Reisen und gleichzeitig Geld verdienen: Das klingt nach Traumberuf und ist in Wirklichkeit ein hartes Geschäft. Kann man von den Profis lernen?
Reisen und gleichzeitig Geld verdienen: Das klingt nach Traumberuf und ist in Wirklichkeit ein hartes Geschäft. Kann man von den Profis lernen?
Einen Reisebericht veröffentlichen oder sogar eine Diashow auf die Beine stellen früher oder später äußert sich bei vielen Reisefans dieser Wunsch, um einen Teil der Kosten der Panamericana-Reise einzuspielen oder die geplante Afrika-Durchquerung zu finanzieren. Zudem gefällt der Gedanke, die eigene Geschichte gedruckt zu sehen oder einen vollen Saal mit seinen Abenteuern zu unterhalten. Andere leben schließlich auch gut davon. Was man dabei oft vergisst: die, die davon leben können, sind deutlich in der Minderzahl und die Konkurrenz die, die davon leben wollen - ist riesengroß.Spannende Diashows sind sehr gefragt. Michael Martin, mit regelmäßig neuen Vorträgen zum Thema Afrika einer der erfolgreichsten Referenten und Vorsitzender der Gesellschaft für Bild und Vortrag, dem Berufsverband der Diareferenten, kennt aber auch die Schattenseiten dieses Geschäfts: »Viele geben bereits nach kurzer Zeit auf, weil sich die enormen Unkosten durch die Einnahmen nicht decken lassen.« Wer sich ernsthaft durchsetzen will, muss erst einmal viele tausend Mark für Plakate, Saalmieten und eine Projektionsanlage, die kaum unter 20000 Mark zu haben ist, auf den Tisch blättern. Und ob dann aber überhaupt Gäste kommen, ist keineswegs garantiert.Sein Tipp: Klein anfangen, nicht gleich fünf große Hallen mieten und 20 Mark Eintritt verlangen. Viel aussichtsreicher ist es, bei der Volkshochschule oder Vereinen nachzufragen, ob man dort seine Show zeigen kann. Das lässt sich ohne großen Aufwand verwirklichen und man merkt schnell, ob das Thema überhaupt gefällt.Claudia Metz und Klaus Schubert dagegen haben von Anfang an nie am Erfolg ihrer Geschichte gezweifelt. Vor drei Jahren von einer 16 Jahre langen Weltreise auf zwei Yamaha XT 500 zurückgekehrt, gelten die beiden als Senkrechstarter in der Szene: eine zweiteilige Reportage im Stern, ein Buch, das etwa 80000mal verkauft wurde und bisher rund 100 ausverkaufte Diavorträge lassen die beiden unbesorgt in die Zukunft schauen. Bei der Vermarktung ihrer Abenteuer gingen die Kölner während der Reise und danach keine Kompromisse ein. Wer nicht haargenau ihre Forderungen erfüllte, bekam keinen Zuschlag, kein Bild, keinen Text. Ein bei Verlagen, Veranstaltern und Redaktionen nicht unbedingt gern gesehenes Verhalten; aber zugegebenermaßen eine sehr konsequente Einstellung. Globetrotter und Geschäftsleute haben eben doch mehr Gemeinsamkeiten, als man denkt. Klaus Schubert: »Wer glaubt, dass jemand, der 16 Jahre um die Welt gereist ist, ein Träumer geblieben sei, irrt. Claudia und ich haben gelernt, unsere Ideen und Vorstellungen ohne Wenn und Aber durchzusetzen.«Will ein Neuling die inzwischen sehr hohen Erwartungen des Publikums erfüllen, muss er sich also in Sachen Qualität und Aufwand an den Top-Leuten messen. Um auf sich aufmerksam zu machen, gehen selbst einige der bekannten Referenten nicht immer ganz legale Wege. Ein Stuttgarter Plakatkleber (Name der Redaktion bekannt) erzählt, dass auch schon mal die Ankündigungen anderer Referenten überklebt werden oder dass man, um aufzufallen, eine Stadt auch ohne entsprechende Genehmigung der Ordnungsämter praktisch völlig zuklebt. Manch Veranstalter nimmt die Bußgelder bereitwillig in Kauf, um die Säle voll zu kriegen.Jo Deleker (siehe Rhein-Reportage Seite 70) holt nach rund 100 Diavorträgen seine Projektoren nur noch selten vom Speicher. »Der Aufwand, damit ein halbwegs lohnendes Ergebnis zu erzielen, ist einfach viel zu groß.