Fahrbericht Harley-Davidson Breakout

Harley-Davidson Breakout im Fahrbericht Ausbruch, Abenteuer, Rebellion

Harley-Davidson Breakout (Ausbruch) – allein schon der Begriff klingt nach Abenteuer und Rebellion. Die Erwartungen an ein Motorrad mit dieser Bezeichnung sind also dementsprechend. Ob sie erfüllt werden, lesen Sie hier im Test.

Ausbruch, Abenteuer, Rebellion Foto: Hersteller
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Die exklusive Harley-Davidson CVO Breakout war im letzten Jahr ein riesiger Erfolg. Wenige Tage nachdem erste Fotos der 29050 Euro teuren Maschine um die Welt gingen, war sie ausverkauft. Das chrombeladene, weltweit auf 1500 Exemplare limitierte Motorrad strotzte nur so vor schön gemachten Details und bot nahezu alles, wofür Customizer ein Vermögen verlangen. Dabei sollte Harleys hauseigene Custom-Abteilung CVO (Custom Vehicles Operations) mit dem Bau der Breakout nicht nur ein Sondermodell zum 110. Geburtstag der Company auf die Beine stellen, sondern nebenbei auch abklopfen, ob es einen Markt für schwere Dragstyle-Bikes dieser Art gibt.

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Breakout-Version fürs Volk ab 20895 Euro

Offensichtlich gibt es ihn. Grund genug für die Jungs aus Milwaukee, mal wieder ins Teileregal zu greifen und eine Breakout-Version fürs Volk zu entwerfen. Wirklich billig ist die aber auch nicht gerade. Bevor ab Mai eine der 650 in Deutschland verfügbaren Breakouts in die heimische Garage rollt, müssen je nach Farbe mindestens 20895 Euro berappt werden. Doch in Marseille, wo die Harley-Boys ihren neuesten Coup präsentierten, wurde eins schnell klar: Trotz ihres Preises hat die Harley-Davidson Breakout das Zeug zum Kassenschlager.

Einen Tag vor Beginn der offiziellen Präsentation, die beim ortsansässigen Harley-Dealer stattfand, hatte dieser seine Kunden eingeladen, um die Harley-Davidson Breakout im kleinen Kreis vorzustellen; und angeblich hat er an diesem Abend zwölf Maschinen verkauft. Allein wegen der Optik, niemand ist an jenem Tag gefahren.

Das bleibt der Journalistenschar vorbehalten, die aufsatteln darf. Erster Eindruck beim Platznehmen auf der Harley-Davidson Breakout: kommod, heimelig, cool. Doch nichts für Fahranfänger. Die Sitzhöhe ist mit nur 660 Millimetern zwar recht niedrig, doch 322 Kilogramm und ein mächtiger Breitreifen verlangen schon erfahrene Hände. Der 240er-Dunlop D 407 spannt sich übrigens über eine wunderschön designte Acht-Zoll-Felge mit zehn Speichen im Gasser-Style aus den 70er-Jahren.

Und die Hände sollten nicht nur erfahren sein, sondern auch Kraft mitbringen. Im Gänsemarsch stochert man durch die Rushhour der südfranzösischen Metropole und trainiert dabei die Unterarmmuskeln beidseits. Nicht nur die Kupplungsbetätigung ist recht schwer, auch die vordere Einscheibenbremse verlangt nach beherztem Zupacken. Die Harley-Davidson Breakout verhilft "give me five" zu einer ganz neuen Bedeutung. Hier geht nichts mit nur einem oder zwei Fingern. Fürs Kuppeln und Bremsen ist die ganze Handkraft gefordert. Die angeblich identische Bremsanlage arbeitet in der Dyna Street Bob (Artikel Seite 3) besser: Dort ist die Verzögerung effektiver, der Druckpunkt knackiger. Egal. Trotz ABS ein Grund mehr für vorausschauendes Fahren.

