Yamaha MT-07 und Yamaha MT-09 im Vergleichstest

Yamaha MT-07 und Yamaha MT-09 im Vergleichstest
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Welche bietet mehr fürs Geld?

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Die beiden heißen Yamahas sind sich zumindest in einer Disziplin einig: Sie sind Meister des Drehmoments. Doch was spricht für den Kauf der kleinen Yamaha MT-07, was für den Kauf der großen Yamaha MT-09?

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Die Yamaha MT-07 für 5995 Euro und die Yamaha MT-09 für 8295 Euro sind die derzeitigen Shooting-Stars des Motorradmarkts. So viel Power, Coolness und Chic inklusive ABS bietet derzeit kein anderer Hersteller für den schmalen Geldbeutel. Da lacht der Händler, dem sie die Türen einrennen. Und da lacht der Kunde. Doch bei welcher MT bekommt er mehr für sein Geld? Um das zu beantworten, steigen wir auf.

Während bei der kleinen Yamaha MT-07 alles so angeschraubt ist, als hätte man es selbst angebracht, sitzt der Fahrer auf der Yamaha MT-09 dicht am Lenker, der zudem recht hoch platziert ist. Das fühlt sich mehr nach Enduro als nach Naked Bike an. Die dreizylindrige MT-09 ist zierlich, schlank und durchtrainiert. Steigt man aber von der kleinen, zweizylindrigen MT-07 auf ihre große Schwester, kommt einem die 09 erwachsen und groß vor, denn die elf Kilo leichtere und bloß 181 Kilogramm schwere MT-07 ist wirklich ein Spielzeug. 

Yamaha MT-09 in 3,3 Sekunden von null auf hundert

Also lassen wir sie spielen. Um aus dem Stand bis 100 km/h zu beschleunigen, vergehen auf der Yamaha MT-09 lediglich 3,3 Sekunden. Die Yamaha MT-07 braucht dafür 0,5 Sekunden länger. Drastischer wird der Unterschied beim Sprint bis 200 km/h: Während ihn die MT-09 in nur 11,5 Sekunden absolviert, braucht die MT-07 dafür 24,7 Sekunden. Der absolute Loser also, oder? Vielleicht für all diejenigen, die ständig Viertelmeile-Rennen fahren, denn oben heraus geht der Drei­zylinder viel brutaler als der Twin. Für all die anderen, die auf der Hausstrecke, Langstrecke oder on Tour fahren, jedoch ganz und gar nicht.

Das liegt am Wesen des kleinen 07er-Motors: Der 690 Kubik starke Twin ist nicht nur drehfreudig (maximal 10.500/min), sondern produziert über den gesamten Drehzahlbereich ein nahezu konstantes Drehmoment. Und zwar derart lässig, wie man es nie von einem kleinen Hubraum erwartet. Das zeigt auch das Prüfstandsdiagramm: Zwischen 3000 und 9000/min liegen mehr als 60 Nm Drehmoment an. Dieser Druck lädt nicht nur zu schaltfaulem Fahren ein, sondern erweist sich als äußerst alltagstauglich. Denn der Twin der Yamaha MT-07 wirkt nie gestresst, hängt supersanft am Gas, läuft relativ weich, und trotz der relativ bescheidenen 76 PS bei 8900/min wirkt er in keiner Situation schwächlich. Kurzum: Es macht höllisch Spaß, diesen quirligen Antrieb als Partner zu haben, zumal er mit 3,5 Liter pro 100 km ziemlich sparsam ist.

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Benutzerfreundlichkeit macht den Unterschied

Der Dreizylinder der Yamaha MT-09 ist da von ganz anderem Kaliber. Auch er ist sparsam (4,4 Liter/100 km) und stemmt ein alltagstaugliches, äußerst beeindruckendes Drehmoment: Zwischen 2500 und 10.000/min liegen stets über 70 Nm an. Seine Höchstleistung von gemessenen 108 PS erreicht er bei 9700/min. Allerdings nur in zwei von drei wählbaren Fahr-Modi, in denen der 847 Kubik starke Dreizylinder sehr harsch ans Gas geht und dadurch wenig geschmeidige Lastwechsel produziert. Diese sehr direkte Gasannahme ist im Stadtverkehr nervig. Gottlob kann man auch in den dritten, den B-Modus schalten. Dann dreht der Motor zwar rund 1500/min weniger und produziert nur noch 112 PS, doch er hängt etwas benutzerfreundlicher am Gas, was entspannender ist.

Benutzerfreundlich: Das beschreibt den Unterschied beider Schwestern. Während die Yamaha MT-07 den smarten Leichtathleten gibt, der seinen Zehnkampf mit Lächeln im Gesicht bestreitet, ist die Yamaha MT-09 ein Kette rauchender Haudrauf, den man eher blutend im Hexenkessel der Ultimate-Fighter findet. Dieses Bild setzt sich auch beim Lenkverhalten fort. Denn die MT-09 nimmt Kurven bei Weitem nicht so lässig und neutral unter die Räder wie ihre kleine Schwester. Stets muss man korrigieren, ein wenig gegenlenken. Eine Unart, die geometriebedingt ist und sich bei abgefahrenen Reifen noch verstärkt.

