Motorenwerke Zschopau GmbH
Produktionsstandort: Hohndorf (D)
Modellpalette: Elektromofas, geplant sind Elektroroller und Leichtkrafträder (Näheres unter www.mz-charly.com)
Die Situation von MZ bleibt für Außenstehende unüber- sichtlich. Eigentlich sollte folgender Mechanismus ablaufen: MZ beantragt eine Bürgschaft des Freistaats Sachsen, um einen Kredit zur Ankurbelung der Produktion zu erhalten. Dazu müssen die in Frage kommenden Banken ihre Bereitschaft erklären, im Fall einer Bürgschaft Kredit zu gewähren. Eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beurteilt im Auftrag des Freistaats die Erfolgsaussichten des von MZ eingereichten Geschäftplans und teilt ihre Einschätzung dem sächsischen Finanzministerium mit. Sollte diese positiv ausfallen, würde das Land die Bürgschaft übernehmen und die Banken den entsprechenden Kredit gewähren. Zurzeit scheint dieser Mechanismus jedoch lahmgelegt. Eine Sprecherin des Finanzministeriums sagte gegenüber MOTORRAD, der Antrag sei nach wie vor im formalrechtlichen Sinn unvollständig, was MZ-Geschäftsführer Martin Wimmer dahingehend kommentiert, es hake an Schritt zwei, der Bereitschaftserklärung der Banken. Weitere Verhandlungen im Lauf des Februar sollen die Lage klären. Nachdem die Kurz-arbeit Ende Januar ausgelaufen war, begann der Bau von täglich sechs Exemplaren des Elektromofas Charly, der Ersatzteilversand läuft weiterhin. Zum Moto2-Projekt befragt, das bislang hauptsächlich aus Testfahrten mit einer Supersport-WM-Honda des aufgelösten Stiggy-Teams bestand, sagte Wimmer, man hätte entscheidende Modifikationen der Fahrwerksgeometrie getestet. Sie seien in einem selbst gebauten Rahmen bereits umgesetzt. Da die Moto2-Teams bereits ausgerüstet sind, könnte eine Moto2-MZ frühestens für die Saison 2011 verkauft werden.
Chronik: 1922 produziert DKW Motorräder in Zschopau, 1946/47 Demontage des Werks, 1950 werden unter dem Namen IFA Vorkriegs-DKW produziert, mit der RT 125/2 wird 1956 der Name MZ eingeführt, 1970 1000000. MZ gebaut, 1983 ist eine ETZ 250 die 2000000. MZ, 1990 Privatisierung, 1991 Konkurs, 1993 Neubeginn als MuZ, Umzug nach Hohndorf, 1994 Skorpion/Traveller, 1996 Einstieg von Hong Leong, 1997 Baghira und Mastiff, 2000 RT 125, SX und SM 125, 2003 1000 S/SF/ST, Ende 2008 Produktion eingestellt, Frühjahr 2009 Martina Häger, Martin Wimmer und Ralf Waldmann übernehmen MZ
Indian Motorcycle
Produktionsstandort: Kings Mountain (USA)
Modellpalette: Indian-Chief-Modellreihe (mehr unter www.indianmotorcycle.com)
Als die Investmentfirma Stellican im Jahr 2006 die Rechte an Indian kaufte, plante der neue Besitzer, bereits im folgenden Jahr Motorräder zu produzieren. Tatsächlich dauerte dies bis zum Frühjahr 2009. In der Zwischenzeit war der von der Vorgängerfirma übernommene Powerplus-105-Motor (1721 cm³)in fleißiger Detailarbeit verbessert worden. Auf der Basis der Indian Chief hat die Motorrad-Manufaktur in North Carolina im vergangenen Jahr mit "knapp unter 50 Angestellten ... knapp unter 500 Motorräder" gebaut; genauere Angaben wollte man nicht machen. Obwohl die Firma auch Importeure in der Schweiz und Luxemburg hat, ist der Großteil der Motorräder für die USA bestimmt, dort aber offenbar auch nicht ganz einfach abzusetzen. Wie sonst wäre eine Art Abwrackprämie zu erklären, die Indian bis Ende November letzten Jahres für fremde Gebrauchtmotorräder bezahlt hat? Sie brachte bis zu 3000 Dollar Nachlass auf eine neue Indian Chief. Momentan gibt es für neue 2009er-Modelle in den USA eine Null-Prozent-Finanzierung. Der Modelljahrgang 2010 unterscheidet zwischen sieben verschiedenen Versionen der Chief; für 2011 sind Neuheiten geplant. Darunter könnte auch die schon länger angekün-digte, leichtere und sportlichere Scout sein.
