Die KTM Markenrechte bleiben weiterhin gespalten. Erste Gerichtsverfahren wurden wohl zu Ungunsten von Stefan Pierers KTM Industries AG abgeschlossen. Der Ausbau des E-Bike-Bereichs wird dennoch vorangetrieben.
Die KTM Markenrechte bleiben weiterhin gespalten. Erste Gerichtsverfahren wurden wohl zu Ungunsten von Stefan Pierers KTM Industries AG abgeschlossen. Der Ausbau des E-Bike-Bereichs wird dennoch vorangetrieben.
KTM ist nicht gleich KTM und das bleibt vorerst auch so. Um zu verstehen, was das bedeutet, ist ein kurzer Rückblick in die Historie der Marke nötig: Beim Insolvenzverfahren der KTM Motor-Fahrzeugbau im Jahr 1991 wurde die Fahrrad- von der Motorradsparte getrennt. Stefan Pierer übernahm mit einer Holding den motorisierten Bereich und überließ die KTM Fahrrad Gruppe dem Salzburger Händler Hermann Urkauf, dessen Ex-Frau Carol Urkauf-Chen die heutige Eigentümerin ist. Ihrer KTM Fahrrad GmbH steht die alleinige Nutzung der Markenrechte im Fahrradbereich zu und Pierers KTM Industries-Imperium darf die eigene Marke nicht in diesem Umfeld verwenden. Die Übernahmeabsichten des Konzernchefs blieben bislang erfolglos und es dürfte ihn heute besonders ärgern, den unmotorisierten Bereich damals nicht miterworben zu haben.
Denn das Fahrrad-Geschäft boomt schon einige Jahre mit konstant zweistelligen Wachstumsraten. Vor allem E-Bikes und Pedelecs sind so gefragt, dass die KTM Fahrrad GmbH kaum mit der Produktion hinterherkommt. Das Unternehmen von Urkauf-Chen will in diesem Geschäftsjahr 150.000 E-Bikes produzieren – die schon Ende 2018 vollständig abverkauft waren – und investierte jüngst 20 Millionen Euro in neue Produktionshallen und ein Logistikcenter. Alles finanziert aus dem eigenen Cashflow.
Deshalb sieht Urkauf-Chen auch keinen Grund mit Pierer über einen Zusammenschluss zu verhandeln. Der KTM Industries-Chef hatte immer wieder Interesse an einer Übernahme bekundet und in Richtung KTM Fahrrad Ende des vergangenen Jahres verlauten lassen, die Marke müsse irgendwann einmal heimkommen und trotz einiger Meinungsverschiedenheiten mit Urkauf-Chen kämen die Menschen im Gespräch immer zusammen. Eine solche Zusammenkunft ist aber längst nicht in Sicht, der Markenrechtsstreit bleibt bestehen. KTM Fahrrad teilte jüngst mit, dass in Deutschland bereits zwei Verfahren rechtskräftig zu seinen Gunsten abgeschlossen seien. Die KTM Industries AG wird auf dem Fahrradmarkt voraussichtlich weiter auf andere Marken setzen müssen.
Pierer baut die Produktion von E-Bikes und Pedelecs aktuell dennoch aus. Seine Übergangslösung heißt Husqvarna, die Marke, welche KTM 2013 von BMW übernahm. Er ging außerdem ein Joint Venture mit dem deutschen Unternehmen Pexco ein und vertreibt E-Bikes neben Husqvarna Bicycles auch unter der Marke Raymon. So sollen dieses Jahr insgesamt 80.000 E-Bikes abgesetzt werden.
Der Konzernchef kündigte an, dass bald ein Viertel des KTM Gesamtumsatzes mit E-Bikes generiert werden solle. Darin enthalten sind auch kleinere Elektromotorräder. Aktuell entwickelt KTM mit dem indischen Partner Bajaj eine Plattform für elektrische Zweiräder mit einer Leistung von drei bis zehn Kilowatt, die leistungsmäßig im Roller- und Mofabereich angesiedelt wären. 2022 soll die Produktion in Indien beginnen. Unter welchem Namen diese Bikes auf den Markt kommen, bleibt abzuwarten.