Neustart für Touratech
Happich GmbH übernimmt Führung

+++ UPDATE vom 5. Januar 2018 +++ Der Lkw-Ausstatter Happich aus Wuppertal ist seit dem 1. Januar 2018 neuer Eigentümer der insolventen Touratech AG.

Happich GmbH übernimmt Führung
Foto: Touratech

Der Lkw-Ausstatter Happich aus Wuppertal ist seit dem 1. Januar 2018 neuer Eigentümer der Touratech AG. Das teilt Touratech in einer offiziellen Mitteilung mit. In der Presseinfo dazu heißt es:

Nach der Übernahme der Touratech AG zum 1. Januar 2018 durch die Happich GmbH hat die neu gegründete Touratech GmbH am Standort Niedereschach den Geschäftsbetrieb aufgenommen.
Es konnten zum 1.1.2018 nahezu alle Arbeitnehmer übernommen werden und sowohl Produktion als auch Vertrieb und Verwaltung werden ebenso wie die Logistik am Standort im Schwarzwald weitergeführt.

Unsere Highlights

Die Geschäftsführung übernehmen Alberto Reinhart (CEO der Happich AG) und Marc Pelzer (Besitzer der Pelzer Swiss Holding AG und somit auch von Touratech). "Die Touratech GmbH wird auch weiterhin der Marktführer im Bereich Motorradausrüstung für Abenteuer und Reise sein", verspricht Alberto Reinhart, CEO, "und wir werden mit einem optimierten Produktportfolio auch in Zukunft für die Motorradhersteller im Premiumsegment und die Reisenden und Abenteurer weltweit Touratech Produkte in der bekannten Top Qualität anbieten." Intensive Restrukturierungsmaßnahmen in den Bereichen Fertigung und Logistik sollen nun schnelle und effiziente Lieferprozesse bewerkstelligen.

Herbert Schwarz, Gründer und ehemaliger Geschäftsführer der Touratech AG, taucht nicht mehr im Impressum auf. Auf seinem Facebook-Profil vermeldet er: "2018 back to (Herbert) SCHWARZ" und "Same passion - new company. Stay tuned!" Übersetzung: Wir sind gespannt, wann und in welcher Form.

Happich GmbH gehört zu Pelzer Swiss

Die Happich GmbH ist spezialisiert auf die Innenausstattung von Lastwagen und Omnibussen. Der Investor will Touratech weiterhin als Zubehör-Spezialist für Reise- und Offroad-Motorräder führen. Es wird sich weder am bisherigen Geschäftsmodell noch am Standort Niedereschach im Schwarzwald etwas ändern. Auch wurden nahezu alle Mitarbeiter übernommen.

Sowohl über Details der Kaufbedingungen als auch über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Happich-Gruppe war ihrerseits 2009 insolvent und wurde 2010 von der Pelzer Swiss Holding AG übernommen, zu der sie seither gehört.

Meldung vom 3. November 2017

Drei Monate nach Touratechs völlig überraschendem Antrag auf Insolvenz hat das Amtsgericht Villingen-Schwenningen jetzt das Verfahren am 1. November offiziell eröffnet. Seit Bekanntwerden des Insolvenzantrags haben laut Insolvenzverwalter Dirk Pehl bereits mehr als ein Dutzend potenzielle Investoren Angebote für die sehr schnell zu einem international agierenden Unternehmen gewachsenen Firma abgegeben. Darunter seien sowohl Finanz- als auch strategische Investoren“, sagte Pehl. Als „strategische Investoren“ werden meist Wettbewerber bezeichnet, im Fall von Touratech also andere Firmen aus dem Bereich der Motorrad- und Zubehörindustrie.

Aufgrund des regen Interesses gibt sich der vom Amtsgericht bestellte Insolvenzverwalter „zuversichtlich, für das Unternehmen eine gute Lösung zu finden“ und den rund 400 „Mitarbeitern wieder Sicherheit zu geben.“ Der Geschäftsbetrieb bei Touratech laufe nicht nur unverändert weiter, die Firma habe aufgrund der weiterhin hohen Nachfrage etwa nach ihren Alu-Koffern sogar während der vorläufigen Insolvenz neue Mitarbeiter gesucht. Das wertet Pehl als „großen Vertrauensbeweis“ seitens der Kunden aus der Motorradfahrerszene.

Zudem sei aus der Motorradindustrie „ein Großauftrag für die nächsten drei Jahre mit einem Volumen von mehreren Millionen Euro“ bei Touratech eingegangen. Die Firma ist aktuell auf der Messe EICMA in Mailand vertreten, und auch der Touratech-Katalog 2018 wird im Januar erscheinen.

Meldung vom 25. Oktober 2017

Zu Anfang November wird das Amtsgericht Villingen-Schwenningen über den am 10. August 2017 gestellten Insolvenzantrag der Touratech AG entscheiden. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass der Richter dem Antrag stattgeben und das Insolvenzverfahren offiziell eröffnen wird. Anschließend können Gläubiger ihre Forderungen anmelden.

