Die Entscheidung, ob man sein Motorrad mit ins gewünschte Urlaubsland nimmt oder sich dort nach einem Fahrzeug umschaut, hängt von mehreren Faktoren ab. In den USA, Kanada,
Südafrika, Australien oder Neuseeland beispielsweise ist das Angebot an Mietmotorrädern
inzwischen recht umfangreich. Rechnerisch ist
in diesen Ländern klar: Bei einer Reisedauer
von bis zu drei oder vier Wochen kommt es
günstiger, ein Motorrad vor Ort zu mieten. Die
Vorteile: geringer Organisationsaufwand und
kein Verschleiß an der eigenen Maschine.
Anders sieht die Sache aus, wenn im geplanten Reiseziel generell keine Mietmotorräder an-
geboten werden oder die Tour länger als vier Wochen dauern soll. Jetzt muss das eigene
Fahrzeug mit auf die Reise, und zwar per Luft- oder Seefracht. Beide Varianten haben Vor-
und Nachteile, und die Preise variieren je nach Destination gewaltig. Die genannten Preisbeispiele für Luft- und Seefracht nach Chile,
Südafrika und Australien gelten einfach für zwei Enduros (Honda 650 Dominator und Suzuki
DR 650 SE), die in einer Kiste (205 x 110 x 120
Zentimter) aufgegeben werden. Da die Preise ständigen Schwankungen unterliegen, handelt sich um einen Richtwert.
Seefracht gilt allgemein als günstige Alternative zum Lufttransport. Doch ist diese Variante oftmals mit deutlich mehr Arbeits- und Organisationsaufwand verbunden und
man muss auf sein Motorrad bereits sechs bis acht Wochen vor Reisebeginn verzichten.
Der Preis für Seefracht setzt sich neben den reinen Frachtkosten für eine etwa drei Kubikmeter große Transportkiste (75 bis 90 Euro pro Kubikmeter) aus den Hafenkosten (etwa
90 Euro) sowie Ausschiffungskosten zusammen. Letztere können je nach Destination 500 bis 800 Euro betragen und stellen somit den größten Posten in der Rechnung. Zusätzlich muss man im Zielland mit Zollgebühren, Steuern und Lagergeldern rechnen. Während
es sich in Chile, den USA oder in Australien um feste Beträge handelt, können besonders in Ländern der Dritten Welt diverse Dollars (»Schmiergelder«) dazukommen, die im Voraus nicht zu kalkulieren sind.
Anders als bei Luftfracht, die an nahezu jedem Flughafen abgewickelt werden kann, muss für die Seefracht das Fahrzeug (oftmals mit einer Kiste) im Hamburger oder im Bremer
Hafen abgeliefert werden. Das bedeutet: Je weiter man im Süden Deutschlands lebt, umso höher sind die Transportkosten zum Hafen. Vor der Abgabe unbedingt die speziellen
Anforderungen an die Transportkiste mit der Spedition absprechen.
Für die beiden in einer Kiste im Hamburger Hafen aufgegebenen Enduros müsste man
nach Chile (Valparaiso) etwa 1200 bis 1500 Euro, nach Sydney zwischen 800 bis 1300 Euro und nach Kapstadt ab 1400 Euro rechnen.
MBS-Aircargo, Köln, Stephan Schuster, Telefon 02203/9338411 (Luft- und Seefracht); GS-Sportreisen, München, Telefon 089/27818484, www.gs-sportreisen.de (Luft- und Seefracht); Bikeworld-Travel, Detmold, Thomas Bergmeier, Telefon 05231/580262 (Luft- und Seefracht); QCS, Frankfurt, Rainer Pacholak, Telefon 06105/911311 (Luft- und Seefracht); Intime, Hamburg, Olaf Kleinknecht, Telefon 040/50751013 (Luft- und Seefracht); Bikes & Travel, Schramberg, Michael Jobst, Telefon 07431/134300, www.bikes-travel.de (nur Luftfracht in die USA und nach Kanada); Woick, Stuttgart, Britta Rembold, Telefon 0711/7096710, www.woick.de (Seefracht).
Luftfracht gilt als problemlose und rasche Transportmöglichkeit. Spielen die Kosten keine Rolle, kann ein Motorrad per Flugzeug an jeden Ort der Welt versendet werden.Wichtig: Zuallererst von möglichst vielen Speditionen Angebote anfordern, denn die Art und Weise des Transports ist so unterschiedlich wie die Preisgestaltung. Bei der Anfrage sollte man die Abmessungen und das Gewicht seines Fahrzeugs kennen. Einige Unternehmen verfügen bereits über verschieden große Spezialpaletten für Motorräder (GS-Sportreisen, Bikes & Travel, Bikeworld-Travel), auf denen die Maschine ohne große Demontage verzurrt wird. Sofern kein Festpreis oder ein besonderes Angebot existiert, wird der Betrag aus dem Volumengewicht der kompletten Fracht errechnet. Die Formel lautet: Länge x Breite x Höhe (in Zentimetern) geteilt durch 6000. Dieser Wert wird schließlich mit dem Kilopreis multipliziert. Dazu addieren sich noch die Gebühren für das Be- und Entladen, den Zoll, ein Gefahrengutachten und eine mögliche Transportversicherung. Im Zielland können am Flughafen weitere Gebühren anfallen, die erfahrungsgemäß aber nicht sonderlich hoch sind.Wer sich die Mühe macht, das Motorrad teilweise zu zerlegen (Vorderrad und Lenker demontieren) und es mit einer entsprechend kleinen, selbst gezimmerten Palette oder Kiste aufgibt, kann aufgrund des geringeren Volumens Geld sparen. Vor der Arbeit jedoch mit dem Spediteur eventuelle Anfoderungen an die Verpackung absprechen (MBS-Aircargo, Bikeworld-Travel, GS-Sportreisen, QCS). Für die Kalkulation der Kosten sollte man zudem so genau wie möglich das tatsächliche Gesamtgewicht der Fracht kennen. Sollte dieser Wert höher sein als das Volumengewicht, wird danach der Preis errechnet. Die erwähnte Holzkiste mit den beiden Enduros würde per Luftfracht nach Santiago de Chile oder Sydney etwa 1700 bis 2300 Euro und nach Kapstadt beziehungsweise Windhoek zwischen 1600 und 2100 Euro kosten. Wer bereit ist, den Rücktransport am Ende der Reise