Ein kraftvoller und ultrasolider Reihenvierer vereint die drei Modelle. Trotz jeweils anderem Charakter zielt die Kawasaki ZRX 1200/R/S auf denselben Interessentenkreis ab: Big Biker. Und alle können mit der 1200er glücklich werden.
Ein kraftvoller und ultrasolider Reihenvierer vereint die drei Modelle. Trotz jeweils anderem Charakter zielt die Kawasaki ZRX 1200/R/S auf denselben Interessentenkreis ab: Big Biker. Und alle können mit der 1200er glücklich werden.
Was eine Cockpitverkleidung bewirken kann, erstaunlich! Bestes Beispiel ist die Kawasaki ZRX 1200 R, die genau wie ihre 1100er-Vorgängerin dieses charaktergebende Teil trägt. Das voll retro ist. Und an die Achtzigerjahre erinnert, als großvolumige Kawasaki-Vierzylindermaschinen von vielen bösen Buben und solchen, die zumindest so rüberkommen wollten, gefahren wurden. Die von 2001 bis 2007 als Neufahrzeug verkaufte 122 PS starke 1200er gefällt hingegen eher Vernunftmenschen. Weil es sich auf dieser Maschine stressfrei fahren lässt, man auf ein souveränes, aber nicht überforderndes Drehmoment (bei 2000/min bereits 80 Newtonmeter) zurückgreifen kann, weil Gepäck und Mitfahrer nicht ausgeschlossen werden müssen, der Unterhalt überschaubar bleibt – und weil die Kawasaki ZRX 1200 kaum kaputtzukriegen ist.
Diese Tugenden gelten auch für die unverkleidete Version sowie für die mit modernerer Halbschale bestückte Kawasaki ZRX 1200 in der S-Variante, die im Vergleich den besten Tourenkomfort bietet. Aber gegenüber der „R“ sehen die beiden anderen eher fad aus, weswegen sie beim Händler manchmal zu Unrecht versauern. Denn die famosen Tokico-Stopper bremsen bei allen drei Modellvarianten gleich gut; Getriebe, Schaltung, Sound: alles super. Doch erst diese kleine, kantige Cockpitverkleidung in Verbindung mit der Retro-Lackierung verleiht dem Motorrad die nötige Eigenständigkeit, um im großen Gebrauchtangebot wahrgenommen zu werden – und somit einen respektablen Werterhalt.
Kawasaki ZRX 1200 R/S auf markt.motorradonline.de kaufen
Vom konventionell ausgelegten Vierzylinder ist kein Stress zu erwarten – bei ordentlicher Wartung hält er ewig und drei Tage. Stammt die Kawasaki ZRX 1200 aus erster Hand und wurde von einem Tourenfahrer mit Garage gehegt und gepflegt, braucht man auch vor Offerten mit deutlich mehr als 50.000 Kilometern nicht zurückzuschrecken – sofern die Wartungshistorie belegt ist. Alle 6000 Kilometer steht theoretisch eine Inspektion an, aber relativ teuer sind nur Werkstattbesuche zur großen Inspektion (alle 24.000 Kilometer: Ventile einstellen, Gabelcheck; Kosten: rund 450 Euro).
Mehr Vorsicht ist geboten, wenn der Fahrzeugbrief einen munteren Reigen an Vorbesitzern aufweist. Wird mit „Extras“ wie „Spezial-Lackierung“ oder „viele neue Teile“ geworben, könnte es sich um eine Sturzmaschine handeln. Als Zubehör sind bewährte Koffersysteme (Givi, Hepco & Becker, Krauser) gerne gesehen, die die gebrauchte Kawasaki ZRX 1200 um bis zu 300 Euro aufwerten können.
