Highlights der MOTORRAD-Redaktion 2019

Highlights der MOTORRAD-Redaktion 2019 Unsere persönlichen Höhepunkte

Was hat die MOTORRAD-Redaktion 2019 bewegt? Manchmal sind es exotische Ereignisse, oft aber auch nur die ganz einfachen Dinge des Lebens. Unsere Highlights des vergangenen Jahres.

Higlights 2019 der MOTORRAD-Redaktion. MOTORRAD.
Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Motorrad-Redaktions-Highlights 2019. 18 Bilder

Ob mit Mittelklasse-Enduros auf den höchsten Gipfel, mit dem China-Bike durch Holland, versinken im Schlamm Boliviens oder mit der Honda Monkey in der Stuttgarter S-Bahn – im Dienste unserer Leser waren wir weltweit unterwegs. Erlebnisse, die haften bleiben und uns immer wieder zeigen, wie schön und vielfältig die nahe und weite Welt ist. Ganz besonders, wenn wir sie auf einem Motorrad entdecken dürfen. Das sind unsere persönlichen Highlights des Jahres 2019!

Auf zum Col de Sommeiller

Stefan Kaschel: Der Test-Autor wagt sich zum ersten Mal ins Gelände.

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Markus Jahn, fact
Stefan Kaschel wird zum Enduro-Fan.

Es ist jetzt über 20 Jahre her, seit ich begann, für MOTORRAD zu schreiben. In dieser Zeit habe ich alles Unbefestigte gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Es war mir unheimlich. Jetzt weiß ich, dass das ein Fehler war. Warum? Weil ich mich am frühen Morgen des 10. Oktober bei herrlichem Herbstwetter mit ordentlich Bammel auf eine der Mittelklasse-Enduros setzte, um mich auf den Weg zum Col de Sommeiller, dem höchsten legal zu befahrenden Punkt der Alpen in über 3.000 Meter Höhe, zu machen. Am Abend kam ich tief beeindruckt mit Muskelkater, aber weitgehend unverletzt wieder im Tal an. Dazwischen lag ein unvergesslicher Tag harter Arbeit, aber auch ein intensives Fahrerlebnis über Stock und Stein in einer unvergleichlichen Kulisse. Für mich war das echte Abenteuer ganz klar das Highlight 2019.

China Cruising durch Holland

Slawomir Niewrzol: Dem Online-Redakteur bleibt der Mash-Trip in bester Erinnerung.

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Mash, mps-Fotostudio
Slawomir Niewrzol und die Ausfahrt mit der neuen Mash Dirt Track 650 in den Niederlanden.

Wie bitte? Ein sogenanntes China-Bike in den MOTORRAD-Highlights des Jahres 2019? Ganz recht: Zumindest für mich hat sich die hier beschriebene Mash Dirt 650 ihren Platz an dieser Stelle durchaus verdient. Im vergangenen Sommer hatte ich die Gelegenheit dazu, das Bike in den Niederlanden auszuprobieren. Und die 650er im Flat-Tracker-Look hat einen wirklich ordentlichen Eindruck hinterlassen, womit nicht unbedingt zu rechnen war. Klar: Hier und da merkt man der Maschine ihre Herkunft an – trotzdem hat die Mash jede Menge Spaß gemacht und muss sich in manch einer Disziplin nicht vor der renommierten Konkurrenz verstecken. Freilich lässt sich das nicht über jedes China-Bike behaupten, doch zumindest bei Mash scheint es in Sachen Qualität in die richtige Richtung zu gehen, was nicht zuletzt auch die prächtigen Verkaufszahlen bei unseren französischen Nachbarn unter Beweis stellen.

Nächste Station: Affentheater

Iris Fischer: Redaktionsmanagerin, die eigentlich (nie) zu alt für Unfug ist.

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Kai Fischer, mps-Fotostudio
Iris Fischer und die Honda Monkey in der S-Bahn.

