Gebrauchtberatung: kleine Cruiser und Chopper

Gebrauchtberatung: kleine Cruiser und Chopper Discount-Shopper

Müssen Cruiser mindestens zwei Liter Hubraum haben oder gleich 20000 Euro kosten? Steigen Sie günstiger ein. MOTORRAD hat mit Yamaha Virago, Honda Shadow und Suzuki Savage die einstigen Lieblinge der Nation unter die Lupe genommen.

Discount-Shopper fact

Vor 15 Jahren tickte die Motorradwelt noch ganz anders. Wer als Hersteller kräftig mitmischen wollte, musste Motorräder mit langen Gabeln bauen. Und wer dann auch noch richtig Stückzahlen anstrebte, musste es bei kleinen Hubräumen belassen. Beispiel Yamaha XV 535 Virago. 1988 startete der Verkauf mit noch verhaltenen 1000 Exemplaren pro Jahr. Doch dann hob die Virago ab, der luftgekühlte Zweizylinder kam auf Drehzahlen. Zwischen 1992 und 1995 wurden im Schnitt 20 Viragos pro Tag verkauft. In der Summe konnte Yamaha bis 2003 beachtliche 57000 Maschinen absetzen. Und jetzt kommt das Beste: Selbst vier Jahre nach Verkaufsende führt die XV 535 Virago mit 46000 zugelassenen Maschinen immer noch die Bestands-Top-Ten an, deutlich vor Allroundern wie Suzukis Bandit 600, die mit rund 42000 Exemplaren den zweiten Platz belegt.

Bei den Neuverkäufen spielen Chopper und Cruiser mit rund zehn Prozent Marktanteil inzwischen eine untergeordnete Rolle. Doch betrachtet man den Bestand und nimmt allein die kleinen Chopper ins Visier, kommt man schnell auf Zahlen weit jenseits von 150000 Motorrädern (siehe Kasten rechts). Und die sind auf dem Gebrauchtmarkt nach wie vor eine ernst zu nehmende Größe. Im Schnitt wechseln pro Jahr rund 20000 Maschinen den Besitzer.

Pluspunkt für Verkäufer: Sie bleiben nicht lange auf ihrem Angebot sitzen. Die kleinen Chopper sind gefragt. Das bestätigen auch Händler gegenüber MOTORRAD. Wobei die überwiegende Zahl der Verkäufe auf privater Ebene läuft. Nur noch wenige finden in Form einer Inzahlungnahme den Weg zum Motorradhändler.

Pluspunkt für die Interessenten: Trotz ihres Alters sind die meisten Chopper in einem außerordentlich guten Pflegezustand. Die Bezeichnung »Schönwetterfahrzeug« kann man bei dieser
Maschinengattung fast wortwörtlich nehmen. Dazu gibt es in den meisten Fällen ein reichhaltiges Zubehörpaket, das sich nur schwer auf den Verkaufspreis aufschlagen lässt und quasi als Bonbon mit offeriert wird. Außerdem bewegen sich die Kilometerleistungen noch im Rahmen. Rechnet man die Laufleistung auf das Maschinenalter um, so sind die meisten Motorräder nicht mehr als 2500 Kilometer pro Jahr bewegt worden.

Unten und auf den folgenden Seiten haben wir mit Yamaha XV 535 Virago, Suzuki LS 640 Savage und Honda VT 600 C Shadow drei äußerst beliebte Chopper unter die Lupe genommen.

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Yamaha XV 535 - Yamaha XV 535

Marktsituation
In den Bestandszahlen des Kraftfahrt-Bundesamts steht die XV 535 mit 46200 zugelassenen Exemplaren auf der Pole Position. Der Handel mit gebrauchten Viragos verläuft in den letzten Jahren allerdings sehr verhalten. Nur jede zehnte wechselt jährlich den Besitzer. Das Gros der Angebote bewegt sich zwischen 1800 und 2500 Euro. Die durchschnittlichen Laufleistungen liegen zwischen 15000 und 25000 Kilometern. Top gepflegte DX-Modelle mit weniger als 10000 Kilometern auf der Uhr sind für rund 3000 Euro zu haben. Die meisten 535er werden privat gehandelt.

