Nahe des Gebirgsorts Nauders in Tirol bilden Österreich, Italien und die Schweiz ein Dreiländereck. Aber auch einige der markantesten Gebirgsstöcke der Alpen versammeln sich hier und bieten dreifach Kurvenstrecken und Passrouten der Spitzenklasse.
Nahe des Gebirgsorts Nauders in Tirol bilden Österreich, Italien und die Schweiz ein Dreiländereck. Aber auch einige der markantesten Gebirgsstöcke der Alpen versammeln sich hier und bieten dreifach Kurvenstrecken und Passrouten der Spitzenklasse.
Göttliches Nauders! Dreifaltig fächern die Kurvenstrecken der hier zusammenstoßenden Länder auseinander. In Österreich die Strecken der Lechtaler Alpen, in der Schweiz die Paradestrecken des Engadin und in Italien die Überwindung des mächtigen Ortler-Gebirgsklotzes. Dreizehn Pässe mit Höhen von bis zu 2.757 Metern warten. Dazu naturgewaltige Berglandschaften, die sich um das Inntal als Achse gruppieren. Grund genug, sich nach intensiver Kurvenfahrt immer wieder mal hinzusetzen und nur zu staunen. Oder nach der Tour in Nauders abzuhängen und Gesehenes Revue passieren zu lassen. Der Gebirgsort hoch über dem Inntal zwischen Finstermünz- und Reschenpass liegt am Abhang der Ötztaler Alpen und blickt auf Silvretta und Samnaun-Berge zur anderen Seite. Gemütliche Kneipen warten, Wellness oder einfach nur entspanntes Bergeschauen und sich freuen auf die Strecken der morgigen Tour.
Acht Kilometer von Nauders entfernt ist man in der Schweiz und im Schnäppchenparadies Samnaun. Doch dann geht es zu den Paradestrecken der Engadiner Alpen.
Nauders Richtung Mals/Meran verlassen, aber am südlichen Ortsrand rechts Richtung St. Moritz. Herrlich kurvig fällt die Straße ab ins Inntal nach Martina, wo man schon die Grenze in die Schweiz überquert und sich entlang des Inns rechts Richtung Landeck wendet. Schon nach fünf Kilometern links die alte Straße nach Samnaun hoch. Es wartet eine gewundene, in steile Felsen gehauene Wegführung, die mit ihren unbeleuchteten, engen Tunneln an längst vergangene Zeiten früher Alpenstraßen erinnert.
Wer sich in Samnaun genügend an den zollfreien Schnäppchen und dem günstigen Benzin bedient hat, fährt entweder auf demselben Weg zurück oder flotter auf der neuen Straße Richtung Landeck, um sich dann unten im Inntal nach rechts zu wenden Richtung Martina/Scuol/St. Moritz. Man folgt dem oberen Inntal durch die hübschen Orte des Unterengadins auf einer zwar landschaftlich schönen, aber fahrtechnisch nicht wirklich herausfordernden Strecke, die aber immer sportlicher zu fahren ist, je höher man kommt. In Susch wendet man sich links Richtung St. Moritz und kommt nach Zernez. Dort rechts bleiben, weiter Richtung St. Moritz. Nun geht es auf einer Hochgebirgsstrecke, gerahmt von Dreitausendern, durch das Oberengadin.
Wer noch zusätzliche Kurven möchte, surft in La Punt rechts hoch zur Passhöhe des Albula und wieder zurück, ansonsten führt die Hauptstrecke weiter Richtung St. Moritz und vor dem Skiort nach dem Flughafen im Kreisverkehr links auf der 29 Richtung Poschiavo/Pontresina/Berninapass. Der 2.328 Meter hohe Bernina ist Fahrspaß pur. Man passiert auf der Passhöhe den leuchtend türkisen Lago Bianco und wendet sich vier Kilometer danach links Richtung Livigno, um bald danach die italienische Grenze zu überqueren. Auch Italien bietet mit Livigno ein Zollausschlussgebiet, und Shopping oder Tanken bieten sich an. Nach Livigno mit seinem fjordartigen See in Richtung Svizzera. Am See-Nordende taucht man links durch den Munt-la-Schera-Tunnel (meistens Pendelverkehr im 15-Minuten-Takt, Maut) mitten durch eine Bergkette hinüber in die Schweiz. Wo man sich auf der 28 gleich nach rechts wendet, um über den Ofenpass nach Müstair zu kommen. Landschaftlich glaubt man sich nach Kanada versetzt, so abgelegen ist dieser Teil des Schweizerischen Nationalparks. Die Straße ist das einzige Zeichen der Zivilisation, die man nach dem Pass auf entspannter Talfahrt wieder erreicht hat. In Taufers wechselt man kurz wieder nach Italien/Südtirol hinüber und wendet sich vor Mals links Richtung Reschenpass/Nauders.
