Valentino liebt die Strecke und gewinnt hier besonders gern. Loris ist so aufgeregt, dass er entweder beim Start die Kollegen umfährt oder auf der Ducati einen Höllenritt hinlegt. Und sogar Max macht meist gute Miene zum für ihn ge-
legentlich bösen Spiel.
Die Rede ist von den drei italienischen Spitzenpiloten Rossi, Capirossi und Biaggi, die beim Grand Prix in Mugello regelmäßig zu Höchstform auflaufen. Klar, gewinnen wollen sie jedes Rennen. Doch vor heimischem Publikum bekommt der Dreikampf eine besondere Dimension. Capirossi muss nicht nur seine eigene, sondern auch die Ehre seines Arbeitgebers Ducati vertei-
digen, der die halbe Werksbelegschaft im Bus zur Strecke karrt. Das ewige Duell
Biaggi gegen Rossi wird von den Gazetten im Vorfeld zum Showdown gepuscht. Kein Wunder, dass sich am Renntag die Spannung fast mit Händen greifen lässt.
Spitzenpiloten und Spitzenstimmung also, aber leider auch Spitzenpreise (siehe Kasten Seite 174). Die Fans ficht das nicht an, im letzten Jahr kamen 103000 zah-
lende Zuschauer. Keine Bange übrigens wegen der Tickets: Selbst wer erst am Renntag anreist, bekommt noch eine Karte an der Tageskasse.
Eingebettet in die sanften Hügel der nördlichen Toskana, gehört Mugello zu
den landschaftlich schönsten Grand-Prix-Strecken der Welt. Die Zuschauer können sich rund um den Kurs frei bewegen. Ein besonders beliebter, jedoch sehr bevölkerter Beobachtungsposten ist der Hügel an der Casanova-Kurve im Süden. Von hier lässt sich ein großer Teil der Strecke überblicken; der Großbildschirm tut ein Übriges.
Auf der Piste geht die Post ab, zu-
sammen mit der folgenden Savelli-Kurve stellt die Casanova eine der technisch
anspruchsvollsten Kombinationen der ge-
samten WM dar. Biaggi musste 2002
zähneknirschend zusehen, wie Rossi hier an ihm vorbeizog direkt vor den Augen
seines Fanclubs. Die Rossi-Fans treffen sich oft in der Poggio-Secco-Kurve im Norden, am höchsten Punkt der Strecke. Entscheidende Szenen spielen sich dort zwar fast nie ab, doch mit einem guten Fernglas lässt sich die Hälfte des Kurses einsehen. Ducati-Freunde finden meist an der Scarperia-Kurve oder der Correntaio-Kehre Gleichgesinnte.
Der Nachteil von Mugellos Hügellage: Die Zufahrtsstraßen leiden während des Grand Prix unter chronischer Verstopfung. Von der Autobahnausfahrt Barberino di Mugello bis zu den Ortschaften Scarperia und Borgo San Lorenzo und von dort
bis zum Nord- (Palagio) und Südeingang (Luco/Paddock) geht am Sonntag gar nichts mehr, nicht mal mit dem Motorrad lassen sich die Staus umfahren. Daher am besten früh anreisen, möglichst schon am Donnerstag, und auf dem Gelände sein Zelt aufstellen; diese Möglichkeit ist im
Ticketpreis inbegriffen. Allerdings kosten Essen und Getränke im Autodrom astro-
nomische Summen, weshalb man lieber außerhalb Vorräte besorgen sollte.
Heftige Kritik ernten immer wieder die sanitären Anlagen für die Camper. Wer Wert auf gediegene Körperpflege legt, kann auf private Campingplätze ausweichen: »Il sergente« (Telefon 0039/055/8423018, www.
campingilsergente.it) oder »Mugello Verde« (Telefon 0039/055/848511, www.camping toscana.it/mugelloverde). Eine Liste aller Hotels in der Gegend gibt es auf
der Webseite www.mugellocircuit.it, Rubrik »accomodation«, doch dürfte zum jetzigen Zeitpunkt bereits alles ausgebucht sein.
Pause vom Rennen gefällig? Zum Baden lädt gleich bei Barberino der künst-
liche See Lago di Bilancino ein, an dessen Ufer sich das Restaurant »Bahia« befin-
det. Passstraßen gibt es rund um Mugello schier ohne Ende. Besonders empfehlenswert ist die Staatsstraße 610, die nördlich des Autodroms über den Passo del Giogo nach Imola führt; sie ist jedoch vor allem nach den Rennen mit Vorsicht zu genießen, weil sich dort dann allzu viele Möchte-
gern-Rossis versuchen. Weitere Highlights sind der Passo della Colla und der anschließende Passo di Sambuca nördlich von Borgo San Lorenzo.
