Motorrad-Beratung: Gebrauchte Cruiser
Mittelklasse-Cruiser um 5000 Euro richtig kaufen

Sport? Ist Mord. Mittelklasse-Cruiser sind schwach auf der Brust und deutlich zu übergewichtig, dafür aber bequeme, herzensgute Typen und schwer in Ordnung. Es lohnt, sich mit ihnen anzufreunden.

 Mittelklasse-Cruiser um 5000 Euro richtig kaufen
Foto: Bilski

Nur rund 50 PS müssen sich mit über fünf Zentnern abkämpfen, und wer gerne flott unterwegs ist, dem zeigen wenig potente Bremsen, geringe Schräglagenfreiheit und tendenziell schwammige Fahrwerke schnell die Grenzen der Fahrphysik auf. Wohlgemerkt, wir reden hier von Motorrädern dieses Jahrtausends, nicht von irgendwelchen Nachkriegs-Oldies. Doch was sagen die Fans dazu? Sie sagen: egal. Genau dies ist die richtige Einstellung, denn wer das Cruisen jemals richtig begriffen hat, der lässt Raser, Heizer und andere Stresser gelassen an sich vorbeirauschen und motorwandert stattdessen genüsslich durch die Landschaft. Und Motorrad fahren beginnt ja schon mit dem Platznehmen. Mittelklasse gleich mittelmäßig? Pustekuchen.

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Mittelklasse-Cruiser um 5000 Euro richtig kaufen
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Glänzendes Chrom, üppige, bequeme Sitzgelegenheiten, erhabenes Fahrgefühl hinter breitem Lenker - die hier vorgestellten Maschinen sind bodenständige Typen, diese Pfundskerle bringt so schnell nichts aus der Fassung. Schon mit rund 5000 Euro als Budget kann man eine fast noch neuwertige, auf jeden Fall aber eine hervor-ragend gepflegte, supersolide Gebrauchte ergattern, die einem null Stress, dafür aber viel Spaß auf Kurzausflügen und Urlaubstrips bereitet. Sogar mit Passagierbesatzung. Optimal, wenn es darum geht, zwar nur gelegentlich aufs Motorrad zu steigen, dies aber in vollen Zügen genießen zu können.

Harley Davidson Sportster 883

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Harley Davidson Sportster 883.

Die Eighties sind ja gerade wieder schwer in Mode, auch was Motorräder angeht. 1985 wurde die Sportster 883 erstmalig vorgestellt. Aber modern war diese Maschine schon damals nicht. Schließlich konnte man auch in den 1980ern mit rund 50 PS, aber fünf Zentnern keinen Blumentopf gewinnen. Im Grunde genommen ist diese Harley heutzutage sogar zeitgemäßer als beim Debüt. Erstaunlich? Keineswegs, denn alles, was zeitlos ist, ist häufig auch zeitgemäß, und eine 883 ist das beste Beispiel dafür: immer schön. Und genau diese „Modellpatina“, die das Motorrad auszeichnet, reizt Käufer. Nicht unbedingt blutige Fahranfänger und auch nicht die betuchte Klientel, die eine Harley als Statussymbol neben ihrem Porsche oder Mercedes-Cabrio parken wollen. Dazu wäre eine 883 auch viel zu billig: neu schon ab 8000 Euro. Eigentlich ein Preishammer, denn in der Mittelklasse ist das eine durchaus faire Summe. Zumal die Konkurrenz aus Japan technisch auch nicht meilenweit vorn, imagemäßig aber deutlich hinter der schlanken Milwaukee-Schönheit liegt, die im Laufe ihrer Modellgeschichte fleißig gepflegt wurde.

Von Beginn an mit dem im Vergleich zu Vorgängermodellen zuverlässigen Evo-Motor bestückt (Leichtmetall-Zylinder und -köpfe statt Grauguss), gab es 1993 Zahn-riemen für alle Sportster, 2000 neue Bremsen, 2001 mehr Leistung (53 PS) und ein modifiziertes Schmiersystem sowie überarbeitete Nockenwellen, 2003 Modell Hugger mit niedrigerer Sitzhöhe und besseren Federelementen. Die 2003er (im Bild) war übrigens die letzte „Leichte“, ab 2004 wog die „Sporty“ rund 30 Kilo mehr. Das komplett neu gestaltete Modell kam mit neuem Rahmen, geänderter Ergonomie, breiterem Hinterreifen (150er statt 130er) und in Custom-Serie mit 17-Liter-Tank. Schließlich 2007 noch eine Einspritzung statt Vergaser, sodass die kleinste Harley heute den anderen Mittelklasse-Choppern um nichts nachsteht. Generell gilt beim Gebrauchtkauf dieser Maschine die Faustregel: je jünger, desto besser. Gemocht wird sie wohl auch zukünftig.

