PS-Cup-Checker beim GSX-R 750-Cup
Irgendwie fühlt es sich so an, als ob ich nach Jahren wieder nach Hause komme. Der neue GSX-R 750-Cup ist nämlich viel näher am Beginn meiner Racing-Laufbahn dran, als das zunächst aussehen mag. Denn 2001 wollte ich einfach mal probieren, wie das so ist mit dem „richtigen“ Rennfahren in einem organisierten Cup und startete damals als Frischling im SV 650 S-Cup von Suzuki. Der GSX-R 750-Cup gibt nun ein ähnliches Bild ab wie damals. Alles wirkt noch frisch und neu. So gibt es zum Beispiel nur eine kleine Gruppe von etwa zwei, drei Fahrern, die richtig schnell sind und ein großes Mittelfeld mit vielen Motivierten aller Altersstufen, die per GSX-R-Cup schneller werden, richtig Spaß am Rennfahren haben und sich mit gleichem Material messen wollen - genau wie ich damals im SV-Cup. Genau dafür haben die aktuellen Macher Dirk Schnieders, Manuel da Silva und Peter Bales den Cup ins Leben gerufen.
Als perfekte Protagonistin für diesen Job hat sich für mich die Suzuki GSX-R 750 herausgestellt. Das von mir pilotierte L1-Modell ist so handlich, dass ich mich nach meinen 1000er-Jahren glatt erst mal daran gewöhnen musste. Zu Beginn des ersten freien Trainings wäre ich in der Hotelkurve von Oschersleben sogar fast innen auf das Gras gefahren. Die 750er ist zwar sehr drehfreudig, aber man muss sie längst nicht so ausquetschen wie eine 600er-Drehorgel. Am Kurvenausgang hat man genug Dampf, aber nicht so viel wie bei den 1000ern, die Unerfahrene leicht überfordern und schnell mal in die Börde-Frischluft befördern können. Mit so einer 750er kann man sich ohne abgelenkt zu werden auf das Wesentliche, nämlich schnelles Fahren, konzentrieren. Ein Beleg dafür ist zum Beispiel meine mit der GSX-R gefahrene Bestzeit, die lediglich etwas mehr als eine Sekunde über meiner schnellsten jemals gefahrenen Zeit mit einer Langstrecken-WM-1000er liegt. Und das wohlgemerkt auf frei käuflichen Conti Race Attack-Profilreifen mit Straßenzulassung.
Ein prall gefülltes Feld mit 42 Fahrern
Einige Stammfahrer profitierten auch vom Charakter der 750er. Vom Einführungstraining bis zum Ende der ersten Rennveranstaltung purzelten ihre Rundenzeiten gewaltig, mitunter bis zu 20 Sekunden pro Runde.
Im Vorfeld gab es ja genug Skeptiker, die einen Markencup mit der GSX-R 750 nicht für möglich gehalten hätten. Aber bereits im ersten Jahr des neuen Cups steht ein prall gefülltes Feld mit 42 Fahrern am Start. Die Macher haben zudem scharf nachgedacht und so ist es möglich, mit GSX-R 750-Modellen ab Baujahr 2004 teilzunehmen. Das schont das Budget der vermeintlichen Hobby-Piloten und senkt die Hürde, in einen top organisierten Cup einzusteigen. Oder man leistet sich gleich das große Packet für den GSX-R 750 Cup mit neuem Motorrad und kompletten Umbauteilen für die Rennstrecke einschließlich Fahrer- und Teambekleidung. Unterstützt werden die Fahrer und das Team von Suzuki Deutschland, die den Cup-Truck mit großem Vorzelt zur Verfügung stellen, der als Kommunikationszentrale und Treffpunkt für die gesamte Cup-Familie dient. Beim Auftakt in Oschersleben wurden darin lohnenswerte Infoseminare abgehalten, in denen zum Beispiel die Ideallinie und spezielle Streckenbesonderheiten oder die Technik der GSX-R 750 erklärt wurden, um Fehler beim Schrauben am Bike zu vermeiden.
Die Truppe schraubt schon mal bis nachts um eins

