Kaum weg und schon wieder heim. Unterwegs kann ein halbes Jahr verdammt kurz werden.
Kaum weg und schon wieder heim. Unterwegs kann ein halbes Jahr verdammt kurz werden.
Gerade packt uns der große Katzenjammer. Denn wenn diese MOTORRAD-Ausgabe erscheint, sind wir fast schon wieder zurück. Sechs Monate waren Franca und ich dann in Südamerika unterwegs. Sechs Monate, die uns wie sechs Wochen vorkommen. Manchmal freilich freuten wir uns sehr auf zu Hause, auf unsere Familien und Freunde. Und darauf, endlich einmal wieder in einem bequemen Bett zu schlafen, etwas anders als ständig Hühnchen mit Reis und kalten Pommes serviert zu bekommen und mal wieder ohne Badelatschen unter einer Dusche zu stehen, aus der a: ein kräftiger und b: ein heißer Wasserstrahl sprudelt. An anderen Tagen hätten wir dagegen nonstop bis Alaska weiter fahren können. Klar, dass diese Tage deutlich in der Überzahl waren.Zum Glück haben wir im Moment noch knapp vier Wochen vor uns. Je nach Streckenwahl und Lust und Laune trennen uns 2500 bis 3500 Kilometer von Quito in Ecuador, von wo aus wir schließlich zurück fliegen werden. Mit ungefähr 160 belichteten Filmen im Gepäck und einem Kopf voller Erinnerungen. Zur Isla Inkawasi, die mitten auf dem Salar de Uyuni in Bolivien liegt, würden wir am liebsten sofort zurückkehren. Dieses kakteenbestandene Eiland, umgeben vom strahlenden Weiß des größten Salzsees der Welt, gehört zum Schönsten, was uns je unter die Augen kam. Und nie werden wir die in einer einfachen Lehmhütte lebende Familie vergessen, die, als uns auf einer völlig desolaten Piste in Argentinien das Wasser und die Kräfte ausgingen, so selbstlos ihre Hilfe anboten, als hätten sie alles im Überfluss. Klaus, der ebenfalls auf einer »Monsterkuh« in Südamerika unterwegs war und in Peru einen tödlichen Unfall hatte, wird immer in unserem Gedächtnis bleiben. Wir waren ganz in der Nähe und wollten uns ein paar Tage später mit ihm treffen. Wir können bis heute nicht fassen, was passiert ist. Als wir von dem Unglück erfuhren, wären wir am liebsten sofort nach Hause geflogen.Wir reisen übrigens nicht mehr alleine, seit wir in der Atacama-Wüste zum ersten Mal Robert und Claudia auf ihrer KTM Adventure und Yamaha XTZ 660 Ténéré getroffen hatten, kreuzten sich unsere Wege so oft, dass wir beschlossen fortan gemeinsame Sache zu machen. Die beiden änderten ihre Route, fliegen nicht wie geplant von Buenos Aires nach Hause, sondern fahren mit uns von der alten Inka-Hauptstadt Cuzco in Peru bis nach Ecuador. Überhaupt haben wir auf den Straßen und Pisten in Chile, Argentinien, Bolivien und Peru bisher mehr Motorradreisende getroffen als erwartet: insgesamt 22 Aussteiger auf Zeit, die sich entweder für eine Weile beurlauben ließen oder sogar ihren Job für dieses Abenteuer aufgegeben haben. Zum Beispiel Christian und Almuth, die auf zwei betagten Honda XL 250 völlig unbeschwert zu ihrer ersten »großen« Motorradreise aufgebrochen sind. Oder Uli und Pete, die mit so wenig Gepäck auf einer BMW R 80 GS Basic reisten, als seien sie nur für ein Wochenende und nicht ein für halbes Jahr unterwegs. Und schließlich trafen wir David und Jane aus Australien, die mit zwei Honda Transalp on Tour sind, uns stundenlang mit unglaublich komischen Geschichten unterhielten und vermutlich noch nie im Leben ihre gute Laune verloren haben.So Leute, wir müssen weiter, wenn wir Ecuador bis Mitte August erreichen wollen. Was uns unterwegs alles passiert ist und wie es in einer Vollmondnacht auf dem Salar de Uyuni aussieht, könnt ihr im Internet unter www.motorradonline.de erfahren. Oder ihr fragt gleich euren Chef, ob er euch für eine Weile ziehen lässt...