Marktsituation
Selbst über 20 Jahre alte Maschinen werden - überwiegend von privaten Anbietern - noch (über)teuer(t) angeboten. Im großen, unübersichtlichen Offerten-Dschungel (viele unterschiedliche 883-Modelle) lassen sich aber problemlos gute Angebote ab Baujahr 2000 um 5000 Euro ausmachen. Selten liegen die Lauf-leistungen bei über 30 000 Kilometern. Das empfehlenswerte Jubiläumsmodell von 2003 etwa findet sich mit unter 20 000 Kilometern für knapp über 5000 Euro in den Annoncenteilen, topgepflegte Maschinen aus erster Hand der Baujahre 2004 und jünger mit weniger als 10 000 Kilometern für unter 6000 Euro. Bei neueren Gebrauchten machen Profiverkäufer meist die besseren Angebote. Die Nachfrage ist hoch, die Preise sind es generell auch.

Daten (Baujahr 2003)
Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-45-Grad-V-Motor, 883 cm³, 39 kW (53 PS) bei 6000/min, Gewicht 239 kg, Zuladung 191 kg, Tankinhalt/Reserve 12,5/1,9 Liter, Sitzhöhe 770 mm, Höchstgeschwindigkeit 168 km/h, Verbrauch (Landstraße) 5,0 l/100 km

Plus
Wertstabilität unschlagbar; Fahreigenschaften unkompliziert; Zuverlässigkeit (bei regelmäßiger Wartung) gut

Minus
Preisforderungen oft unverschämt; Spritdurst im Klassenvergleich hoch; Motor (bei Vergasermodellen) zäh

Honda Shadow 750

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Honda Shadow 750.

Bereits 1997 debütierte die 750er Shadow, mit schon damals sehr braven 45 PS und angenehm niedriger Sitzhöhe. Drei Jahre später assistierte ihr die böser auftretende und knapper bekleidete Schwester Black Widow, die ebenfalls mit fein verrippten Zylindern auf Luftkühlung machte, in der aber dasselbe grundsolide, wassergekühlte Herz schlug. Während sich die Schwarze Witwe schon 2004 wieder verabschiedete, rollte die Shadow genau ab dann mit Kardan statt Kette zur Höchstform auf, und als Chopper-Version „Spirit“ mit 21-Zoll-Vorderrad erhielt sie 2007 zudem noch eine Einspritzung (normale VT 750: ab 2008). Die Honda überfordert niemals und niemanden und hält und hält und hält - und ist deswegen eine gute Wahl.

Marktsituation
Das Modell Black Widow mit seinem reduzierten Design steht heute bei Gebrauchtkäufern hoch im Kurs. Preise über 5000 Euro werden dafür zwar aufgerufen, aber um 4000 Euro finden sich schon Sahnestücke. Wer es klassischer und pflegeleichter mag: Eine gute Kardan-Shadow (ab 2004) kostet ein paar Hunderter mehr. Sparertipp: Bei ausgezeichnet gepflegten VT 750 C (1997 bis 2002) mit nur einem Vorbesitzer und weniger als 10 000 Kilometern um 3500 Euro stimmt der Gegenwert. Schnell einen Probefahrttermin vereinbaren!

Plus
Motor bewährt und zuverlässig; Sound anregend; Sitzhöhe auch für sehr kurze Beine passend

Minus
Leistung im Klassenvergleich kaum noch zeitgemäß; Gewicht zu hoch; Durchzug sehr mäßig

Daten (Baujahr 2009)

Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-52-Grad-V-Motor, 745 cm³, 33,5 kW (46 PS) bei 5500/min, Gewicht 267 kg, Zuladung 183 kg, Tankinhalt/Reserve 14,6/3,5 Liter, Sitzhöhe 660 mm, Höchstgeschwindigkeit 151 km/h, Verbrauch (Landstraße) 4,2 l/100 km

Kawasaki VN 900

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Kawasaki VN 900.