Chronik: 1901 erster Prototyp, 1906 erster V-Zweizylinder, 1914 Indians werden mit E-Starter und elektrischer Beleuchtung ausgestattet, 1927 Indian Ace mit Vierzylindermotor, während der 1940er-Jahre verhelfen Armeeaufträge Hauptkonkurrent Harley-Davidson zu wirtschaftlichen Vorteilen und enormer Popularität, 1953 Indian in Konkurs, die Marktenrechte gehen durch verschiedene Hände, 2000 wiederbelebt, Scout 101 mit Motor von S&S, 2003 Chief Deluxe, dann Konkurs und Übernahme durch Stellican
Kreidler Motorfahrzeuge
Produktionsstandorte: Jinan, Taizhou (VR), Taipei (Taiwan), Rheda-Wiedenbrück (D)
Modellpalette: 50er-Roller, 125er-Roller und Leichtkräft-räder, Quads, Karts, Fahrräder mit Elektro-Hilfsantrieb, Fahrräder (www.kreidler.net)
Pikanterweise sind zwei der 125er von Kreidler bau- gleich mit den entsprechenden Sachs-Modellen, doch für die heute in Oldenburg ansässige Firma haben sie eine ungleich größere Bedeutung als für die Franken (rechts). Knapp 1000 125er, davon allein 750 Leichtkrafträder, hat Kreidler im Jahr 2009 verkauft. 2010 plant Geschäftsführer Gerd Müller gar, 1500 Leichtkrafträder in Deutschland abzusetzen. Und obgleich die Firma im Februar einen Roller mit Elektroantrieb auf den Markt bringt und die Fahrradsparte etliche Elektrobikes anbietet (in Deutschland montiert), liegt auch im übrigen Modellprogramm der Schwerpunkt auf Zweirädern mit Verbrennungsmotor. Der Plan, eine 250er-Supermoto anzubieten, der vor eineinhalb Jahren wegen Problemen mit der Homologation gescheitert ist, wurde gleichfalls noch nicht aufgegeben. "Wir können uns auf längere Sicht sogar vorstellen, ein noch größeres Motorrad ins Programm aufzunehmen", sagte Müller im Gespräch mit MOTORRAD.
Abgesehen von den Quads und dem Kart, die aus Taiwan kommen, werden die 50er und 125er in der Volksrepublik China gebaut, bei Quinqi in Jinan sowie Jonway in Taizhou. Drei Mitarbeiter aus Deutschland sind laut Kreidler-Chef Müller dort ständig vor Ort, um die Einhaltung der hohen europäischen Standards zu überwachen.