Nervenkitzel? Abartige Geschwindigkeiten? Zu viel Leistung, um sie kontrollieren zu können? Die Gefahr als ständiger Beifahrer? Gegen das spießige Vorstadtleben rebellieren? Alles Dinge, die man vermutlich einigen hochmotorisierten Motorrädern nachsagen könnte, aber sicher nicht meinem kleinen, knuffigen Begleiter: der Honda Monkey 125. Doch genau das änderte ich Ende Februar 2019. Überglücklich, den Kinderkarussell-Star in meinem eigenen Kurzzeit-Dauertest fahren zu dürfen, wollte ich mit dem kleinen Äffchen Dinge tun, die niemand je zuvor gewagt hat. Irgendetwas Verrücktes abseits der üblichen Testroutine. Etwas, das man sich niemals mit einem hubraumstärkeren, größeren und schwereren Motorrad traut: genau, S-Bahn fahren. Und es passierte: nichts! Niemand rief die Cops, keine pöbelnden Bemerkungen oder argwöhnische Blicke, ja nicht einmal eine kritische Bemerkung zum Benziner in der S-Bahn. Stattdessen begegnen mir neugierige, freundliche und begeisterte Blicke. Gestandene Männer fühlen sich in ihre Jugend zurückversetzt, pickelige Teenies lösen sich aus der selbstgewählten Smartphone-Isolation und begeistern sich für mein kleines Gefährt, ja, wollen es sogar anfassen und streicheln. Ich bin baff, mein Puls beruhigt sich, die anfängliche Panik – unbegründet. An meiner Haltestelle winke ich zum Abschied und bin mir sicher, das kleine Kultbike ist der ultimative Schlüssel zu neuen Freundschaften. Und natürlich zum Weltfrieden. Selten ist mir bei einer S-Bahn-Fahrt so viel Sympathie und Freude entgegen geschlagen. Mein persönliches Highlight 2019.

Ochsenbraten im bayerischen Wald

René Correra: Der Testredakteur beim Einkehrschwung.

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Jörg Künstle
René Correra über eine gelungene Herbstausfahrt und gutes Essen.

Achtung, Klischeemodus an: Dass ein Schwabe im Restaurant höflich aber bestimmt fragt, ob „man die Reschde bidde einbagga könnde“ wundert nach fünf Jahren im Baden-Württembergischen Wahlexil längst nicht mehr. Es würde eher hellhörig machen, täte er dies nicht. Wenn ein Schwabe aber nicht die „Reschde“ sondern gar „ekschdra“ Essen in der Tupperdose mit heimnehmen will, dann kommt das gar einer wahrhaftigen Liebeserklärung gleich. Mehr schwäbischer Leidenschaft wird man als „Neigschmeckta“ schwer begegnen können. So geschehen auf der diesjährigen Herbstausfahrt in den Bayerischen Wald. Und wer einmal im „Kirchenwirt“ in Kellberg bei Passau die Rotweinsoße zum Ochsenbraten gekostet hat, wird es verstehen. Ob Schwabe oder nicht: Essenstechnisch ist hier gefühlt jeden Tag Weihnachten. Nur leckerer. Und viel günstiger. Zweimal führte es mich dieses Jahr auf zwei Rädern in den Bayerischen Wald, und zweimal war ich hellauf begeistert. Wer es leid ist, sich in den Alpen zwischen GS-Horden durchzuschieben, nur knapp der Kollision mit italienischen Reisebussen zu entkommen und in überfüllten Hotels ein Vermögen für ein Bier auszugeben, sollte sich mal das südöstliche Mittelgebirge auf die Agenda legen. Hier ist die Welt noch in Ordnung: beeindruckende Natur, wenig Verkehr, faire Preise und pssst… kaum Blitzer. Nicht nur im Herbst. Und nicht vergessen, die Tupperdosen einzupacken!

Auf der Ruta de la Muerte

Karsten Schwers: Der MOTORRAD-Toptester auf einem Trip seines Lebens.

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Marco Campelli
Karsten Schwers auf der Ruta de la Muerte.

