Dr. Ulrich Hackenberg ist im normalen Leben einer der Topmanager der Automobilszene. Als Entwicklungsvorstand der Audi-Gruppe ist er nun auch für Ducati zuständig. Bei einer Ausfahrt mit der neuen Scrambler erzählt er sein Motorradfahrerleben.
Dr. Ulrich Hackenberg ist im normalen Leben einer der Topmanager der Automobilszene. Als Entwicklungsvorstand der Audi-Gruppe ist er nun auch für Ducati zuständig. Bei einer Ausfahrt mit der neuen Scrambler erzählt er sein Motorradfahrerleben.
Sein Leben auf zwei Rädern begann mit Vaters NSU Quickly. Mit ihm machte der junge Hackenberg die Gegend unsicher. Schnell war klar: Das Teil ist zu leise und zu langsam. Als erster Vorgriff auf die zukünftige Karriere wurde der Ansaugstutzen aus Gummi nach vorne gedreht, was den Roller immerhin lauter machte. Autofahren wurde dann seine Passion. Logischerweise studierte man Kraftfahrwesen an der TH Aachen, wurde Hiwi und bekam sogar die Chance, zu promovieren. Zuständig war er für den Bereich Fahrdynamik, wobei es in seiner Forschungsgruppe immer um das Zusammenspiel Mensch, Fahrzeug, Straße ging. Sein Bereich musste ein Gutachten übernehmen. Es ging um die Unfallserie der Honda Goldwing mit Verletzten und Toten.
So machte der inzwischen promovierte Dr. Hackenberg mit 27 seinen Führerschein, kaufte eine Goldwing, die nur zehn Herstellungsnummern später produziert wurde als die verunfallte, und holte sie auch selbst in Hamburg ab. Seine erste große Fahrt mit dem Motorrad – gleich mit einer 1000er. Das ging zuerst langsam, doch später rund um Aachen schon flotter. Denn einem Motto bleibt er bis heute treu: Er sehe sich immer als eine der Testpersonen. So habe er selbst gelernt, und so könne er die Lernerfahrungen an sich selbst testen. Das Motorrad war so weit in Ordnung, es sei denn, man baute gewisse Teile dran und verstimmte so das System. Lenkerverkleidung, Koffer, dann wurde es kritisch.
Ganz erfolgreich baute Hackenberg dann eine Vorlesungsreihe „Motorradtechnik“ an der TH Aachen auf. Als er zu Audi ging, behielt er das Motorradfahren bei. Zumal seine Frau aus Indien stammt und man sich eine Enfield zulegte, um sich dort zu bewegen. Die Maschine hat inzwischen gut 30 000 Kilometer drauf. Ein Riesenspaß. Die Gattin fährt inzwischen tapfer mit, was nicht einfach war, weil sie eine Intensivstation in einem Klinikum leitete. Nun sei sie überall dabei. Er nehme gerne auch Gravel Roads in den USA oder in Afrika unter die Räder.
Dass er jetzt wieder mit dem Motorrad beruflich zu tun hat, freut ihn. Wenn auch für Ducati wenig Zeit bleibe neben seiner Funktion als Technikchef der Audi-Gruppe, wo auch Lamborghini und Italdesign betreut werden müssen. Bei Ducati mache er so den Paten und schaue sich die sehr interessante Technik an. Will Synergien finden, beispielsweise bei der Motorsteuerung oder der Lichttechnik. Auch in die Konzepte als Ganzes bringe er sich ein. Wie etwa bei der Scrambler oder auch den Maschinen, die in Vorbereitung sind. Mit Claudio Domenicali verstehe er sich gut, auch beim Thema Motorsport. Dennoch bliebe sein Job das Auto – 24 Stunden am Tag, den größten Teil seines Lebens. Es fessle ihn emotional. Von Ducati hat er eine hohe Meinung: sehr spezialisiert, sehr ausgefeilte Motorentechnik, hohe Kompetenz. Immer wenn es um hohe Drehzahlen gehe, sei Ducati eine gute Adresse. Umgekehrt könne Ducati in Sachen Vernetzung, Materialtechnik und Fertigungstechnik von Audi profitieren. Und im Vertrieb sei noch ein Riesenpotenzial. Die Frage nach dem ersten Desmo-Audi fand er am Ende des Gesprächs ziemlich interessant.