Das große Zett hat Tradition im Hause Kawasaki. Wer erinnert sich nicht gern - wenn auch mit leicht verklärtem Blick - an die Big-Bike-Schlegel à la Z 900 oder Z 1000 aus den Siebzigern des vorigen Jahrhunderts? 2003 war es endlich so weit: Kawasaki mischte sich mit der Z 1000 wieder ernsthaft ins Naked-Bike-Geschehen ein. Dazu wählten die Grünen aus dem japanischen Akashi eine geschickte Strategie: Die neue Z 1000 sollte nicht ganz so radikal wie der Werks-Streetfighter Triumph Speed Triple sein, aber deutlich mehr Pfeffer im Hintern haben, als Suzuki Bandit oder Honda Hornet 900.
Dass die Ingenieure mit reichlich Blendwerk hantierten, störte kaum jemanden. So kaschierten etwa nur Alu-Attrappen aus Plastik den schnöden Stahlrohrrahmen, und hinter der mächtigen 1000 im Modellnamen versteckte sich ein Hubraum von bloß 953 cm³; denn Blenden bedeutete im Fall der Zett noch lange nicht, nur heiße Luft zu pumpen. Und mit dem aufgebohrten Reihenvierer aus der ZX-9R hat die Z 1000 bis heute genau die Portion Wumms, damit einem der Tacho bei Bedarf ins Gesicht springt. Für Hardcore-Kawa-Fans mag die Unten-Mitte-Abstimmung zu soft sein. Sie fühlen sich dafür in der Drehzahlmitte ab 6000/min wohl, wo die Zett die Arme lang und länger zieht - gekrönt vom heiseren Fauchen, das Vierzylinder-Kawas so unverwechselbar macht. Das Ganze so kompakt arrangiert, dass sich das kantige Naked Bike unterm Strich wie eine 600er-Supersportlerin fährt - allerdings mit ergonomisch korrektem Superbike-Lenker.
Besichtigung

Im MOTORRAD-Dauertest konnte die erste Generation der Z 1000 auf Anhieb überzeugen. Größter Kritikpunkt nach 50000 Kilometern: der heulende sechste Gang. Ab Modelljahr 2005 war die Z 1000 deshalb mit modifizierten Gangradpaaren ausgestattet. Sollten sich Besitzer älterer Bikes an der Geräuschkulisse gestört haben, bestand seitens Kawasaki die Möglichkeit, dass Neuteile ins Getriebe wanderten. Bei Probefahrten der 2003er- und 2004er-Kawas also auf die Geräuschentwicklung im sechsten Gang achten und ggf. den Verkäufer auf diese Umrüstmaßnahme ansprechen. Die ersten Jahrgänge fallen durch starke Vibrationen auf, die teils materialmordende Auswüchse (Nummernschildhalter, Hebel, Spiegel) haben. Durch schlechte Lackqualität können an versteckten Stellen (Schweißnähte im Bereich des Lenkkopfs) Rostnester blühen. Ebenso sollten bei Maschinen die Lagerstellen (Lenkkopf, Rad, Schwinge) kontrolliert werden. Beim Kauf der Modelle ab 2005 darauf achten, dass der sogenannte "Master-Zündschlüssel" (erkennbar am roten Griff) mit übergeben wird, da ohne diesen Schlüssel-Nachfertigungen nicht mit der Wegfahrsperre codiert werden können.
Marktsituation

Die ersten Jahrgänge der Z 1000 sind kaum noch im Originalzustand zu bekommen. Besonders beliebt sind der Austausch von Blinkern, Spiegeln und Auspuff sowie umfangreiche Heckumbauten. Wer es bei kleinem Budget möglichst originalgetreu haben will, muss sich auf eine längere Suche einstellen. Generell gehen die Preisverhandlungen bei rund 4000 Euro los, womit sich die meisten Verkäufer zunächst eng an die Schwacke-Notierungen halten: 2003er-Modelle werden mit 4350 Euro gelistet - allerdings bei einer Fahrleistung von 66100 Kilometer. Nach Korrekturtabelle darf der Kaufpreis bei einem (durchaus realistischeren) Tachostand von 40000 Kilometern laut Schwacke rund 5100 Euro betragen. Die zweite Z-Generation ab Modelljahr 2007 (mit serienmäßigem ABS) notiert Schwacke mit 6025 Euro, was auch im Wesentlichen der aktuellen Marktlage entspricht. Jahresmaschinen des dritten Modell-Updates von 2010 stehen ab rund 8500 Euro bei den Händlern.
Verfügbarkeit am Markt: hoch
Preisniveau in Euro | Baujahre | Km-Stand | Niedrig 3900-5000 | 2003-2005 | 25000-40000 |
Mittel 5500-7000 | 2006-2008 | 15000-25000 | Hoch 7500-9000 | 2008-2010 | 5000-15000 | Typ | im Programm | Verkäufe | ZR1000 A1H bis EBF | seit 2003 | 11491 |
Daten

Motor
Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, vier Ventile pro Zylinder, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, ungeregelter Katalysator mit Sekundärluftsystem, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette.
Bohrung x Hub 77,2 x 50,9 mm
Hubraum 953 cm³
Nennleistung 93,4 kW (127 PS) bei 10000/min
Max. Drehmoment 96 Nm bei 8000/min
Fahrwerk
Rückgratrahmen aus Stahlrohr, Motor mittragend, Upside-down-Gabel, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten. Alu-Gussräder 3.50 x 17; 6.00 x 17, Reifen 120/70 ZR 17; 190/50 ZR 17
Maße + Gewichte
Radstand 1420 mm, Lenkkopfwinkel 66 Grad, Nachlauf 101 mm, Federweg v/h 120/138 mm, Sitzhöhe* 780 mm, Gewicht vollgetankt* 224 kg, Zuladung* 177 kg, Tankinhalt 18 Liter.
Messungen (MOTORRAD 12/2003)
Höchstgeschwindigkeit** 245 km/h
Beschleunigung
0-100 km/h 3,1 sek
0-200 km/h 9,9 sek
Durchzug
60-140 km/h 8,5 sek
Verbrauch 6,0 l/100 km (Landstraße)
*MOTORRAD-Messungen; **Herstellerangabe
Modellpflege

2003 Verkaufsstart. Farben Grün, Orange, Schwarz. Preis: 9990 Euro.
2004 Farbe Grün entfällt, Rot kommt. Preis 9995 Euro.
2005 Wegfahrsperre. Getriebe, Lima und Benzinpumpe modifiziert. Farben: Schwarz, Silber, Grün. Preis: 9995 Euro.
2007 Neues Modell mit ABS in Serie. Farben: Schwarz, Orange, Blau. Preis: 10395 Euro.
2008 Neues Steuergerät. Klarglasblinker hinten. Farben: Schwarz, Weiß, Grün. Preis: 9895 Euro.
2010 Neues Modell mit 1043 cm³-Motor. Preis: 11295 Euro.
Tests in MOTORRAD

12/2003 (TT), 13/2003 (VT), 18/2004 (LT Zwischenbilanz/Zubehör), 4/2005 (LT), 9/2007 (TT), 12/2007 (VT), 5/2010 (TT alt gegen neu)
TT=Top-Test, VT=Vergleichstest, LT=Langstreckentest, Nachbestellungen unter Telefon 0711/182-1229
Internet

Foren:
www.z1000.de und www.z1000-forum.de (inkl. Organisation regelmäßiger Treffen)
Gebrauchte, Teile und Zubehör:
https://www.1000ps.de/gebrauchte-motorraeder