Auf was für einem Motorrad ich sitze, ist mir manchmal egal. Nicht egal ist aber, wo ich unterwegs bin. Denn der Weg ist wie so oft das Ziel. Je frickeliger, desto besser. Irgendwo rumkraxeln, wo man gar nicht langfahren kann. Am Jahresanfang ging es zu einer Reifenpräsentation nach Südamerika: Metzeler wollte uns die Performance der neuen Offroad-Reifen MC 360 demonstrieren. In der Regenzeit auf extrem verschlammten Wegen durch die Amazonasregion, dann später auf der legendären Ruta de la Muerte in Richtung La Paz. Von 1.000 Meter auf über 4.000. Es hat in Strömen geregnet, wir waren tagelang im Vollsiff unterwegs. Wir hatten nix Trockenes mehr am Leib. Von morgens bis abends über 15 Stunden im Sattel der kleinen Einzylinder-Honda-Enduro XRE 300. Was soll ich sagen? Es war der Hammer, es war geil, es bleibt unvergesslich!

Mein Highlight hat vier Namen ...

Gerd Mayer: Älterer Produktionsleiter über junges Gemüse.

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Fabian Dresler, faceCatcher, Rossen Gargolov, Jörg Künstle
Gerd Mayer ist begeistert über den Redaktionsnachwuchs. Von links nach rechts: Mona Pekarek, Ferdinand Heinrich, Fabian Dresler, Tobias Beyl.

Obwohl es schon fast 20 Jahre her ist, erinnere ich mich noch gut an meine ersten Tage in der Redaktion von MOTORRAD. Ich fing als Grafik-Trainee an und war motiviert bis in die Haarspitzen. Voller Ehrfurcht durfte ich Menschen kennenlernen, die ich schon zu kennen glaubte, denn ich war bereits jahrelang fleißiger Leser gewesen. Ein Traum – und ich mittendrin! Später habe ich viele Praktikanten, Trainees oder Volontäre kommen und gehen sehen. Zuverlässigkeit, Kreativität und Organisationstalent sind gefragt. Oft passte zwar das Selbstbewusstsein der Probanden, sonst aber nix. „Kommt da noch was Gescheites nach?“, habe ich mich oft gefragt. Heute weiß ich, dass meine Sorge unbegründet war, denn unsere Volontäre Mona und Fabian, unser Trainee Ferdinand sowie Jungredakteur Tobias haben mich eines Besseren belehrt. Sie brennen für unser Lieblingsthema, tragen das Feuer im Herzen, und dieses sitzt am rechten Fleck. Alle nonkonform, wie man es hier schätzt, aber absolut einig mit dem Spirit, der in der Redaktion vorherrscht. Zudem zuverlässig, hilfsbereit, vielseitig, ausdauernd, lustig, aber auch kritisch und mit dem richtigen Maß an Demut ausgestattet, die man beim Leben eines Traums nie verlieren darf. Ob Mona, Fabian und Tobias ihren Kollegen Ferdinand noch davon überzeugen können, mit in ihre gemeinsame Werkstatt einzuziehen, in der nach Herzenslust geschraubt wird? Es wäre das Tüpfelchen auf dem i …

Cuba Libre

Thorsten Dentges: Unterwegs-Autor erobert Kuba auf Kapitalisten-Bike.

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Thorsten Dentges
Thorsten Dentges zeigt sich begeistert über seine Motorradreise auf Kuba.

Manche Länder haben einfach das gewisse Etwas. Für mich gehört Kuba dazu, seit ich im Frühjahr den Karibikstaat besuchen durfte. Kuba ist absolut berauschend, obwohl keine einzige Motorradstrecke auf dieser großen Insel auch nur ansatzweise mit den Alpenknallern hier gleich um die Ecke mithalten kann. Nein, es sind die Menschen, die einer Motorradreise dort die Würze geben. Ich war in dem sozialistisch regierten Land ausgerechnet mit konservativen US-Amis und fetten Harleys unterwegs – doch Klassenfeindschaft? Nein, im Gegenteil: Bei jedem Tankstopp und jeder Rast war das Interesse an uns und den Maschinen riesig und es entwickelten sich anregende Kennenlern- und Diskussionsrunden. Völkerverbindend, herzerwärmend!

