Ausverkauf Suzuki GT 750 J

Anno 1973: Suzuki GT 750 J für 5500 Mark Weg wie warme Semmeln

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Der Motorradverkauf 1973 brummte, und der Stuttgarter Suzuki-Händler Werner Hiller setzte noch eins drauf: "Im Angebot: Suzuki GT 750 J für 5500 Mark." Der MOTORRAD CLASSIC-Redakteur und ehemalige Suzuki-Mechaniker Werner "Mini" Koch erinnert sich an den Ausverkauf vor 40 Jahren.

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Man kann es sichs heute nicht wirklich vorstellen: Eine offizielle Motorrad-Vertretung für Suzuki, Moto Guzzi und MV Agusta in einer Zweizimmer-Erdgeschosswohnung mitten im Stuttgarter Westen. Vor dem Wohnhaus reihte sich ein Dutzend Motorräder fürs Foto, dazu der vor zwei Jahren leider verstorbene Chef Werner Hiller (ganz rechts), sein Hund (ganz links) und ein paar Freunde, die gleichsam auch Kunden waren. Ich war der Mechaniker, Testfahrer, Kundenbetreuer und Notfall-Seelsorger.

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Dann kam der Tag, an dem unsere kleine familiäre Klitsche dramatisch expandierte. Werner Hiller kaufte sämtliche Restbestände an Suzuki GT 750 J-Modellen bei Importeur Röth im Odenwald auf. Ich glaube, es waren 64 Kisten mit dem Auslaufmodell GT 750 J (Trommelbremse, Schiebervergaser), die uns der Spediteur auf die Straße stellte. 64 Kisten, die ausgepackt, deren Bestandteile zusammengebaut und Probe gefahren werden mussten. Weil sich aber alle Welt auf das Sonderangebot stürzte, waren die Schnäppchen bereits an einem Wochenende ausverkauft. "Die sind bei mir mit den Kaufverträgen Schlange gestanden", stöhnte Werner Hiller nach dem ersten Verkaufstag.

Leider hatten wir die Rechnung ohne den, in diesem Fall nicht Wirt, sondern Hersteller gemacht. Denn sämtliche GT 750 J-Modelle litten an einem an sich kleinen, aber in Folge gravierenden Mangel. Der Wellendichtring am Primärtrieb zwischen Zylinder Nummer eins und zwei löste sich aus seinem Sitz (siehe Foto) und drehte sich in Laufrichtung der Kurbelwelle mit, so dass sich der Sitz im Gehäuse aufweitete und irreparabel zerstört wurde. Die Folge: Der rechte Zylinder saugte klammheimlich das Getriebeöl ab, worauf Zahnräder und Lager kollabierten und nahezu alle GT 750 J früher oder später bei mir in der Werkstatt standen.

Wie immer zeigten sich die Japaner sehr kulant und spendierten jedem GT 750 J-Kunden ein neues Motorgehäuse mitsamt Kurbel- und Getriebewellen. Aus- und Umbauen der 64 Motoren mussten allerdings vom Händler, sprich von Werner Hiller und mir erledigt werden. Und so durfte ich grob gerechnet 50 Suzuki GT 750-Motoren umbauen. Umbauen hieß: den bleischweren Dreizylinder ausbauen, unzählige wachsweiche, japanische Kreuzschlitzschrauben mit dem Schlagschrauber aufhämmern, Ölleitbleche entfernen, korrodierte Zylinderstehbolzen aus dem Gehäuse würgen und das Ganze ins neue Motorgehäuse implantieren. Wenn jemand wissen möchte, wie das geht und wo welche Wellen, Stifte, Halbmonde und Sicherungsringe hingehören - gerne und jederzeit. Aber umbauen werd’ ich so einen Suzuki GT 750-Motor in diesem Leben garantiert nimmer.

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