An- und Ausziehen; Hüftprotektoren drücken leicht Fazitsehr aufwendig verarbeitete, absolut wasserdichte Kombination mit vielen praktischen Details und Einstellmöglichkeiten, hoher Praxistauglichkeit und sehr langer Garantie, jedoch etwas aufwendigem An- und AusziehprozedereMOTORRAD-Urteilsehr gut bis gut
Nässetest
Um die während der einwöchigen Testfahrt gesammelten Ergebnisse zu stützen, musste je eine weitere Textil-Kombination pro Teilnehmer den Nässetest im Regenturm der Firma Gore überstehen. Dazu kamen die fabrikneuen Anzüge zunächst für je fünfzehn Durchgänge in die Waschmaschine, um die Grundimprägnierung des Obermaterials abzuwaschen. Neue Textilbekleidung hält ansonsten meist auch ohne Funktionsmembran längere Zeit im Regen dicht.Anschließend kamen die Anzüge unter Aufsicht von MOTORRAD nacheinander in den berühmt-berüchtigten Regenturm. Dazu wurde ein Dummy in den zu testenden Anzug gesteckt und alle Reißverschlüsse und Klettriegel sorgfältig verschlossen. In Sitzhaltung auf einem Motorradmodell hatte der stumme Diener 30 Minuten auszuharren, während eine Wasserdüse ihn von vorn bespitzte und zusätzlich von oben ein Landregen auf ihn herabprasselte. Damit kein Wasser über den Kragen eindringt, bekam der Dummy eine wasserdichte Haube verpasst. Der intensive Wasserstrahl von vorn simuliert nach Angaben von Gore eine Fahrgeschwindigkeit von zirka 80 bis 100 km/h der 30-minütige Nässetest entspricht von der Beanspruchung einer mehrstündigen Regenfahrt. Nach Ablauf der Zeit wurde der Dummy vorsichtig entkleidet und auf der Unterwäsche nach Spuren von Undichtigkeiten gesucht. Bis auf einige Nässespuren im Ärmelbreich einiger Kandidaten hielten alle Anzüge dicht.Prinzipiell gefährdet im Bereich der Ärmel sind Jacken ohne so genannte Labyrinth-Konstruktionen, also die Modelle von Dainese und Rukka. Wobei auf Regenfahrten auch Labyrinth-Ärmelabschlüsse nur dann funktionieren, wenn die Stulpen der Handschuhe in die Jacke gesteckt werden. Andernfalls läuft das Wasser irgendwann von oben in die Handschuhe und wird unweigerlich vom Futterstoff der Jacke oder der Unterkleidung aufgesogen und wandert in Richtung Ellenbogen.Bis auf die eben angesprochenen Saugeffekte im Ärmelbereich hielten alle Test-Anzüge dicht. Dass es auf der Testfahrt in »freier Wildbahn« zu Undichtigkeiten bei den Hosen von BMW und Dainese kam, lässt sich nur mit Verarbeitungsfehlern erklären. Sobald eine der empfindlichen Verklebungsstellen nicht 100-prozentig ausgeführt wurde, kann im Fahrbetrieb auch durch das allerkleinste Loch nach einiger Zeit Wasser eindringen. Und dann heißt es: Garantieansprüche geltend machen und zwar dort, wo der Anzug gekauft wurde.
Protektorentest
Auf dem Protektorenprüfstand der Firma Viscotec ermittelte MOTORRAD die Schlagdämpfungswerte der in den Testanzügen verwendeten Protektoren. Die einzelnen Prüfungen wurden in enger Anlehnung an die aktuell gültigen CE-Normen durchgeführt.Protektoren unterscheiden sich in zwei Baugruppen: die Gelenkprotektoren (Schultern, Ellenbogen, Hüfte und Knie) und die Rückenprotektoren. Die beiden Gruppen werden nach unterschiedlichen Normen geprüft: Die CE-Norm EN 1621-1 gilt für Gelenkprotektoren, die CE-Norm prEN 1621-2 für Rückenprotektoren.Beginnen wir mit den Gelenkprotektoren: Die europäische Norm (EN) 1621-1 beinhaltet außer den Protektoren-Mindestgrößen für die zu schützenden Bereiche man unterscheidet für jedes Gelenk in Typ A (Prüffläche klein) oder B (groß) den zulässigen Grenzwert für die auftretenden Restkräfte beim Schlagtest. Bei diesem Test fällt ein definierter, rechteckiger Stempel mit fünf Kilogramm Masse aus einem Meter Höhe auf den zu prüfenden Protektor, der auf einem halbkugelförmigen Amboss mit einer Kraftmess-Einrichtung liegt. Ohne Protektor würde die ermittelte Restkraft beim Aufprall zwischen 150 und 180 Kilo-Newton (kN) betragen. Der Mittelwert dreier Prüfdurchläufe an verschiedenen Stellen des Protektors muss unter 35 kN liegen, außerdem darf keiner der Einzelschläge über 50 kN betragen.Analog verlaufen die Schlagprüfungen mit Rückenprotektoren. Das Stempelgewicht beträgt weiterhin fünf Kilogramm, doch entspricht die Form des Stempels nun einer stark gewölbten Bordsteinkante. Außerdem liegt der zu prüfende Rückenprotektor auf einem nur leicht gewölbten Amboss. Der Mittelwert dreier Prüfdurchläufe darf höchstens 18 kN betragen und keiner der Einzelschläge über 24 kN liegen.Für alle Protektorenprüfungen gilt, dass die Einzelschläge mindestens fünf Zentimeter Abstand zueinander haben müssen und über den gesamten Prüfbereich verstreut liegen. Je ein Schlag liegt dabei im Zentralbereich des Protektors, einer im Mittelfeld und einer am Rand der definierten Schutzzone.Die von MOTORRAD ermittelten Restkraftwerte zeigen deutliche Unterschiede der einzelnen Testteilnehmer. Besonders auffällig: Die Protektoren von Rukka fallen jämmerlich durch. Kein einziger der als CE-geprüft gekennzeichneten Schützer hält auch nur annähernd die vorgeschriebenen Grenzwerte ein.Anmerkung am Rande: Bereits bei einem Schlag von etwa fünf bis sieben Kilo-Newton brechen menschliche Knochen ein so heftiger Aufprall wie in der CE-Prüfung zulässig, würde somit nicht ohne Verletzung ablaufen.