Auf allen Passhöhen finden sich gute Kneipen mit angemessenen Preisen, wie das Restaurant »Luovo di Colombo« in
Vaglia, südwestlich von Borgo San Lorenzo. Ebenfalls mit sehr gutem Essen präsentieren sich die »Casa del Prosciutto« in Vicchio östlich von Borgo San Lorenzo und di »Bottega dei Portici« in Palazzuolo hin-
ter dem Sambuca-Pass. Eine gute Karte (Maßstab 1:70000) des ganzen Gebiets erhält man kostenlos beim Tourismusbüro in Borgo San Lorenzo, Piazza Dante 2; alternativ bietet sich die Karte der »Provincia
di Firenze« (1:120000) an, die es an Autobahntankstellen und Kiosken gibt.
Gerüstet mit so vielen Infos, kann rund um die Strecke kaum mehr etwas schief gehen wer sich trotzdem nicht traut,
den Ausflug selbst zu organisieren, kann 2005 wieder auf die geführte Mugello-Tour des MOTORRAD ACTION TEAM zurückgreifen (für dieses Jahr allerdings schon ausgebucht). Bleibt nur noch auf einen spannenden Dreikampf zu hoffen. Oder auf
einen Überraschungssieger.
Kurven und Großbildschirme
San Donato: erste Kurve nach dem Start, langsamste der Strecke. Luco: erste
Linkskurve. Poggio Secco (auf Deutsch: trockener Hügel): Höchster Punkt der Strecke, danach geht es auf einer Geraden weiter. Materassi: ähnlich wie die Luco-Kurve,
aber nicht so eng. Borgo San Lorenzo: schwierig beim Einlenken, schnell am Kurven-
ausgang. Casanova/Savelli: Hier geht es mit hoher Geschwindigkeit weiter bergab. Arrabbiata 1 (auf Deutsch: die Zornige): eine der ganz entscheidenden Kurven,
außerdem der niedrigste Punkt der Strecke. Arrabbiata 2: Genauso schwierig wie
die Arrabiata 1, die Streckenbreite variiert hier. Scarperia: sehr eng, die Piloten
müssen stark abbremsen. Palagio: In der Nähe steht das Haupteingangstor. Hinter
der Palagio geht es auf einer Geraden zum Endspurt. Correntaio: eine Spitzkehre
mit Gefälle. Biondetti 1/2: sehr schnell. Bucine: die längste Kurve der Strecke.
Danach geht es auf die mehr als einen Kilometer lange Gerade vor der Boxengasse,
wo oft Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt werden.
Die sechs Großbildschirme in Mugello stehen gegenüber der Haupttribüne, auf
der Innenseite der San-Donato-Kurve, gegenüber der Poggiosecco-Tribüne, gegen-
über der Casanova/Savelli-Kurvenkombination, an der Geraden zwischen Palagio
und Correntaio und gegenüber der Correntaio-Kurve.
Die Strecke
Länge: 5245 Meter, davon 2699 Meter Geraden und 2546 Meter Kurven
Breite: zwischen 9,60 und 14 Metern
Kurven: 15, davon neun Rechts- und sechs Linkskurven
Größtes Gefälle: 9,5 Prozent
Gefälle insgesamt: 41,19 Meter
Längste Gerade: 1141 Meter
Höhe über dem
Meeresspiegel: 292 Meter
Eintrittspreise
Drei-Tages-Ticket (4.6. Juni)
Stehplatz (im italienischen Vorverkauf »Prato« genannt, zu Deutsch Wiese) 130 Euro,
Tribünenpreise für das Drei-Tages-Ticket stehen noch nicht fest.
Zwei-Tages-Ticket (5.6. Juni)
Stehplatz 103 Euro, Haupttribüne (tribuna centrale) 197 Euro,
Nebentribüne (Kurve »Poggio Secco«) 156 Euro.
Tages-Ticket Sonntag (6. Juni)
Stehplatz 70 Euro, Haupttribüne (tribuna centrale) 150 Euro,
Nebentribüne (Kurve »Poggio Secco«) 110 Euro.
Kinder unter zehn Jahren haben freien Eintritt, Jugendliche bis 16 Jahre bekommen eine Ermäßigung von rund 30 Prozent. Eintritt jeweils ab dem vorhergehenden Tag ab 16 Uhr.
Am Freitag sind die Tribünen allgemein zugänglich, die Sonntagskarten für die Haupttribüne
sind numeriert. Tribünenkarten gelten auch im gesamten Stehplatzbereich. Tickets gibt es
im Internet unter www.ticketone.it, www.gpt.at oder unter www.formel1-karten.de
Achtung: Es handelt sich um italienische Vorverkaufspreise, bei einigen Internet-Anbietern
sowie an der Tageskasse kosten die Tickets mehr.