Vor 80 Jahren beschließt ein erfolgreicher japanischer Sockenfabrikant, groß ins Reifengeschäft einzusteigen. Was fehlt, ist ein global zugkräftiger Name. Willkommen in der Welt von Ishibashi-san - oder auf Englisch: Mr. Bridgestone.
Vor 80 Jahren beschließt ein erfolgreicher japanischer Sockenfabrikant, groß ins Reifengeschäft einzusteigen. Was fehlt, ist ein global zugkräftiger Name. Willkommen in der Welt von Ishibashi-san - oder auf Englisch: Mr. Bridgestone.
Es muss ein mächtiger Sprung ins kalte Wasser sein, als Shojiro Ishibashi 1906 mit gerade einmal 17 Jahren den elterlichen Tabi-Betrieb übernimmt. Tabis sind damals fester Bestandteil der japanischen Tracht: knöchelhohe Socken mit abgeteiltem großem Zeh, der es zum Beispiel Arbeitern ermöglichen soll, an Gerüsten oder Seilen hochklettern zu können. Der junge Shojiro begreift die Chance seines Lebens und krempelt den Laden um: Verschlankung der Produktpalette, kürzere Arbeitszeiten mit freien Tagen - der Youngster von der Insel Kyushu an der Südspitze Japans will seine Firma fit für die Zukunft machen.
Die rasant fortschreitende Mobilisierung eröffnet für Ishibashi auch neue Werbemöglichkeiten. Bereits 1912 kurvt er mit dem Auto durch seine Heimatstadt Kurume und preist auf den Seitenwänden seine Tabis unter dem Markennamen Asahi an. Zugleich entwickelt Shojiro eine für japanische Verhältnisse revolutionäre Flatrate-Verkaufstaktik: Die Preise seiner Tabis werden nicht länger - wie allgemein üblich - nach ihrer Größe bemessen, die Socken kosten durch die Bank umgerechnet 20 Cent. Mit einem Schlag sind die Tabis von Ishibashi gefragt wie nie zuvor, und seine Marke Asahi wird Marktführer in Japan.
Gleichzeitig beginnt der nun knapp 30-Jährige nach neuen Absatzmärkten zu suchen. In den Arbeiterkreisen Japans werden damals einfache Strohsandalen ("Waraji") angezogen, die nach Feierabend schlicht aufgetragen sind und täglich neu gekauft werden müssen. Ishibashis Idee: eine robuste Ausführung der Tabis mit haltbaren Gummisohlen zu schaffen. 1923 beginnt der Verkauf, die sogenannten Jika Tabis sind nicht nur in Arbeiterkreisen, sondern auch bei Schülern und Studenten beliebt. Vor allem aber kommt Shojiro Ishibashi nun mit einem Werkstoff in Kontakt, der fortan sein Leben bestimmen wird: Kautschuk.
Mitten in der weltweiten Wirtschaftskrise beschließt Ishibashi, den ersten Autoreifen aus Japan auf den Markt zu bringen. Schnell ist ein entsprechender Maschinenpark in den USA organisiert, 1930 der erste Prototyp fertiggestellt.
Was dem Visionär Ishibashi aber noch fehlt, ist ein zugkräftiger Name, um sein Produkt auch weltweit mit Erfolg absetzen zu können. Aus den japanischen Silben seines Namens Ishi (Stein) und Bashi (Brücke) formt der Unternehmer das englische Wort Bridgestone und gründet 1931 die Bridgestone Tire Company mit der ersten Reifenfabrik in Kurume. Der Verkauf beginnt mit einem gewagten Garantieversprechen: kostenloser Ersatz im Fall eines Defekts.
