War die im Jahr 2001 am Markt eingeführte Suzuki GSX-R 1000 ein Meilenstein? Ja. Ein kleiner. Nicht zu vergleichen mit einer Yamaha R1, die 1998 mit Ultrapower und Leichtgewicht das Segment der Big (Sport-) Bikes umwälzte. Oder mit einer Honda Fireblade, die 1992 als 900er seinerzeit als sportlicher Superlativ galt. Und schon gar nicht gilt die 1000er-Gixxer als so prägend wie Alt-Schwester GSX-R 750, die Mitte der 80er wie kaum ein anderes Motorrad Rennsport-Feeling auf die Straße transportierte.
Trotzdem: Als die Suzuki GSX-R 1000 erschien, erzeugte sie bei Sportfahrern mit ihren 160 PS bei gerade mal 194 Kilo Leergewicht Bauchkribbeln. Die Boden-Boden-Rakete namens K1 – so die interne Suzuki-Bezeichnung – kam gut an und begründete zusammen mit dem Folgemodell K2 (2002) den guten Ruf der GSX-R 1000. So gesehen: Meilenstein. Aber auf Leistungsdaten basierender Ruhm währt in der Welt von Superbikes nur kurz, und besagte erste Modelle würde man heutzutage nach Fahrprobe eher als stur, hüftsteif und, nun ja, lahm bezeichnen. Über K3 und K4 (2003 und 2004 im Programm) spricht aktuell übrigens kaum noch jemand, weil sie als Neufahrzeuge im Schatten radikalerer Konkurrenz standen.
Die 2005 präsentierte K5 errang hingegen erneut den Ruf als Meilenstein. Leichter, schlanker, filigraner und deutlich stärker als zuvor kämpfte sie sich nach ganz vorn bei Vergleichstests und direkt in die Herzen von Hobbyracern. Neutrales Fahrverhalten, homogene Leistungsentfaltung und eine für Supersportler recht bequeme Sitzhaltung ließen sie aber auch auf der Landstraße und sogar im dichten urbanen Verkehr gut aussehen – durchaus alltagstauglich. Den Nimbus der „allroundigsten“ Suzuki GSX-R 1000 behielten die in Deutschland gut 5500-mal verkauften K5/K6 bis heute. Die Nachfolgerinnen konnten da nicht mithalten, ab 2010 brachen die Verkaufszahlen ein, aus zweiter Hand sind sie seltener im Angebot. K5 und K6 bleiben also beliebteste Gebraucht-GSX-R-1000.
Marktsituation

Die Suzuki GSX-R 1000 der Modelljahre 2005 und 2006 zählen zu den gesuchtesten Supersportlern überhaupt. Das Angebot an guten (Original-)Maschinen ist aber bereits massiv ausgedünnt.
5280 EUR
Beispiel: EZ 04/2006, 33 574 km
Typisches Händlerangebot: TÜV und AU neu/Inspektion gemacht/Verschleißteile alle okay/Reifen noch 75 Prozent. Finanzierung ohne Anzahlung möglich.
ab 3000 Euro
Beispielanzeige: 63.496 km, EZ 02/2005, Sonderlackierung Orange, Bos-Auspuff, Brems-Kupplungshebel von LSL, Alarmanlage, Miniblinker, Racingscheibe, Stahlflex-Bremsen, 3333 Euro (Privatangebot aus Thüringen)
Niedriges Preisniveau. Auf diesem Niveau wird viel Schrott feilgeboten. Oftmals kaschierte Importe mit fragwürdiger Historie und ehemalige Renn- und Sturzmaschinen, die mit Nachrüstteilen wieder gefittet wurden. Mit Glück findet man eher touristisch bewegte Dauerläufer.
ab 4500 Euro
Beispielanzeige: 17.527 km, EZ 01/2006, Yoshimura-Edition. Kleine Delle am Tank, stand immer in der Garage, wurde nur bei schönem Wetter gefahren. Verkauf wegen Umstieg. 5499 Euro (Privatangebot aus Niedersachsen)
Mittleres Preisniveau. Um die 5000 Euro gibt es K5/K6 im Originalzustand bzw. mit populären Anbauteilen wie etwa Kennzeichenhaltern und Hebeln von Firmen wie LSL oder Rizoma. Liegen die Laufleistungen unter 30.000 Kilometern, kann man gut zugreifen, der Gegenwert passt.
ab 6000 Euro
Beispielanzeige: 18.367 km, EZ 03/2006. Das Fahrzeug wurde durch unsere Werkstatt geprüft und bekommt noch eine frische Inspektion und neuen TÜV. Inklusive 3 Jahre Garantie! 6499 Euro (Kawasaki-Händler in Hamburg)
Hohes Preisniveau. So beliebt die Modelle auch sind, ab 7000 Euro sind selbst topgepflegte K5/K6 mit weniger als 20.000 Kilometern auf der Uhr nur schwer zu veräußern, da Supersportler-Interessenten dann eher auf aktuelle Ware (BMW S 1000 RR, Kawasaki ZX-10R) schielen.
Modellpflege

