Ein starkes Foto entsteht im Kopf, noch bevor der Auslöser der Kamera gedrückt wird. Hört sich einfach an? Das ist es auch. Die besten Tipps und Tricks um tolle Bilder zu gestalten.
Ein starkes Foto entsteht im Kopf, noch bevor der Auslöser der Kamera gedrückt wird. Hört sich einfach an? Das ist es auch. Die besten Tipps und Tricks um tolle Bilder zu gestalten.
Fotografieren war noch nie so leicht wie heute. Einfach auf den Auslöser des Handys oder der Digitalkamera drücken, die Vollautomatik wird’s schon richten. Doch zu Hause beim Betrachten der Fotos hält sich die Begeisterung dann in engen Grenzen. Da steht ein Motorrad genau mittig im Bild, kein Mensch ist weit und breit zu sehen, das nächste Foto mit dem sensationellen Sonnenuntergang in der Bretagne ist viel zu hell und der Horizont läuft furchtbar schief, und bei dem tollen Kurvenfoto hängen die fetten Kabel einer Stromleitung vor dem blauen Himmel. Mal eben schnell geknipst. Für manche reichen diese Erinnerungsbilder („E-Fotos“), aber wer mehr erwartet hat, ist dann einfach nur enttäuscht. Was tun?
Denken, und zwar früh genug, bevor der Auslöser gedrückt wird. Ein paar kleine Fotofehler lassen sich zwar mit Photoshop und Co. korrigieren, aber wer grundsätzlich sauber und durchdacht fotografiert, kann auf die zum Teil aufwendige Nachbearbeitung am Rechner weitgehend verzichten. Nachdenken alleine hilft allerdings wenig, man benötigt auch Grundkenntnisse des Fotografierens. Zum Beispiel zum Thema Bildaufbau, zum Erkennen eines Motivs, zur Wahl der perfekten Brennweite oder dem Spiel mit Verschlusszeiten, selektiver Schärfe und dem optimalen Licht. Dann wird es wirklich leicht, seine eigenen Fotos zu verbessern. Schnappschuss oder Wettbewerbsfoto, dazwischen liegen oft nur ein paar Gedankensprünge.
Können Sie sich noch an die Motivklingel erinnern? Die hat jeder serienmäßig an Bord, und sie klingelt, sobald sie ein Motiv erkannt hat. Nun gilt es, eine Bildidee zu entwickeln und diese gekonnt in ein Foto zu verwandeln. Dabei gibt es nur selten die eine ideale Lösung. Zehn Fotografen können von einem Motiv zehn unterschiedliche Bilder machen, weil jeder eine andere Idee hat.
Die eigene Kamera sollte dabei keine geheimnisvolle Blackbox sein; sie genau zu kennen, verhilft zu schnellen und technisch präzisen Fotos. Welches Bildprogramm soll ich aber wählen? „P“ bedeutet keineswegs „Profi“, sondern Programmautomatik. Hier übernimmt die Kamera das Denken, wählt Blende und Verschlusszeit nach eigenem Gutdünken. Selten eine gute Idee. Zu empfehlen sind Blenden- oder Zeitautomatik „S“ bzw. „A“, wo der Fotograf einen der Werte selbst bestimmt und so die Kontrolle behält.
Noch wichtiger sind die Autofokus-Optionen. Die meisten Kameras haben verschiebbare Autofokus-Messfelder, die im Display oder im Sucher angezeigt werden. Genau dort misst der AF. Aber bitte nicht einen der häufigsten Bildfehler wiederholen, das wichtige Detail genau in die Mitte zu platzieren, nur weil das AF-Messfeld sich dort befindet.
Solche Bilder sind meist langweilig. Wie das alles im Detail funktioniert, verrät die Betriebsanleitung jeder Kamera. Es kann nicht schaden, diese Beschreibung zu seiner Lieblingslektüre zu machen.