Einzigartig und richtig cool ist die Idee um das so genannte „Tough Enough Bike“. Dieses Bike wird nämlich zu jedem Rennen an einen potenziellen Gaststarter verlost, der sich dafür lediglich im Vorfeld bewerben muss (www.gsxr750-cup.de). Das Motorrad wird dann zu der entsprechenden GSX-R 750-Cup Veranstaltung kostenlos zur Verfügung gestellt. Der erste Tough Enough Rider, Stefan Sollterbeck, der nach eigenen Angaben schon zirka fünfzehn- bis zwanzigtausend Runden in Oschersleben gedreht hat, war mit der für ihn unbekannten GSX-R 750 dann auf Anhieb schneller als mit seiner eigenen 1000er.
Die technische Unterstützung im GSX-R 750-Cup wird durch Klaus Bretter und sein Team von Bretters Zweiradshop aus Burgwald-Bottendorf erledigt. Kein Unbekannter bei PS, denn seit zwei Jahren schickt er seine Tuning-Kreationen erfolgreich zu unserem TunerGP, und auch mein Einsatzmotorrad hatte Bretter perfekt vorbereitet. Die Truppe schraubt schon mal bis nachts um eins an verwundeten Cup-Bikes, um sie für das nächste Training oder Rennen wieder flott zu kriegen. Aber soweit ich das beurteilen kann, sind im Fahrerfeld, für das man mindestens eine B-Lizenz lösen muss, keine unvernünftigen Fahrer oder Quertreiber unterwegs. Auf der Strecke ging alles äußerst fair zu, das ganze Wochenende über waren keine schweren Stürze zu beklagen.
Als zusätzliche Gaststarterin war an diesem Wochenende übrigens die schnelle Nina Prinz unterwegs. Nach der Qualifikation noch auf dem dritten Startplatz, zeigte sie dann in beiden Rennen der Konkurrenz, wo der Hammer hängt. Sie ließ das komplette Fahrerfeld hinter sich. Ich selbst schaffte in der ersten Quali-Sitzung einen fünften Platz, der sich in der entscheidenden zweiten Quali-Runde wegen Bremsproblemen noch um einen Platz verschlechterte. Fürs Rennen gab es dann neue Beläge, und schon war das Problem behoben.
Leider erwischte ich mal wieder einen richtig schlechten Start in das erste Rennen und fiel auf den zehnten Platz zurück. In der ersten Runde konnte ich dann aber schnell wieder fünf Plätze gutmachen. Blöderweise war ganz vorne jedoch der Zug oder vielmehr die Spitzengruppe schon abgefahren und so blieb mir ein problemloses, aber eben auch einsames Rennen.
Der perfekte Einstieg in die neue Saison

Der zweite Durchgang war dann schon eher nach meinem Geschmack. Schon der Start war deutlich besser, ich konnte meine Startposition behaupten und versuchte, schnell einen guten Rhythmus zu finden. Leider sind mir die ersten vier wieder langsam weggefahren. Trotzdem habe ich weiter gebissen und wurde dafür belohnt. Als nämlich die ersten Überrundungen anfingen, konnte ich wieder langsam auf den Vierten aufschließen. So etwas motiviert natürlich und macht mutiger - schließlich wurde ich immer schneller und schaffte in der letzten Runde mit 1.33,9 Minuten meine schnellste Runde überhaupt. Zum Unmut von Malte Bigge, der vor mir in blindem Vertrauen in seine Contis zwar mit beeindruckenden Schräglagen unterwegs war, den ich aber eingangs der letzten Runde auf Start und Ziel trotzdem überholen konnte. Trotz aller Versuche, von denen seine zerkratzte Verkleidung und der halb abgeschliffene Schalthebel nachher Zeugnis ablegten, schafft es Malte nicht mehr an mir vorbei. Und so konnte ich hinter Nina, Dirk Schnieders und dem überragend fahrenden Danny Märtz ins Ziel kommen. Zu meinem Glück wurden dann noch vom Veranstalter die beiden Schnellsten als Gaststarter aus der Wertung genommen, und so bekam ich für einen zweiten und einen dritten Platz zwei schöne Pokale für zu Hause.
Diese Veranstaltung war für mich nach fast sechs Monaten motorradfreier Zeit der perfekte Einstieg in die neue Saison. Ein tolles Motorrad wird hier von einer lustigen Truppe in familiärer Atmosphäre unter Gleichgesinnten eingesetzt. Zusätzliche Goodies, wie ein ständig vor Ort befindliches Kamera-Team von DCH Distribution, das von den Piloten Bewegtbilder macht, die auf der Facebook-Seote des GSX-R 750 Cup zu sehen sind, oder beispielsweise der dauerplaudernde Cup-Moderator und Pitlane-Comedian Peter Bales gibt es obendrein. Ich beneide alle fest eingeschriebenen Fahrer, die auch die restlichen Rennen dieses Jahr im Cup genießen dürfen - gerne wäre ich ganz nach Hause zurückgekehrt.
Fakten

Der Cup-Checker
René Raub begann 2001 im Suzuki SV 650-Cup, ein Jahr später holte er den zweiten Platz bei den 24 Stunden von Oschersleben. Im Seriensport gewann der 37-Jährige mehrfach die kleine Twin-Klasse und 2004 die 750er-Wertung. 2006 wurde der Heiligenstädter in der Langstrecken-WM/Superproduction Dritter und gewann mit seinem Team bei den 24 Stunden von Oschersleben. Dort siegte er noch zwei Mal in der Open-Klasse. Mit dem Team PS-LSL-X-Lite 61 holte René 2011 den dritten Platz beim 24-Stunden-Klassiker im französischen Le Mans.
Cup-Checker-Fakten
Positiv
- Tolles Basis-Motorrad
- Geldschonendes Reglement ohne Tuning, Suzukis ab 2004 zugelassen
- Gute Organisation, unterstützt von Suzuki Deutschland
- Gutes Cup-Paket zu fairem Preis
- Technische Betreuung durch Profis für die Cup-Fahrer
- Gaststarts sind möglich
- Gelöste, familiäre Stimmung
- Einzigartig: das „Tough Enough Bike“
Negativ
- Es kann nur einer gewinnen
- Der ein oder andere redet zu viel (Spaß!)