« Der Kölner produziert heute pro Reise oft mehrere Geschichten, um mit speziellen Themen unterschiedliche Zeitschriften mit seinen Fotos und Reportagen bedienen zu können (siehe Kasten). Ein reizvolles, aber häufig auch mühseliges Geschäft: »Oft dauert es viele Monate, bis eine Geschichte veröffentlicht und bezahlt wird.«Auf gänzlich andere Art und Weise profitiert Herbert Schwarz inzwischen von seinen Reisen. Vor zehn Jahren noch oft in Afrika oder sonst wo anzutreffen, fielen ihm immer wieder Sachen ein, die das Reisen auf zwei Rädern angenehmer machen. Heute baut er in seiner Firma Touratech mit rund 30 Angestellten Reise-Equipment für die Motorräder, auf denen sich andere ins große Abenteuer stürzen. Was Herbert Schwarz mit den anderen verbindet? Neben guten Ideen einen ausgeprägten Geschäftssinn, ein hoher Arbeitseinsatz und viel Mut zum Risiko. Notwendige Voraussetzungen, wenn das Hobby oder die große Leidenschaft zum (Traum-)Beruf werden soll.
Jo Deleker hat einen beneidenswerten Lebenswandel: Der Ingenieur arbeitet sechs Monate im Jahr als Redakteur bei dem Automagazin mot; die andere Hälfte im Jahr ist er überall auf der Welt per Motorrad, Fahrrad, zu Fuß oder im Boot unterwegs. So kann er je nach Reisedauer unterschiedliche Reportagen produzieren, die er an diverse deutschsprachige Publikationen (MOTORRAD, das Opel-Magazin Start, Outdoor, Radl, Kanu-Magazin, Tours, diverse Kataloge) sowie ins Ausland verkauft. Die Kehrseite: Diese Vielseitigkeit verlangt einen imensen Arbeitsaufwand.
Die Idee kam Herbert Schwarz während einer Norwegen-Reise vor elf Jahren: Weil ihm ein zusätzlicher Fahrradtacho nicht genügend Infos verschaffte, entwickelte er nach Feierabend seinen ersten IMO einen Bordcomputer mit vielen Funktionen, der sich so gut verkaufte, dass der Schritt in die Selbständigkeit nur eine Frage der Zeit war. Unter Globetrottern und Rallyefans ist der Name Touratech und deren gewaltige Zubehörpalette inzwischen eine feste Größe. Infos unter Telefon 07728/92790 oder unter www.touratech.de.
Der Afrika-Spezialist hat sich ein neues Ziel für seine nächste Vortragsreihe gesetzt: per Motorrad durch alle Wüsten der Erde. Nach vielen erfolgreichen Vortragstourneen und gut verkauften Bildbänden kann Michael Martin es sich leisten, für dieses gewaltige Projekt eine Produktionszeit von fünf Jahren zu veranschlagen. Die geschätzen Kosten: etwa 500 000 Mark. Diashow-Anfängern rät er dagegen, klein zu beginnen, bevor man finanzielle Risiken eingeht. Weitere Tipps stehen in dem von ihm mit verfassten Buch »Die perfekte Diaschau« aus dem Augustus Verlag (ISBN3-8043-5103-4) für 34 Mark. Infos über die Projekte und Vortragstermine von Michael Martin finden sich zudem im Internet unter www.michael-martin.de.
Um sich vom Heer der Alaska-Feuerland-Fahrer und Berichterstatter abzuheben, legten Jörg Barte und Steffen Schmidt die etwa 35000 Kilometer weite Strecke im Sattel von zwei 350er-Husqvarna-Sportenduros zurück. Eine mutige Idee, die mit fünf Veröffentlichungen in verschiedenen Motorrad-Zeitschriften (siehe auch MOTORRAD 19/1997) belohnt wurde. Ernüchterung jedoch nach etwa 80 bundesweiten Diavorträgen: Die hohen Anfangsinvestitionen wurden zwar wieder eingespielt, davon leben konnten die beiden trotz aller Hoffnung nicht. Ihre Show zeigen die beiden heute nur noch selten bei einigen Veranstaltungen (Infos unter Telefon 06408/547213).