Besichtigung

Das Angebot variiert stark. Neben heftig verbastelten Komplettumbauten gibt es viele optisch leicht aufgepeppte Exemplare und natürlich auch die ein oder andere Offerte im erstklassigen Originalzustand. Technisch gilt die Virago als robust und zuverlässig, Probleme könnten eine poröse Vergasermembrane oder der Anlasserfreilauf bereiten. Ein hakiges Getriebe ist keine Seltenheit, wohl dagegen heulende Geräusche im fünften Gang, die auf eine verschlissene Zahnradpaarung deuten. Ein typisches Rostnest findet sich am hinter Blenden versteckten Auspuff (Sammler und Endrohre).


Sie ist fast schon ein Touren-Chopper. Denn trotz kleinen Hubraums und kompakter Ausmaße besitzt die Virago echte Fernreisequalitäten. Minuspunkte sind unter anderem die laschen Bremsen und der spartanische Soziusplatz. Ansonsten ist der Twin eine
problemlose Fahrmaschine mit zuverlässiger Technik. Beim Kauf auf Rost achten.

Daten

Motor: luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, zwei Gleichdruckvergaser, Ø 34 mm, kontaktlose Transistorzündung, keine Abgasreinigung, E-Starter, Fünfganggetriebe, Kardan.
Bohrung x Hub 76 x 59 mm,
Hubraum 535 cm3
Nennleistung
34 kW (46 PS) bei 7500/min
Max. Drehmoment 47 Nm bei 6000/min
Fahrwerk: kombinierter Stahlrohr-/ Pressstahlrahmen, Telegabel, Ø 36 mm, Zweiarmschwinge mit zwei Federbeinen, verstellbare Federbasis, Scheibenbremse vorn, Ø 298 mm, Trommelbremse hinten, Ø 160 mm.
Speichenräder 1.85 x 19; 3.00 x 15
Reifen 3.00 S 19; 140/90 S 15
Maße und Gewichte: Radstand 1520 mm, Federweg v/h 150/85 mm, Sitzhöhe 715 mm, Gewicht vollgetankt 197 kg, Zuladung 218 kg, Tankinhalt/
Reserve 13,5/2,5 Liter.

Suzuki LS 650 - Suzuki LS 650

Marktsituation

Über 17000 Low Rider sind noch auf einer Savage unterwegs. Und nach Händlerauskünften trennen sich nur die wenigsten von dem Einzylinder. So bleibt die Suzuki auch gut 20 Jahre nach ihrem Verkaufsstart ein gefragtes Modell. Bei Einstiegspreisen um 1000 Euro geht der ernsthafte Handel los, das Gros der Angebote bewegt sich zwischen 1700 und 2200 Euro. Neben wenigen Exemplaren mit geringer Laufleistung (unter 10000 Kilometer) sind die meisten 650er schon deutlich über 30000 Kilometer gelaufen.


Besichtigung

Der Single gilt als robust, sollte aber stets behutsam warm gefahren worden sein. Gelegentlich tauchen Exemplare mit defekter Kopf- oder Fußdichtung auf. Haarig wird’s, wenn metallisches Klopfen und Klackern aus dem Zylinderkopf zu vernehmen ist: Das deutet auf einen verschlissenen Ventiltrieb. Rahmen und Auspuff sind sehr rostanfällig. Hier sollte der Vorbesitzer die LS penibel gepflegt haben. Gut dran ist, wer eine Savage mit neuen Federbeinen aus dem Zubehör (beispielsweise von Hagon, ab 200 Euro) ergattert. Denn die Originaldämpfer gelten als viel zu hart und unkomfortabel.

Fazit

Trotz des unüblichen Motorenformats ist der Einzylinder ein waschechter Chopper. Die Optik spricht Fans des Genres an. Technisch sind mit dem schlaffen Fahrwerk allerdings deutliche Abstriche zu machen. Empfehlenswert sind Angebote, die bereits mit neuen Federelementen sinnvoll verfeinert wurden.