Stattlich, protzig, selbstbewusst

Stattlich, protzig, selbstbewusst, so kann man die Sitzposition beschreiben, die übrigens für Große wie Kleine angenehm ist. Die Füße ruhen auf vorn vor dem Motor montierten Rasten, die Hände greifen einen Dragbar-Lenker, der nahezu gerade ist. Dabei wird der Oberkörper leicht nach vorn gespannt. Auf Dauer ist das gar nicht so unbequem, wie es sich liest. Der Komfort geht in Ordnung. Die Harley-Davidson Breakout gehört zur Softail-Baureihe der Company. Die mächtig breite Schwinge in Starrahmen-Optik federt über zwei unter dem Motor liegende Federbeine. Und die erledigen ihre Aufgabe recht gut. Auch die sehr flach gestellte Gabel mit ihren mächtigen 49er-Standrohren spricht gut an, arbeitet komfortabel und gibt sich verwindungssteif.

Wer genauer hinschaut, stellt fest, dass Teile wie Ölausgleichsbehälter oder Schwinge nahezu baugleich mit jenen sind, die auch schon im Rocker-Modell zum Einsatz kamen. Hier macht sich Harleys Baukastensystem bezahlt. Die geführte Tour zieht sich gottlob nicht nur über endlose Geraden und durch Marseiller Autostaus, sondern auch über verwundene kleine Straßen im Hinterland, in die der Winter seine Krallen geschlagen hat. Um es kurz zu machen: Natürlich hat der Hinterreifen ein starkes Aufstellmoment, die Lenkgeometrie ist alles andere als kehrenfreundlich und die Schräglagenfreiheit arg begrenzt, doch ein erfahrener Pilot wird seinen Spaß haben. Die Harley-Davidson Breakout kann dynamischer bewegt werden, als man vermutet.

Erste Raucherpause. Gemeinsames Umschleichen des Bikes, das in drei Farben angeboten wird: Rot, Blau und Schwarz. Wobei sich das bei Harley natürlich anders liest. Unter Farben steht dort "Ember Red Sunglo, Big Blue Pearl und Vivid Black". Doch es sind nicht die Farben, die die Harley-Davidson Breakout einzigartig machen, sondern der Style. So wird der mächtige Reifen durch den gekürzten, dezent nach oben gebogenen Fender besonders in den Fokus gerückt, und das hinter dem Lenker montierte, minimalistische Rundinstrument und der flache Lenkkopfwinkel sorgen für eine besonders gedrungene Erscheinung. Genug geglotzt, genug geraucht. Los geht’s! Gang rein, Feuer frei!

Mit 2000/min durch die Gegend tuckern

Was nichts weiter heißt, als 75 Pferden ihren Auslauf zu gewähren. Maximal 75 wohlgemerkt. Als Drehmoment gibt Harley für die Harley-Davidson Breakout 130 Newtonmeter bei freundlichen 3000/min an. In der Praxis kann der Big Twin recht schaltfaul bewegt werden. Man ertappt sich oft dabei, mit nur 2000/min durch die Gegend zu tuckern. Höher drehen? Höchstens mal für zügiges Überholen. Ansonsten ist ruhiger Herzschlag angesagt. Die Schaltung könnte besser sein. Gangwechsel erfolgen mitunter recht harsch. Aber irgendwie gehört das dazu. Man wäre über lautloses, präzises Einrasten und kurze Wege wahrscheinlich entsetzt.

Hersteller
Sieht aus wie von der Meterware abgesägt: der fast gerade Dragbar-Lenker.

Schalten ist, wie so vieles andere an einer Harley, ein emotionales Erlebnis. Auch zieht der Antrieb nicht gerade die Wurst vom Teller, falls man richtig durchlädt. In der Harley-Davidson Breakout stampft der Twin Cam 103B-Motor. Für alle Harley-Neulinge: Es handelt sich um einen luftgekühlten 45-Grad-V2 mit 1690 Kubik und zwei Ausgleichswellen, die nervende Vibrationen weitestgehend eliminieren. Er ist, anders als sein Zwillingsbruder ohne Ausgleichswellen, starr mit dem Rahmen verschraubt. Doch auch mit dem vergleichsweise bescheidenen Elan kommt man zufriedenstellend voran. Denn ein Harley-Motor lebt. Und letztlich geht es nicht darum, wie schnell man lebt, sondern wie gut und wie lange.