Chronik: 1903 Gründung der Firma Kreidlers Metallwerk Anton Kreidler in Stuttgart, 1949 Beginn der Fahrzeugentwicklung, 1951 Vorstellung der K 50, 1957 erste Kreidler Florett, 1965 Weltrekordfahrten in den USA, 1967 fahrtwindgekühlte Kreidler Florett RS 5-Gang, die 1970er-Jahre bringen die größten Verkaufs- und Sporterfolge, 1981 Konkurs der Kreidler Metallwerke, Verkauf der Fahrzeugwerke, 1982 gehen diese in Konkurs, die Namensrechte übernimmt Kreidler-Händler Rudolf Scheidt, 1995 Rechte bei der Prophete GmbH, 2007 Kreidler Motors Europe GmbH
Moto Guzzi Spa
Produktionsstandort: Mandello del Lario (I)
Modellpalette: Breva und Nevada 750, V7-Modelle, Bellagio, California-Modelle, Breva, Norge und Stelvio 1200, 1200 Sport V4, Griso 8V (www.motoguzzi.de)
Die Fans und die Krise - seit Jahren sind sie die treuesten Begleiter von Moto Guzzi. 2009 schien wieder einmal das Ende gekommen. Piaggio, seit Ende 2004 Eigner von Aprilia und Moto Guzzi, verlegte die Entwicklung zu Aprilia, die Produktion dümpelt bei 4000 Einheiten vor sich hin, weitere Entlassungen unter den nur noch 149 Beschäftigten stehen bevor. Doch noch einmal beweist die Ikone Moto Guzzi ihre Strahlkraft: Motorradfahrer aus ganz Europa demonstrieren in Mandello, Journalisten schreiben Leitartikel und italienische Gewerkschaften sowie Politiker schalten sich ein - kaum fassbar angesichts der geringen wirtschaftlichen Bedeutung der Marke. Dabei hilft, dass die Gewerkschaften mit Piaggio- und damit Guzzi-Boss Roberto Colaninno eine Rechnung offen haben wegen dessen umstrittener Sanierung der Fluglinie Alitalia. Der Druck wirkt: Piaggio will 25 Millionen in Moto Guzzi investieren, das Werk renovieren und 2012 einen neuen Motor vorstellen. End-lich holt man sich auch einen erfahrenen Zweirad-Mann als Entwicklungschef der ganzen Piaggio-Gruppe: Maurizio Roman, 56, der zusammen mit dem damaligen Eigner Ivano Beggio Aprilia zum Erfolg führte. Das Guzzi-Werk arbeitet seit dem 18. Januar wieder regulär, jeden Tag laufen etwa 30 Maschinen vom Band, vor allem die erfolgreichen Modelle V7 und Griso.
Chronik: 1921 Gründung durch Giorgio Parodi und Carlo Guzzi, dank innovativer Technik wird Guzzi bis 1934 größter Motorradhersteller Italiens, 1935 Stanley Woods gewinnt die Senior-TT auf der Weitwinkel-V2, 1950 baut Moto Guzzi einen eigenen Wind-kanal, Ende der 1950er-Jahre rutscht Guzzi in die Krise, 1967 V7, 1971 V7 Sport, California, 1973 kauft Alejandro de Tomaso die Firma, 1976 Le Mans 850, 2000 Aprilia-Eigner Ivano Beggio kauft Guzzi, 2004 übernimmt Piaggio Aprilia und Moto Guzzi
Norton Motorcycles (UK) Ltd
Produktionsstandort: Donington Park (GB)
Modellpalette: Commando 961-Modellreihe (mehr unter www.nortonmotorcycles.com)
Zurzeit findet vor allem die Commando 961 in der Öffentlich- keit Beachtung. Auch MOTORRAD hat sich angesichts der angekündigten ersten Auslieferungen auf dieses Motorrad konzentriert (Ausgabe 4/2010). Trotz mehrmaliger Nachfragen war seither kein Update zu erhalten; die Beteiligung an einer Motorradmesse in London und ein Urlaub von Norton-Chef Stuart Garner haben zu einem zeitweiligen Versiegen des Informationsflusses geführt. Das gibt Gelegenheit zu einigen Bemerkungen über die von Norton betriebene Fortentwicklung des Wankelmotors. Dieses Thema hat im Sommer 2009 für Frust gesorgt, weil die Rückkehr zur TT auf der Isle of Man wenig ruhmreich mit zwei Motorschäden endete. In der Folge wurde Chef-mechaniker Brian Crighton entlassen und das Projekt neu definiert. Ziel ist es nun, statt des bisherigen Wankels mit 588 cm³ Kammervolumen einen 700er zu entwickeln. Dieses Volumen würde der Hubraumerweiterung für Zweizylinder in der Superbike-WM von 1000 auf 1200 cm³ entsprechen und vom TT-Reglement zugelassen. Doch bis zum ersten Renneinsatz wartet noch viel Arbeit.