Bin wieder dabei

Petra Wiesner: Produktionerin bei der Road Rats Rallye.

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Markus Jahn, Petra Wiesner
Petra Wiesner über das sehr gelungene Road Rats Rallye-Event.

Es sollte eine entspannte Schönwetter-Tour mit meiner neuen MT-07 werden. Ein Stück im Redaktions-Sprinter mitfahren, dann die letzten 200 Kilometer Landstraße entlang der Weser zum Ziel unserer MOTORRAD Road Rats Rallye 2019 nach Hameln fahren. Dann kommt alles anders: Sprinter ist voll, Kollege kann nicht, und es regnet die kompletten 500 Kilometer durch! Aber schließlich: Ankommen und alles wird gut. Die netten Kollegen dort, die lieben Leser und Teilnehmer der Rallye, vor Ort alles mitzubetreuen – das war ein großer Spaß! Ich freue mich schon auf nächstes Jahr. Meine Ideen für skurrile Rallye-Aufgaben 2020 werden täglich mehr …

Mein Highlight hat zwei Takte ...

Uwe Seitz: Rengdengdeng beim Vize-Chef und PS-Capo.

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Yvonne Hertler, Markus Jahn
Uwe Seitz über seine Zweitakt-Begeisterung beim PS TunerGP.

Mein Highlight 2019 erreicht locker den Status „Lebenshighlight auf zwei Rädern“, denn seit Kindesbeinen verfolge ich den Motorrad-Grand-Prix. Nichts hat mich da nachhaltiger beeindruckt, als die 500er-Zweitakter der 1990er-Jahre und wie die Fahrer mit diesen besonderen Maschinen umgehen konnten. Selbst gelang es mir nie, wenigstens ein paar Runden mit so einer Rennmaschine zu fahren – bis zum Sommer 2019. Beim PS TunerGP in Hockenheim durfte ich erst eine Suzuki RG 500 und dann eine Harris-Yamaha 500 fahren. Ein großartiges Erlebnis, das nachdrücklich unterstrich, dass Kevin Schwantz, Mick Doohan, Wayne Rainey und alle anderen wahre Zauberkünstler im Umgang mit dem Gasgriff waren. Denn so eine 500er hat nur ein ganz schmales nutzbares Drehzahlband. Wer daneben liegt, verhungert. Wer es erwischt, reitet dagegen auf einer Kanonenkugel, denn knapp 160 PS bei circa 150 Kilogramm vollgetankt, da bleibt einem einfach der Mund offen stehen. Jeder Schaltvorgang mündet in einem Wheelie – Regelelektronik gibt es nicht. Sagenhaft!

Da geht noch mehr

Klaus Herder: Redakteurs-Comeback mit ganz langer Langstrecke.

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Frank Herzog, mps-Fotostudio
Klaus Herder über sein Redaktions-Comeback und seine 24 Jahre alte Kawasaki GPZ 500 S.

Feierabend! Nach 26 Jahren war Ende 2017 für mich Schluss in Stuttgart. Ich hatte von der ewigen Pendelei zwischen Baden-Württemberg und der Nordseeküste die Nase voll. Es folgten anderthalb Jahre voller gescheiterter beruflicher Neuorientierungsversuche und voller nie gekannter privater Lebensqualität. Tja, und dann erinnerten sich die MOTORRAD-Kollegen an den alten Mann im Norden: „Haste nicht wieder Lust?“ Hatte ich, vor allem, als das Stichwort „Homeoffice“ fiel. Und so ging es nach langer Zeit im Sommer 2019 mal wieder mit dem Motorrad ins Ländle. Aber nicht wie früher per Dauertester über die Autobahnen A 23, A 7 und A 81 und insgesamt 785 Kilometer in möglichst kurzer Zeit. Sondern mit der 24 Jahre alten Kawasaki GPZ 500 S meiner Frau ausschließlich über Landstraßen und in aller Ruhe quer durch Deutschland: Elbfähre, Weserbergland, Harz, Rhön, Fränkischer Wald – und unterm Strich rund 1.000 Kilometer in über 15 Stunden. Hatte ich zuvor noch nie gemacht und konnte nach der ebenso langen, aber auf zwei Tage verteilten Rückfahrt drei Erkenntnisse vermelden. Erstens: Deutschland fernab der Fernstraßen ist wunderschön. Zweitens: Ein 60-PS-Motorrad ohne Elektronik-Gedöns reicht mir eigentlich völlig zum Glücklichsein. Drittens: Die MOTORRAD-Truppe ist immer noch ein supernetter Haufen. Danke, dass ich wieder mitspielen darf!

