Zum Enduro-Vergleichstest in MOTORRAD 14/2017
Jetzt wird's persönlich

Jeder von uns hat seine Macken. Zu denen des Ober-Onliners Manuel Fuchs gehören ein Excel-Fetisch sowie eine innige Beziehung zur Suzuki V-Strom. Außerdem wäre er gern ein echter Programmierer. (Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.)

Jetzt wird's persönlich
Foto: Foto: Gargolov

Die V-Strom war schon immer ein gutes und schon immer ein hässliches Motorrad. Was mich 2004 nicht davon abgehalten hatte, eine 650er zu kaufen. Ein paar Kleinigkeiten hätte und hat man verbessern können (Hauptständer, härteres Federbein, weniger Lenkerkröpfung, niedrigere Scheibe, ...), aber im Großen und Ganzen war das genau meine Art von Motorrad: dienstbar, nicht fordernd. Vielseitig, nicht extrem. Entspannend, nicht aufpeitschend.

Unsere Highlights

Die aktuelle Suzuki V-Strom 1000 XT ist noch besser (sagen die Testkollegen) und noch hässlicher (sag ich). Ich durfte sie auch mal kurz fahren: im Feierabendverkehr nach Hause, an Fronleichnam eine 2-Stunden-Runde, am Freitagmorgen zurück ins Büro. Was für ein herrlich unkompliziertes, ausgewogenes, zurückhaltendes Motorrad.

Und trotzdem wird sie im Vergleichstest gegen Multistrada 950, Africa Twin und 1090 Adventure Letzte (MOTORRAD 14/2017). Nicht zu fassen!

1000-Punkte-Wertung

Schuld ist natürlich die 1000-Punkte-Wertung. Dank ihr lassen sich alle Motorräder miteinander vergleichen. Die Zahlen sind stichhaltig, die Ergebnisse objektiv und für den Durchschnitt der fast 2 Millionen MOTORRAD-auch-mal-Leser aussagefähig. Aber erstens urteile ich subjektiv. Zweitens "der Durchschnitt": Wenn deutsche Enddreißiger pro Jahr im Durchschnitt achteinhalb Flaschen Prosecco trinken, sagt das über mich gar nichts und hilft mir auch nicht weiter.

Zurück zur Wertung: Die Suzuki V-Strom 1000 XT bekommt für ihre Beschleunigung nur 19 von 40 Punkten, denn sie braucht aus dem Stand 28 Sekunden bis 200 km/h. Das ist sauber gemessen und nachvollziehbar - nur mir egal. Wenn ich mal 160 fahre, habe ich meistens genug. Von mir aus auch 180. Was darüber wie schnell passiert, ist für meinen Spaß unerheblich.

Stichwort Ausstattung; die geht beim Cockpit los: Kilometerzähler, Tacho und Warnlämpchen, klar. Dazu habe ich gern einen Drehzahlmesser, Uhr, Tageskilometerzähler und Tankuhr dabei. Bei der Restreichweite beginnt der Luxus, beim Momentanverbrauch der Überfluss, beim Außenluftdruck der Unsinn. Ich will keinen Diagnosecomputer und keine Wetterstation, sondern ein Motorrad!

Ich will auch keine elektronische Intelligenz wie Skyhook oder Dynamic ESA, die meine Dämpfung während der Fahrt ständig feinjustiert! Wenn ich auf holprigen Kreisstraßen mit vierstelliger Kennzahl rumfahre, dann möchte ich das fühlen und eben Tempo rausnehmen müssen - sonst könnte ich einfach Autobahn brezeln.

Noch'n Stichwort: Schräglagen-/Bodenfreiheit. Die Suzuki V-Strom 1000 XT bekommt hier zwei Drittel des Idealwerts, 14 von 20 Punkten. Ich habe aber beim Fahren nicht ein Winkelgrad und nicht einen Millimeter Freiheit vermisst, obwohl ich kraft Plauze die Suzuki V-Strom 1000 XT arg in die Federn drücke.

Ja, andere Fahrer fordern einem Motorrad mehr ab als ich. Und solche arbeiten natürlich im Ressort Test & Technik. Es ist auch nicht schlimm, sondern sogar gut für die Sicherheit, wenn ein Motorrad mehr kann als sein Fahrer. Aber ich fühle mich komisch, wenn ich überall das schwächste Glied der Kette bin.

Was bringen mir also eine Höchstgeschwindigkeit außerhalb meiner Komfortzone und ein Beschleunigungsvermögen, dem man eine Wheelie-Kontrolle entgegenstellen muss? Ich reize ein Motorrad lieber in den Kategorien Komfort, Ergonomie, Windschutz, Sicht und Reichweite aus. Hier ist mir eine gute Bewertung wichtig!

Persönliche Gewichtung der 1000-Punkte-Wertung

Höchste Zeit, eine eigene 1000-Punkte-Gewichtung zusammenzubauen. Eigentlich eine Fingerübung für und mit Excel. Aber erstens hieße es dann bestimmt, MOTORRAD werde heimlich von Microsoft gesponsert. Zweitens ist hier Internet. Was ich will, funktioniert auch mit JavaScript - grobschlächtig und hässlicher als jede V-Strom, aber genauso funktional und besser als nix.

Wer mitgewichten will: Die Maximalpunktzahl jeder Kategorie nach Belieben ändern; deren Summe darf von 1000 abweichen. Die Bepunktungen der Motorräder und die Summen errechnen sich per Dreisatz neu. Alle Daten bleiben lokal auf Ihrem Rechner, wir lesen nicht mit.

Meinungen, Feedback und Verbesserungsvorschläge les ich aber gern: mfuchs@motorpresse.de

Falls der IFRAME mit der Tabelle nicht funktioniert, bitte hier klicken.

Die aktuelle Ausgabe
MOTORRAD 12 / 2023

Erscheinungsdatum 26.05.2023