Streckenlänge: 245 Kilometer, leichte Tagestour mit genügend Zeit für Shopping oder Pausen
Region: Die Schweiz-Runde durchmisst Unter- und Oberengadin und bietet mit Albula (fakultativ) und Bernina zwei Pässe in echtem Hochgebirge der Engadiner Alpen. Doch typisch für das Dreiländereck geht es auch durch die beiden Nachbarländer. Italien wirft mit Livigno und seinem Lago ein landschaftliches Schwergewicht ins Rennen, aber unübertroffen ist dann wieder die schweizerische Strecke über den Ofenpass durch die menschenleeren Bergwelten des Schweizer Nationalparks.
Bikertreff/Pausentipp: Das "Hotel Park Nazional Il Fuorn" geht auf das 15. Jahrhundert zurück, als der Ofenpass seinen Namen von den Eisenschmelzöfen erhielt. Heute verdeutlichen das kulinarische Angebot oder auch die Aussichtsterrasse des Hotels mit herrlichem Blick auf die Passstraße und die Berge rundum, wie alte Gewerbe, etwa Bergbau und Säumerei, durch Tourismus ersetzt wurden. Das "Gasthaus Alpenrose" liegt in Plattatschas hoch über dem Val Müstair. Gerade mal fünf Kilometer fährt man von Santa Maria den Umbrail hoch (siehe auch Tour 2) und genießt auf der Sonnenterrasse den genialen Blick und einheimische Küche.
Sehenswert: Das Schweizer Zollausschlussgebiet Samnaun lockt als Einkaufsparadies und mit günstigsten Tankstellen, zudem ist es ein sehr schönes, abgelegenes Bergtal. Die urige alte Samnaunstraße mit ihren Tunneln ist ein Stück Alpenstraßen-Geschichte. Mals im italienischen Obervinschgau bezirzt mit alten Kirchen und anderem historischen Mauerwerk, das schweizerische Müstair mit einem kuscheligen historischen Ortskern und dem Kloster St. Johann. Der Reschensee entstand 1950 aus drei kleineren Seen durch Aufstauen, was 160 Häuser überschwemmte. Der einzig noch aus dem Wasser ragende Campanile von Alt-Graun ist bekanntestes Postkartenmotiv der Region. Der Schweizerische Nationalpark ist gleichzeitig der älteste der Alpen und Mitteleuropas und wurde 1914 gegründet. Er umfasst sehr abgelegene und naturnahe Regionen nördlich des Ofenpasses, das Besucherzentrum liegt in Zernez.
Pässe: Berninapass 2.235 m, Forcola di Livigno 2.315 m, Ofenpass 2.149 m, Reschenpass 1.507 m
Auch Italien ist von Nauders schnell erreicht. Es folgt eine herausfordernde Alpentour der Spitzenklasse, die mit acht Pässen im 2.757 Meter hohen Stilfser Joch gipfelt.
Nauders Richtung Mals/Meran nach Süden verlassen. Der nun folgende Reschenpass wird gar nicht wirklich wahrgenommen, führt er doch sanft über einen breiten Sattel. Nach der italienischen Grenze großartiges Landschaftskino mit dem blaugrünen Reschensee, dem ertrunkenen Kirchturm von Alt-Graun und dem Ortlermassiv dahinter. Dorthin geht es nun weiter Richtung Meran bis fast nach Mals. Am Ortsanfang rechts nach Laatsch und Taufers, wo man die Schweizer Grenze überquert und Müstair passiert. Diese mit Tour 1 parallel verlaufende Strecke verlässt man drei Kilometer nach Müstair in Sta. Maria, wo es links Richtung Stelvio/Umbrail den steilen Umbrailpass hinaufgeht auf 2.501 Meter in eine beeindruckende Hochgebirgsszenerie. Auf der Passhöhe über die Grenze nach Italien und mit Ausweisung Bormio rechts.
In weiterhin beeindruckender Berg-Szenerie wedelt man über die Kehren der Stilfser-Joch-Westrampe hinunter in den bekannten Skiort. Von Bormio Richtung Gavia/Santa Caterina. Ab Santa Caterina wird die Strecke den Gavia hoch eng und kurvig, ist mit ihrem Belag oft nicht optimal, aber eine herausfordernde und begeisternde Bergstrecke. Auf der Gavia-Südrampe hinunter nach Ponte di Legno und rechts halten Richtung Aprica/Sondrio. Nun folgt ein ausgebautes Straßenstück nach Aprica.