2005
Komplett neues Modell, Typenbezeichnung WVB6. Das als „K5“ betitelte GSX-R 1000-Modell präsentiert sich mit kompakteren Abmessungen, weniger Masse, mehr Hubraum und Leistung. Unterschiede zum K4-Modell:
- 178 statt 164 PS
- 118 statt 110 Nm
Änderungen im Detail:
- elektronische Wegfahrsperre serienmäßig
- LCD-Ganganzeige im Tacho
- LED-Rücklicht
- Blinker in Heck und Rückspiegeln integriert
- Motor mit Titanventilen
- verstärkte Kurbelwelle
- größere Ein- und Auslasskanäle
- Drosselklappen mit 44 statt 42 mm
- zwei Einspritzdüsen pro Zylinder
- Kühler und Lichtmaschine neu
- Außerdem: Anti-Hopping-Kupplung und Getriebeübersetzung geändert (1. Gang länger, 3. bis 6. Gang länger)
- Bremssättel und Hauptbremszylinder mit größeren Kolben
- neue Schwinge mit drei Millimeter dünnerer Achse und höhenverstellbarem Drehpunkt
- neues Rahmenheck sowie verschiedene Bauteile mit verringertem Gewicht
- Farben: Blau-Weiß, Schwarz-Gelb, Schwarz-Grau, Schwarz-Mattschwarz. Preis: 12.990 Euro.
2006
Modell „K6“, Typenbezeichnung WVB6 bleibt erhalten. Farben: Blau-Weiß, Rot-Schwarz, Mattschwarz. Preis: 13.090 Euro.
Infos
Tests in MOTORRAD
- 5/2005 (FB)
- 6+7/2005 (VT)
- 10/2005 (TT)
- 5/2006 (VT)
FB = Fahrbericht, TT = Top-Test, VT = Vergleichstest; Artikel-Download unter www.motorradonline.de/ekiosk
Internet
- Fansites: www.gsx-r1000.de, www.gsxr-freaks.de,
- Gebrauchtangebote: www.motorradonline.de/gsx-r1000_kaufen
Konkurrenz

Kawasaki ZX-10R
Vierzylinder-Reihenmotor, 175 PS, Gewicht 205 kg, 0–100 km/h: 3,3 sek, Vmax: 298 km/h, Verbrauch: 5,8 Liter, 13.145 Euro
Der Typ D (2006/2007) war bei Fans weniger beliebt, fährt sich aber tadellos. Gute Stücke schon um 4500 Euro.

Honda CBR 1000 RR Fireblade
Vierzylinder-Reihenmotor, 172 PS, Gewicht: 205 kg, 0–100 km/h: 3,3 sek, Vmax: 287 km/h, Verbrauch: 5,7 Liter, 13.190 Euro
2006 wurde der Typ SC57 (bis 2008) im Detail überarbeitet und verbessert. Gebraucht selten unter 5000 Euro.

Yamaha YZF-R1
Vierzylinder-Reihenmotor, 175 PS, Gewicht: 204 kg, 0–100 km/h: 3,2 sek, Vmax: 285 km/h, Verbrauch: 6,3 Liter, 13.300 Euro
Der Typ RN12 (2004–2006) wurde neu fast 7500-mal verkauft, gebraucht auch ein Schlager und leicht zu finden.

