Bridge Races„, “Brückenrennen„, so heißen Wettbewerbe in den USA, bei denen zwei Maschinen zum 400-Meter--Sprint antreten. Yamaha beeindruckte das Spektakel in den frühen 1980ern dermaßen, dass die Japaner dafür extra ein Motorrad bauten: die Vmax. Brachiale 145 PS, über 100 Nm bei 3000/min – der Vau-Vier stellte im Serienbau bei seinem Debüt 1985 alles in den Schatten. Dieses Mordsgerät wurde bewundert, wurde zum Kultobjekt. Obwohl nur wenige Fahrer das Motorrad auch wirklich ge- und erfahren haben. Die Vmax taugt nämlich tatsächlich nur zur kurzen Geradeausattacke. Ab 160 km/h pendelt die Fuhre angsteinflößend (teigweicher Rahmen, instabile Gabel), in engen Kurven setzen Ständer und Rasten auf, und sie säuft ungehörig (bis zu zehn Liter auf 100 Kilometer). Erst 1996 traute sich Yamaha, deutschen Verehrern – davon gab und gibt es viele – die Vmax offziell anzubieten (bis 2002 rund 7000 Verkäufe). Zuvor hatten nur engagierte Händler das Muscle Bike als Grauimport ins Land geholt, dennoch gilt das Motorrad auf dem Gebrauchtmarkt als Rarität.
Seit 2009 ist die neue Vmax am Start (siehe Modellpflege). Die ist schneller, härter, besser, aber preislich als Secondhand-Bike so böse, dass sie wohl ein Exot bleiben wird.
Besichtigung / Marktsituation

Besichtigung
Der erste offiziell nach Deutschland importierte Typ 2EL besitzt keinen V-Booster (Stellmotor, der ab 6000/min einen größeren Ansaugquerschnitt freigibt). Ein Umrüst-Kit (seinerzeit über 1000 Euro teuer) ist heute nicht.
mehr lieferbar, sodass dieser Typ im Gebrauchtreigen der unbeliebteste ist. Bei Preisverhandlungen berücksichtigen! Umbaumaßnahmen wie etwa neue Präzisionslager oder Stabilisatoren von Emil Schwarz, Telefon 0 71 81/99 52 90, www.emilschwarz.de, sind sinnvoll (im Originalzustand häufig zu viel Lagerspiel und Radflucht mit bis zu 15 Millimetern Differenz). Umrüstungen auf 17-Zoll-Räder (zumindest breitere Felgenringe) sind ebenfalls ein Tipp, um auf aktuelle Reifen zurückgreifen zu können. Serienmäßige Fahrwerksschwächen können jedenfalls deutlich vermindert werden, was den Wert der Maschine erhöht. Vorsicht hingegen bei dubiosen Auspuffanlagen und Zierteilen -alles ordentlich eingetragen? Ansonsten gilt die Vmax als robust. Generell: Bei heftigen Beschleunigungsorgien leiden Kardan, Kupplung und Getriebe. Bei der Probefahrt penibel auf entsprechende Geräusche achten.
Marktsituation
Für ein japanisches Motorrad werden echte Schweinepreise aufgerufen. Liegt am Kultstatus. Beispiel: 15 Jahre alt, mehr als 50000 Kilometer runter, gefordert werden 5000 Euro. Selbst, wenn real nur knapp über 4000 Euro bezahlt werden, ist das trotzdem ein erstaunlicher Wert-erhalt. Allerdings sind Angebote um 4000 Euro oder gar darunter sehr rar, die Suche nach Billigschnäppchen ist jedenfalls eine echte Herausforderung. Ab 5000 Euro hingegen finden sich ordentlich gepflegte Exemplare im Originalzustand mit wenigen Kilometern (unter 20000 Kilometer), die sich vergleichsweise einfach wieder verkaufen lassen. Schwer tun sich verbastelte Maschinen und sportliche Umbauten, die zwar technische Vorteile bieten, deren Aussehen aber nur selten gut ankommt. Die “neue„ Vmax ab Baujahr 2009 empfinden Secondhand-Interessenten meist noch als zu teuer (ab 14000 Euro geht es erst los), das Angebot ist klein, die Nachfrage aber auch.
Modellpflege

1985
Internationales Debüt der für den amerikanischen Markt entwickelten, über 140 PS starken V4-Maschine mit Kardan. In Deutschland nur Grauimport.
1987
Verbessertes Getriebe.
1993
Neue, steifere Gabel (Standrohre mit 43 statt 40 mm Durchmesser), neue Bremsanlage (von FZR 1000).
1996
Yamaha Deutschland nimmt die Vmax (Typ 2EN, Maximalleistung: 120 PS) ins Programm, der stärkere Typ 2LT mit V-Booster (140 PS) ist nur als Grauimport erhältlich. Aus Rücksicht auf die seinerzeit gültige freiwillige Leistungsbeschränkung der Hersteller gibt es die Vmax nur mit gedrosselter Leistung (98 PS). Preis: 18230 Mark (9321 Euro).
2000
Preissprung: 21035 Mark (10755 Euro).
2002
Die 1200er-Vmax ist in Deutschland zum letzten Mal für 10760 Euro im YamahaProgramm.
2009
Markteinführung der neuen Vmax (Typ RP21). Die 1700er ist ein komplett neues Motorrad mit elektronischer Einspritzung und Drosselklappensteuerung sowie Aluprofil-Rahmen, Kardan und ABS. Leis-tung/Drehmoment: 200 PS/167 Nm. Gewicht: 310 kg. Preis: 19750 Euro.
2010
Preissprung: 22500 Euro.
Technische Daten

(Typ 2LT; Modelljahr 2001)
Motor
Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, vier Ventile pro Zylinder, Nasssumpfschmierung, Gleichdruckvergaser, keine Abgasreinigung, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe, Kardan.
Bohrung x Hub 76 x 66 mm
Hubraum 1198 cm³
Nennleistung 107 kW (145 PS) bei 8500/min
Max. Drehmoment 101 Nm bei 3000/min
Fahrwerk
Doppelschleifenrahmen aus Stahlrohr, geschraubter rechter Unterzug, Telegabel, Zweiarmschwinge aus Stahlrohren, zwei Federbeine, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten.
Reifen 110/90 V 18, 150/90 V 15
Maße+Gewichte
Radstand 1590 mm, Lenkkopfwinkel 61 Grad, Nachlauf 119 mm, Federweg v/h 140/100 mm, Sitzhöhe* 780 mm, Gewicht vollgetankt* 285 kg, Tankinhalt/Reserve 15/3 Liter.
Messungen (MOTORRAD 19/2001)
Höchstgeschwindigkeit** 232 km/h
Beschleunigung
0-100 km/h 3,3 sek
0-180 km/h 9,3 sek
Durchzug
60-100 km/h 4,6 sek
Verbrauch 6,2 l/100 km (Landstraße),
7,3 l/100 km (bei 130 km/h)
*MOTORRAD-Messungen; **Herstellerangabe