- Yamahas Erfolgsmodelle
- Große Technik, kleiner Hubraum
- Starkes Fahrwerk
- Starke Bremse
- 125er mit Traktionskonstrolle
- TFT mit Bluetooth
- Fazit
Eins ist klar: Nahezu kein Segment im Motorradsektor erlebt in diesen Zeiten einen solchen Boom wie die 125er-Klasse. Nicht nur die Kaufkraft junger Menschen sowie deren Interesse für zweirädrige Mobilität steigt, sondern die B196-Führerscheinregelung hinterlässt gewaltige, positive Spuren. Daher scheint es logisch, dass fast täglich neue 125er – meist chinesischer Herkunft – auf den Markt gespült werden.
Yamahas Erfolgsmodelle
Yamaha erkannte den wachsenden Markt schon früh und brachte 2008 die R125 auf den Markt – und landete einen Volltreffer. Supersportliche Optik, gepaart mit solider Technik und gutem Finish, überzeugte nicht nur die Fachpresse, sondern eroberte die Herzen junger Menschen im Sturm. Bis heute ist die R125 eines der beliebtesten 125er-Modelle geblieben und liegt im Bereich der sportlichen Achtelliter-Bikes mit 48 Prozent unangefochten auf Platz eins der Verkaufszahlen.
Doch – so wie in allen Bereichen: Die Konkurrenz schläft nicht, das gilt vorwiegend für neue Mitbewerber aus Fernost. Daher verpasst Yamaha seinen beiden Achtelliter-Motorrädern für 2023 einige Updates, die der geneigte Motorradfreund eher bei "großen" Zweirädern findet und die bisher in der kleinen Klasse nicht der Mühe wert waren.
Große Technik, kleiner Hubraum
Abgesehen von den optischen Differenzen unterscheiden sich die beiden Yamahas technisch in keiner Weise und vertrauen nach wie vor auf die gleiche Basis. In einem Brückenrahmen aus Stahl hängt der bewährte Achtelliter-Single, der schon die vorherige Generation befeuerte.
Als einer der wenigen Antriebe in der 125er-Klasse schöpft er die erlaubte Leistung von 15 PS aus 125 Kubik vollends aus und dreht bis 10.000 Umdrehungen. Sein maximales Drehmoment von 11,5 Newtonmetern erreicht der Eintopf bei 8.000 Umdrehungen.
Der Clou: Als einziges Triebwerk im Segment der 125er verfügt der Yamaha-Motor über eine variable Ventilsteuerung. Bei 7.400 Umdrehungen wird per Stellmotor auf der Einlass-Seite von der zahmen auf die scharfe Nocke umgestellt, was im Fahrbetrieb deutlich spürbar ist.
Untenrum haben beide Motorräder genügend Drehmoment, um ohne Probleme den Ampelstart zu gewinnen, während obenrum die Leistung kraftvoll bis zum Begrenzer ausgenutzt wird.
Starkes Fahrwerk
Die nicht einstellbaren Fahrwerkskomponenten sind – für diese Klasse – über jeden Zweifel erhaben. Die USD-Gabel mit 41er-Durchmesser aus dem Hause Kayaba spricht ordentlich an und gibt ausreichende Rückmeldung. Tendenziell bewegt sie sich aber auf der soften Seite, was bei härteren Bremsmanövern spürbar wird. Achtern arbeitet das Federbein ordentlich, könnte jedoch ein wenig mehr Dämpfung bieten.
Starke Bremse
Apropos Bremsen: Die Stopperanlage, bestehend aus einer 292 Millimeter großen Scheibe und einem radial angeschraubten Vierkolben-Sattel, verzögert die 142 Kilogramm (MT-125) oder 144 Kilogramm (R125) leichten Maschinen bestens. Lediglich grimmigen Initialbiss sucht man vergebens, doch da es sich hier um "Einsteigerbikes" handelt, ist dies zu verschmerzen. Anfängertauglich arbeitet zudem das ABS. Mit sanften Regelintervallen greift das System ein, liegt in seiner Abstimmung klar auf der defensiven Seite – verständlicherweise, liegt das Käuferprofil beider 125er doch hauptsächlich bei jugendlichen Fahranfängern ohne Vorkenntnisse.
125er mit Traktionskonstrolle
Beim Thema elektronische Helferlein setzt Yamaha noch einen drauf: Beide Modelle verfügen über eine Traktionskontrolle und sind somit die ersten 125er am Markt mit TC. Die Frage, ob eine Traktionskontrolle in einem 15-PS-Motorrad notwendig ist, kann mit "lieber haben als brauchen" beantwortet werden.
Die TC ist zwar nicht in ihrer Intensität justierbar, abschaltbar. In den Regelbereich des Systems zu fahren ist auf trockenem Asphalt aufgrund der wenigen Power natürlich gar nicht so einfach.
Auf abgesperrter Piste mit leicht staubigem Asphalt und Vollgas aus einer Kurve heraus konnte die TC ihre Daseinsberechtigung unter Beweis stellen und hielt das 140er-Hinterrad mit montierten Michelin-Pilot-Street-Pneus sattelfest auf Kurs.
Interessant: Trotz gleicher Technik lässt sich für die R125 ein Quickshifter (Kostenpunkt: 186,95 Euro) nachrüsten, der MT-125 bleibt dieses Feature verwehrt.
TFT mit Bluetooth
Komplett überarbeitet wurden die Cockpits. In beiden Bikes haust ein 5-Zoll-TFT-Display mit je zwei Darstellungsoptionen (MT-125: Street/Touring, R125: Street/Race) inklusive Smartphone-Connectivity. Im "Race"-Display-Mode der R125 schlummert sogar ein über die Lichthupe bedienbarer Laptimer! Ergonomisch hat sich bei der R125 etwas getan. Die Stummel haben eine zehn Grad stärkere Kröpfung nach vorn und sind breiter ausgestellt als die der Vorgängerin, was für eine sportlichere Sitzposition inklusive höheren Sitzkomforts für Großgewachsene sorgt.
Preislich sind beide Modelle im 125er-Segment oben angesiedelt: Für die MT-125 werden 5.499 Euro fällig, die R125 kostet 5.799 Euro, jeweils exklusive 250 Euro Nebenkosten.
Fazit
Yamaha dreht bei der R125 und der MT-125 für das Modelljahr 2023 genau an den richtigen Stellschrauben. Besonders der erstmals serienmäßige Einsatz einer Traktionskontrolle in der Achtelliter-Klasse sowie die tolle Verarbeitung mit feinem Lackfinish gefallen und lassen beide 125er erwachsen wirken.