Besuch bei Peterhansel

Peter Mayer: Sport-Autor trifft Sport-Idol

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Lothar Kutschera
Peter Mayer traf sein Sport-Idol.

„Eingebildet ist nur die zweite Liga“, antwortete einst ein bekannter Modefotograf über den vermeintlich komplizierten Umgang mit den Supermodels. Wer Stéphane Peterhansel trifft, kann das nur bestätigen. Der Rallye-Superstar führt mit 13 Siegen die ewige Bestenliste der Dakar an. Zwei Jahrzehnte ist der letzte Triumph auf dem Motorrad her – doch die Leidenschaft für Motorräder brennt im Franzosen noch lichterloh. Die Garage ist vollgestopft mit Trialern, Enduros und Retro-Scramblern, der Swimmingpool seines Hauses trockengelegt und mit Sand gefüllt, auf dem seine Dakar-Yamahas stehen. Kein Zweifel: Stéphane ist einer von uns.

Alter Sack, frisch verliebt

Rolf Henniges: Der Motorrad-Autor und FUEL-Head kauft sich ein neues Bike.

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Jörg Künstle, Yamaha
Rolf Henniges über seine neueste Erwerbung: Die Yamaha Ténéré 700.

17. Mai 2019, ein Freitag, der alles verändert. Nach knapp 500 km on- wie offroad im Sattel der neuen Yamaha Ténéré steige ich ab und spüre etwas, das mich zum letzten Mal im Februar 1984 um den Verstand gebracht hat: Unbedingt-haben-wollen! Damals drückte ich mir die Nase am Schaufenster platt, hinter dem eine nagelneue TT 600 auf mich wartete. Es wurde mein erstes neues Bike. Die neue 700er wird jetzt, nach 35 Jahren, mein zweites. 72 Motorräder habe ich besessen. 20 lange Jahre war ich auf den Motorradpräsentationen dieser Welt unterwegs, bin in dieser Zeit darüber hinaus bestimmt 500 verschiedene Bikes testgefahren, ohne bedingungslosen Kaufwunsch – und jetzt dies. Die 700er Ténéré hat mich verzaubert, ich habe noch vor Ort eine bestellt. Mein Highlight 2019 fühlt sich genauso an wie die erste große Liebe. Dass so etwas einem alten Sack wie mir überhaupt noch passiert …

Unsere Mütter

Dina Dervisevic: Redakteurin schenkt Benzin statt Blumen.

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Jörg Künstle, Claudia Werel
Dina Dervisevic über einen gelungenen Muttertag auf dem Motorrad.

Unsere Mütter auf dem Motorrad. In MOTORRAD. Das war dieses Jahr mein Highlight. „Aha. So läuft also eine Fotoproduktion ab. Da kommen wir ja gar nicht zum Fahren.“ Ja, so ist das. Und wenn, dann fahren wir für die Fotografin immer und immer wieder dieselbe Kurve. Fünfmal. Achtmal. Ja, vielleicht sogar 15-mal. „Ist das euer Ernst?“ Ja. Iris, Redaktionsmanagerin bei MOTORRAD, Tashi, damals noch Luftfahrt-Redakteurin sowie Flurkollegin, und ich, Redakteurin bei motorradonline.de, wir drei haben motorradfahrende Mütter. Bei einem Feierabendbier kam uns die Idee, eine gemeinsame Ausfahrt zu machen. Dass uns der Redaktionsleiter direkt eine Fotografin mitschickt und das Kommando gab, mit einer guten Geschichte zurückzukommen, brachte uns diese wunderschöne „Müttertagstour“ ein. Und deshalb fragen wir braven Töchter schon jetzt unsere Mütter: Habt ihr am 10. Mai 2020 schon was vor?