Classic oder Custom, das ist hier die Frage. Beide Maschinen haben ihre Freunde, bei der Classic sind es eher ältere Semes-ter, während die Custom (im Bild) mit chic-schlan-kem 21-Zoll-Vorderrad auch bei jüngeren Cruiser-Chopper-Fans punktet. Sie wirkt nicht nur etwas frischer als die barocke Classic mit ihren ebenfalls sehr ansehnlichen Drahtspeichen, sondern fährt sich auch handlicher. Motorseitig sind beide Modelle gleich bestückt, und die 50 PS, die der wassergekühlte V2-Vierventiler munter rausschüttelt (guter Antritt schon unter 2000/min), verdauen erstaunlich gut das stattliche Gewicht von fünfeinhalb Zentnern. Mit Zahnriemen und großem Tank ist die charakterstarke 900er sogar reiselustig.

Marktsituation
Mit rund 4500 Euro in der Tasche kann man sich auf die Jagd machen. Erstklassig gepflegte Exemplare mit weniger als 10 000 Kilometern sind allerdings auch als erstes Baujahr (Classic: 2006, Custom: 2007) nur sehr selten unter 5000 Euro zu haben, weil die Kawa in dieser Klasse sehr gefragt ist. Neuwert-Bikes ab 2009 mit weniger als 3000 Kilometern sind mit Glück schon für knapp über 6000 Euro zu haben. Privat- und Händlerangebote halten sich die Waage. Die Custom ist bei Gebrauchtinteressenten begehrter, dementsprechend liegen die Preise immer etwas über denen der Classic.

Plus
Reichweite mit über 400 Kilometern enorm; Zahnriemen sorgt für geringe Lastwechselreaktionen; Motor elastisch

Minus
Einfache Scheibenbremsen nur mittelprächtig; Service-Intervalle alle 6000 Kilometer; Gewicht enorm hoch

Daten (Baujahr 2009)
Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-55-Grad-V-Motor, 903 cm³, 37 kW (50 PS) bei 5700/min, Gewicht 280 kg, Zuladung 178 kg, Tankinhalt 20 Liter, Sitzhöhe 695 mm, Höchstgeschwindigkeit 154 km/h, Verbrauch (Landstraße) 4,5 l/100 km

Suzuki Intruder C/M 800

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Suzuki Intruder C/M 800.

Die in den USA gestylte „M“ mit Bobtail-Heck und Dreispeichen-Gussrädern ist, zumindest was die aktuelle Mode angeht, die modernere Interpretation von Cruising. Trotzdem gilt die „C“, also die opulentere Schwes-ter mit tiefen Schutzblechen, Drahtspeichenrädern und breiterem Lenker, als das populärere Motorrad. Die „kleine“ Intruder gab es schon als 750er zu Zeiten der kultigen VS 1400. Das war in den 1980ern, und leider hat man bis heute am Motor bis auf die Einspritzung bei der Markteinführung im Jahr 2005 kaum etwas geändert. Etwas müde Fahrleistungen, dennoch ein feines Motorrad.

Marktsituation
Suzukis kleine M-Klasse beginnt preislich bei rund 4000 Euro, die C-Klasse ist im Schnitt rund 300 Euro teurer. Im nicht allzu großen Angebot haben Gebrauchte der Jahrgänge 2005/2006 selten mehr als 15 000 Kilometer auf der Uhr. Die Preise sind fair, deshalb ist die Nachfrage auch nicht schlecht. Neu werden die Maschinen aber mancherorts schon deutlich unter 7000 Euro rausgehauen, ergo zahlt wohl kaum jemand mehr als 6000 Euro, selbst für sehr gute Gebrauchte.

Plus
Gebrauchtpreise für neuwertige Maschinen niedrig; Design stilecht und harmonisch; Kardan sorgt für wenig Stress

Minus
Motor etwas temperamentlos; Bremsen schnell überfordert; Gabel verwindet sich schon bei geringer Belastung

Daten(Baujahr 2009)
Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-45-Grad-V-Motor, 903 cm³, 39 kW (53 PS) bei 6000/min, Gewicht 268 kg, Zuladung 212 kg, Tankinhalt 15,5 Liter, Sitzhöhe 700 mm, Höchstgeschwindigkeit 160 km/h, Verbrauch (Landstraße) 4,4 l/100 km

Triumph America

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Triumph America.