Eine ordentlich gepflegte Kawasaki ZRX 1200 R unter 3500 Euro auszumachen ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Womöglich noch in der Farbe Grün? Beinahe unmöglich – lieber 1000 Euro mehr einplanen! Noch schwieriger gestaltet sich aufgrund sehr bescheidener Neuverkäufe die Suche nach einer komplett nackten Gebraucht-ZRX 1200. Diese wird im Gegensatz zur „R“ allerdings auch kaum gezielt gesucht. Für besagte R-Variante in Limegreen, die an selige Zeiten in den 1980ern erinnert, als die Kawasaki Z 1000 J und Eddy Lawson in der US-Superbike-Meisterschaft auftrumpften, werden bei 1-a-Zustand und Tachostand unter 10 000 Kilometern auch mal 6500 Euro und mehr aufgerufen. Das ist überteuert, aber unter 4000 Euro wird diese Gebrauchte in gutem Zustand vermutlich auch in Zukunft nicht fallen. Ganz anders sehen Nachfrage und Preise bei der S-Variante aus: niedrig. Häufig als Gebrauchte anzutreffen, lässt sie sich als mittlerweile etwas angestaubter Vergaser-Sporttourer ohne ABS kaum über 4500 Euro losschlagen, denn schon um 3000 Euro finden sich gute Angebote. Händler und Privatanbieter halten sich bei den Offerten die Waage.
Preisniveau in Euro | Baujahre | km-Stand | |
Niedrig | 2500-3400 | 2001-2004 | 25.000-70.000 |
Mittel | 3500-4900 | 2001-2007 | 15.000-40.000 |
Hoch | 5000-6500 | 2005-2007 | 7500-20.000 |
Modell | im Programm | Verkäufe | |
ZRX 1200 | 2001-2004 | 388 | |
ZRX 1200 S | 2001-2004 | 3494 | |
ZRX 1200 R | 2001-2007 | 1307 |
Motor
Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, vier Ventile pro Zylinder, Nasssumpfschmierung, Vergaser, ungeregelter Katalysator, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe, O-Ring-Kette.
Bohrung x Hub: 79,0 x 59,4 mm
Hubraum: 1165 cm³
Nennleistung: 90 kW (122 PS) bei 8500/min
Max. Drehmoment: 112 Nm bei 7000/min
Fahrwerk
Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Telegabel, verstellbare Federbasis, Druck- und Zugstufendämpfung, Zweiarmschwinge mit Unterzügen aus Aluminium, zwei Federbeine, verstellbare Federbasis, Druck- und Zugstufendämpfung,Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten.
Alu-Gussräder: 3.50 x 17; 5.50 x 17
Reifen: 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17
Maße und Gewichte
Radstand 1465 mm, Lenkkopfwinkel 65 Grad, Nachlauf 106 mm, Federweg v/h 120/123 mm, Sitzhöhe* 800 mm, Gewicht vollgetankt* 250 kg, Tankinhalt 19 Liter.
Messungen (MOTORRAD 10/2005)
Höchstgeschwindigkeit**: 242 km/h
Beschleunigung 0–100 km/h: 3,1 sek
Durchzug 60–100 km/h: 3,8 sek
Verbrauch: 4,8 l/100 km (Landstraße)
*MOTORRAD-Messungen, **Herstellerangaben |
2001: Markteinführung der drei 122 PS starken Modelle ZRX 1200/R/S als Nachfolger für ZRX 1100 (106 PS). Preise ZRX 1200/R/S: 17 720 Mark (9060 Euro)/18 220 Mark (9316 Euro)/ 18.720 Mark (9571 Euro).
2002: Preise: 8995/9350/9650 Euro.
2004: Letztes Modelljahr ZRX 1200 und ZRX 1200 S. Luftfilter, Vergaser und Zündung geändert, Zusatz-Kat.
2005: ZRX 1200 R mit Edelstahl-Auspuffkrümmern; modifizierte hintere Bremsscheibe, Gabelfedern und Federbeine. Preis: 8150 Euro.
2007: Letztes Modelljahr der ZRX 1200 R in Deutschland. Preis: 8361 Euro.