Warum, um Himmelswillen, eine Welt- und teilweise auch Extremreisen im Sattel einer Cagiva Elefant? Nenn mir eine Alternative.Na ja, nicht wenige Globetrotter schwören zum Beispiel auf BMW.Viel zu anfällig, ich denke da nur an die ständigen Sorgen mit dem Kardan... Dagegen hat meine Cagiva relativ pannenfreie 180000 Kilometer auf der Uhr. Und mich seit 1994 nie ernsthaft im Stich gelassen. Warum sollte ich umsteigen?Verrat uns dein Geheimnis.Ein gesundes Maß an Gefühl für die Technik. Man muss nur die Grenzen kennen. Die des Materials und die eigenen natürlich auch.Wer heute eine Fernreise unternehmen will, kann sein Motorrad um- und aufrüsten, bis es den Wert eines Mittelklasseautos hat. Hast du deine Cagiva für die Reisen modifiziert?An der Elefant gibt es zum Glück nur wenig zu verbessern. Vorne arbeitet allerdings eine Marathon-Gabel, wie sie auch in den Paris-Dakar-Maschinen von Cagiva zum Einsatz kam. Dazu ein 21-Zoll-Vorderrad, ein Öhlins-Federbein und ein größerer Motorschutz. Fertig. Alles andere ist original, denn die Technik ist weitaus besser als ihr Ruf. Um mein Motorrad möglichst leicht zu halten, verwende ich keine schweren Alukoffer und Träger. Satteltaschen reichen völlig. Und zwei je zehn Liter fassende Benzinkanister anstelle eines großen Tanks, wenn mal eine längere versorgungslose Etappe ansteht. Die meisten schleppen sowieso viel zu viel mit sich herum und wundern sich, dass die Fuhre kaum noch fahrbar ist.Eine 14-monatige Weltreise. Wie geht das?Einfach losfahren (lacht). 1986 war ich bereits zwölf Monate im Sattel einer Yamaha Ténéré in Afrika unterwegs. So etwas macht süchtig. Nach vielen »kürzeren« Reisen musste ich einfach mal wieder für längere Zeit raus aus dem Trott. Ende 1998 hatte ich dann mit meinem Chef eine Auszeit vereinbart, um so weit wie möglich auf dem Landweg über Afrika, den Nahen Osten und Südostasien bis nach Australien zu fahren. Von einer »Weltreise« war damals noch keine Rede. Nach acht Monaten stand ich in Sydney und hatte tatsächlich noch Geld in der Tasche. Statt nach Hause bin ich spontan nach Südamerika geflogen. So kamen 14 Monate und rund 70000 Kilometer zusammen.Du hast unterwegs viele Bekanntschaften geschlossen. Gibt es auch jemanden, den du nie wieder treffen möchtest?Klar. Den Tunesier, der sich im Hafen von Genua an einem auf die Fähre wartenden Pulk von Motorradfahrern vorbeigedrängelt hat und dann seinen stinkenden Motor nicht ausschalten wollte. Nach einer Weile waren alle genervt. Dann hab´ ich einfach den Schlüssel abgezogen. Also, der Kerl wollte sich gleich mit mir schlagen, diese Reaktion hat mich schon erschreckt.Zu deinem Buch »Einfach losfahren!?«. Was ist da genau das Thema?Mein Buch richtet sich an alle, die Lust haben, die Welt im Sattel eines Motorrads kennenzulernen und gibt viele praktische Tipps in Sachen Organisation, Technik, Beladung, Finanzen, Gesundheit und über vieles mehr. Ich habe versucht, möglichst viele Fragen zu beantworten, die anfallen, wenn eine größere Tour ansteht. Aber ich habe mir auch Gedanken zum Thema Reisepartner gemacht und spreche auch über die Probleme und Sorgen, wenn man nach langer Reise wieder zurück nach Deutschland kommt. Da spielen natürlich viele persönliche Erfahrungen eine große Rolle.Wann hast du dieses Buch geschrieben?Die ersten Zeilen sind noch in Chile entstanden. Als ich nach den 14 Monaten wieder zurück in Deutschland war, im Februar 2000, saß ich drei Monate lang am Schreibtisch. Da ich keine Lust auf Absagen hatte, habe ich mein Manuskript nie bei irgendwelchen Verlagen präsentiert, sondern gleich einen eigenen Verlag gegründet. Wo trifft man dich?Regelmäßig auf allen bekannten Globetrottertreffen. Und demnächst wieder im Oman. Wer Lust hat mitzufahren, kann sich gerne bei mir melden.Welches Reiseziel steht ganz oben auf deiner Wunschliste?Mit viel Zeit auf dem Landweg nach Indien.
Interview mit Klaus Demel, 40 : »Nie im Stich gelassen
Klaus Demel, 40, hat eine Leidenschaft: das Reisen. Und eine Schwäche: seine Cagiva Elefant 750, mit der der Elektroniker aus Göppinger nicht nur durch den Oman, sondern zuvor unter anderem 14 Monate lang quasi rund um die Welt gefahren ist. So jemand hat was zu erzählen. Oder schreibt gleich ein Buch, dessen Titel gleichermaßen Lebensmotto ist: »Einfach losfahren!?«.