Die Bulldog sollte den bereits unzählige Male hoch und runter gebeteten Begriff „Cruising“ neu erklären. Doch die wenigsten haben ihre Sprache verstanden. Dabei ist die 1100er ein umgänglicher Kumpeltyp.
Die Bulldog sollte den bereits unzählige Male hoch und runter gebeteten Begriff „Cruising“ neu erklären. Doch die wenigsten haben ihre Sprache verstanden. Dabei ist die 1100er ein umgänglicher Kumpeltyp.
Cruiser mit beinahe maßlosem Radstand und Gewicht tummelten sich um die Jahrtausendwende schon zuhauf auf dem Markt, und richtig gut ums Eck ließ sich damit nicht fahren. Für viele Genussfahrer hingegen waren Grazien vom Schlage einer Ducati Monster zu stressig, zu kapriziös. Yamaha wollte mit der Bulldog genau diese Klientel ansprechen und stellte einen flotten Roadster mit Cruiserherz auf die Räder. Eine individuelle Maschine, modern und klassisch gleichermaßen, mit Leidenschaft entworfen und in Italien gefertigt. Ein Teil zum Liebhaben. Nur leider standen Liebhaber für das seinerzeit recht teure Bike nicht gerade Schlange. Was nicht bedeutet, dass das Konzept falsch war. Es ist nur von vielen nicht verstanden worden.
Allerdings war der 1100er-V2 schon bei der Bulldog-Premiere 2001 ein technischer Oldie und hatte seine besten Tage im 80er-Jahre-Hit TR-1 sowie in der großen Virago. Drehzahlen ab 3000/min macht der luftgekühlte, immerhin 65 PS starke Motor nur ungern mit, aber Fahrer der zeitgleich angebotenen 1100er-Drag Star aus gleichem Haus störte das nicht. Und wenn der Bulldog-Surfer nicht gerade Sportpiloten hinterherhetzt, sollte ihn das auch nicht stören. Fährt er nämlich einfach sein eigenes Ding, darf er sich bei der BT 1100 über viele Annehmlichkeiten freuen: wartungsarmer Kardan, eine auch auf Dauer entspannte Sitzposition und eine Souveränität beim belebten Kurvenschwingen, von der Cruiserfahrer nur träumen können. Dennoch verkaufte sich das Motorrad trotz und ab der Modellpflege 2005 nur noch im mittleren dreistelligen Bereich. 2007 ließ Yamaha die Bulldog per Abverkauf sanft entschlummern. Clevere Gebrauchtkäufer erkennen jetzt den guten Gegenwert dieses Wellness-Cruisers.
Tests in MOTORRAD:
23/2001 (TT), 25/2001 (VT), 23/2002 (VT), 25/2002 (VT), 11/2003 (VT), 4/2004 (VT), 20/2004 (VT), 18/2005 (VT)
TT = Top-Test, VT = Vergleichstest
Nachbestellungen unter Telefon 0711/182-1229
Internet:
Fansite: www.bulldog-bt1100.de
Schwachstellen wie undichte Instrumente sind seit der Modellpflege 2005 passé. Gelegentlich wird von defekten Anlasserfreiläufen berichtet, wegen des Ersatzteils eine teure Reparatur. Generell sind aber aufgrund der hohen Verarbeitungsqualität bei sorgfältiger Wartung hohe Laufleistungen (über 50000 Kilometer) kein Problem. Reifen, Bremsbeläge und andere Verschleißteile sollte man bei Besichtigung und Probefahrt dennoch checken, um sich einen etwaigen Schnäppchenpreis im Nachhinein nicht durch Folgekosten zu versalzen. Zubehör ist bei der schlichten Bulldog ein eher zweitrangiges Thema. Yamaha bot zwar während der Bauzeit interessantes Originalzubehör an, und damit gepimpte Show-Umbauten wie die „V.Metal“ und „V.Skin“ zeugen davon, dass eine BT 1100 noch stärkere Reize ausüben kann. Doch Bulldogger sind anders als typische Cruiserfans und nehmen das Aufrüst-Programm kaum in Anspruch, obwohl härtere Federn für die viel zu weiche Gabel als echter Verbesserungstipp gelten.