Das alte Biest und der Kick des Jahres

Mike Schümann: Ein Reporter über seine Urlaubsliebe.

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Katrin Sdun, Mike Schümann
Mike Schümann über seine Urlaubsenduro Honda XL 600.

Benzinhahn auf, Choke rein, Deko-Hebel, Kickstarter ausgeklappt, uuuuuund: Bapp-bap-bab-bab … juhu! Das alte Biest ist nach einem langen, feuchten Winter mal wieder auf den ersten Tritt angesprungen. Das alte Biest ist meine Urlaubsenduro, seit fast 20 Jahren. Eine abgewrackt aussehende Honda XL 600 R, Modell PD04, Baujahr 1986 (glaube ich). Der Motor läuft, die Bremsen tun auch, und der Rest ist da, wo sie noch fahren darf, nicht so wichtig: auf einer großen griechischen Insel – morgens offroad zum Dorfbäcker und zum Frühstück wieder zurück. Sie war schon alt und abgewrackt, als ich sie damals von einem anderen Deutschen dort gekauft hatte. Der Ausdruck Biest stammt noch vom Verkäufer, und er passt heute mehr denn je. Den Preis hatten wir noch in Mark vereinbart, 500 waren’s, bezahlt dann in Euro. Das muss also 2001 gewesen sein. Kinder, wie die Zeit vergeht … Aber eins ist geblieben: Ich mag einfach Technik, die so solide und simpel ist, dass im Grunde nichts kaputtgehen kann. Und wenn doch, kann sogar ich es reparieren. Also dann, altes Biest, auf noch viele weitere gemeinsame Kicks!

Beinahe lebenslänglich

Uli Baumann: Online-Redakteur macht mit Dauerliebe Schluss.

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Uli Baumann
Uli Baumann lässt seine treue Honda VFR 750 F ziehen.

Fast 24 Jahre und über 200.000 Kilometer gingen meine Honda VFR 750 F und ich gemeinsam und nahezu problemlos durchs Motorradleben. Sie trug mich jahrelang täglich zur Arbeit, aber auch bis in viele Länder Europas. Im Herbst 2019 stand dennoch die Trennung an. Ich hatte eine andere. Seit knapp zwei Jahren gab ich einer Fireblade den Vorzug, die VFR ruhte abgemeldet in der Garage, ohne Hoffnung, wieder Teil meines Motorradalltags zu werden. Im Sommer nahmen wir noch mal rund 1.000 km mit roter Nummer unter die Räder – Abschiedstour. Schweren Herzens wurde die Ex-Dauertestmaschine inseriert, als rüstige Gebrauchte mit 251.000 km auf dem ersten Motor. Auf viele erstaunte und aufmunternde Zuschriften – wer kauft schon so einen alten Bock mit so vielen Kilometern auf der Uhr? – folgten tatsächlich ein Kaufangebot und ein Ortstermin, bei dem die betagte Rote überzeugte. Die VFR ging dahin, die Erinnerungen an eine meiner Besten bleiben.

Meine Europa-Tournee

Thomas Schmieder: MOTORRAD-Autor auf Anti-Brexit-Kurs.

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Thomas Schmieder, Erica Barraza Torres
Thomas Schmieder freut sich über seine Europa-Tournee.

