Voll die Streberin: fast nur Einsernoten bei Tests. MOTORRAD bescheinigte der Street Triple bei ihrem Debüt im Jahr 2007 die herausragende Preis-Leistungs-Note von 1,2. Doch während begabte Kinder auf dem Schulhof gerne mal gemobbt werden, ist der kleinste Spross der Triumph-Familie extrem beliebt. Zu Recht, denn mit nur 190 Kilo und mehr als ordentlichen 106 PS aus drei Zylindern (Motor leicht abgewandelt von Modell Daytona 675) brunzt die „Streety“ als wilde, aber jederzeit kontrollierbare Fahrmaschine über die Straßen. Im Fach „Spaß haben“ bekommt das Mittelklassemodell jedenfalls Bestnoten. Mit enormer Handlichkeit und Agilität sticht sie sogar die größere (und rund 3000 Euro teurere) Speed Triple aus, wenn das Geläuf enger wird. Sie kann zwar nicht wie ihre kultige Schwester mit extravaganter Einarmschwinge beeindrucken, billig gemacht ist die 675er aber keineswegs, zu bekritteln gibt es insgesamt wenig, außer vielleicht beim Standardmodell das etwas lasche Federbein und die nicht einstellbare, etwas unterdämpfte Gabel. Deshalb ist die neu gut 1000 Euro teurere Street Triple R (ab 2009) für Kenner und fahrtechnische Könner die bessere Wahl, weil sie mit ausgereifterem Fahrwerk unterwegs ist und mit ihren Vierkolbenbremsen forscher ankern kann.
Allerdings wurde die R-Modellvariante in anderen Lackierungen angeboten - Geschmackssache. Weniger eine Geschmacksfrage ist bis 2012 hingegen ein fehlender Bremsassistent. Um in der Mittelklasse als Primus mitzumischen, ist ABS unerlässlich. Weshalb die „Streety“ ab 2013 mit ABS im Fach „Bremsen“ wieder ganz nach oben strebt.
Besichtigung / Marktsituation

Besichtigung
Jawohl, auch die scheinbar Unfehlbare hat eine Schwachstelle: den Lichtmaschinenregler. Der sollte bei Fahrzeugen bis zur Fahrgestellnummer -456776 (letzten sechs Stellen) gemäß einer Rückrufaktion vom Herbst 2012 gewechselt werden. Schon vor dieser ist dies dank sehr kulanter Händler aber oft schon längst geschehen. Vor Kauf bitte prüfen. Andere Problemstellen? Fehlanzeige. Bei guter Pflege und Wartung gilt die Street Triple als sehr langlebig. Gebrauchtkäufer sollten bei fälligen Inspektionen aber wissen, dass alle 20 000 Kilometer schnell mal über 500 Euro Werkstattkosten anstehen (unter anderem wegen Ventilspielkontrollen). Große Vorsicht ist bei Maschinen angesagt, die im mittlerweile seit Jahren veranstalteten Cup unterwegs waren - sie mussten mitunter harte Rennstrapazen erleiden und sind unter Umständen heruntergeritten. Originalzubehörteile wie Arrows-Schalldämpfer oder Verkleidungen (Favorit: Cockpit-Fly-Screen) erhöhen den Gebrauchtpreis.

Marktsituation
Bei diesem Modell gibt es einen klaren Nachfrageüberhang, was daran liegen könnte, dass es sowohl 34-PS-Einsteiger/innen als auch gesetzte Fahrer auf der Suche nach einem Universaltalent anlockt. Egal, ob Standard- oder R-Modell: Ein Käufer findet sich - wenn der Preis passt (siehe Tabelle rechts) - binnen kürzester Zeit. Und die Street Triple wird in Anbetracht ihres nicht allzu hohen Neupreises erstaunlich teuer gehandelt. Jünger als drei Jahre und gut gepflegt, solche Maschinen mit weniger als 10 000 Kilometern sind auch noch deutlich über 6500 Euro gefragt. Preisgünstige Schnapper unter 4000 Euro sind Mangelware und werden den Verkäufern förmlich aus der Hand gerissen; sie haben dann meist schon einige Kilometer auf dem Buckel (mehr als 30 000 Kilometer). Tipp für Schnäppchenjäger: Mit der (allerdings seltenen) lila Farbvariante (von Triumph als Eyecatcher lanciert) freunden sich nur wenige an, sie lässt sich wohl nur durch einen spürbaren Preisnachlass gut losschlagen.
Technische Daten

(Typ D67LD, Modelljahr 2007)
Motor
Wassergekühlter Dreizylinder-Viertakt-Reihenmotor, vier Ventile pro Zylinder, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, geregelter Katalysator mit Sekundärluftsystem, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette.
Bohrung x Hub 74 x 52,3 mm
Hubraum 675 cm³
Nennleistung 78 kW (106 PS) bei 11 700/min
Max. Drehmoment 68 Nm bei 9200/min
Fahrwerk
Brückenrahmen aus Aluminium, Upside-down-Gabel (bei R: verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung), Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis (bei R: verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung), Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten.
Alu-Gussräder 3.50 x 17; 5.50 x 17
Reifen 120/70 ZR 17, 180/55 ZR 17
Maße + Gewichte
Radstand 1395 mm, Lenkkopfwinkel 65,7 Grad, Nachlauf 95 mm, Gewicht vollgetankt* 190 kg, Zuladung* 191 kg, Tankinhalt 17,4 Liter.
Messungen
(MOTORRAD 19/2007)
Höchstgeschwindigkeit** 225 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h 3,7 sek
Durchzug 60-100 km/h 3,9 sek
Verbrauch 5,0 l/100 km (Landstraße), 5,3 l/100 km (bei 130km/h)
*MOTORRAD-Messungen; **Herstellerangabe
Modellpflege

2007
Markteinführung der Street Triple mit 106 PS, Drosselvarianten von 34 und 98 PS erhältlich. Preis: 7350 Euro.
2009
Modell Street Triple R erstmalig im Programm. Wichtigste Unterschiede zum Standardmodell: anders abgestimmte und voll einstellbare Gabel und Federbein mit härterer Feder, Einstellbereich der Feder-elemente größer, Vierkolben- statt Zweikolben-Bremssattel mit Radial-Handpumpe. Preise Standardmodell/R-Modell: 7840/8640 Euro.
2010
Leichteres Hinterrad (übernommen vom Modell Daytona 675), neuer Kabelbaum und elektronische Fahrzeugsteuerungseinheit (ECU) zur Montage einer Schalthilfe, neue Instrumente. Preise Standardmodell/R-Modell: 7999/8990 Euro.
2011
Um 15 Millimeter längere Hinterradschwinge, neue Motordeckel mit Triumph-Logo auf Kupplungsdeckel, Ventildeckel aus Magnesium statt Aluminium. Preise unverändert.
2012
Mehrere optische Retuschen: fünf-eckige Scheinwerfer (im Look von Speed Triple), neue Schriftzüge, gebürstete statt polierte Auspuffanlage, konischer Alu-Lenker auch für Standardmodell (zuvor Stahlrohr) mit einteiliger Lenkerklemmung, -Fersenschützer und Fußrastenhalter mit anderer Oberfläche, Triumph-Logo auf Lichtmaschinendeckel. Preise Standardmodell/R-Modell: 8090/9090 Euro.