Erstaunlich viele Urlaubsziele lassen sich per Schiff erreichen. Informieren Sie sich hier, was für eine Fährpassage spricht und was man bei Planung und Buchung beachten sollte.
Erstaunlich viele Urlaubsziele lassen sich per Schiff erreichen. Informieren Sie sich hier, was für eine Fährpassage spricht und was man bei Planung und Buchung beachten sollte.
Wir finden uns recht schnell zusammen: Aus zwei Motorradfahrern auf der Seereise nach Schottland werden bald acht, die gemeinsam um einen Tisch im "Columbus Nightclub" der "Princess of Norway" sitzen. Wir fahren über den dunklen Nordatlantik in Richtung Schottland. Vorne läuft das Showprogramm: In wechselnden Kostümen wirbeln attraktive Tänzerinnen auf der Bühne herum. Wer hätte gedacht, dass zur Crew der Fähre auch ausgebildete Tänzerinnen gehören? Der Pianist in der "Compass Bar" muss auf seine Weise dafür sorgen, dass im Schiff Stimmung aufkommt. Das Entertainment soll verhindern, dass die Passagiere zu früh ins Bett gehen - denn dort geben sie kein Geld aus. Dennoch: Es ist eine bequeme Anreise übers Meer. Hotel und Transportmittel sind identisch, und nach dem Aufenthalt in der Bar kann man in der Dunkelheit noch die Seeluft genießen.
"Eine Seefahrt, die ist lustig ..." - meistens jedenfalls. Wer mit dem eigenen Bike auf Europas zahlreichen Inseln touren möchte, muss das Schiff benutzen. Ansonsten gibt es dank des Tunnels nach Großbritannien und dank zweier Brücken zwischen Dänemark und Schweden in Europa tatsächlich nicht mehr viele Ziele, die sich wirklich nur per Schiff erreichen lassen. Eine Fährüberfahrt ist trotzdem oftmals die bequemere Anreise, denn sie spart Nerven, Reifenprofil und Urlaubstage. Auch nach Griechenland gelangt man tatsächlich auf dem Landweg. Doch die Tour ist nicht ohne. Entspannender ist es, nur bis Venedig auf eigenen Reifen zu fahren und die restlichen Straßenkilometer gegen Seemeilen einzutauschen. Das hat auch den Vorteil, dass die Sozia die Sonne und den Pool auf dem Achterdeck einer Fähre genießen kann, anstatt sich nach vorne durch die Wechselsprechanlage über ihren schmerzenden Rücken zu beklagen. Gleiches gilt für die Anreise in die baltischen Staaten: Wer keine Lust auf öde Straßen durch Polen hat, kann sich über die Ostsee schippern lassen. Fähren gibt es viele. Vor allem sind es viel mehr Strecken, als ein durchschnittlicher Angestellter im Reisebüro weiß. Man vergleicht die Routen deshalb besser vom eigenen Schreibtisch aus im Internet. Wie bringt man beispielsweise seine Sozia samt Maschine nach Norwegen? Im Reisebüro wird natürlich die Color Line empfohlen. Gute Schiffe, kein Zweifel, doch auch nicht ganz billig. Günstiger geht es nach Norwegen via Schweden (u. a. nach Göteborg oder Varberg) mit der Stena Line. Wer die Schärenküste Norwegens weiter hoch fahren will, startet dank der Fähre gleich in Bergen (Fjord Line). Wen es nach St. Petersburg zieht, fährt direkt per Fähre oder - deutlich günstiger - mit einer Frachtfähre von Scandlines nach Ventspils/Lettland und erst von dort aus per Achse. Oft stellt sich die Frage, wie viele Straßenkilometer man sich durch mehr Seemeilen ersparen kann und will. Nach Griechenland beispielsweise kann man ab Venedig, Ancona oder Bari fahren. Je weiter südlich der Abfahrtsort, desto günstiger das Fährticket. Dafür schlagen dann die italienischen Autobahngebühren (www.autostrada.it) ins Kontor. Island im Nordatlantik ist das einzige Reiseziel in Europa, für das man keine Alternativrouten und Preise für die Fährüberfahrt vergleichen kann: Dorthin fährt nur die "Norröna" der Smyril Line.
Bei einigen Fährgesellschaften kann man auch Fähre und Hotels zusammen buchen. Die Detailplanung erfordert allerdings einige Recherchestunden im Internet. Erfreulicherweise hilft dabei die sehr informative und umfassende Website www.faehrverband.org, von deren Karte aus man weiter zu den einzelnen Linien klicken kann.