MV Agusta F4 1000 S
Vierzylinder-Reihenmotor, 175 PS, Gewicht: 205 kg, 0–100 km/h: 3,3 sek, Vmax: 298 km/h, Verbrauch: 5,8 Liter, 20.390 Euro
Viel Spielraum für Verhandlungen: Trotz hohem Neupreis ist der Exot secondhand kaum teurer als die Japan-Sportbikes.
Händler-Interview

Die K5/K6-Modelle der Suzuki GSX-R 1000 sind schon über zehn Jahre alt. Sind solche betagten Maschinen überhaupt noch empfehlenswert?
Für ambitionierte Racer, die ganz vorne mitfahren wollen, eher nicht. Aber das sind ja die wenigsten. Die meisten Hobby-Racer fahren doch im Rundkurs, um an ihrer Fahrtechnik zu feilen, und nicht, um aus neuester Technik alles herauszuholen. Warum dann also nicht die zehn Jahre alte Suzi mit ihren fast 180 PS? Ich würde das nicht als untermotorisiert bezeichnen. Außerdem hat das Motorrad ein tolles Fahrwerk und wenig Gewicht, damit kann man Zeiten auf den Asphalt stempeln, die Respekt einflößen. Und für die Landstraße reicht die Leistung allemal. Damals galt die K5 übrigens als beinahe unzähmbares Biest. Aus heutiger Sicht würde ich sagen: Es ist die am besten ausgewogene GSX-R 1000 und allein deshalb schon die beste Wahl für sportliche Landstraßenfahrer.
Keine Sorgen, dass die Mechanik bei jahrelanger sportlicher Gangart stark leidet?
Nein, die Dinger funktionieren einfach. Wir haben Kunden, die schon über 100.000 Kilometer auf ihre Maschine gespult haben, mechanisch ist meistens alles einwandfrei. Eventuell braucht der Motor etwas Öl, das ist aber unbedenklich. Was häufiger vorkommt, sind Probleme mit Plastikteilen. Vibrationen und der Zahn der Zeit nagen am Kunststoff, der dann nicht mehr so frisch wirkt, Risse entstehen, Halterungen sitzen nicht mehr so fest, was sich durch Scheppern bemerkbar macht. Typisch ist auch ein schlechtes Abblendlicht. Grund dafür ist vibrationsbedingter Kunststoffabrieb im Scheinwerfer, der sich als Pulver auf den Reflektor niederlegt und somit die Leuchtkraft mindert. Ein neuer Scheinwerfer kostet um die 500 Euro plus Kosten für den Einbau.
Gibt es sonst noch was zu bedenken?
Ja, am Rahmen sollte aus einer offiziellen Umrüstaktion eine Verstärkungsplatte aufgebracht worden sein. Bei in Werkstätten gepflegten Exemplaren ist das eigentlich immer der Fall, im Zweifel lieber einen Profi nachschauen lassen.
Irgendwelche Tipps zu Umbau und Tuning?
Wie schon erwähnt, die Leistung reicht. Sollten nach dem Kauf noch ein paar Hunderter übrig sein, würde ich mich also eher ums Fahrwerk kümmern, Lenkkopflager, Lenkungsdämpfer, Federbein und Gabel muss man ohnehin bei der Besichtigung checken. Ist zum Beispiel das Federbein ziemlich durch, kein Problem. Eine Profi-Überarbeitung des Originalteils mit neuer Feder, Öl und Gas kann als Frischkur Wunder wirken.
Daten Suzuki GSX-R 1000 (Modelljahr 2005)

Preisvergleich: gebrauchte Suzuki GSX-R 1000 K5 und K6

Dafür, dass sie von Vielen als beste GSX-R 1000 aller Zeiten bezeichnet wird, bekommt man eine gebrauchte Suzuki GSX-R 1000 K5 und K6 vergleichsweise günstig am Gebrauchtmarkt. Neben einigen Rennstreckenumbauten sind die meisten Exemplare nur leicht umgebaut. Hier die Übersicht: gebrauchte Suzuki GSX-R 1000 K5 und K6 in Deutschland.