Viel wichtiger als die Technik ist es aber, die Bildidee mit den gestalterischen Mitteln umzusetzen. Eines der wichtigsten ist der Goldene Schnitt. Den wussten bereits die alten Griechen einzusetzen, er definiert die Harmonie in einem Bild, Foto oder Objekt. Die griechischen Tempel entstanden nach diesen Gesetzmäßigkeiten, und noch heute empfinden wir ihre Proportionen als äußerst harmonisch. Der Goldene Schnitt ist das Verhältnis von Geraden und Flächen zueinander. Vereinfacht ausgedrückt, drittelt diese Regel ein Bild in jeweils zwei vertikale und horizontale Linien. An deren vier Kreuzungspunkten sollten die bildwichtigen Details positioniert werden, damit das Bild harmonisch wirkt. Viele Kameras erlauben das Einblenden von Gitterlinien im Sucher oder Monitor. Diese helfen nicht nur, einen geraden Horizont aufs Bild zu bekommen, sondern erleichtern auch das Finden des Goldenen Schnitts und damit den angestrebten asymmetrischen Bildaufbau.
Ebenfalls wichtig ist die Bildaufteilung in Vorder-, Mittel- und Hintergrund. Das gilt besonders für Weitwinkelobjektive, wo das Foto eine viel stärkere räumliche Tiefe hat, wenn ein Objekt im Vordergrund deutlich betont wird. Aber auch bei Teleaufnahmen bringt diese Aufteilung die erwünschte Tiefe ins Bild. Allerdings gibt es durchaus Motive, die allenfalls über einen Mittelgrund verfügen, weil die beschriebene Aufteilung gar nicht möglich ist. Schlecht werden muss das Foto dadurch noch lange nicht.
Diagonalen bringen Dynamik in ein Foto und sind wichtig für die Blickführung. Diagonalen müssen nicht Linien sein, es können auch zum Beispiel Straßen oder einzelne Details sein, die aufgrund ihrer Anordnung eine optische Diagonale bilden.
Steigt diese Diagonale von links nach rechts, empfinden wir die Aussage als positiv, fällt sie von links oben nach rechts unten, wirkt das eher negativ, was aber keineswegs schlecht sein muss. Es kommt auch hier auf die Bildidee an.
Die Blickführung beschreibt, wie das Auge durchs Bild wandert, wo man zuerst hinsieht und wohin der Bildaufbau den Blick leitet. Ist das Foto geschickt arrangiert, führt die Komposition den Blick des Betrachters durch das Bild. Das kann mit Diagonalen oder mit der Anordnung diverser Details im Foto realisiert werden. Immer sollte ein Motorrad in das Bild hineinfahren und nicht heraus. Gleiches gilt für Porträts von Menschen oder Tieren, hier braucht ihr Blick Raum vor den Augen. Deshalb wählt man den Bildausschnitt am besten so, dass die Augen des Porträtierten in das Bild hinein sehen.
Aber bitte nicht sklavisch an diese Gestaltungsregeln halten. Sie zu kennen, ist wichtig, aber die eigene Kreativität beim Umsetzen der Bildidee ist noch wichtiger. Manchmal gewinnt ein Foto an Spannung, wenn man die Regeln bewusst missachtet. Platziert man beispielsweise ein Gesicht an den Bildrand und die Augen sehen aus dem Bild heraus und nicht hinein, fragt sich der Betrachter, was der Mensch dort sieht. Das steigert die Spannung. Genauso gut kann der Horizont aus der eigentlich empfohlenen Position bei einem Drittel oder zwei Dritteln der Bildhöhe ganz weit nach unten gerückt werden. Das hebt die Dominanz des Himmels hervor. Hauptsache, der Horizont verläuft nicht genau in der Mitte, das wirkt meist langweilig.