Nach richtig guten Angeboten muss man gezielt suchen und auch längere Anfahrten einplanen. Alltagsmaschinen mit altersüblichen Gebrauchsspuren und einigen Kilometern auf der Uhr (mehr als 20000) sind weniger gefragt und gehen nur über den Preis (am besten deutlich günstiger als 4000 Euro) weg. Tipptopp gewartete und gewienerte Exemplare, wie man sie sonst nur bei Choppern und Cruisern antrifft, werden hingegen von Kennern und Liebhabern angepeilt, die für echte Glanzstücke durchaus über 5000 Euro hinblättern. Insgesamt besteht offenbar eine sehr unterschiedliche Nachfrage bei den Händlern. Manche Anbieter berichten, dass sie sich mit der 1100er eher schwer tun, andere stellen sich die Yamaha sehr gern in den Laden. Ein Händler sieht es so: „Wenn du selber nicht an dieses Motorrad glaubst, bleibst du darauf sitzen. Dabei ist es eigentlich nicht schwer, Interessenten vom guten Konzept der Bulldog zu überzeugen.“
Verfügbarkeit am Markt: Mittelhoch
Preisniveau in Euro | Baujahre | Km-Stand | Niedrig 3000-3900 | 2002-2003 | 20000-50000 |
Mittel 4000-5000 | 2002-2006 | 10000-25000 | Hoch 5000-5900 | 2005-2006 | 5000-15000 |
Typ | im Programm | Verkäufe |
RP05 | 2002-2006 | 4626 |
Motor:
Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-75-Grad-V-Motor, zwei Ventile pro Zylinder, Nasssumpfschmierung, Vergaser, keine Abgasreinigung, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe, Kardan.
Bohrung x Hub 95 x 75 mm
Hubraum 1063 cm³
Nennleistung 48 kW (65 PS) bei 5500/min
Max. Drehmoment 88 Nm bei 4500/min
Fahrwerk:
Brückenrahmen aus Stahl, Motor mittragend, Telegabel, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis, Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten.
Alu-Gussräder 3.50 x 17; 5.50 x 17
Reifen 120/70 ZR 17, 170/60 ZR 17
Maße und Gewichte:
Radstand 1530 mm, Lenkkopfwinkel 65 Grad, Nachlauf 106 mm, Gewicht vollgetankt* 251 kg, Zuladung* 199 kg, Tankinhalt/Reserve 20/5,8 Liter.
Messungen (MOTORRAD 23/2001):
Höchstgeschwindigkeit 174 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h 4,9 sek
Durchzug 60-100 km/h 5,3 sek
Verbrauch 5,1 l/100 km (Landstraße); 5,7 l/100 km (bei 130 km/h), Normal
*MOTORRAD-Messungen
2001 Die ersten Exemplare der BT 1100 Bulldog (Typ RP05) stehen ab Oktober für 16781 Mark (8580 Euro) bei den Händlern. Farben: Schwarz, Blau, Silber.
2003 Bei den Farbvarianten nun Bronze statt Blau. Preis: 8650 Euro.
2005 Euro-2-Norm wird durch ungeregelten Katalysator erreicht. Neu: Multifunktions-Cockpit, Lenker und -aufnahme, Wegfahrsperre, Warnblinker, Tank, Sitzbank. Weitere Modifikationen an Rahmen, Seitenteilen, Auspuffanlage, Vergasern und Luftfilter sowie der Zündbox, Vorderradbremse und Gabelbrücke. Farben: Schwarz, Rot, Silber-Blau (schon seit 2004). Preis auf 8800 Euro erhöht.
2006 Letztes Modelljahr. Preis unverändert.
Am Gebrauchtmarkt wirkt die Yamaha BT1100 Bulldog wie ein sehr wertstabiles Motorrad. Für ihr Alter könnte sie fast schon als teuer bezeichnet werden, doch sie ist ein Nischenprodukt, das seine Zielgruppe kennt. Hier ein Preisvergleich: gebrauchte Yamaha BT1100 Bulldog in Deutschland.