Ducati bietet weit mehr als nur edel gemachtes Material für die Schnell-und-schräg-Fraktion. Mit der Ducati Diavel machen die Italiener seit 2011 sogar auf ganz dicke Hose. Überzeugt das Muscle Bike als Gebrauchte?
Ducati bietet weit mehr als nur edel gemachtes Material für die Schnell-und-schräg-Fraktion. Mit der Ducati Diavel machen die Italiener seit 2011 sogar auf ganz dicke Hose. Überzeugt das Muscle Bike als Gebrauchte?
Der Wahnsinn einer Ducati Diavel lässt sich am besten an den Reifen ablesen. In der Erstausrüstung rotiert ein Pirelli Diablo Rosso II auf der Felge. Ein Gummi für die supersportliche Fraktion, durchaus rennstreckentauglich. Nur: Das hintere Alurad ist acht Zoll breit, der Rosso II deshalb keine, wie sonst bei Sportpellen üblich, 180 oder 190 Millimeter breit – nein, als fetter 240er hat er echtes Cruiserformat.
Nur ist die Ducati Diavel alles andere als ein handelsüblicher Cruiser. Die Silhouette? Okay, nach der Schablone könnte man den Teufel (so die Übersetzung aus dem Bologneser Dialekt) glatt in eine Linie mit anderen Powercruisern – ob einer Suzuki M 1800 R, Triumph Rocket III oder Harley V-Rod – stellen. Aaaber – der V-Motor! Der ist alles andere als eine hubraumstarke Blubbermasse, einzig und allein optimiert für schaltfaules, behäbiges Gleiten in der höchsten Gangstufe.
Der 1198 cm³ große Testastretta II ist ein reinrassiger Superbike-Motor, für den Einsatz in der Enduroschwester Multistrada und hier in der Ducati Diavel aber entsprechend gezähmt. Wobei die gemessenen 153 PS in der Urversion (ab Modelljahr 2014 sogar 162 PS) nicht besonders lasch klingen. Um den Italo-Cruiser wirklich fahrbar zu machen, ist natürlich ein fettes Elektronikpaket unvermeidlich: Ride-by-Wire, Traktionskontrolle mit drei Fahrmodi, selbstverständlich ABS.
Zutaten schließlich, mit denen das Bologneser Powerbike wie kein zweites ums Eck sticht – wie gemacht für die schnelle Hatz über Landstraßen jeglicher Couleur. Dynamisch betrachtet lässt die Ducati Diavel die Konkurrenz in Staub und Asche verfallen. Nach der ersten Probefahrt werden Sie dem Wahnsinn verfallen sein. Wollen wir wetten?
Die Italo-Schrauberszene ist sich einig. Bei der Ducati Diavel handelt es sich um eine der besseren Ducatis der letzten Jahre. Das heißt: In die Werkstatt kommt sie meist, um die regulär anstehenden Servicearbeiten (alle 12.000 Kilometer) erledigen zu lassen. Oder damit einer der doch zahlreichen „Sicherheitsrückrufe“ abgehakt werden konnte. Von denen gab es immerhin einige: neun an der Zahl in nur fünf Jahren Bauzeit!
Als anfällig zeigten sich der „Hands Free“-Funkzündschlüssel, der das herkömmliche Zündschloss ersetzt, oder der Seitenständer der Ducati Diavel, der bei den Modellen der Jahrgänge 2011 bis 2013 getauscht werden musste. Sollte das Wunschmodell bei der Probefahrt zu heiß werden, sind eventuell Luftblasen im Kühlsystem eingeschlossen. Neubefüllen mit Unterdruck schafft Abhilfe. Kaum eine Lösung gibt es für das Geräusch der peitschenden Kette, die (selbst bei korrektem Durchhang) beim Schalten gegen den Schleifschutz an der Schwinge schlägt.
Kein reinrassiger Supersportler à la Panigale und Co., kein klar gezeichnetes Naked Bike wie die Monster. Und doch hat die Ducati Diavel, die konzeptionell irgendwie zwischen allen Stühlen sitzt, ihre Käufer gefunden. Besser als bei der Neuvorstellung erwartet, hat sich das Powercruiser/Muscle Bike in den Verkaufsräumen behauptet. Nicht nur im eigenen Lager sind einige Monster-Fahrer zur Diavel übergeschwenkt. Auch so manch ein Harley-Fahrer hat sich von dem Konzept „Rennmotor trifft auf Chopperfigur“ überzeugen lassen und ist nach dem Ritt auf der Kanonenkugel süchtig geworden.
Knapp 800 Stück sind im ersten Modelljahr von der Ducati Diavel abgesetzt worden, jährlich folgen mit hoher Konstanz jeweils 500 weitere Neukäufer. Der Gebrauchtmarkt zeigt sich lebhaft – zumal die älteren Exemplare jetzt gerade unter die 10.000-Euro-Marke fallen. Damit dürfte der Kaufanreiz für einen top gepflegten Cruiser aus dem Hause Ducati weiter steigen. Junge Gebrauchte wie Vorführer oder Vorjahresmodelle werden mit rund 25 Prozent Abschlag angeboten. Bei geschickter Verhandlung sind weitere Nachlässe oder Dreingaben (Ausstattung, Zubehör) möglich.
Harley-Davidson V-Rod Muscle
Zweizylinder-V-Motor, 1247 cm³, 121 PS. US-Power mit Know-how von Porsche. Bauzeit ab 2008, ab 12.000 Euro.
Suzuki Intruder M 1800 R
Zweizylinder-V-Motor, 1783 cm³, 125 PS. Klassischer Cruiser, aber mit 347 kg schwer zu bändigen. Bauzeit ab 2006, ab 7500 Euro.
Yamaha Vmax
Vierzylinder-V-Motor, 1679 cm³, 200 PS. Der Inbegriff für das Muscle Bike schlechthin. Neuauflage ab 2008, ab 14.000 Euro.
Triumph Rocket III
Dreizylinder-Reihenmotor, 2294 cm³, 148 PS. Der Hubraumgigant unter den Powercruisern. Bauzeit ab 2004, ab 8000 Euro.
Internet
Fansites: www.diavelforum.de (speziell für Diavel-Fahrer) und www.diva-di-bologna.de (der Klassiker für alle Ducatisti)
Tests in MOTORRAD
FB = Fahrbericht, TT = Top-Test, VT = Vergleichstest;
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