Gebrauchtberatung: Kauf via Internet

Gebrauchtberatung: Kauf via Internet Netzfang

Das Internet – mittlerweile attraktiver Umschlagplatz für Gebrauchtmaschinen. MOTORRAD besuchte die wichtigsten Marktplätze und gibt Tipps für Kauf und Verkauf im Netz.

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Ein Wecker klingelt. 6.53 Uhr, irgendwo in Deutschland. Yama H. Trixmann wacht mit einem klaren Gedanken auf: Die Alte muss weg. Sofort. Sechs Jahre sind genug. 6.53 Uhr, südlich von irgendwo in Deutschland. Herr Sucher sitzt wie jeden Morgen beim Frühstück und blättert gelangweilt durch die Tageszeitung. »Mein Leben muss sich ändern, ich brauche etwas Neues, das mich beschäftigt«, schießt es ihm durch den Kopf.
7.02 Uhr. Trixmann reißt das Garagentor hoch. Da steht sie. Er zerrt sie vor die Garage und drückt kaltblütig ab, zwölfmal. Geht entschlossen zurück ins Haus. Startet den Computer, verbindet Kamera und Rechner und betrachtet die Fotos seiner ehemaligen Geliebten auf dem Bildschirm. Ein Anzeigentext ist schnell getippt: »Yamaha TRX 850, rot, 83 PS, 29 700 km, EZ 06/97, scheckheftgepflegt, unfallfrei, neuer Kettensatz, VHB 3350 Euro.«
Kurz nach sieben bleibt Herr Sucher an einer Überschrift hängen: »Die Wissenschaft hat festgestellt: Motorradfahren macht sexy.« Motorradfahren, ja das würde wieder Farbe ins Leben bringen, so wie vor Jahren! Aber was für ein Bike? Etwas Sportliches sollte es sein, zum Touren geeignet, nicht zu alt, nicht zu schwach, nicht zu teuer, aber Qualität bitte schön. Flott den Anzeigenteil aufgeschlagen. Herr Sucher sucht. Und findet nichts, weil er sich nicht zurecht findet. Die Maschinen von damals sind aus der Mode, die neuen Modellbezeichnungen sagen ihm nichts. Erstmal ins Büro.
Trixmann sitzt derweil immer noch am PC, die Anzeige mit den Fotos ist fertig, jetzt geht’s ans Inserieren. Bei mobile.de, dem größten Markplatz für Gebrauchtmotorräder in Deutschland, ist er nur zwei Mausklicks von der Eingabemaske entfernt. Idiotensicher. Nach Eintrag aller Daten steht das Moped etwa zwei Minuten später bundes-, theoretisch sogar weltweit zum Verkauf. Bei der Konkurrenz motoscout24.de ist eine Anmeldung erforderlich. Innerhalb kürzester Zeit erhält Trixmann per E-Mail die Zugangsdaten, um seine Anzeige schalten zu können. Auch hier ist die Eingabemaske vorbildlich gestaltet. Den Service lassen sich die Scouts allerdings entsprechend honorieren: 9,90 Euro kostet für Privatpersonen das Einstellen einer Anzeige in die Datenbank. Trixmann schließt die Website, öffnet eine Suchmaschine und gibt das Schlagwort »Gebrauchtmotorräder« ein. Und erhält eine Flut von Internetlinks. Die Mühe, diese durchzuforsten, lohnt jedoch kaum, da die kleinen Websites mit wenigen Angeboten auch nur wenige Interessenten locken.
So ähnlich sieht es auch Herr Suchers Kollege, Ducati-Fahrer, auf die Frage nach einem heißen Tipp zum Gebrauchtkauf. »Schau bei Mobile oder motoscout24 rein, die ham die meisten. Uind nur die Großen bringen’s«, rät er. Sucher gibt seine Wunschvorstellungen in den Rechner ein. Marke, Modell? »Keine Ahnung, wie wär’s mit Ducati?« denkt er, »die vom Kollegen sieht ganz appetitlich aus.« Preis? Bis 4000 Euro, dann bleibt noch Geld für Fahrerausstattung und Versicherung, ohne das selbst ernannte 5000er-Limit zu überschreiten. Kilometer, Erstzulassung, Leistung? Maximal 30 000, nicht älter als Baujahr 1997, 76 bis 90 PS. Umkreis? 100 Kilometer. So würde es passen. Kategorie, Farbe, Kraftstoffart, Eingabedatum? Erst mal beliebig, also Suche starten und... drei Treffer: 900 SS, Monster 900 und ST2 – alles Unfallfahrzeuge. Okay, BMW, Guzzi? Nada. Ab zu den Japanern. Ein Honda-Cruiser, ein Dutzend Banditen von Suzuki, viele Kawasaki ZR-7S. Mmh. Begeistert Sucher alles nicht. Yamaha? 13 Treffer, davon neunmal TRX 850. Hübsches Ding. Suchers Puls steigt.
Beim Kaffeetrinken fällt Trixmann ein, dass in der Online-Ausgabe des regionalen Anzeigenblatts Motorräder kostenlos inseriert werden können. Und auch bei MOTORRAD. Wieder Dateneingabe. So, genug, jetzt heißt’s abwarten. 10.17 Uhr.
Sucher macht sich schlau über die TRX, findet immer mehr Gefallen an dem Nippon-Twin im Ducati-Stil. Und stößt auf unter www.motorradonline.de unter dem Menüpunkt »Tests« auf alte Testberichte. Besonders der Langstreckentest und die Gebrauchtberatung klingen viel versprechend. Bei weiteren Internetrecherchen stößt Herr Sucher auf diverse kleinere Anbieter und unter www.motorrad2000.de auf ein Portal mit großem Gebrauchtteil, in dem fast nur Händler anbieten. Beim großen Internet-Auktionshaus eBay beobachtet er verschiedene Motorräder, die dort unter den Hammer kommen.
Es ist 12.32 Uhr. Herr Sucher vergleicht noch mal alle attraktiven Offerten. Nur die mit einem aussagekräftigen Foto vom Motorrad interessieren ihn. Er bleibt an einer roten TRX hängen, die vor einer Garage abgestellt ist. Trixmanns Handy klingelt. »Ja, hallo? ... Die Yamaha? ... Ja, zur Probefahrt könnten Sie sofort vorbeikommen, ich bin zu Hause.« Herr Sucher lächelt, als er im Büro das Telefon auflegt. »Gleich ändert sich mein Leben«, überlegt er, als er mit der Wegbeschreibung des Verkäufers in sein Auto steigt. Die Sonne scheint.

