Sonne satt. Und das im Herbst und an einem Wochenende. So viel Glück ist äußerst selten. Wer jetzt nicht noch einmal raus auf die Strecke geht, ist selber schuld. Uns hat es spontan in die Ardennen gezogen.
Von Osten empfiehlt sich die Anfahrt über die A 4 KölnAachenEupen und von dort hinauf ins Hohe Venn. Wer von Süden kommt, erreicht St. Vith und Malmedy über die A 1/A 60 TrierWittlichLüttich. Außerdem kann man über Saarbrücken und Luxemburg (E 29 und E 25) bis Dinant oder La Roche fahren.
Reisezeit
Auf dem Hohen Venn dauert der Winter bisweilen acht Monate. Wobei sich der Reiz dieser rauen Landschaft viel eher bei tief fliegenden Wolken als bei strahlendem Sonnenschein erschließt. Die Wälder der Ardennen lassen sich am besten zwischen April und Oktober befahren.
Übernachten
Campingplätze, Pensionen und Hotels sind reichlich und in allen Preisklassen vorhanden. Detaillierte Unterkunftsverzeichnisse verschickt das Belgische Verkehrsamt, Telefon 0221/277590, Fax 0221/27759100. Weitere Infos finden sich im Internet unter www.ftpn.be, www.belgien-tourismus.net, www.ardennen-bruessel.de, www.belgische-ardennen.de sowie unter www.ardennen-hotels.de.
Literatur
Obwohl die Ardennen mitten in Europa liegen, gibt es kaum gute Reiseführer. In der MOTORRAD-Edition Unterwegs ist der Band »Eifel-Ardennen« erschienen, in dem sieben Reisegeschichten auf diese Region einstimmen. 16 Euro im Buchhandel oder unter www.motorbuch-versand.de. Zwar bereits vor fünf Jahren erschienen, aber dennoch einen Blick wert ist das »Reisebuch Ardennen« aus dem Meyer & Meyer Verlag, ISBN 3891244932, 16,90 Euro. Die beste Karte für eine Rundtour durch die Ardennen ist das Michelin-Blatt 214 »Belgien« im Maßstab 1:200000 für 7,90 Euro.
Ardennen (2)
Als wir dem Lauf der Ourthe folgen, kommt nur ein Auto entgegen, ansonsten haben wir die herbstlich rot leuchtende Welt für uns alleine. Die löchrige, tausend Mal geflickte Straße geht schon fast als Enduro-Terrain durch. Birgit hat mit ihrer Suzuki DR 650 einen Mordsspaß, während die unterdämpfte Kawasaki W 650 unter meinem Hintern ziemlich oft um Haltung ringt.
Wir gelangen nach Durbuy, einem wunderschönen Nest, in dem sich seit dem Mittelalter kaum etwas verändert zu haben scheint. Enge, mit Kopfstein gepflasterte Gassen und betagte Häuser, die aus grobem, grauem Bruchstein gemauert sind. Hier und da baumelt eine Laterne, die durchaus aus der Zeit vor Thomas Alva Edison stammen könnte. Und über allem thront logo eine Burgruine. Eine Kulisse wie aus einem Film. Schließlich gelangen wir ins Tal der Meuse, fahren nach Namur. Die Hänge beidseits des Flusses sind gut bestückt mit Villen und Schlössern. Kaum zu glauben, dass sich der Burgenreichtum des Rheintals übertreffen lässt, aber angesichts der unzähligen alten Gemäuer in dieser Gegend muss der Rhein schon fast als burgenarme Zone eingestuft werden.
Zäher Nebel hat sich tags darauf im Tal breit gemacht. Typisch Herbst. Wir suchen unser Glück weiter oben, schwingen über zahlreiche Kurven in Richtung Ermeton-s-Biert. Und tatsächlich, als wir die Hochfläche erreichen, verschwinden gerade die letzten Nebelschwaden. Mit der Sonne wird es sofort angenehm warm. Gegen die abwechslungsreiche Landschaft der Ardennen jedoch hat die Hochfläche westlich des Meusetals nicht viel zu bieten. Also kurven wir wieder runter ins Tal. Eine Patisserie in Dinant lockt mit leckeren Eclairs, Café au lait und aussichtsreicher Lage am Flussufer. Auf einem senkrechten Felsen hoch über den spitzgiebeligen Häusern breitet sich eine gewaltige Zitadelle aus. Schon die Römer errichteten dort oben ein Kastell. Die strategisch günstige Lage 17 Mal wurde die Festung belagert verhalf Dinant zu dem zweifelhaften Status, die am häufigsten zerstörte Stadt Europas zu sein.
Wir dringen wieder in die Ardennen ein. Kurve um Kurve. Das Thermometer klettert noch einmal auf gut 20 Grad, und die Sonne blitzt durch das verfärbte Laub. Da kann kein Sommertag mithalten. Fahren im Herbst ist einfach ein Ereignis! Zumal man nahezu allein auf den Straßen unterwegs ist. Erstaunlicherweise haben wir bisher allenfalls eine Hand voll Motorradfahrer getroffen.