Nach dem Ort und der Überquerung des Adda-Flusses gleich rechts auf der S 38 Richtung Bormio/Tirano. In Tirano links nach Poschiavo und hoch zum Passo Bernina. Schon gleich nach dem Ort ist man in der Schweiz und freut sich auf die geniale Kurvenstrecke die Südostrampe des Bernina hoch, dessen Nordwestrampe man schon auf Tour 1 kennenlernen konnte: wie bei Tour 1 am Pass Richtung Livigno (rechts) und 20 Kilometer auf bekannter Strecke. Doch in Livigno zweigt man nun rechts auf kurviges Neuland ab, wenn man sich mit Anschrieb Bormio lustvoll den Passo d’Eira und danach gleich noch den Passo di Foscagno hochschraubt, ebenso lustvoll auf der anderen Seite über Valdidentro Richtung Bormio hinunterstürzt und vor dem Ort links abbiegt in Richtung Passo di Stelvio. Nun ist man auf der Westrampe des Stilfser Jochs, die man vorher schon in Gegenrichtung befahren hatte. Diese geniale Strecke wird man wieder in vollen Zügen genießen. Auf der Passhöhe aber nicht zurück über den Umbrail wie bei der Hinfahrt, sondern in Italien bleibend Richtung Bolzano/Passo di Stelvio die 48 Kehren der Stilfser-Joch-Südrampe hinunter und über Trafoi, Prad, Schluderns, Mals und den Reschenpass wieder nach Nauders.
Streckenlänge: 340 Kilometer, straffe Tagestour mit Pausen
Region: Die Italien-Runde beinhaltet sieben Pässe über 2.000 Meter und bietet sowohl vom Fahrspaß als auch vom Landschaftserlebnis echte Top-Strecken. Durch die starke Verzahnung der italienischen und schweizerischen Grenze in dieser Region verlässt man mehrmals kurz Italien, ohne dass dadurch die Fahrt durch Grenzkontrollen verlangsamt wird.
Bikertreff/Pausentipp: Auf der Passhöhe des Passo d’Eira ist das "Motorradhotel La Tea" mit seiner Terrasse ideal zum Abhängen und Schauen auf die Berge. Die Passhöhe des Stilfser Jochs gilt nicht nur als Motorradtreff, sondern mutiert an manchen Tagen zum Volksfest. Etwas abseits vom Rummel auf der Straße liegt die Sonnenterrasse der "Tibet-Hütte" als unvergleichliche Aussichtsplattform. Auch auf dem Gavia ist mitunter sehr viel los, wenn die jungen Wilden von Brescia, Bozen oder Trient hier heraufkommen. Für leibliches Wohl sorgt das "Rifugio Bonetta".
Sehenswert: Das italienische Bormio zu Füßen des Stilfser Jochs hat schöne Ladenstraßen und Märkte. Das Nationalparkhaus Naturatrafoi in Trafoi unmittelbar an der Stilfser-Joch-Straße unterstreicht mit Ausstellungen, dass der faszinierende Bergklotz Ortler mehr als nur geniale Motorradstrecken bietet. Von Graun am Reschensee zweigt nach Osten das abgelegene Langtauferstal ab und lockt zu einer entspannten Entdeckungsfahrt. Als prägnantestes Fotomotiv der Region hat sich der aus dem Wasser ragende Kirchturm am Reschensee herausgestellt. Der Stausee bestand ursprünglich aus drei kleineren Seen, die seit 1950 überfluteten übrigen Häuser des Dorfs befinden sich nun für vorbeifahrende Betrachter unsichtbar unter dem Wasserspiegel.
Pässe: Reschenpass 1.507 m; Umbrailpass 2.501; Stilfser Joch 2.757 m; Gaviapass 2.652 m; Berninapass 2.235; Forcola di Livigno 2.315 m; Passo d’Eira 2.211 m; Passo di Foscagno 2.291 m
Es geht hinauf in ein Hochtal und an einer Felswand entlang in tollen Rechts-links-Kombinationen runter nach Imst. Mit dem letzten Stück im Wald fällt man im Kurvenglück in Imst ein.
Nauders nach Norden Richtung Landeck verlassen. Sofort fällt die Straße steil ab ins Inntal über die Kurven und Galerien des Finstermünzpasses. Man passiert die in den Fels gebaute Festung Finstermünz, die diese enge Strecke seit dem 19. Jahrhundert kontrolliert. Im Inntal Richtung Landeck auf einer entspannten, landschaftlich schönen Talstrecke, in der oft Geschwindigkeitskontrollen vorgenommen werden. Noch vor Landeck fädelt man in einen langen Tunnel ein, der flott an der Stadt vorbeiführt. Man hält sich nun Richtung L 16/Bregenz und Arlbergpass, wobei man entweder die flotte autobahnähnliche, aber vignettenfreie L 16/Arlberg-Schnellstraße nimmt, die aber immer wieder mit langen Tunneln jede Sicht blockiert. Oder alternativ die viel kleinere Straße durch die Dörfer des Stanztales (Flirsch, Pettneu).