Im ersten Jahr musste die junge Firma 100000 Reifen austauschen.Trotzdem gewinnt auch dieses Unternehmen von Ishibashi-san rasant an Fahrt. Bereits 1932 werden Bridgestone-Reifen von den großen US-Automarken Ford, General Motors und Chrysler zugelassen, der weltweite Handel blüht auf, bis das Handelsembargo der USA im Zuge des japanisch-chinesischen Kriegs (ab 1937) den Export schnell wieder einbrechen lässt.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kommt der weltweite Reifenmarkt wieder richtig ins Rollen. 1960 wird das Werk in Tokio eröffnet, gleichzeitig eine Arbeiter-Siedlung mit eigener Infrastruktur - vom Supermarkt bis zum Krankenhaus - geschaffen. 1962 folgt das Werk in Nasu,
100 Kilometer nördlich von Tokio, heute mit 870 Beschäftigten die Produktionsstätte für alle Bridgestone-Motorradreifen. Pro Tag werden hier 6300 Motorradreifen gebacken. Das Besondere: Jeder einzelne Reifen wird per Hand inspiziert. Erst wenn der Inspektor zufrieden ist, drückt er seinen Kontrollstempel auf die Seitenwand.
1973 zieht sich Ishibashi aus der Firmenleitung zurück. In seinem Vermächtnis an die Nachfolger greift er nochmals die Gedanken auf, die sein Unternehmertum in den letzten sieben Jahrzehnten begleitet haben: profitabel arbeiten, gute Produkte für zufriedene Kunden entwickeln und einen respektvollen Umgang mit allen Arbeitern und Angestellten pflegen.
Seit 80 Jahren rollen Bridgestone-Reifen durch die Welt. Zuvor machte sich Firmengründer Shojiro Ishibashi (1889-1976) bereits mit Tabis (japanischen Trachten-Socken) einen Namen.
1906 übernimmt Ishibashi den elterlichen Textilbetrieb in Kurume/Japan.
1930 wird der Prototyp des Bridgestone-Autoreifens in der Dimension 29 x 4.5 Zoll vorgestellt.
1962 läuft im neuen Werk Nasu/Japan der erste Motorradreifen vom Band. Bis heute werden alle Bridgestone-Motorradreifen hier gefertigt.
1985 werden erstmals mehrere Gummimischungen (Multicompound) in einem Reifen (BT 012) verarbeitet.
Kaum machte die Einladung nach Tokio die Runde, hagelte es an Ratschlägen und Empfehlungen aus dem Kollegenkreis: Unbedingt den Tokyo Tower ansehen - aber nur bei Nacht. Der Yen steht schlecht, aber vielleicht kannst du im Akihabara-Viertel eine Canon G11 günstig schießen. Wenn du in Motegi bist, vergiss die WM-Läufe, geh direkt ins Honda-Museum - das ist der Oberhammer. Vorsicht mit den Knöpfen neben den Toilettensitzen . . .
Genug für einen Vier-Wochen-Trip, mir bleiben vier Tage netto, sprich: durchhasten, abhaken, schon jetzt brummt der Kopf. Auf dem Flughafen Tokyo Narita wird plötzlich alles anders. Die uniformierte Dame hinter dem Einreiseschalter balanciert meinen Reisepass mit beiden Händen wie ein kostbares Kleinod und reicht ihn vorsichtig über den Tresen. Dazu ein warmes Lächeln und eine tiefe Verbeugung: "Welcome to Japan!" Die Szenerie wiederholt sich wenig später im Shuttlebus nach Tokio City. Nachdem alle Fahrgäste Platz genommen haben, betritt die Fahrkartenkontrolleurin nochmals lächelnd den Bus und spricht mit einer tiefen Verbeugung ihren Dank aus: "Thank you for travelling with us!"
Die Türen zischen zu, das Kontrastprogramm beginnt. Hinein in die drangvolle Enge Tokios, in der sich ein Geflecht aus übervollen, übereinander geschachtelten Schnellstraßen kaum mehr als eine Armlänge entfernt an Fenstern von Büro- und Wohnungstürmen vorbeiwindet. U-Bahn-Stationen saugen bis spät in die Nacht Menschenmassen in sich hinein und spucken sie wieder aus. Doch auf einen Schlag läuft das hochfrequente Durcheinander in Zeitlupe ab - sobald man ein Geschäft betritt, ins Restaurant geht oder nur nach dem Weg fragt. Plötzlich ist da der Moment der Begegnung, der respektvollen Verneigung, des Lächelns, der wie ein kostbares Ritual zelebriert wird.