Wer Otto Normalmotorradfahrer und Nicht-Bahnsportexperten nach dem Namen eines Speedwayfahrers fragt, wird als Antwort höchstwahrscheinlich "Egon Müller" hören.
Wer Otto Normalmotorradfahrer und Nicht-Bahnsportexperten nach dem Namen eines Speedwayfahrers fragt, wird als Antwort höchstwahrscheinlich "Egon Müller" hören.
Der 1,69 Meter kurze Kieler ist auch 14 Jahre nach Ende seiner Fahrerkarriere immer noch der bekannteste deutsche Bahnsportler. Deutschlands erster und einziger Speedway-Weltmeister (1983) und dreifacher Langbahn-Weltmeister (1974, 1975, 1978) war und ist ein Phänomen in Sachen Selbstvermarktung und immer noch bekannt wie ein bunter Hund. Der 62-Jährige ist der Szene immer noch verbunden, kümmert sich um Nachwuchsfahrer und arbeitet u. a. als Moderator.
Ihr aktuelles Motorrad?
Eine eigenhändig bis zum Gehtnichtmehr getunte Suzuki GSX-R 1000 von 2002 und eine Lifan Eagle 250, eine chinesische Supermoto. Die rund 180 PS sind für den Spaß; mit den 20 PS fahre ich Brötchen holen und andere Kurzstrecken.
Und Ihr erstes?
Eine Victoria, ein Fahrrad mit seitlich montiertem Hilfsmotor. Der Tank saß unterm Gepäckträger, und auf dem Gepäckträger saß einmal mein Kumpel Hossi Wiechmann. Dann lief leider Sprit aus, der sich entzündete. Hossis Hintern brannte, und ich dachte, er schreit so, weil ihm die Fahrerei Spaß macht. Als ich das Feuer mitbekam, sind wir zusammen in den nächstbesten Teich gerauscht, und gut war.
Hand aufs Herz: Ihr schönstes?
Die Maschine, mit der ich 1974 erstmalig Langbahn-Weltmeister geworden bin. Die habe ich sogar noch - wie praktisch alle meiner WM-Maschinen -, aber momentan nur in Teilen. Da muss ich echt mal bei.
Welches Bike würden Sie nie (wieder) kaufen?
Ach, eigentlich mag ich alles, was zwei Räder hat und knattert. Aber wenn ich schon etwas nennen muss: Auf den alten BMW-Gummikühen habe ich mich nie wirklich wohlgefühlt, das Fahrstuhlfahren nervte gewaltig.
Welches muss noch unbedingt in die Sammlung?
Eine Münch Mammut würde prima in meine Kollektion passen.
Schnelle Entscheidung, kurz begründet:
Kette oder Kardan?
Immer Kardan. Wenn‘s gut gemacht ist aber auch Zahnriemen.
Luft- oder Wasserkühlung?
Wasserkühlung; denn wenn es richtig heiß ist, hilft Luft nur wenig.
Stummellenker oder Lenkstange?
Eigentlich mag ich Elchgeweihe. Aber auf der GSX-R sind Stummel schon praktisch.
Drahtspeichen- oder Schmiederäder?
Es geht nichts über gut gepflegte Drahtspeichenräder.
Gore-Tex oder Einteiler?
Ganz klar Leder-Einteiler. Ich mag kein Geflatter.
Dampfstrahler oder Schwamm und Bürste?
Der Dampfstrahler ist der Tod für Lager und Züge - also nur Schwamm und Bürste.
Das schönste Motorraderlebnis?
Als ich mitbekam, dass das Speedway-WM-Finale 1983 in Deutschland gefahren wird. Und als sich dann ein Jahr knallharte Vorbereitung gelohnt hat und ich den Titel holte.
Natürlich auch das peinlichste?
WM-Vorlauf in Scheeßel: Verzögerung am Start, ich will die Zeit für einen befreienden Furz nutzen, drücke ab - und blöderweise kommt Land mit. Letzter nach der ersten Kurve, aber dann doch noch mit voller Büx gewonnen. Trotzdem megapeinlich!
Auf welche Schrauberleistung sind Sie besonders stolz?
Auf die Vorbereitung der Rennmaschinen, mit denen die Nachwuchsfahrer unterwegs waren, die ich betreut habe: zwei Junioren-Weltmeister (Jesper B. Jensen und Robert Dados) und mit Enrico Janoschka ein Top-Fahrer, der unter anderem dreimal das legendäre Teterower Bergringrennen gewonnen hat.
Welcher Motorradheld steht bei Ihnen auf der Poleposition?
Freddie Spencer finde ich so klasse, dass ich unseren Hund nach ihm benannt habe.
Was darf bei Ihren Motorradklamotten auf keinen Fall fehlen?
Knieschützer. Ohne die fahre ich keinen Meter, die stecke ich mir sogar unter die Jeans.
Und womit würden Sie sich nie auf die Straße trauen?
Mit einem Muscle-Shirt und nichts drüber oder mit irgendwelchen Kunstfasern, die sich in die Haut einbrennen können. Schürfing ist echt übel, ich weiß, wovon ich rede.
Wo sind Sie am liebsten unterwegs?
Am liebsten zügig über Landstraßen in Richtung Wasser, z. B. Eckernförder Bucht.
Und wem würden Sie gerne einmal hinterherfahren?
Toni Mang, der ist ein richtig netter Typ. Gegen den habe ich früher mal beim "Meister aller Klassen" in Hockenheim gewonnen, weil ich die Sachskurve quer genommen habe. Eine Revanche wäre eine super Sache.