Britische Auslegung von Cruising. Es war mutig, dass Triumph für die Saison 2002 seinen ersten Cruiser mit Parallel-Twin präsentierte. Der Mut kam in der Szene nicht gut an, obwohl der Vierventiler einwandfrei funktioniert und mit rund 60 PS innerhalb der Klasse sogar am kraftvollsten zupackt. Durch einen Hubzapfenversatz von 270 Grad lautmalt er sogar ähnlich wie die V2-Konkurrenz. Aber die Verkäufe hielten sich hierzulande in Grenzen. Doch wer sich in der Mittelklasse für die Engländerin entscheidet, fährt wirklich individuell. Und gut, denn die America bewegt sich für ihr (im Vergleich gar nicht so hohes) Gewicht angenehm leichtfüßig.

Marktsituation
Das Angebot ist sehr überschaubar, die America ist eine Exotin in dieser Klasse. Am ehesten wird man bei Händlern fündig, die sich auf dieses Modell eingeschossen haben, dort gibt es für knapp unter 5000 Euro einige schöne Stücke ab Baujahr 2002 mit weniger als 20 000 Kilometern. Die wenigen privaten Anbieter haben hingegen häufig überzogene Preisvorstellungen.

Plus
Fahrverhalten für Cruiserverhältnisse erfrischend leicht; Sitzbank üppig gepolstert; Motor stark und individuell

Minus
Gabel zu soft abgestimmt, geht schnell auf Block; Federbeine sorgen für wenig Komfort; Spritkonsum recht hoch

Daten(Baujahr 2005)
Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, 790 cm³, 45 kW (61 PS) bei 7400/min, Gewicht 255 kg, Zuladung 195 kg, Tankinhalt 16,6 Liter, Sitzhöhe 730 mm, Höchstgeschwindigkeit 175 km/h, Verbrauch (Landstraße) 5,2 l/100 km

Yamaha XVS 950 A

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Yamaha XVS 950 A.

Trotz des etwas irreführenden Namenszusatzes „A“ kommt die kleine Midnight Star klassentypisch ohne ABS daher, und die Bremsleistung ist eher schwach. Einen Spitzenplatz belegt der luftgekühlte, hübsche V2 aber beim Hubraum, und über 80 Newtonmeter Drehmoment sind eine Ansage. Schade, dass die ellenlange Übersetzung bessere Durchzugswerte vereitelt und die ausladenden Trittbretter allergisch auf enge Kurven reagieren. Geht es allerdings geradewegs gen Sonnenuntergang, besticht die 950er als Wohlfühl-Bike.

Marktsituation
Bei der Markteinführung 2009 kostete die Maschine laut Liste rund 9000 Euro, Gebrauchte mit weniger als 10 000 Kilometern sind nun schon unter 6000 Euro im (allerdings sehr spärlichen) Angebot. Bei solch einer Ersparnis lohnt eine geduldige Suche. Deutlich über 7000 Euro in eine XVS 950 aus zweiter Hand zu investieren, wäre aber Quatsch, da Neufahrzeuge auch schon unter 8000 Euro bei Händlern stehen.

Plus
Wartungsintervalle lang, dadurch geringere Inspektionskosten; Zahnriemen wartungsarm; Verbrauch niedrig

Minus
Gewicht massiv; Übersetzung zu lang; Schräglagenfreiheit durch früh aufsetzende Trittbretter sehr begrenzt

Daten(
Baujahr 2009)
Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-60-Grad-V-Motor, 942 cm³, 39,4 kW (54 PS) bei 6000/min, Gewicht 280 kg, Zuladung 208 kg, Tankinhalt 17 Liter, Sitzhöhe 680 mm, Höchstgeschwindigkeit 155 km/h, Verbrauch (Landstraße) 4,3 l/100 km

Gebrauchte Mittelklasse Cruiser in Deutschland

1000PS Marktplatz-App
Das Angebot gebrauchter Mittelklasse Cruiser ist groß.

Mit dem umfangreichen Angebot am Gebrauchtmarkt war entspanntes und vor allem günstiges Cruisen noch nie so einfach. Gebrauchte Mittelklasse Cruiser mit circa 50 PS gibt es am Motorradmarkt zu Hauf, was die Entscheidung fast schon schwer macht. Hier ein Cruiser Preisvergleich: gebrauchte Mittelklasse Cruiser in Deutschland.

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MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023