Bei beiden Varianten ist St. Anton der Einstieg zur Arlberg-Passstraße, die gut ausgebaut steil in flotten, schnellen Kurven hochführt. Vor Stuben rechts bleiben Richtung Lech/Zürs, um in den Flexenpass mit seinen Felsgalerien einzumünden. Man folgt der L 198 auf landschaftlich sehr schöner kurviger Strecke über Lech nach Warth. Dort bleibt man auf der rechts abbiegenden 198 Richtung Reutte und kurvt flott auf gut ausgebauten Kurven in das Lechtal hinunter – die ideale Strecke für die schnelle Kurvenfahrt. Nun geht es gemütlicher dahin, denn immer wieder passiert man die hübschen Orte des Lechtals (Holzgau, Elbigenalp, Häselgehr), bis man Elmen erreicht. Kurz vor dem Ort geht es gleich steil in die Berge zum Hahntennjoch mit Ausweisung Imst, einer Passstrecke erster Güte, die Fahrgenuss pur bis vor die Tore von Imst bietet. Zwar immer mit Mittelstrich versehen, ist das Hahntennjoch doch ziemlich eng und sehr kurvig, dazu mit perfektem Belag. Es geht hinauf in ein Hochtal und an einer Felswand entlang in tollen Rechts-links-Kombis runter nach Imst. Mit dem letzten Stück im Wald fällt man im Kurvenglück in Imst ein.
Wer sich dort im Kreisel Richtung Landeck wendet, kann flott und direkt den Eingang zum Inntal und in Weiterfahrt Nauders erreichen. Eine schönere Alternative ist die kleine und viel kurvigere Straße über Arzl, Wenns, Kauns, die erst ab Prutz in das Inntal einmündet und nach Nauders hochführt (in Imst an den Kreiseln gerade Richtung Pitztal/Innsbruck/Autobahn/171 und nach Passieren der Autobahnauffahrt immer Richtung Pitztal über Arzl nach Wenns, wo man das Pitztal rechts nach Piller und Fließ verlässt).
Streckenlänge: 215 Kilometer, leichte Tagestour mit genügend Zeit für Pausen
Region: Als Zugang zu den Strecken um den Alpen-Hauptkamm weiter südlich ist Tirol selber eine Reise wert, auch wenn seine Berge mit meist etwas geringeren Höhen die Touren begleiten. Das Inntal bildet zwischen Imst und dem hoch über dem Tal liegenden Nauders eine Tour-Achse.
Bikertreff/Pausentipp: Die "Käserei Steeg" direkt an der Hauptstraße des kleinen Orts im Lechtal ist ideal zum Brotzeiten mit Milchtrinkstüberl, lokalem Käse, Eis und anderen Leckereien. Das Restaurant "Zur Geierwally" in Elbigenalp ist nicht nur Gaststube, sondern ein kleines Museum über die Volksheldin. Serviert wird Tiroler Kost. Im "Café Treibholz" in Elmen direkt an der B 189 (600 Meter nach dem Abzweig Hahntennjoch) stranden besonders gerne Motorradfahrer, um Benzin zu quatschen und das gestrandete Treibholz aus dem Lech zu bestaunen. Auf der mautpflichtigen Kaunertalstraße bietet das "Naturparkhaus Kaunergrat" auf seiner Aussichtsterrasse einen beeindruckenden Blick auf die Täler und den Naturpark Kaunergrat. Man wird bewirtet mit Tiroler Spezialitäten auf der "schönsten Sonnenterrasse Tirols".
Sehenswert: Das Kaunertal als Seitental des Inntals erreicht man südlich von Landeck und folgt ihm zwölf Kilometer. Tolle Ausblicke auf die ringsum aufragenden Berge der Ötztaler Alpen lohnen die Fahrt in die attraktive Sackgasse, aber der Clou liegt am Talschluss: die mautpflichtige Kaunertaler Gletscherstraße, die bis auf 2.750 Meter hoch an den Gletscher führt. St. Anton als einer der weltweit bekanntesten Ski-Spots ist eine kleine Runde durch den Ort wert. In Elbigenalp, hübscher Ort im Lechtal und Sitz mehrerer Schnitzereibetriebe und sogar einer Fachschule für Schnitzerei, liegt direkt an der Hauptstraße das schon baulich beim Vorüberfahren auffällige Museum "Wunderkammer", das Kultur und Geschichte der Lechtaler modern und spannend präsentiert.
Pässe: Hahntennjoch 1.894 m, Finstermünzpass 1.186 m, Reschenpass 1.507 m