Druck und Auftritt einer 1000er zum Preis einer 600er – Kawasakis Bestseller beweist auch als Gebrauchte, dass eine 750er der goldene Mittelweg ist.
Druck und Auftritt einer 1000er zum Preis einer 600er – Kawasakis Bestseller beweist auch als Gebrauchte, dass eine 750er der goldene Mittelweg ist.
Früher war nicht alles schlecht; denn früher hatten wir noch die Dreiviertelliter-Klasse. BMW R 75/5, Honda CB 750 und später auch Kawasaki Z 750 – vor 30, 40 Jahren waren das richtig ausgewachsene Motorräder. Doch irgendwann kam uns die 750er-Füllmenge abhanden, Big Bikes mussten den vollen Liter oder mehr bieten, die neue Mittelklasse hatte um 600 cm³. Dazwischen gab es wenig bis gar nichts.
Bis 2004, denn da präsentierte Kawasaki die aus der Z 1000 abgeleitete Z 750. Von ähnlich stattlichen Ausmaßen, aber mit etwas simpleren Federelementen, etwas sparsamerer Ausstattung und etwas weniger Leistung – dafür aber satte 2800 Euro günstiger. Die kleine Z fuhr neutraler und handlicher, bot den harmonischeren Motor und machte mindestens genauso viel Spaß wie die große Schwester. Etwas nervige Vibrationen, ein untauglicher Soziusplatz und die ab und an überforderte Gabel – mehr gab’s nicht auszusetzen.
Die den typisch bösen Kawa-Sound liefernde Z 750 wurde völlig zu Recht zum Bestseller, der von Anfang an mit hoher Zuverlässigkeit überzeugte und vor allem etwas bieten konnte, was in der so arg vernünftigen Mittelklasse nicht selbstverständlich war: Druck in allen Lebenslagen und jede Menge Fahrspaß. Die Erfolgsgeschichte ging, vom Z 750 S-Intermezzo mal abgesehen, mit der umfangreichen Modellpflege 2007 weiter: Upside-down-Gabel, G-Kat, ABS, schärfere Verpackung, aber leider auch 13 Kilo Mehrgewicht. Egal, auch wenn die Konkurrenz mittlerweile die 750er-Klasse wiederentdeckt hat, ist die Z 750 immer noch DAS Spaßgerät in dieser traditionsreichen Hubraumklasse.
Was neu teurer war, ist gebraucht günstiger: Die halbverschalte Z 750 S ist auf dem Gebrauchtmarkt kaum gefragt – und damit ein echter Tipp für Schnäppchenjäger. Aus ursprünglich 300 Euro S-Mehrpreis werden bei Gebrauchten – gleicher Zustand und Kilometerstand vorausgesetzt – ganz schnell 300 Euro weniger, die ein S-Besitzer für seine Standuhr erzielen kann.
Die unverschalte Z 750 bereitet dagegen als Inzahlungnahme Händlern nur wenig Kopfzerbrechen. In der Preislage bis 5000 Euro ist die Kawasalo ein sehr gesuchtes Stück. Einziges Händlerproblem: Die meisten Secondhand-Maschinen tauchen erst gar nicht bei ihm auf, die Z 750 wird in der Regel privat weiterverkauft. Und das mit meist deutlich weniger Kilometern auf der Uhr als Mittelklasse-Nackte anderer Fabrikate. Denn die Z 750 ist für ihre Besitzer eher Genussmittel fürs Wochenende als Gebrauchsartikel für den täglichen Weg zur Arbeit oder Uni.
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2004: Markteinführung mit 110 PS. Farben: Schwarz, Rot, Blau. Preis: 7195 Euro. Verkäufe in Deuschland: 3126 Stück.
2005: Farben: Schwarz, Blau, Silber. Verkäufe: 1448 Stück. Z 750 S kommt.
2006: Zündschloss gummigelagert (wegen Vibrationen); Wegfahrsperre serienmäßig; neuer Lenker. Farben: Schwarz, Orange, Silber. Verkäufe: 988 Stück. Letztes Jahr für die Z 750 S.
2007: Motor (G-Kat), Fahrwerk (Upside-down-Gabel) und Form (Maske, Auspuff) stark überarbeitet, nur noch 106 PS. Farben: Schwarz, Grün, Silber. Preis: 7895 Euro. Verkäufe: 1853 Stück.
2008: Farben: Schwarz, Blau, Orange. Verkäufe: 1528 Stück.
2009: Klare Blinkergläser mit orangefarbigen Lampen. Farben: Schwarz, Blau, Grün. Preis: 7995 Euro. Verkäufe in D: 1538 Stück.
2010: Farben: Schwarz, Orange, Weiß. Preis: 8095 Euro. Verkäufe: 1012 Stück.
2011: Neue Bremsleitungen; nur noch zwei schwarze Zündschlüssel, Master-Key entfällt. Farben: Schwarz, Weiß, Grün. Neuer Preis: 8295 Euro. Verkäufe in D: 669 Stück (per Ende 8/2011). Markteinführung der besser ausgestatteten Z 750 R (8995 Euro).
Motor
Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, geregelter Katalysator, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette. Bohrung x Hub 68,4 x 50,9 mm
Hubraum: 748 cm³
Nennleistung: 78 kW (106 PS) bei 10500/min
Max. Drehmoment: 78 Nm bei 8300/min
Fahrwerk
Brückenrahmen aus Stahl, Upside-down-Gabel, Zweiarmschwinge aus Stahl, Zentralfederbein mit Hebelsystem, vorn und hinten verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten, ABS. Alu-Gussräder 3.50 x 17; 5.50 x 17; Reifen: 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17
Maße+Gewichte
Radstand 1440 mm, Lenkkopfwinkel 65,5 Grad, Nachlauf 103 mm, Federweg v/h 120/125 mm, Sitzhöhe* 810 mm, Gewicht vollgetankt 232 kg, Zuladung 178 kg, Tankinhalt 18,5 Liter.
Messungen
(MOTORRAD 10/2007)
Höchstgeschwindigkeit 230 km/h
Beschleunigung
0-100 km/h 3,7 sek
0-200 km/h 14,3 sek
Durchzug
60-140 km/h 9,3 sek
Verbrauch 5,0 l/100 km (Landstraße);
5,5 l/100 km (bei 130 km/h), Normal