Jetzt mal Hand aufs Herz: Hat die Maschine ihren Namen wirklich verdient? Ist sie tatsächlich besser als andere dafür geeignet, aus dem Alltag auszubrechen? Klares Ja! Ähnlich wie der puristische Bobber Forty-Eight erzeugt die Harley-Davidson Breakout ein extrem cooles Fahrfeeling durch ihr Drag-Styling. Und hier reden wir nicht nur über Sitzposition und Design. Sondern über Unantastbarkeit und Zeitgeist. Objektiv betrachtet bremst die Breakout nicht gut. Ihr Handling ist nicht besonders, und die Lenkpräzision lässt zu wünschen übrig. Doch will das wirklich jemand wissen? Auf der Harley-Davidson Breakout fühlt man sich restlos und richtig frei. Was gibt es Schöneres, als im Gefängnis der täglichen Verpflichtungen per Knopfdruck eine Tür aufzustoßen und einfach ausbrechen zu können?

Technische Daten

Hersteller
Stilvoll skaliert: Tacho mit allerlei digitalen Infos.

Motor
Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-45-Grad-V-Motor, Kurbelwelle querliegend, zwei Ausgleichswellen, zwei untenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, zwei Ventile pro Zylinder, Hydrostößel, Stoßstangen, Kipphebel, Trockensumpfschmierung, Einspritzung, Ø 46 mm, geregelter Katalysator, Lichtmaschine 489 W, Batterie 12 V/19 Ah, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, Zahnriemen, Sekundärübersetzung 2,063.
Bohrung x Hub 98,4 x 111,1 mm
Hubraum 1690 cm³
Verdichtungsverhältnis 9,6:1

Nennleistung
55,0 kW (75 PS) bei 5010/min
Max. Drehmoment
130 Nm bei 3000/min

Fahrwerk
Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Telegabel, Ø 49 mm, Dreiecksschwinge aus Stahl, zwei -Federbeine, verstellbare Federbasis, Scheibenbremse vorn,
Ø 292 mm, Vierkolben-Fest-sattel, Scheibenbremse hinten,
Ø 292 mm, Doppelkolben-Schwimmsattel, ABS.

Alu-Gussräder 3.50 x 21; 8.00 x 18
Reifen 130/60 B 21; 240/40 R 18

Maße+Gewichte
Radstand 1710 mm, Lenkkopfwinkel 55,0 Grad, Nachlauf 146 mm, Federweg v/h 117/79 mm, Leergewicht 322 kg, Sitzhöhe 660 mm, Tankinhalt/Reserve 18,9/3,8 Liter.
Garantie zwei Jahre
Farben Schwarz, Rot, Blau
Preis ab 20895 Euro

Street Bob Special Edition

Hersteller
Bereits ausverkauft: die in Deutschland auf ganze 70 Exemplare limitierte Jubiläumsversion der Street Bob.

Happy Birthday, Harley! Anlässlich des 110. Geburtstags der Company sind weltweit 500 Exemplare dieser speziellen Harley-Davidson Breakout Street Bob erhältlich. Wobei sich weltweit in dem Fall sogar nur auf den europäischen Markt inklusive der Märkte in Nahost und Afrika beschränkt, denn in Australien oder den USA beispielsweise wird dieses Bike gar nicht erst angeboten. Nur 70 Exemplare der Special Edition kommen nach Deutschland und sind jetzt schon ausverkauft.

Im Gegensatz zur Standardversion der Harley-Davidson Breakout Street Bob wummert hier der hubraumstärkere 103er-Twin Cam, die Maschine rollt auf rot eloxierten Felgen, und sie verfügt serienmäßig über ABS sowie eine spezielle Lackierung in zweifarbigem Scallop-Look. Der Preis von 14895 Euro ist in Anbetracht der Exklusivität fast ein Schnäppchen. Denn für die Standardversion der Street Bob in zweifarbiger Lackierung und ABS muss man 14985 Euro auf den Tisch blättern. Und die hat dann weder den großen Motor noch rot eloxierte Felgen.

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