1994 wurde der Eurotunnel zwischen Frankreich und Großbritannien fertiggestellt. Seit 2000 kann man auch "trockenen Fußes" von Deutschland nach Schweden gelangen. Mit der Großen-Belt-Brücke (seit 1996) sowie mit der Öresundbrücke (fertiggestellt im Juli 2000) gelangt man von Dänemark ohne Fährüberfahrt nach Schweden. Über die Straße von Messina, das heißt vom italienischen Festland nach Sizilien, wird derzeit eine Brücke gebaut. Die Bauarbeiten für eine Brücke über den Fehmarnsund nach Dänemark über die 19 Kilometer breite Meerenge sollen 2012 beginnen und 2018 abgeschlossen sein. Sicher ist: Alle diese Landverbindungen sind mautpflichtig oder werden es demnächst sein. Weiterer Nachteil: Man muss je nach Ausgangs- und Zielort teilweise erhebliche Umwege in Kauf nehmen. Der Vorteil von Brücken und Tunneln: Man braucht ihre Nutzung nicht im Voraus buchen und ist nicht auf bestimmte Termine angewiesen.
Wer auf zwei Rädern durch die USA touren will, wird dort meistens ein Motorrad mieten. Es sei denn, er hat viel Zeit und lässt sein eigenes Bike nach Übersee speditieren. Für näher gelegene Ziele bevorzugen viele Motorradfahrer lieber ihr eigenes Gefährt, denn Leihmotorräder, beispielsweise in Griechenland, entpuppen sich nicht selten als abgehalfterte Gurken, mit denen kein richtiger Fahrspaß mehr aufkommt. Von Sicherheit (Bremsen, Lager, Reifenprofil) ganz zu schweigen. Auch die Gepäckmitnahme gestaltet sich auf Mietbikes problematisch, denn "Seitenkoffer und Topcase vorhanden" kann durchaus bedeuten, dass am Mietbike irgendwelche Schminkköfferchen angeschraubt sind. Allein die Frage, wie man sein Gepäck samt Stiefeln, Kombi und Helm bis zum Motorradvermieter transportiert, führt oft dazu, dass man lieber von zu Hause aus startet und eine Schiffspassage einplant. Hinzu kommt, dass der Urlaub fast die einzige Möglichkeit ist, mal intensiv Zeit mit der eigenen Maschine zu verbringen.
Nicht alle Schiffe haben eine flache und griffige Auffahrrampe. Etwas Umsicht ist daher gefragt. Die Hilfsbereitschaft der Besatzungen variiert stark.
Das Motorrad muss auf jeder Fährüberfahrt verzurrt werden. Material dazu ist auf allen Schiffen vorhanden. Meist verzurren Schiffsarbeiter die Motorräder, aber für sie sind Maschinen nur ein Stückgut wie alles andere. Es kann also sinnvoll sein, beim Verzurren zu helfen, damit die Bänder an den richtigen Stellen angelegt werden. Meist steht das Motorrad auf dem Seitenständer (d. h. auf drei Punkten) sicherer als auf dem Mittelständer und nur einem Rad. Um das Motorrad gut zu verspannen, kann es sinnvoll sein, zu zweit zu arbeiten: Einer drückt die Gabel so tief wie möglich in die Federung, und der andere spannt solange nach vorne-unten auf beiden Seiten ab.
Zum Standard der Fährschiffe: Der ist meist erfreulich hoch. Nur auf den Frachtfähren ins Baltikum ist das Ambiente an Bord rustikaler. Dafür sind dort häufig im Ticketpreis auch die Mahlzeiten enthalten. Normalerweise ist dies nicht der Fall, und Essen auf einem Schiff ist teuer. Übliche Preise: 12 bis 15 Euro fürs Frühstücksbüfett, 15 bis 20 Euro fürs Mittagessen, 20 bis 35 Euro fürs Abendbüfett. Angesichts der Alkoholbestände im Duty-free-Shop ist zu beachten: In Skandinavien gelten niedrigere Promillegrenzen als in Deutschland. In Estland liegt das Limit sogar bei 0,0 Promille. Da auch die dortige Polizei weiß, dass es an der Bar mancher Schiffe recht lustig zugeht, werden oft Alkoholkontrollen direkt an der Hafenausfahrt vorgenommen.
Viele Schiffe im Mittelmeer haben einen Pool auf dem Achterdeck. Im Norden verfügen manche Schiffe auch über eine Sauna. All dies lässt sich vorab im Internet recherchieren. Handtücher liegen keine bereit - wer das erwartet, sollte sich auf einem Kreuzfahrtschiff einbuchen. Während der Überfahrt bleibt das Autodeck verschlossen, das heißt, man sollte vorher schon an seine Badeklamotten denken.
Erfreulicherweise ist für Motorräder - anders als für Autos - meistens noch ein Platz frei, das heißt, eine Reservierung ist nicht in jedem Fall notwendig. Anders verhält es sich bei Nachtfahrten mit den Kabinen. Üblicherweise sind die günstigsten und die teuersten Kabinen zuerst vergeben.
In der Regel sollte man spätestens eine Stunde vor Abfahrt des Schiffes im Hafen bereitstehen. Wer später kommt, wird vielleicht beruhigt feststellen, dass die Beladung des Schiffes noch im Gange ist. Dumm nur, wenn man erfährt, dass die gebuchte Kabine soeben an einen Stand-by-Passagier vergeben wurde. Spätankömmlinge, die keine Kabine brauchen, werden nach etwas Palaver zumindest auf den Mittelmeerfähren oft noch mitgenommen.