Jetzt kommt‘s dicke„, müssen viele Intruder-Fans gedacht haben, als ihnen Suzuki 1998 die neue VL 1500 servierte. 102 Kubik mehr Hubraum (1462 cm³) und vier Pferdchen mehr Leistung (68 PS) gegenüber der kultigen, sehr chopperesken Vorgängerin VS 1400 waren es sicherlich nicht, die seinerzeit imponierten. Eher der megafette 150er-Vorderreifen, versteckt unter mächtigem Kotflügel. Oder die Sitzpolster im Kingsize-Format. Vielleicht auch der enorm lange Radstand von 1700 Millimetern. Was auch immer den Reiz an der Neuen ausmachte, die 1500er-Intruder machte von nun an voll auf Heavy-Cruiser. Und in dieser heiß umkämpften Schwergewichtsklasse auch eine gute Figur, so dass sich die Platzhirsche Harley Fat Boy, Kawasaki VN 1500 Classic und Yamaha Wild Star warm anziehen mussten.Mehr als 6000-mal verkaufte sich die Suzuki in ihren ersten drei Verkaufsjahren – danach reichte es nur noch für mittelmäßige dreistellige Verkäufe. Auch die Umbenennung von VL 1500 LC in C 1500 mitsamt Umstellung von Vergasern auf Einspritzung (um die Euro-2-Norm einzuhalten) verschaffte ab 2005 dem technisch mittlerweile etwas ergrauten Cruiser keine größeren Erfolge mehr. 2007 rollten die letzten Exemplare der Intruder, Typ VL 1500, vom Band. Im Jahr darauf wurden die neuen, deutlich stärkeren Powercruiser C und M 1800 (125 PS) eingeführt, und 2009 komplettierte die 80 PS starke M 1500 das Ober-haus der aktuellen Intruder-Linie. Im Vergleich dazu sehen die geradezu klassisch anmutenden VL-Modelle tatsächlich alt aus, tragen aber bei den Gebrauchtpreisen nicht allzu dick auf und sind deswegen noch immer gut gefragt.
Besichtigung

Händlerzitat: “Gelb und Rot mit Weiß geht schlecht. VL-Interessenten. mögen keine Pommesfarben.„ Geschmäcker sind zwar bekanntlich verschieden, doch ganz gleich, wie die 1500er koloriert ist, der Lack muss glänzen und sollte unbedingt frei von Kratzern sein. Gleiches gilt für Chromteile. Dazu ein weiteres Händlerzitat: “Käufer wollen am liebsten die volle Hütte und die muss leuchten.„ Heißt: Schutzbügel, Deckel und sonstige glänzende Metall-Zierteile sind neben Ledertaschen, Zusatzleuchten oder Windscheiben sehr gefragt. Doch Vorsicht! Insbesondere Chromteile made in China oder den USA zu Ebay-Dumping-Preisen neigen aufgrund mieser Verarbeitung und Werkstoffgüte zur Rostblüte.
Ist das Äußere der Maschine jedoch einwandfrei, kann sich der Interessent auf die wenigen technischen Problemzonen konzentrieren. Motor und Kardanantrieb sollten dicht sein, Ölspuren zeugen von mangelhafter Wartung. Und weil eine fehlerhafte Gummi-Aufhängung des Tanks häufig für Stress sorgte (Risse im Tank durch Verspannungen), rief Suzuki alle Modelle von 1998 bis 2006 in die Werkstatt zurück. Besser eine Bescheinigung der durchgeführten Maßnahme vorlegen lassen! Ansonsten gilt die 1500er-Trude als sehr zuverlässig.
Tests in MOTORRAD:
4/1998 (T), 10/1998 (VT), 10/1999 (VT), 22/1999 (VT)
TT=Top-Test, VT=Vergleichstest
Nachbestellungen unter Telefon 0711/182-1229
Internet:
Fansites: www.vl1500.de
Marktsituation

Die erst ab 2005 angebotene C 1500 ist eine Bestands-Rarität und spielt kaum eine Rolle. Im Fokus der Interessenten steht die VL 1500 LC mit Erstzulassung 1998 bis 2004. Unter 3500 Euro finden sich allerdings meist nur nachlässig gepflegte Exemplare, und diese Schmuddelkinder sind in der Szene ungern gesehen. Hohe Laufleistungen sind ebenfalls ein Minuspunkt, doch auch Laufleistungen jenseits von 50000 Kilometern sind bei 1a-Pflege okay, wenn es sich um gemütliche Reisekilometer handelt – durchaus keine Seltenheit bei Heavy-Cruisern. Viele vernünftige Angebote liegen zwischen 5000 und 7000 Euro. Ein gutes Angebot etwa wäre: ab Baujahr 2002 (Doppelscheiben-Bremse), zweite Hand und nicht mehr als 20000 Kilometer, Hochglanz, Farbe Schwarz, um 6000 Euro. Bei Preisen über 7000 Euro sinkt die Nachfrage deutlich. Teure Umbauten, selbst von Profis, lassen sich in der Regel nur mit großen Wertverlusten verkaufen.
Technische Daten

Motor:
Luft-/ölgekühlter Zweizylinder-Viertakt-45-Grad-V-Motor, drei Ventile pro Zylinder, Nasssumpfschmierung, Vergaser, keine Abgasreinigung, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe, Kardan.
Bohrung x Hub 96 x 101 mm
Hubraum 1462 cm³
Nennleistung 50 kW (68 PS) bei 4800/min
Max. Drehmoment 114 Nm bei 2300/min
Fahrwerk:
Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Telegabel, Zweiarmschwinge aus Stahl, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis, Scheibenbremse vorn und hinten.
Alu-Gussräder 3.50 x 16; 5.00 x 15, Reifen 150/80 H 16, 180/70 H 15.
Maße und Gewichte:
Radstand 1700 mm, Lenkkopfwinkel 58 Grad, Nachlauf 138 mm, Gewicht vollgetankt* 315 kg, Zuladung* 220 kg, Tankinhalt 15,5 Liter.
(MOTORRAD-Messung)
Messungen (MOTORRAD 4/1998):
Höchstgeschwindigkeit 168 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h 5,7 sek
Durchzug
60-120 km/h 12,4 sek
Verbrauch Normal
6,6 l/100 km (Landstraße)
8,2 l/100 km (bei 150 km/h)
Modellpflege

1998 Offizielle Markteinführung des Typs AL für 19090 Mark (9760 Euro). Die ersten Fahrzeuge wurden schon im Dezember 1997 ausgeliefert
2001 Der neue Typ WVAL mit ungeregeltem Kat und Sekundärluftsystem zur Abgasreinigung erfüllt die Euro-1-Norm. Nur noch 67 statt 68 PS
2002 Neue Doppelscheiben-Bremsanlage mit größeren Scheibendurchmessern, Doppelkolben-Schwimmsätteln statt eines Zweikolben-Festsattels vorn und Vierkolben- statt Zweikolben-Festsattel hinten.
Preis: 10845 Euro
2005 Die neue Modellbezeichnung lautet C 1500 (Typ VL 1500), jetzt mit elektronischer Einspritzung (zur Einhaltung der Euro-2-Norm) und neuen Schalldämpfern. Leergewicht steigt von üppigen 317 auf noch üppigere 320 Kilogramm, Lenker um 40 Millimeter flacher und 55 Millimeter breiter, Benzinleuchte entfällt im Cockpit.
Preis unverändert
2007 Design der Lenkerschalter, Kupplungs- und Hauptbremszylinder und -hebel geändert. Letztes Modelljahr des Typs VL 1500 in Deutschland.
Preis: 11125 Euro