Motor: luftgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, ein Gleichdruckvergaser, Ø 40 mm, kontaktlose Transistorzündung, keine Abgasreinigung, E-Starter, Fünfganggetriebe, Zahnriemen. Bohrung x Hub 94 x 94 mm
Hubraum 652 cm3
Nennleistung
23 kW (31 PS) bei 5400/min
Max. Drehmoment 46 Nm bei 3400/min
Fahrwerk: Einschleifen-Stahlrohrrahmen, Telegabel, Ø 38 mm, Zweiarmschwinge mit zwei Federbeinen, verstellbare Federbasis, Scheibenbremse vorn, Ø 260 mm, Trommelbremse hinten, Ø 160 mm.
Speichenräder 2.15 x 19; 2.75 x 15
Reifen 100/90 S 19; 140/80 S 15
Maße und Gewichte: Radstand 1480 mm, Federweg v/h 140/80 mm, Sitzhöhe 690 mm, Gewicht vollgetankt 175 kg, Zuladung 180 kg, Tankinhalt/
Reserve 11/2 Liter.

Honda VT 600 C - Honda VT 600 C


Marktsituation

Auch sieben Jahre nach dem offiziellen Verkaufsende fristet Hondas Shadow in der Käufergunst kein Schattendasein. Gepflegte Maschinen sind gesucht und in der Regel schnell verkauft. Ein großes Feilschen ist bei der 600er nicht drin. Die ersten brauchbaren Angebote beginnen bei rund 1500 Euro, haben zum Teil jedoch deutlich über 40000 Kilometer auf dem Tacho. Erstklassig gepflegte Maschinen der jüngeren Baujahre mit weniger als 10000 Kilometer Laufleistung kosten im Schnitt 3000 bis 3500 Euro.

Besichtigung

Problemlos und äußerst zuverlässig – so der Ruf der Honda Shadow. Echte technische Schwächen sind nicht bekannt, bis auf das schnell durchschlagende Zentralfederbein hinten, das oft durch ein Zubehör-Teil ersetzt wurde. Interessenten sollten ihr Augenmerk auf den Pflegezustand legen und die bei diesem Modell beliebten Umbaumaßnahmen kritisch unter die Lupe nehmen. Besonders bei der gerne modifizierten Schalldämpferanlage ist darauf zu achten, ob der neue Austauschtopf für die Shadow homologiert ist. Seriöse Verkäufer bieten die Originalteile mit an.

Fazit

Gegenüber der Konkurrenz sieht die »Schatten«-Honda immer noch am frischesten aus. Großes Manko ist aber die wirklich schwache Leistungsausbeute des ansonsten lecker hergerichteten Twins. Nach Umbau auf ein besseres Federbein ist die VT 600 C ein empfehlenswertes Einsteiger-Motorrad.

Motor: wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, zwei Gleichdruckvergaser, Ø 34 mm, kontaktlose Transistorzündung, keine Abgasreinigung, E-Starter, Vierganggetriebe, Kardan.
Bohrung x Hub 75 x 66 mm,
Hubraum 583 cm3
Nennleistung
29 kW (39 PS) bei 6500/min
Max. Drehmoment 48 Nm bei 3500/min
Fahrwerk: Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, Telegabel, Ø 39 mm, Dreiecksschwinge mit Zentralfederbein, verstellbare Federbasis, Scheibenbremse vorn, Ø 296 mm, Trommelbremse hinten, Ø 160 mm.
Speichenräder 2.15 x 19; 3.50 x 15
Reifen 100/90 H 19; 170/80 H 15
Maße und Gewichte: Radstand 1600 mm, Federweg v/h 146/90 mm, Sitzhöhe 690 mm, Gewicht vollgetankt 216 kg, Zuladung 181 kg, Tankinhalt/
Reserve 11/1,9 Liter.

Honda VT 600 C: Gebrauchtberatung

Unverändert beliebt. Die Bestands-Top-Ten von Choppern unter einem Liter Hubraum inklusive der durchschnittlichen Gebrauchtpreise.

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