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Yamaha MT-07 das homogenere Fahrzeug

Auch die schlecht ansprechenden Fahrwerkskomponenten tragen dazu bei. Bei der Yamaha MT-07 geschieht alles weicher, komfortabler. Sie lenkt sich harmonischer, ausgeglichener, präziser und federt sanfter. Kurzum: Wer das homogenere Fahrzeug sucht, ist mit der MT-07 schlichtweg besser bedient.

Deshalb werden Dreizylinder-Fans vermutlich nicht auf den Twin umsteigen, denn trotz des ungehobelten Auftretens ist der Drilling der Yamaha MT-09 ein äußerst potenter und erlebnisreicher Antrieb. Der Triple kombiniert auf beinahe ideale Weise Leistung, Drehmoment und Drehfreudigkeit, eine exorbitante Landstraßen-Fräse. Das Spektakel wird akustisch vom typischen, rauen Mahlen des Dreizylinders begleitet. Wer das erlebt, den können leichte Fahrwerksschwächen auch nicht beirren, zumal man die mit überschaubaren Kosten in den Griff bekommen könnte.

Pros und Kontras

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Yamaha MT-07.

Yamaha MT-07

Plus 
• breites Leistungsband
• spritziger Motor
• geringes Gewicht
• tolles Handling

Minus 
• nur bedingt soziustauglich
• neigt zu Stoppies bei Vollbremsungen
• in Kurven ein wenig kippelig
• Federung sehr soft ausgelegt

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Yamaha MT-09.

Yamaha MT-09

Plus 
• kraftvoll in jedem Drehzahlbereich
• laufruhiger Antrieb
• geringes Gewicht und gutes Handling
• Beschleunigung und Durchzug top

Minus 
• harte Gasannahme
• weniger präzise Lenkung
• Federung schnell überfordert 
• Soziussitz unbequem

Technische Daten und Messwerte

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Sieht aus wie Alu, ist auch Alu: Die teurere Yamaha MT-09 ist noch ein wenig aufwendiger ausgestattet.

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Leistungsmessung.

MOTORRAD-Messwerte

Yamaha MT-07 Yamaha MT-09
Höchstgeschwindigkeit¹ 207 km/h 210 km/h
Beschleunigung 0–100 km/h      3,8 sek 3,3 sek
                          0–140 km/h 6,9 sek 5,4 sek
                          0–200 km/h 24,7 sek 11,5 sek
Durchzug         60–100 km/h 4,0 sek 3,3 sek
                      100–140 km/h 4,7 sek 4,0 sek
                      140–180 km/h 6,4 sek 4,4 sek

* MOTORRAD-Messungen; ¹Herstellerangabe; Diagramm: Leistung an der Kurbelwelle; Messungen auf dem Dynojet-Rollenprüfstand 250, korrigiert nach 95/1/EG, maximal mögliche Abweichung ± 5 %

Hübsche Leistungs- und Drehmomentkurven für beide Motoren. Die Yamaha MT-09 nutzt ihren Hubraumvorteil und liefert immer und überall mehr Power, erst knapp unter 10.000/min setzt der Begrenzer dem Vortrieb ein Ende. Die Yamaha MT-07 bietet ebenfalls ein sehr breites nutzbares Band mit viel Schub unten und in der Mitte sowie einem breiten Plateau im oberen Bereich. Beides tolle Motoren mit ganz unterschiedlichem Charakter und Sound.

Fazit

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Macht Meter: sehr effektiver Zweizylinder mit unglaublich breitem Drehzahlband.

Welche also, Yamaha MT-07 oder Yamaha MT-09? Unterm Strich macht die 07er das Rennen, da legen wir uns fest. Sie ist das homogenere, ausgewogenere Motorrad, leichter zu fahren, umgänglicher im Alltag. Und sie leistet sich weniger Schwächen als die 2300 Euro teurere 09er, die in puncto Kraftentwicklung sicher noch mehr Spaß macht. Wer der faszinierenden Leistungsabgabe des Dreizylinders erliegt, wird über die hoppelige Federung und das indifferente Lenkverhalten der MT-09 locker hinwegsehen.

Preisvergleich der Yamaha MT-Schwestern

Gebrauchte Yamaha MT-07 und Yamaha MT-09 in Deutschland

Die Yamaha MT-07 und die Yamaha MT-09 stehen sich auch auf der Gebraucht-Motorradbörse im Duell gegenüber. Viele Bikes in gutem Zustand und zu günstigen Preisen sind auf jeden Fall einen Blick wert: Gebrauchte Yamaha MT-07 und Yamaha MT-09 in Deutschland

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