Aus dem Büro des (bis zur Verfahrenseröffnung noch vorläufigen) Insolvenzverwalters Dirk Pehl hieß es auf Nachfrage von MOTORRAD zur aktuellen Situation des Schwarzwälder Zubehör-Herstellers nur, dass derzeit Gespräche mit möglichen Investoren geführt würden. Über deren Inhalt und wer als Investor in Frage kommt, darüber herrscht bisher, wie in solchen Fällen üblich, noch absolutes Stillschweigen.

Die Stimmung der rund 400 Angestellten der Firma bezeichnete die für die Pressearbeit bei Touratech zuständige Marketing-Mitarbeiterin Margit Rowley als „vorsichtig optimistisch.“ Der Geschäftsbetrieb laufe unabhängig vom Insolvenzverfahren weiter. Touratech nehme Bestellungen entgegen und könne auch liefern, bestätigte Ingo Schorlemmer, Pressesprecher des Insolvenzverwalters.

Meldung vom 14. August 2017

Das Wichtigste zuerst: "Es ändert sich erstmal gar nichts". Für Touratechs Marketing-Chef Alex Schönborn ist am Montag nach Bekanntwerden des Insolvenzantrags eines ganz entscheidend: "Der Geschäftsbetrieb läuft weiter wie bisher. Unser Warenangebot steht, und bis auf sehr wenige Ausnahmen können wir natürlich auch liefern."

Am zweiten August-Freitag haben Schönborn und die rund 400 Touratech-Mitarbeiter die Schreckensnachricht, dass ihre Firma ausstehende Rechnungen nicht bezahlen kann und damit auf der Kippe steht, ins Wochenende nehmen müssen. Doch schon am Montag kehrten die meisten mit einer Art trotzigen Optimismus in die Arbeit zurück. Die Welle an Solidaritätsbekundungen von Kunden aus der ganzen Welt, die übers Wochenende durch die sozialen Medien ging, lässt hoffen. Schönborn: "Wenn sich diese Solidarität auch darin ausdrückt, dass uns die Kunden nicht im Stich lassen, wäre schon ganz viel gewonnen."

Was ist passiert? Am 10. August hat Touratech beim Amtsgericht Villingen-Schwennigen einen Insolvenzantrag gestellt. Gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Dirk Pehl hat Touratech-Chef Herbert Schwarz am Freitag die Mitarbeiter im Rahmen einer Betriebsversammlung über diesen Schritt informiert. Wie konnte es zur Zahlungsunfähigkeit kommen? 2016 hat Touratech, später als geplant, eine für etliche Millionen neu gebaute Produktionsstätte bezogen. Doch nicht nur logistische, sondern auch Software-Probleme haben den Betriebsanlauf verhagelt. "In erheblichem Umfang entstandene Produktions- und Lieferausfälle" führten in der Folge "schließlich zur Insolvenz", so die offizielle Pressemitteilung des Insolvenzverwalters.

Was passiert jetzt? Der Insolvenzverwalter wird gemeinsam mit der Firmenleitung versuchen, Touratech wieder flott zu kriegen. Lebenswichtig ist für die Firma, Material geliefert zu bekommen, um weiter überhaupt Produkte herstellen zu können. "Es geht darum, das Unternehmen auf eine gesunde finanzielle und wirtschaftliche Basis zu stellen, um den Standort und die Arbeitsplätze möglichst zu erhalten", erklärt der Insolvenzverwalter. Und ergänzt: "Löhne und Gehälter sind bezahlt."

Meldung vom 11. August 2017

Am 10. August hat Touratech beim Amtsgericht Villingen-Schwenningen einen Insolvenzantrag gestellt. "Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Dr. Dirk Pehl von Schultze & Braun bestellt", so die Pressemitteilung.

Die rund 400 Mitarbeiter der Touratech AG kamen heute zu einer Betriebsversammlung zusammen und wurden vom Vorstand sowie dem vorläufigen Insolvenzverwalter Dr. Dirk Pehl über die Insolvenz informiert. Der Geschäftsbetrieb wird unverändert fortgeführt. Löhne und Gehälter sind bezahlt.

In der Pressemitteilung heißt es zum Grund: "Ursache der Insolvenz ist die verspätete Umsetzung des Neubaus, der auf Grund einer erhöhten Nachfrage notwendig war. Die damit verbundenen Schwierigkeiten seitens Logistik und Fertigung sowie die in erheblichem Umfang entstandenen Produktions- und Lieferausfälle führten schließlich zur Insolvenz."

Der vorläufige Insolvenzverwalter wird sich nun erst einmal einen Überblick über die wirtschaftliche Lage der Touratech AG verschaffen und Sanierungsoptionen prüfen. „Touratech hat bereits vor dem Insolvenzantrag mit seinen Beratern erste Grundzüge für ein Sanierungskonzept entworfen“, so Pehl nach seiner ersten Bestandsaufnahme. „Es geht nun zunächst darum, die begonnene Restrukturierung umzusetzen und Möglichkeiten zu entwickeln, um das Unternehmen auf eine gesunde finanzielle und wirtschaftliche Basis zu stellen, um den Standort und die Arbeitsplätze möglichst zu erhalten“, so Pehl weiter.

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 20 / 2023

Erscheinungsdatum 15.09.2023