Gebrauchtberatung Ducati Monster M 900
Vornehmlich feuerrotes Kultmobil

Bislang hat vor allem der Preis den Interessenten einen Schrecken eingejagt. Doch die Monster kann auch anders: Wer mit Ausdauer sucht, bekommt sie gut und günstig.

Vornehmlich feuerrotes Kultmobil
Foto: Foto: Archiv

Gebrauchtberatung Ducati Monster M 900

Freund Achim ist eingefleischter XBR-Fan. Der Honda-Single ist nicht nur idealer Untersatz, um die Eifel unsicher zu machen, sondern bietet auch bei der Zigarettenpause genügend optische Reize. Nun hat Achim einen guten Vorsatz gefasst und den Glimmstängel endgültig ausgedrückt. Doch der Verlust schreit nach Kompensation an anderer Stelle: Mehr Qualm muss her!

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Ducati Monster M 900
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Schon immer hat Achim mit den rassigen Roten aus Bologna geliebäugelt. Die 900er-Monster wäre genau das richtige Update zur mittlerweile würdevoll gealterten XBR. Ein echter Klassiker, genauso fahraktiv wie eigenwillig. Doch auf gelegentliches Spicken folgte schnell die Ernüchterung: teuer und rar, so das Ergebnis der Angebotsrecherche.

Das vornehmlich feuerrote Kultmobil genießt eben in Liebhaberkreisen einen hohen Stellenwert. Schnelle und häufige Besitzerwechsel sind bei der M 900 nicht angesagt. Das hat viel mit der Modellhistorie zu tun: Formal hat man den Designentwurf von Miquel Angel Galluzzi über die Jahre nur äußerst behutsam gepflegt. Und auch auf der Technikseite sind radikale Maßnahmen eher die Ausnahme. Durchaus zeitgemäß war der Einsatz der Einspritztechnik aus der 900 SS, der zum 2000er-Modellwechsel anstand. Etwas peinlich hingegen, dass man weiterhin auf Abgasreinigung verzichtete. Ein U-Kat wurde erst der 1000er-Monster spendiert. Ex-Raucher Achim war das egal. Nun raucht eine 1995er-Monster für ihn. Originalzustand, dritte Hand, ein Schnäppchen für 3000 Euro. Wenn das keine Belohnung fürs Aufgeben ist...

Besichtigung

Foto: Archiv
Bis Ende 1995 nervte die Gabel von Showa durch schlechtes Ansprechverhalten. Besser wurde es mit der einstellbaren Gabel von Marzocchi ab 1996.

Die 900er-Monster fällt wie die meisten Schwestermodelle aus Bologna in die Kategorie Liebhabermotorrad. Das bedeutet, der Pflegezustand ist selbst bei den ältesten Typen der Baureihe im Regelfall überdurchschnittlich gut. Trotzdem sollte man aber genau kontrollieren, ob wichtige Wartungsarbeiten regelmäßig durchgeführt wurden. Wie beispielsweise der Zahnriemenwechsel: Vorsicht bei Exemplaren mit gelbem oder weißem Riemen-Aufdruck, diese sind nämlich steinalt.

Bei fachgerechter Pflege sind kaum Probleme zu erwarten, Profischrauber attestieren dem Zweiventiler eine Standfestigkeit von weit über 100000 Kilometern. Gut also, wenn ein lückenloses Scheckheft vorgelegt werden kann. Immer wieder ein Thema, besonders nach der Probefahrt, ist die Trockenkupplung. Völlig normal ist das Rasseln im Leerlauf, weniger okay eine im Fahrbetrieb rupfende und schlecht dosierbare Kupplung, die nach hohen Handkräften verlangt. Meist ist der Kupplungskorb verschlissen und muss ausgetauscht werden. Gut ist, wenn der Vorbesitzer bereits auf eine leichter dosierbare Kupplung aus dem Zubehör umgerüstet hat.

Marktsituation

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Preisniveau in Euro der Ducati Monster.

Die magische Grenze von 3000 Euro liegt bei vielen Monster-Angeboten noch in weiter Ferne. Auch wenn viele Angebote mittlerweile 15 Jahre und mehr auf dem Buckel haben. So gesehen lässt sich der Kauf einer Duc auch gut unter Wertanlage verbuchen. Interessant ist allemal die Frage nach Vergaser oder Einspritzer. Ob ihres Ansprechverhaltens deutlich einfacher fahren lässt sich die Einspritzmonster, erkennbar am Kürzel i.e..

Sie ist auf jeden Fall Einsteigern in die Ducati-Szene zu empfehlen, verlangt aber nach einer Mindest-Einlage von rund 4500 Euro. Umbauen und Individualisieren („Customizing“) genießt in der Monster-Szene einen hohen Stellenwert. Dementsprechend wird der Wert besonders umfangreicher Anbauten wie extravaganter Teile meist auch extra aufgeschlagen.

