Yamaha YZF-R 125 im Gebrauchtkauf-Check
Modelljahre 2008 bis 2018

Die Kleinste ganz groß. Seit ihrer Vorstellung 2008 begeistert die Yamaha YZF-R 125 nicht nur die Jugend. Auf dem Gebrauchtmarkt ist deshalb viel los.

Modelljahre 2008 bis 2018
Foto: Yamaha

Die Sehnsüchte vieler 16-Jähriger materialisieren sich 2008 endlich in konkreter Gestalt: Als Yamaha die rattenscharfe YZF-R 125 den ersten glücklichen Käufern unter den Hintern schiebt, ertappen sich altgediente Haudegen auf massigen Reisetourern dabei, ganz selbstverständlich die Achtelliter-Klasse in den obligatorischen Motorrad-Gruß einzubeziehen. Nicht nur weil der Sportler mit seinem Einzylinder-Triebwerk den 141 Kilogramm erstaunlich kernig zusetzt, sondern auch weil die Japanerin ihrer größeren Schwester R1 wie aus dem Gesicht geschnitten ist.

Verkaufszahlen können sich sehen lassen

Okay, die schmalen Reifen und das fehlende Vierzylinder-Gekreische verraten beim zweiten Blick (und Hinhören) schon, wer einem da entgegenkommt. Doch der kleine Sportler verschaffte seinerzeit der ganzen A1-Führerscheinszene ein neues, selbstbewusstes Antlitz, macht die Kleinsten ganz groß. Diese Deutung geht Ihnen zu weit? Nun, die Verkaufszahlen der 125er lassen kaum Zweifel am nachhaltigen Erfolg aufkommen.

Yamaha
Der Motor ermöglicht ruhiges Mitschwimmen im Stadtverkehr ohne anstrengend hohe Drehzahlen.

An den Neuzulassungen gemessen, ist die kleine Rennsemmel eines der absoluten Topmodelle von Yamaha. Allein die erste Baureihe der YZF-R 125 fand in Deutschland über 12.000 Abnehmer. Über die gesamte Bauzeit verschwindet der Mini-Renner quasi nie von einem der Podestplätze seiner Klasse. Entsprechend bunt schaut es heute auf dem Gebrauchtmarkt aus. Die Auswahl ist groß, die Entscheidung dementsprechend schwierig. Worauf zu achten ist, steht hier.

Motor

Der Einzylinder-Viertakter mit oben liegender Nockenwelle muss zu Beginn seiner Bauzeit gegen die zweitaktende Konkurrenz aus Italien antreten – und setzt sich gegen diese bravourös durch. Was der wasserumspülte, langhubig ausgelegte Vierventiler aus dem Brennraum zaubert, überzeugt umfänglich. Mit zahmen Ansprechverhalten, druckvoller Mitte und hoher Drehfreude bis zum Begrenzer zeigt die Yamaha in Kombination mit einer hervorragend gewählten Übersetzung der Konkurrenz das Heck. Bis heute gilt der Antrieb zu Recht als wahrer Kostverächter: Unter drei Litern Verbrauch auf 100 Kilometern sind keine wirkliche Herausforderung.

Fahrwerk

Dass konventionell keineswegs schlecht bedeuten muss, beweist die Japanerin mit Stahl-Brückenrahmen, Alu-Schwinge und 33-mm-Telegabel. Das Fahrwerk brilliert schon in der ersten Baureihe mit hervorragender Stabilität, die Gabel verwindet sich auch beim harten Ankern nicht und hält das 17-Zoll-Vorderrad sicher auf Kurs. Mit nur 141 Kilogramm fällt das Handling lebendig aus, die Dämpfung der Gabel und des Federbeins vertragen engagierte Fahrweisen, ohne deshalb auf kurzen Stößen Härte zu zeigen. Ab Modelljahr 2014 sorgt eine Upside-down-Gabel für noch bessere Vorderradführung – und eine coolere Optik.

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Ab Modelljahr 2014 sorgt eine Upside-down-Gabel für noch bessere Vorderradführung – und eine coolere Optik.

Alltag

Yamahas ausgerufene Priorität bei der YZF: Sportlichkeit. Deshalb hat man bewusst Abstriche beim Komfort in Kauf genommen. Zwar bietet sie für eine 125er auch größeren Fahrern ausreichend Platz. Die hohe Sitzposition und die Lenkerstummel sind aber im Stadtverkehr nicht gerade angenehm. Der schon bei niedrigen Drehzahlen lässig anschiebende Motor dafür umso mehr. Er ermöglicht ruhiges Mitschwimmen im Stadtverkehr ohne anstrengend hohe Drehzahlen und ist sogar für das ein oder andere Überholmanöver auf der Landstraße gut.

Sicherheit

Lange musste der Yamaha-Nachwuchs völlig ohne Blockierverhinderer auskommen. Erst ab 2016 ist für 400 Euro extra ein ABS erhältlich. In den Euro-4-Modellen ab 2017 gehört es zur Serienausstattung. Die Bremse der ersten Baureihe frisst gierig Bremsbeläge, verzögert aber gut. Die ab 2014 verbaute Radialbremszange beißt noch kräftiger zu und sucht unter den 125ern ihresgleichen.

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Der Motor ermöglicht ruhiges Mitschwimmen im Stadtverkehr ohne anstrengend hohe Drehzahlen.

Modellpflege – 2008 bis 2018

2008 bis 2013: Im ersten Jahr ist die Yamaha in Blau, Weiß, Gelb oder Schwarz zu haben. Das Styling und der Vierventil-Viertakter sind in der Klasse konkurrenzlos. Den MOTORRAD-Dauertest über 25.000 Kilometer spult die YZF-R ohne größere Schwächen oder Defekte ab. Neupreis ab 3.595 Euro.

Laufleistungen: 10.000 bis 50.000 km

Gebrauchtpreise: 1.400 bis 3.500 Euro

2014 bis 2016: Große Überarbeitung: schärfere Optik in R6- Manier, modifizierte Einspritzung, neue 41-mm-Upside-down-Gabel, flacherer Lenkkopf, neue Anlenkung des Federbeins, radial verschraubter Doppelkolben-Schwimmsattel vorn. Farben: Blau, Rot oder Grau. Neupreis ab 4.350 Euro.

Laufleistungen: 2.000 bis 40.000 km

Gebrauchtpreise: 2.000 bis 4.200 Euro

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Bis heute gilt der Antrieb zu Recht als wahrer Kostverächter.

2017 bis 2018: Optisch bis auf eine andere Farbauswahl unverändert – Blau und Grau als Metallic-Lack oder Rot –, dafür aber Euro-4 homologiert und nun standardmäßig mit ABS ausgestattet. Dadurch steigen die Anschaffungskosten leider erheblich. Neupreis 2018 ab 5.195 Euro.

Laufleistungen: 0 bis 30.000 km

Gebrauchtpreise: 2.900 bis 4.700 Euro

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Erscheinungsdatum 15.09.2023