Am wichtigsten ist ohnehin die eigene Kreativität, sobald die Motivklingel Alarm schlägt. Ein gutes Bild braucht und verdient Zeit: Ein Motiv mit unterschiedlichen Brennweiten zu versuchen, das Spiel mit der Tiefenschärfe, die abhängig ist von der Blende des Objektivs und seiner Brennweite. Es braucht Zeit, die Perspektive zu wechseln, mal von unten oder oben, von links oder rechts zu fotografieren, und auf die Details zu achten, die ein Foto stören können. Verständnisvolle Reisepartner, die es akzeptieren, wenn man auf der Suche nach der besonderen Perspektive 20 Minuten durch die Botanik robbt, sind ein Geschenk.
Konzentration ist besonders bei Weitwinkelobjektiven gefordert, die neigen zur „Geschwätzigkeit“, fangen mitunter zu viele Details ein, die ein gutes Foto stören können. Vielleicht passt auch das harte Mittagslicht ganz und gar nicht zur Bildidee, dann ist es optimal, die Zeit zu haben, noch mal wiederzukommen, im warmen Licht der Abendsonne oder sogar nachts. Dann wird das Motiv völlig anders wirken. Meistens nämlich deutlich besser. Letztendlich kommt noch ein Faktor dazu, der sich zwar mit präziser Planung beeinflussen lässt, aber eben nicht komplett: das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Wer nun auch noch vorhat, mit seinen Reisefotos einen Vortrag zu halten, ein Fotobuch zu gestalten oder seine Produktion sogar einer Zeitschrift zur Veröffentlichung anzubieten, dem nutzt es wenig, wenn er zwei Dutzend eindrucksvolle Bilder mit einem winzigen Motorrad in einer gewaltigen Landschaft auf den Chip gebrannt hat. Vielfalt und Perspektivwechsel sind angesagt!
Hier ein Porträt, dort die Nahaufnahme einer Blume oder einer toskanisch bunten Haustür, ein dynamisches Bild vom Soziussitz während der Fahrt, vielleicht sogar ein knackscharfer Mitzieher vom fahrenden Bike (die hohe Kunst der Kamerabeherrschung), ein lebendiger Markt in der Provence oder ein geheimnisvolles Nordlicht in einer sternenklaren Nacht auf den Lofoten. Fotos können nachhaltig beeindrucken, aber das hängt wesentlich von der Kompetenz des Fotografen ab. Die besten „Knipser“ haben ihr Bild schon im Kopf, bevor sie auf den Auslöser drücken.
Das Angebot am Kameramarkt ist riesig, die Preisdifferenzen auch. Welche ist nun aber die optimale Begleiterin, um von der Motorradreise starke Bilder mitzubringen?
Herbert S. aus B. versteht die Welt nicht mehr. Seine 5000 Euro teure Profikamera liefert keine knackscharfen Bilder. Warum nur? Das Budget war mit dem Hightech-Boliden fast erschöpft, es blieben nur noch ein paar Hunderter für eines dieser „Urlaubszooms“ mit riesigem Brennweitenbereich übrig. Die können zwar viel, aber den Bildern mangelt es an Schärfe. Die Qualität des Objektivs entscheidet nach wie vor, wie scharf und brillant ein Foto wird. Die digitale Kamera wandelt auf ihrem Sensor lediglich das Licht in elektrische Signale für den Bildprozessor um, der das Foto berechnet.
