Tot. Am Straßenrad. Zuerst kann ich nicht sehen, dass er tot ist und fahre langsam zurück. Muss noch frisch sein, so schlecht sieht er gar nicht aus. Und gar nicht mal groß. Vielleicht so wie zwei Bernhardiner. Weiter geht’s. Kurze Zeit später sehe ich dann in einiger Entfernung am Straßenrand einen lebendigen Bären. Ich halte, aber bis ich die Kamera herausgeholt habe – der Laptop liegt zum laden drauf – ist er schon wieder im Laufschritt im Wald verschwunden. Matt und Carl aus Dawson haben mir aber versichert, dass ganz British Columbia mit Bären voll ist und sie allein auf dem Hinweg nach Dawson bestimmt 30 Stück gesehen hätten.
Zurück zum Alltag. Eine meiner „Lieblingsbeschäftigungen“ ist das allmorgendliche Koffer-Tetris. Was passt wo und wie hinein, damit mindestens noch ein weiteres Ausrüstungsteil auch noch schön in den Koffer passt. Normalerweise hat bald jedes Teil seinen Stammplatz und ist schnell verstaut. Allerdings müssen auch die Lebensmittel irgendwie mit, und die Dosen und Nudelpackungen, Bananen und Schokoriegel kommen und gehen jeden Tag aufs Neue. Etwas Platz habe ich gestern gewonnen, als ich eines meiner durchgelesenen Bücher auf dem Campingplatz gelassen habe. Außerdem habe ich meine Trekking-Sandalen jetzt mit einem Karabiner außen an einen Koffer geklickt. Die dürfen ruhig nass und dreckig werden.
Mein ganzes Geraffel habe ich mittlerweile in einer knappen halben Stunde verstaut. Also das Zelt abgebaut, alles eingepackt und aufgeschnallt. Mit dem Plan, immer früh aufzustehen, klappt es allerdings nicht so gut. Schließlich ist es hier selbst spät am Abend noch hell, einschlafen ist da nicht einfach. Also fahre ich später los und bin länger unterwegs. Ausgeglichen.
Nicht-Biker können den Abschnitt überspringen. Heute habe ich zum ersten Mal „Rok-Straps“ ausprobiert, um damit meine Gepäckrolle festzuschnallen. SW-Motech hatte mir welche zur Verfügung gestellt (vielen Dank nochmal dafür) und ich hatte sie bislang nur im Koffer. In Dawson haben allerdings so viele davon geschwärmt, dass ich sie probiert habe.
Statt meiner herkömmlichen vier Gummi-Spanngurte brauche ich nun nur noch zwei elastische Rok-Straps. Die Dinger halten wirklich sehr gut, sind leicht zu befestigen und lassen sich schnell öffnen und schließen. Absolut empfehlenswert. Ein paar Worte zum Helm. Das Sonnenvisier ist bestimmt 70 Prozent der Zeit unten und deutlich besser, als eine Sonnenbrille. Bei der kommt das Licht noch oben und unten durch, und da ich sowieso relativ Lichtempfindlich bin, ist das Visier eine tolle Lösung. Nettes Feature also, falls jemand mit dem Gedanken spielt, einen neuen Helm zu kaufen.
Das Navi ist die ganze Zeit an. Derzeit weniger, um mir den Weg zu weisen, dafür gibt es hier zu wenig Straßen welche auch noch viele hundert Kilometer in eine Richtung führen. Es ist aber gut zu wissen, wie lange es noch bis zum Ziel ist, wann die nächste Tankstelle kommt und wo der nächste Campingplatz liegt. Diese Zusatzfunktionen nutze ich fast täglich, außerdem zeigt das Navi immer die absolut gefahrenen Kilometer an seit dem Start in Anchorage. Mittlerweile sind es 4394 (eigentlich 200 mehr, weil ich es erst etwas nach der Abfahrt genullt habe). Wie gesagt, im Moment brauche ich es weniger für die Navigation. Aber die Zeit wird kommen, spätestens wenn ich einer Woche in Calgary bin.
Ansonsten funktioniert alles, alles ist noch heil und (…wo ich das gerade schreibe zieht schon wieder ein verdächtiger Gras-Geruch zu mir herüber – die Nachbarn sind aber Rentner im Wohnmobil! Vielleicht irre ich mich auch) es macht jeden Morgen aufs Neue Spaß, loszufahren. Das Einzige, was mich etwas nervt ist mein Kocher – nur einmal möchte ich abends kochen, ohne dreckige Finger zu bekommen. Er rußt ziemlich stark, vermutlich liegt es am schlechten Benzin hier überall. Heute gab’s an der Tanke wieder nur 87-Oktan-Sprit. Durch den Ruß setzt sich zudem die Düse recht schnell zu – kochen unmöglich. Vielleicht steige ich doch wieder auf Gas um….