Was tun, wenn der Motor hustet, spuckt und im Cockpit alle Warnlampen durchdrehen? Dann hakt es in aller Regel bei der Einspritzanlage. Tipps zur Fehleranalyse und -behebung ohne Diagnosegerät.
Was tun, wenn der Motor hustet, spuckt und im Cockpit alle Warnlampen durchdrehen? Dann hakt es in aller Regel bei der Einspritzanlage. Tipps zur Fehleranalyse und -behebung ohne Diagnosegerät.
Fehler in der Einspritzung: Dieses Motorproblem lässt sich mit den üblichen Hausmitteln eines Garagenschraubers bei modernen Motorrädern kaum noch zielsicher einkreisen; denn die Motorelektronik ist mit einer Vielzahl von Sensoren vernetzt, die auf Gemischaufbereitung und -verbrennung Einfluss nehmen. Hier eine kurze Übersicht über die Sensoren und ihre Funktion:
SENSOREN
STEUERGERÄT
Die von den Sensoren erfassten Werte werden an das Motorsteuergerät geschickt. In diesem sind Kennfelder gespeichert sowie Korrekturfunktionen hinterlegt. Aus dem Gemenge aller Daten werden individuell abgestimmte Werte für Einspritzmenge und Zündzeitpunkt eines jedes Zylinders für den jeweiligen Arbeitstakt ermittelt.
Schubabschaltung
Meistens ist auch eine Schubabschaltung programmiert: Bei geschlossenen Drosselklappen ("Gas zu"), einer Motortemperatur ab zirka 20 Grad Celsius und einer Motordrehzahl von mehr als 3000/min wird die Ansteuerung der Einspritzventile unterbrochen. Dies senkt den Verbrauch und verhindert z. B. bei einer Bergabfahrt, dass der Motor trotz geschlossenem Gasgriff Sprit bekommt, dieser gezündet wird und infolgedessen "nachschiebt". Sinkt die Motordrehzahl unter 2500/min, wird die Einspritzung wieder aktiviert.
Weitere Funktionen der Motorelektronik sind Eigendiagnose und Prüfung der einwandfreien Funktionsfähigkeit von Einspritzung und Zündung. Sie überprüft sich also permanent selbst. Je nach Hersteller werden Störungen unterschiedlich im Cockpit angezeigt: Entweder durch Blinksignale einer Kontrolllampe, bei LCD-Cockpits auch durch die Anzeige eines Fehlercodes. Generell heißt das: Ab in die Werkstatt, denn nur mit dem Diagnosegerät des jeweiligen Herstellers lassen sich die Fehler auslesen und so das defekte Bauteil lokalisieren.
Mögliche Störungen, Fehlersuche
Tritt nun mit entsprechender Meldung im Cockpit eine Störung an der Einspritzung auf, schalten Sie den Motor nicht ab, sondern lassen ihn laufen; denn bei nahezu allen Störungen stellt die Motorelektronik in ein Notlaufprogramm um, womit ein Weiterfahren möglich ist. Nur bei Fehlern an Einspritzventilen, dem Zündimpulsgeber, Ausfall des Motorsteuergeräts oder einem Sicherungsdefekt wird der Motor automatisch abgeschaltet. Ist kein Vertragshändler erreichbar, suchen Sie zunächst nach Fehlern in der Bordelektrik und bei den Zuleitungen:
Schmutz in der Einspritzung
Wenn der Motor garantiert in Ordnung ist, aber auf einem (oder mehreren) Zylinder(n) nicht richtig läuft, besteht der dringende Verdacht, dass Schmutz im Benzin ist. Dann hilft manchmal das Ablassen des verdreckten Benzins und eine Neubefüllung mit frischem Sprit. Und bitte: Beim Umgang mit Sprit nicht rauchen, Schutzhandschuhe tragen, Spritdämpfe möglichst nicht einatmen und altes Benzin umweltgerecht entsorgen!
Es kann vorkommen, dass der Drosselklappenkörper innen verdreckt oder einzelne Luftkanäle zugestopft sind. Vor allem, wenn das Motorrad über lange Zeit stillgelegt war. In solchen Fällen muss das komplette Drosselklappengehäuse abgebaut und in einem Ultraschallbad gereinigt werden. Jeder gut aufgestellte Händler hat ein solches Gerät; eine intensive Reinigung im Ultraschallbad kostet zwar Geld (je nach Verschmutzungsgrad bis zu 250 Euro), wirkt aber wahre Wunder.
Wichtig: NIEMALS harte Stahldrähte in scheinbar verschmutzte oder tatsächlich zugestopfte Bohrungen einführen!
Meist ist es unumgänglich, das Motorrad zum Händler zu bringen und per Diagnosegerät auf die Fehlersuche zu gehen. Zudem sind die Mechaniker in den Vertragswerkstätten entweder im Werk (z. B. bei BMW) oder seitens der Importeure speziell auf Probleme bei der Einspritzung geschult worden. Und außerdem haben sie einen raschen Zugriff zu aktuellen Messtechniken und können daher einen möglichen Fehler schnell einkreisen und das defekte Bauteil auswechseln.