Zweites Qualitätskriterium ist die Größe des Sensors. Bei kompakten Kameras misst die Sensorfläche nur 29 mm². Die beliebten Bridge-Kameras haben zumeist ähnliche Sensoren, aber viel bessere Zoomobjektive und liefern deshalb Fotos, die für Ausdrucke bis 20 x 30 cm geeignet sind und die man per Beamer bis zu drei Meter breit auf die Leinwand projizieren kann. Groß im Kommen sind die spiegellosen Systemkameras mit Wechselobjektiven (DSLM). Sie sind kleiner, aber nicht unbedingt billiger als Spiegelreflexkameras (DSLR). Die besten ihrer Gattung (Olympus OM-D, Fuji XT1 oder Sony Alpha 7) liefern hochqualitative Bilder, die denen einer DSLR nicht nachstehen. Allerdings haben die Newcomer oft noch Schwächen in der Bedienung, sie haben keine optischen Sucher wie die DSLR, dafür zumeist einen praktischen Klappmonitor.Am oberen Ende der Qualitätsskala finden sich die DSLR. Sie verfügen entweder über einen DX- bzw. APS-C-Sensor mit der Fläche von 367 mm² oder im Vollformat sogar über 864 mm². Je größer der Sensor ist, desto mehr Platz haben die einzelnen Pixel, desto schärfer und feinkörniger werden die Bilder. Die Anzahl der Pixel ist kein Qualitätskriterium. Je mehr Megapixel sich auf einem Sensor drängeln, desto rauschempfindlicher ist die Kamera bei höheren ISO-Zahlen und wenig Licht, die Bilder werden körniger und unschärfer. Viele Hersteller sind inzwischen vom Megapixelwahn abgerückt, versuchen stattdessen, eine vernünftige Balance zwischen Sensorgröße und MP zu finden und somit die Bildqualität zu steigern.
1. Denken: So banal es klingt, ein gutes Foto entsteht im Kopf, bevor der Auslöser gedrückt wird, und keineswegs daheim am Computer. „Wenn dein Bild nicht gut genug ist, warst du nicht nah genug dran“, sagte einst die Fotografenlegende Robert Capa. Wobei er nicht die räumliche Nähe meinte, sondern das gedankliche Auseinandersetzen mit dem Motiv.
2. Licht: Steile Mittagssonne ist Gift für Fotos. Je flacher die Sonne steht, desto wärmer, weicher und plastischer ist das Licht. Zwielicht und Gegenlicht schaffen besondere Stimmungen.
3. Ungewöhnliche Zeiten: Nachtaufnahmen sind aufwendig, aber faszinierend. Noch schöner werden die Bilder zur „blauen Stunde“, also etwa 20 bis 30 Minuten nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang. Ein Stativ ist bei diesen Fotos Pflicht.
4. Bildgestaltung: Ohne grundlegende Kenntnisse der Bildkomposition – Goldener Schnitt, Diagonale, Bildaufteilung in Vorder-, Mittel- und Hintergrund – wird kaum ein gutes Foto gelingen. Gitterlinien im Sucher einblenden (auch für geraden Horizont)!
5. Experimentieren: Von ein und demselben Motiv mehrere Bilder machen, mit unterschiedlichen Brennweiten aus verschiedenen, auch ungewöhnlichen Perspektiven. Experimente können leicht in die Hose gehen, aber auch zu überraschenden Ergebnissen führen.
6. Farben: Schwarzes Motorrad, schwarz gekleideter Fahrer, schwarzer Helm – der GAU der Farbfotografie. Die Devise für ein besseres Bild heißt Farbe wagen, helle Jacke, bunter Pullover, ein oranges Zelt, vielleicht ein roter Helm, aber bitte keine Warnweste.
7. Zeit nehmen: Schnappschüsse können reizvoll sein, aber ein gutes Foto braucht Zeit. Zeit zum Denken, Zeit zum Ausprobieren, Zeit zum Fotografieren.
8. Dynamik: Lange Belichtungszeiten sorgen vor allem bei bewegten Motiven (Mitzieher, Mitfahrer, Wischer) für Spannung. Experimentieren mit Zeiten und Bildausschnitten. Fotografieren auf dem verdammt schmalen Grat zwischen Grütze und genial.
9. Vorbilder: Herausragende Fotos analysieren: Warum gefällt mir das Bild? Was beeindruckt mich? Was fasziniert mich? Vorbilder analysieren, aber nicht kopieren (z. B. Ansel Adams, Sebastião Salgado, Art Wolfe).
10. Weniger ist mehr: Auf das Bildwichtige konzentrieren. Nicht versuchen, alles, was das Auge sieht, auch aufs Foto zu pressen. Überfüllung macht beliebig und langweilig.