Checkliste

Worauf Käufer und Verkäufer beim Internet-Gebrauchthandel achten sollten.

Verkäufer sollten sich zunächst einen Überblick verschaffen und genau überlegen, wo sie ihr Fahrzeug platzieren, sofern der Service nicht kostenlos ist. Beim Anbieten möglichst viele Angaben in die Auswahlfelder eintragen, damit ein potenzieller Käufer auch bei einer Detailsuche fündig wird. Der Preis sollte realistisch sein, sich also an den Angeboten vom gleichen Modell orientieren. Bei der Fahrzeugbeschreibung auch Macken und defekte Teile aufführen, um Missverständnissen vorzubeugen. Seriosität ist das beste Verkaufsargument. Perfekt sind scharfe Bilder von der Maschine aus verschiedenen Perspektiven und von wichtigen Details, Zubehör oder Umbauten. Eine aktuelle Digicam (eventuell ausleihen) liefert Top-Fotos, die am Computer noch bearbeitet werden können. Bietet der Marktplatz keine Einstellmöglichkeiten für Bilder, die Fotos als jpg-Dateien per E-Mail anbieten. Auf diese Weise vergrößert sich der Kreis der Interessenten, denn eine »Vorabbesichtigung« des Bikes ist ohne lange Anfahrt möglich. Der Verkäufer sollte E-Mail-Adresse, Telefon- und Mobilnummer angeben, um gut erreichbar zu sein. Käufer ohne konkrete Vorstellung von der neuen Alten können die Vorteile eines Suchkonfigurators nutzen – bei größeren Websites meist im Programm. Generell gilt: je weniger Suchkriterien, umso höher die Trefferquote. Parallel zur Suche nach einer Gebrauchten diverse Testberichte und Fahrermeinungen einholen (etwa unter www.motorradonline.de »Tests« und »Gästebuch« anklicken). Wer genau weiß, was er will, kann direkt nach einem Modell suchen und mit gewünschtem Baujahr, Kilometerstand und Maximalpreis beginnen. Ist die Trefferliste zu unübersichtlich, weitere Kriterien angeben oder ändern, wie etwa den Suchumkreis verkleinern. Ist nach der Probefahrt alles bestens: Im Internet finden sich Vorlagen für korrekte Kaufverträge (zum Beispiel als PDF- oder Word-Dokument unter www.auto-und-verkehr.de/kaufvertrag.php).

Wo, wie, was?

Damit die Suche nicht ins Uferlose ausartet, hat MOTORRAD die wichtigsten Adressen für den Motorradgebrauchtkauf übers Internet zusammengestellt.

Für einige Modelle sind Fan-Foren mit Gebrauchtteil empfehlenswert. Diese Foren finden sich über Suchmaschinen (zum Beispiel Google) oder bei MOTORRAD online unter »Surf-Tipps«. Ebenso über Internet-Recherchen aufzuspüren: kleinere Gebrauchtmärkte, interessante Händler-Angebote und Online-Ausgaben der regionalen Anzeigenblätter. Für bundesweites Suchen und Anbieten eignen sich große Marktplätze (siehe unten).

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