Chronik: 1898 James L. Norton gründet einen Zulieferbetrieb für die Motorradindustrie, 1902 erste Norton-Motorräder, 1908 eigener Motor, 1918-1939 10 TT-Siege, 1925 stirbt J. L. Norton, mehr als 5000 Einheiten werden produziert, 1935/36 Armeeauftrag, die 16H wird über 100000 Mal gebaut, 1946 erste Norton Manx, 1968 Norton Commando, bis 1977 55000-mal gebaut, 1983 Wankel-Norton für die Polizei, 1986 Norton Classic, 1992 TT-Sieg mit Wankelmotorrad, Norton TT, bis 2006 Entwicklung der Commando 961 in den USA, 2008 kauft Stuart Garner die Markenrechte
SFM GmbH
Produktionsstandorte: Jinan, Hongkong (VR), Nürnberg (D)
Modellpalette: Leichtkrafträder, Leichtkraftroller, 50er-Mokicks und -Roller, Fahrrad mit Hilfsmotor, Fahrräder mit Elektroantrieb und Elektro-Hilfsantrieb, ATVs und Quads (www.sfm-bikes.de)
Sachs - ein großer Name, eine große Marke, wenngleich kein reiner Motorradhersteller. Die Geschichte des fränkischen Konzerns spielt zwischen den Eckpunkten Fahrrad, Fahrradkomponenten, Einbaumotoren, Kugellagern, Kupplungen, Autoproduktion und dem Bau von Motorrädern unter verschiedenen Markennamen. Heute liegt die Fortführung der Sachs-Zweiradtradition in der Händen von 33 Angestellten der Firma SFM GmbH in Nürnberg. Ihre Modellpalette umfasst neben etlichen 50er- sowie 125er-Leichtkräfträdern und -rollern hauptsächlich Elektrofahrräder. SFM lässt sie in China fertigen. Nur von der Saxonette, einem Fahrrad mit Hilfsmotor, werden 30 bis 50 Exemplare pro Monat in Nürnberg produziert. Neben Deutschland sind die Beneluxstaaten ein wichtiger Markt, europaweit verkaufte SFM im Jahr 2009 etwa 11100 Einheiten. Für 2010 setzt die Geschäftsleitung vor allem auf Fahrräder mit Elektroantrieb und Elektro-Hilfsantrieb; der Absatz soll von 4000 auf etwa 10000 Stück gesteigert werden. Die seit Mitte 2009 angebotenen Leichtkrafträder Roadster 125 sowie ZZ und ZX 125 werden in ihrer ersten vollständigen Saison wohl ebenfalls zulegen, doch SFM gibt der Elektromobilität größere Zukunftschancen.
Chronik: 1895 Gründung von Fichtel und Sachs, 1896 Gründung der Firma Carl Marschütz & Co., seit 1897 Hercules, 1898 Hercules-Elektroauto, 1905 Motorrad-Serienproduktion, ab 1930 Sachs-Motorenbau, 1938 erste Saxonette, vor 1950 Wiederaufnahme der Motorradproduktion, 1962 erste Hercules K 50, 1963 Sachs kauft Hercules und 1966 die Zweirad-Union mit DKW, Express und Victoria, bis 1983 ist Hercules regelmäßig Marktführer bei 50ern, ab 1985 Fertigung von Autokomponenten, 1995 Sachs Fahrzeug und Motorentechnik GmbH, 650er und 800er mit Suzuki-Motoren, 2002 Bau der Münch Mammut 2000, 2006 Insolvenz, Einstieg asiatischer Investoren, seit 2008 SFM