Mein Kumpel Carsten, Mit(st)reiter von kilometerfresser.eu und ich wollten als überzeugte Europäer ein Zeichen setzen gegen den unseligen Brexit, gegen den Zerfall der EU und für offene Grenzen – gerade auch für uns Motorradreisende. Also führte unsere Tour über die EU-Hauptstadt Brüssel mitten nach London, just am 29. März, dem ersten Brexit-Termin. Wir fanden eine tief gespaltene britische Gesellschaft: „Brexiteers“ beschimpften uns wegen Europa-Stickern an unseren Maschinen. Aber wir hatten unvergessliche Begegnungen mit „Remainers“, Leuten, die in der EU bleiben wollen. Das gilt auch für viele Motorradfahrer in London, die dort offiziell Busspuren mitbenutzen dürfen: Claire mit ihrer 500er-Honda, den Schotten Calum auf seiner Ducati, der schon viele EU-Länder bereiste, Mark Wilsmore vom legendären Londoner „Ace Cafe“ und das Betreiber-Paar von The Bike Shed Motorcycle Club. Uns alle eint die Begeisterung fürs Motorrad, nationale Grenzen trennen uns nie!

Auf dem Soziusplatz

Fabian Dresler: Der Volo wird auf einer 125er gerettet.

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Fabian Dresler, Jörg Künstle
Fabian Dresler über die Rettung auf der GSX-R 125.

125er-Vergleichstest am Col de l’Espigoulier. Ich habe mich für den Weg runter in den Ort auf die Suzuki RG 125 von 1995 geschmissen. Was für ein Gerät! Damit hänge ich die anderen auf den aktuellen Achtellitern locker ab! Mit reichlich Vorsprung unten angekommen verteilt die alte Dame aber leider den Inhalt des Vergasers auf dem Parkplatz. Knock-out, die RG muss stehen bleiben. Aber irgendwie muss ich ja wieder auf den Berg. Zum Glück hat der Kollege Correra Mitleid und nimmt mich mit. Auf dem Soziussitz der GSX-R 125 fühle ich mich zwar wie Dirk Nowitzki auf einem Shetlandpony, aber ich muss nicht laufen. Als wir oben ankommen, haben die anderen längst die Helme abgenommen und können sich bei unserem Anblick das Lachen nicht verkneifen. Trotzdem: Danke Mini-Gixxer.

Tanke schön!

Jörg Lohse: Ein MOTORRAD-Vize-Chef füllt wieder auf.

Motorrad-Redaktions-Highlights 2019.
Jörg Lohse
Jörg Lohse und die 1983er-Polizei-BMW.

Es war ein supergeiler MOTORRAD-Event: Die Road Rats Rallye 2019 als XXL-Challenge der etwas anderen Art. Die Anspannung vorher war groß, umso größer die Zufriedenheit, nach diesem extrem benzingeschwängertem Event im Weserbergland auf unserer kultigen „Bullen-BMW“ (1983er-K 75 RT, 120.000 km) wieder nach Hause zu kurven. An einer Tanke im Nirwana Niedersachsens hängt aber plötzlich das komplette Tankdeckelschloss am Schlüssel und das Spritfass bleibt verriegelt wie Fort Knox! Na super. Neben mir blubbert die Yamaha TR1 von Uwe, auch er auf dem Heimweg vom Event, auch er noch 600 km vor sich: „Meister, kann ich helfen?“ Na logo, gemeinsam geht’s besser! Uwes Bike ist ein echtes Ratbike, aber der Tankdeckel der BMW ist fieser als jedes Rattenloch. Über eine halbe Stunde prokeln wir rum, bis endlich der Schnapper nachgibt und der Tankdeckel aufspringt. „So kannst du aber nicht weidafaahn. Ich bau dir noch ’ne saubere Verschlusslösung dran, damit das nu auch schön dicht bleibt, Meister“, brummelt der Ratbike-Profi und zaubert ein Baumarktregal an Kabelbindern und Gurten aus seinem Fundus. Das funktioniert so gut, dass ich bis heute keinen Anlass sehe, dieses erstklassige Road-Rat-Tuning jemals wieder zurückzubauen! Danke Uwe, mein Street-Hero 2019!

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