Türen öffnen ohne Risiko: Mehr Sicherheit für Rad- und Motorradfahrer

Türen öffnen ohne Risiko
Mehr Sicherheit für Rad- und Motorradfahrer

ArtikeldatumVeröffentlicht am 29.10.2025
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Dooring Unfall Autotür Motorrad
Foto: fact

Gerade noch einmal gutgegangen. Nicht in die Tür gecrasht, nicht in den Gegenverkehr geraten oder gestürzt. Ohne Vorwarnung ging die Tür des parkenden Autos auf und überraschte den Motorradfahrer unangenehm. Das sogenannte "Dooring", kann zu schweren Unfällen führen. Neue Regeln und technische Lösungen könnten helfen.

Der "Niederländische Griff"/"Dutch Reach"

Das Europäische Parlament beschloss deshalb im März 2024, den "Dutch Reach", also den "Niederländische Griff", als Teil der Fahrausbildung in der EU einzuführen. Was ist der "Dutch Reach"?

Beim Aussteigen wird nicht mit der Hand zur Tür hin geöffnet, sondern mit der weiter entfernten Hand. Bei Fahrzeugen mit Linkslenkung, wie in Deutschland, heißt das: Der Fahrer greift mit der rechten Hand zum Türgriff, was automatisch eine Drehung des Oberkörpers zur Türseite bewirkt. Damit wird der Blick über die Schulter und in den toten Winkel gelenkt, bevor die Tür geöffnet wird.

Viele schwere Dooring-Unfälle, teilweise tödliche, zeigen, dass hier immer noch großer Handlungsbedarf besteht. Ein Blick in den Rück- und Außenspiegel reicht nicht aus.

Das tun Hersteller, um Dooring-Unfälle zu vermeiden

Aktuelle technische Lösungen in Fahrzeugen

Zulieferer bieten bereits Systeme an, die beim Öffnen der Tür vor herannahenden Rad‑, Roller- und Motorradfahrer warnen: Mittels Radarsensoren an der Fahrzeugseite wird ein optisches und akustisches Signal ausgelöst, sobald sich von hinten ein Verkehrsteilnehmer nähert.

Fahrradunfälle mit parkenden AutosLaut einer Analyse der Unfallforschung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) entfallen innerorts mehr als die Hälfte aller Fahrradunfälle mit parkenden Autos auf sogenannte Dooring-Vorfälle. Obwohl die zugrunde liegenden Daten aus dem Jahr 2020 stammen, sei die Größenordnung nach wie vor aktuell, so GDV-Abteilungsleiterin Kirstin Zeidler.

Wo liegt das Potenzial?

Automatisch blockierte Türöffnung: Wird ein Rad‐ oder Zweiradverkehr erkannt, könnte die Tür mechanisch oder elektronisch blockiert werden bzw. nur langsam in einem definierten Winkel öffnen.

Haptische Warnung: Statt nur ein Warnsignal könnte der Türgriff taktil (z. B. durch Vibration) reagieren, wenn eine Gefahr erkannt wird – damit wird das Aussteigverhalten aktiv unterbrochen.

Anzeige im Cockpit: Vor dem Türöffnen könnte grundsätzlich ein Hinweis im Cockpit aufleuchten, der den "Niederländische Griff" visuell oder akustisch empfiehlt.

Anzeige in den Rückspiegeln: Der in vielen Autos der letzten 15 Jahre installierte Tot-Winkel-Warner könnte auch im Stand und/oder bei Zündung noch aktiv warnen.

Jährlich etwa 3 tödliche Dooring-UnfälleDer Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) schätzt auf Basis einer Auswertung von Unfallzahlen der Jahre 2013 bis 2022, dass jährlich etwa drei tödliche Dooring-Unfälle in Deutschland passieren. Allein in Frankfurt am Main registrierte die Polizei im Jahr 2021 insgesamt 67 solcher Vorfälle.

Kostengünstige Erfindung

Eine einfache und relativ kostengünstige Lösung erfand Zülfikar Celik, nachdem er Zeuge eines Dooring-Unfalls wurde: Beim Öffnen einer Autotür sollen die Rückleuchten des Fahrzeugs kurz aufblinken – als Warnsignal für nachfolgende Rad-, Roller- und Motorradfahrer. Die meisten Fahrzeuge besitzen bereits die nötigen Sensoren, lediglich eine Umprogrammierung des Bordcomputers wäre nötig.

Celiks Erfindung entspricht den Forderungen des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club), der ebenfalls eine kombinierte Tür-Rückleuchten-Verknüpfung sowie taktile Warnungen durch Türgriffe und automatische Verriegelungen im Gefahrenfall fordert. Bisher blieb Celiks Erfindung jedoch ohne Serienumsetzung.