Mit der Desmosedici im MotoGP nur Mittelmaß, strauchelt Ducati nun auch in der Superbike-WM. Ist die Panigale kein Siegertyp?
Mit der Desmosedici im MotoGP nur Mittelmaß, strauchelt Ducati nun auch in der Superbike-WM. Ist die Panigale kein Siegertyp?
Mit 17 Konstrukteurstiteln und Weltmeistern wie Carl Fogarty, Troy Bayliss oder zuletzt Carlos Checa ist Ducati die erfolgreichste Marke in der Superbike-WM. Doch seit sie mit der Panigale antritt, scheint nichts mehr vorwärts zu gehen. Liegt das am Motorrad, fragen sich auch Kunden. Dazu muss man wissen, dass die Superbike-WM ein häufig wechselndes Reglement hat, weil sie Vier- und Zweizylinder unter einen Hut bringen muss, dieses Reglement in der Durchsetzung oft mehr Papiertiger als rigoroses Regelwerk ist und dadurch einige Modelle nur noch der Form halber ihrem Serienbike ähneln, unter der Hülle aber fast Prototypen-Niveau haben.
Vor diesem Hintergrund lohnt sich ein Blick auf die Superstock-Klasse im Rahmen der WM oder auf nationale Serien mit engem Superstock-Reglement. Dort schlagen sich BMW und Ducati mit der Panigale um die Siege – von Kawasaki oder Aprilia keine bis kaum eine Spur. Dennoch gibt es Hinweise darauf, dass das Panigale-Problem in der Superbike-WM auch eines von Ducati Corse, der Rennsportabteilung der Roten, ist. Alstare-Teamchef Francis Batta, dessen Team seit November 2012 die Speerspitze in der WM für Ducati ist, beschwerte sich beispielsweise vor wenigen Wochen darüber, dass er für die Entwicklung der Panigale von Checa und Badovini nicht genug Werksunterstützung bekommt. Der von Audi eingesetzte Corse-Chef Bernhard Gobmeier relativiert die Vorwürfe auf PS-Nachfrage: „Er hat nicht einfach unsere Entwicklung kritisiert. Sie wollen bei der Entwicklung aktiv mitwirken und wir begrüßen das. Alle seine Vorschläge werden innerhalb unseres Testzeitplans berücksichtigt werden. Aber unsere Verbindung ist jung und es braucht Zeit, das alles zu koordinieren.“
Zeit bleibt nur bis 2014, denn dann wird Superbike-WM-Neubesitzer Dorna ein neues Regelwerk vorlegen, wonach die Airbox-Restriktionen und andere aktuelle Nachteile für die Zweizylinder neu angegangen werden (Inhalte standen zu Redaktionsschluss noch nicht fest). Fraglich ist aber auch, ob Ducati Corse die Kapazitäten für die dann nötigen Entwicklungsschritte hat. Denn das MotoGP-Projekt ist auch nach Valentino Rossis großen Umbauversuchen an der Desmosedici sehr arbeitsintensiv. Geht das auf Kosten der Panigale in der WM? Laut Gerüchten soll nur noch eine Handvoll Mitarbeiter überhaupt am SBK-Bike arbeiten.
„Es stimmt, dass für den GP mehr Leute arbeiten, aber das war schon immer so“, meint Gobmeier. „Bei der Elektronik, dem Motor und bis hin zum Test gibt es große Überschneidungen. Seit 2013 arbeiten aber mehr Leute an der Panigale R und immer mehr Ingenieure teilen ihre Arbeit für beide Projekte auf.“ Gobmeier weiter: „Wir benötigen auch mehr Leute im R&D-Bereich der Panigale gegenüber der 1098 R, weil es ein neues Bike ist und wir gegenüber der Vierzylinder-Konkurrenz bis zu 20 PS weniger Leistung haben. Die besitzen nicht nur längere Erfahrung mit den Motoren, sondern haben auch mehr Freiheiten beim Reglement.“
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Dass all diese angeblichen Anstrengungen auch beim Heimspiel in Imola trotz Lockerung bei der Airbox-Regelung keine Früchte trugen, erklärt der Corse-Chef unter anderem mit dem angeschlagenen Carlos Checa: „Carlos’ Schulter macht es ihm unmöglich, 100 Prozent zu geben. Aber das ist auf WM-Level nötig. In Phillip Island hat die Panigale den Rundenrekord geknackt. Wir wissen also, dass das Potenzial da ist. Die Superstock-Klassen belegen das außerdem und geben ein besseres Bild ab, welch großes Potenzial im Serienmotorrad steckt.“
Wird es dann aufgrund der neuen Regeln 2014 womöglich die nächste Version der Panigale R geben? Um im großen Stil an der Motorperformance zu feilen, könnte es nötig werden, neue Teile homologieren zu müssen, also in die Serie einzubauen. Auch hier brodelt die Gerüchteküche, denn angeblich wurde bei der Entwicklung der Panigale R zu einem Zeitpunkt, als der Audi-Einstieg bei Ducati noch längst nicht sicher war, mit dem Rotstift regiert. Da alle teilnehmenden Werke in der Regelentwicklung für 2014 eingebunden sind, die Wichtigkeit der Ducati-Performance in der SBK-WM als Verkaufsargument auch von Gobmeier bestätigt wird und die Audi-Investitionen inzwischen ja sicher sind, geistert jetzt eine mögliche Panigale RR-Version auch mit Titan-Auslassventilen und anderen neuen Teilen für den kurzhubigen Zweizylinder durch den Blätterwald.