Verfügbarkeit am Markt: mittel

Technische Daten

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Ein echter Hingucker. Der Aufbau der Monster macht es Interessenten leicht, das Bike „unter der Haube“ schnell auf Herz und Nieren zu prüfen.

(Ducati M 900 i.e. Monster; Modelljahr 2000)

Motor
Luft-/ölgekühlter Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, je eine obenliegende, zahnriemengetriebene Nockenwelle, zwei desmodromisch betätigte Ventile pro Zylinder, Nasssumpfschmierung, elektronische Saugrohreinspritzung, Ø 45 mm, keine Abgasreinigung, hydraulisch betä-tigte Mehrscheiben-Trockenkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette.

Bohrung x Hub 92 x 68 mm
Hubraum 904 cm³
Nennleistung 57 kW (78 PS) bei 8300/min
Max. Drehmoment 73 Nm bei 6800/min

Fahrwerk
Gitterrohrrahmen aus Stahl, Upside-down-Gabel, Ø 43 mm, verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 320 mm, Vierkolben-Festsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 245 mm, Zweikolben-Festsattel.

Alu-Gussräder 3.50 x 17; 5.50 x 17
Reifen 120/70 ZR 17; 170/60 ZR 17

Maße+Gewichte
Radstand 1430 mm, Lenkkopfwinkel 67 Grad, Nachlauf 104 mm, Federweg v/h 120/144 mm, Sitzhöhe 790 mm*, Gewicht vollgetankt 203 kg*, Zuladung 182 kg*, Tankinhalt 16,5 Liter.

Messungen*
(MOTORRAD 26/1999)

Höchstgeschwindigkeit 207 km/h
Beschleunigung 0– – 100 km/h 3,6 sek
Durchzug 60– – 140 km/h 10,1 sek
Verbrauch 6,3 l/100 km (Landstraße), Super

*MOTORRAD-Messungen

Modellpflege

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Die erste Monster-Generation (1993 bis 1999) musste aufgrund gesetzlicher Bestimmungen richtig Leistung lassen.

1993 Markteinführung der Ducati M 900 Monster mit Motor aus 900 SS und modifiziertem Rahmen aus 851/888-Reihe. Preis 19250 Mark (9842 Euro).

1995 Schwarze Zahnriemenabde-ckung, Marzocchi-Gabel (vorher Showa). Rahmenfarbe und Hinterradkotflügel neu. Preis 18440 Mark (9428 Euro).

1996 Leistung sinkt aufgrund verschärfter Geräusch- und Abgasbestimmungen von 78 auf 75 PS, Gabel einstellbar. Preis 19240 Mark (9837 Euro).

1997 Ein- und Auslassventile mit reduziertem Durchmesser, Ventilsitze geändert, neue Nockenwelle und Zündboxen, Leistung sinkt auf 67 PS. Cockpitverkleidung serienmäßig, Preis 19390 Mark (9914 Euro).

1998 Wegfall der Cockpitverkleidung, andere Kolben und Zylinder. Neu: Stahlflex-Bremsleitungen, Brems- und Kupplungsarmaturen. Preis 18840 Mark (9633 Euro). M 900 S mit 74 PS starkem Motor und Cockpitverkleidung, Cromo mit verchromten Tank. Preis je 20340 Mark (10400 Euro).

1999 Sondermodelle Dark mit mattschwarzer Lackierung, City/City Dark mit Packtaschen und Karbonteilen, S mit 78-PS-Motor, Cockpitverkleidung und Öhlins-Federbein, Cromo mit verchomten Tank, höherem Lenker und Windschild. Preise von 17340 bis 21340 Mark (8866 bis 10911 Euro).

2000 Motor mit Motormanagement und Nockenwellen der SS 900 sowie Getriebe von der 748. Leistung steigt auf 78 PS. Ab sofort mit Modellzusatz „i. e.“. Preis 18490 Mark (9454 Euro). Weiterhin im Programm City/City Dark, Dark, S und Cromo zu Preisen von 17990 bis 20540 Euro (9198 bis 10502 Euro).

2003 Die neue Monster 1000 S ersetzt die 900er-Modellreihe.

Weitere Infos

Foto: Archiv
Teilchenträger: Die Monster lockt mit ansehnlichen Details wie dem Tankschnellverschluss. Beim Zubehör sollte man auf hochwertige Teile achten.

Fansites:
www.italobikes.de und www.desmorados.com.
Ein Klick, der ebenfalls lohnt: die englische Website www.ducatimonsterforum.org

Gebrauchtangebote, Teile und Zubehör: 

Ducati Monster 900 Angebote in Deutschland

Foto: 1000PS Marktplatz-App
Gebrauchte Ducati Monster 900 in Deutschland.

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Erscheinungsdatum 26.05.2023